Satan

1. Der Satan fährt zuletzt in Säue.


2. Der Satan fördert, das er hindern will.Henisch, 1178, 6; Petri, II, 105.


3. Der Satan ist ein Meister aller Künste.

Schwed.: Satan är en mästare uti tusende konster. (Törning, 132.)


[1866] 4. Der Satan ist ein Meister im Plaudern, wenn er nicht wohl antworten kann.


5. Der Satan ist Wirth in der Welt, den findt man immer daheim.Henisch, 634, 43; Petri, II, 185.


6. Der Satan kan sich zum engel des liechts verstellen.Henisch, 895, 68.


7. Der Suten hol dem Kater. (Jüd.-deutsch. Warschau.)

Scherzhaftes Wortspiel mit Mekatrey (= Ankläger) und Katarrh.


8. Ein Satan aus und sieben ein, so soll's der Hölle Weise sein.


9. Es hat nicht jeder Satan Hörner.


10. Es ist leichter, wider den Satan streiten als wider ein schön Weib.Eiselein, 551; Simrock, 11294; Braun, I, 4948.


11. Es wird niemand auf einmal ein Satan.

Lat.: Nemo repente fuit turpissimus. (Juvenal.) (Binder II, 2054.)


12. Je freundlicher Satan bittet, desto ernster muss man ihm abschlagen.


13. Satanas weiche, ich habe Wein und Oblaten geholt, sagte der Küster von Hohen-Grabow.

Erklärt sich aus einer Volkssage im Lüneburgischen. Der Küster von Hohen-Grabow war Sonnabends in die nächste Stadt gegangen, um für die Abendmahlsfeier des folgenden Tags Wein und Oblaten zu holen. Er hatte sich bei der Weinprobe etwas aufgehalten, und seine Anschauungen waren gehobene. Der Heimweg führte über einen Steg, der nicht umgangen werden konnte. Es war schon spät, als er sich demselben näherte, und sein Schrecken war nicht gering, als er bei dem zweifelhaften Sternschimmer am jenseitigen Gehölz eine Gestalt auf- und niederschwanken sah, welche der nüchterne Blick für ein Pferd erkannt haben würde, die aber seiner gehobenen Stimmung als der Teufel erschien, der seiner frommen Seele auflauere. Wegen der morgenden Abendmahlsfeier musste er zurück, das Wasser war zum Durchwaten zu tief, einen andern Uebergang gab es nicht. Das Gespenst wich nicht. Seine Lage war schrecklich; da ermannte er sich zu dem obigen Ausruf und überschritt die Brücke unter steter Wiederholung der Worte: »Alle guten Geister loben Gott«; und das Gespenst entwich vor ihm in der Gestalt eines Pferdes. (Vgl. Fr. Schultheis, Volkssagen, in Hackländer's Hausblättern, Stuttgart 1865, Hft. 6, S. 451.)


14. Wenn der Satan arme Sünder braten will, so muss ein altes Weib Holz und Späne tragen.

Holl.: Als de satan het op kwellen toelegt, dan moet Sibylle hem de pekpan vullen. (Harrebomée, II, 236a.)


15. Wenn man den Satan ruft, kommt er.


16. Wer an den Satan glaubet nicht, ist noch ein eheloser Wicht.

»Mein Herr Baron that unsern Satan leugnen, vermählte sich und hat nun seinen eignen.« (Witzfunken, VIIb, 176.)

17. Wer den Satan will im Garten (Schlange im Paradiese) schauen, der kleid' in Himmelblau die Frauen.

Sagt man in Venedig. Nächst Grün (s.d.) wird Blau für die Farbe in Italien gehalten, welche die Schönheit der Frauen besonders erhöht.


18. Wo Satan nicht selbst hinkann, schickt er seine Apostel (Diener).


*19. Da hat der Satan sein Spiel.


*20. Du Satan!

Wie der Name des Teufels mit seinen verhüllenden Bezeichnungen, so wird auch der Name Satan zu Schelt- und andern Redeformen angewandt. In der Verkehrssprache, welche Cholevius aus I.T. Hermes' Roman: Sophiens Reise von Memel nach Sachsen ausgezogen und im Osterprogramm des kneiphöfischen Stadtgymnasiums (1873) veröffentlicht hat, finden sich auch Redeformeln mit Satan unter steten Verweisungen auf das Werk, dem sie entlehnt sind. (Vgl. Quellenverzeichniss.) Es heisst dort: »Satan ist der Verführer, das böse Princip; daher die Redensart: Sich den Satan blenden lassen (1, 474; 4, 53). Ich suchte den Satan (der Spielwuth 3, 57). Ein Satan von Pferd (5, 144). Der Satan hat sein Spiel gehabt (6, 120). Eine Seele in Satans Rachen liefern (6, 239). Böse Handlungen werden wol satanisch (3, 606; 5, 489 u. 517; 6, 267 u. 360) genannt; aber niemand sagt: Hol dich der Satan!« (Vgl. das genannte Programm, S. 10.)


*21. Mer maant, der Soten hätt' sein Spiel. Tendlau, 611.

Wenn etwas nicht gelingen will, etwas Verlorenes, Verlegtes nicht wiedergefunden werden kann, so meint man, der Satan treibe sein Spiel. The dews (deuce) must be in the dice.


[1867] *22. Satan auf dem Weltmarkt.

Der vermummte Satan hatte auf dem Weltmarkte die sieben Todsünden feil, aber niemand mochte sie kaufen, denn sie lagen auf glühenden Kohlen, als angehende Höllenbrände. Dies sah ein altes Weib, und rieth dem Satan, seine Feilschaft ebenfalls zu vermummen, wie sich, dann würde er sie leicht verkaufen. Sie half ihm den Stolz mit dem Reputationsschmuck verkappen, den Geiz mit der Sparsamkeit, den Zorn mit Amtsgebühr verstellen, die Unzucht mit Freundlichkeit bemänteln, den Neid auszieren mit der Ehrbegier, den Frass und das Saufen mit der Fröhlichkeit beschönen und die Unversöhnlichkeit ausrüsten mit zuverlässiger Gegenwehr. Sogleich fanden sich Käufer, welche gegen Darwägung ihrer Seelen diese vermummten Laster zu ihrem Verderben erhandelten. Daher auch das Sprichwort: Wo der Teufel (s.d.) nicht hin will u.s.w. (Gräter's Iduna und Hermode.)


*23. Sich den Satan blenden lassen.


*24. Wenn Satan wird in den Himmel kommen.

Wird das geschehen, d.h. nie. (S. Nimmerstag.)


[Zusätze und Ergänzungen]

25. Der Satan tritt den Zaun, da er am niedrigsten ist.Theatr. Diabolorum, 104a.


*26. Apage Satanas.

Oder wie ihr gern saget, pfui des Teufels. (Bohemia, Prag 1875, Nr. 68, Beil.)


*27. Hebe dich weg von mir, Satan.Matth. 4, 10; Luk. 4, 8.

Diese Worte Jesu brauchen wir, wenn wir im Unwillen die Entfernung einer widerwärtigen Person verlangen. (Vgl. Büchmann, X, 244.)


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 3. Leipzig 1873.
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