1. Allen gefallen bedarf Kunst. – Hertz, 73.
Inschrift auf einer Schminkdose.
2. Allen gefallen ist nicht möglich; keinem gefallen ist Tyrannisch vnd Teuffelisch. – Henisch, 1415, 40.
Allen, sagten die alten Griechen, kann Jupiter selbst nicht gefallen. Während der eine will Regen, verlangt der andere Sonnenschein.
Lat.: Multum deliro, si cuique placere requiro. (Henisch, 1415.) – Ne Jupiter quidem omnibus placet. (Erasm., 80; Philippi, II, 14.) – Nemo invenitur, qui satisfaciat omnibus. – Nemo placet omnibus unquam. – Nemo unus ex sententia omnium fecerit.
3. Däm Êne gefällt de Môder on däm Andre de Doeter. (Düren.) – Firmenich, I, 484, 104.
4. Der jhm selber gefelt, missacht anderen. – Henisch, 1415, 56.
Lat.: Multi te oderint si te ipsum amas. – Temneris multis, si tui amator eris. (Henisch, 1415, 56.)
5. Der kann andern nicht gefallen, der sich selber misfällt. – Winckler, XIII, 60, 57.
6. Der muss sich etwas gefallen lassen, der etwas haben will.
7. Ein jedem gefällt sein weiss wol, drumb ist das Land der Narren voll. – Henisch, 1415, 63; Lehmann, 316, 34 u. 511, 7; Gruter, I, 24; Joc., II, 2; Heuseler, 398; Sailer, 177.
Dän.: Hver befalder sin viis best, thi er narren hvermands giæst. (Prov. dan., 59.)
8. Ein jeder gefelt ihm selbst wol. – Petri, II, 200.
9. Einem jeden gefelt eines andern stand vnd wesen besser den sein eigen. – Petri, II, 716.
10. Einem jeden gefelt sein handel wol. – Petri, II, 176.
11. Einem jeden gefelt seine Weise wol. – Latendorf II, 9; Petri, II, 176; Kirchhofer, 240.
Die Polen: Jedem ist das Seine das Schönste. Die Czechen: Mein Kram ist der schönste. Die Neugriechen: Jedem scheint schön, was ihm gefällt. (Reinsberg III, 106.)
Mhd.: Sît iederman gevellet sîne wîse wol dâvon ist vol, spricht man, daz land der toren. (Colm.) (Zingerle, 47.)
Frz.: A chacun plaist le sort de sa nature. (Leroux, II, 163.)
12. Einem jegklichen gefelt das sein wol. – Henisch, 1415, 14.
Lat.: Suum cuique pulchrum est. (Cicero.) (Binder II, 3265; Faselius, 248; Philippi, II, 208; Seybold, 529; Wiegand, 331.) – Te tua, me mea delectant. (Binder I, 1745; II, 3293; Seybold, 604.)
13. Es gefällt 'n iedem se Kappe. (Meiningen.) – Frommann, II, 410, 104.
14. Es gefelt eim ieden sein weiss. – Franck, I, 121a.
Die Osmanen haben dasselbe Sprichwort. (Vgl. Schlechta, 443.)
[1413] Lat.: Quisque sibi placet et sapiens sibi quisque videtur. (Paling, 8, 955; Altdorf, 2; Binder I, 1491; II, 2844; Fischer, 193, 69; Philippi, II, 138; Seybold, 498.)
15. Es thut niemand nichts zu gefallen, als um sein selbst willen. – Opel, 379.
16. Gefallen macht den Kauf.
17. Gefelt vilen dein leben, so kan es dir selbs nit gefallen. – Franck, I, 73b.
18. Jeglicher sich selbst gefällt, drum gibt's so viel Narren in der Welt.
Mhd.: Ain gegklîchs gevelt im selber wol, des ist die welt der toren vol. (Wolkenstein.) (Zingerle, 47.)
19. Mir gefelt das dein vnd dir das mein. – Franck, I, 62b.
20. Niemand gefällt allen.
Dän.: Een behager ei alde, eller alde een. (Prov. dan., 21.)
Frz.: On ne peut à tous complaire. (Leroux, II, 274.)
Lat.: Omnibus in mundo cum possit nemo placere, ut multis placeas, cura sit una tibi. (Gaal, 517.)
21. So dir keiner gefällt, muss man dir einen malen. – Geiler.
22. Um einem zu gefallen, muss man es nicht mit zehn verderben.
Dän.: Man skal een til befald elske toen hundred. (Prov. dan., 59.)
23. Was allen gefällt, man schwer behält. – Simrock, 144.
24. Was dir gefelt, gefelt mir auch. – Henisch, 1416, 16.
Lat.: Si tibi amicum, nec mihi inimicum. (Henisch, 1416, 17.)
25. Was einem gefällt, misfällt dem andern.
Frz.: Ce qui plaît aux uns déplaît aux autres. (Kritzinger, 220.)
26. Was gefällt, ist leicht verkauft.
Holl.: Een ding, dat de lieden aanstaat, is half verkocht. (Harrebomée, I, 135.)
Frz.: Ce qui plaist est à demy vendu. – Ce qui plaist marché faict. (Leroux, II, 91 u. 191.)
27. Was gefällt, ist schön.
Wenigstens für den, dem es gefällt. In ähnlicher Weise sagte die Mutter zu Antonius Caracalla: »Wenn's beliebt wird, ist's erlaubt.«
Frz.: Ce qui me haite (plaît) m'est bon. (Leroux, II, 190.)
Lat.: Si libet, licet. (Bovill, II, 92.)
28. Was gefällt, leicht zerfällt; das, dem man gram ist, länger hält.
29. Was jedem gefällt, ist schwer zu hüten.
It.: Difficilmente si può custodire una cosa che da molti vien bramata. (Gaal, 952.)
Ung.: A kit minden szeret, nehéz megőrizni. (Gaal, 952.)
30. Was iedermann gefelt, darnach man stelt. – Henisch, 1416, 18; Gruter, I, 76; Petri, II, 600.
Lat.: Custoditur periculo, quod placet multis. (Binder I, 281; II, 683; Seybold, 111 u. 124.)
31. Welche einem einmal gefallen hat zur ehr, die soll jhm sein lebenlang nicht missfallen. – Henisch, 1415, 18.
32. Wem ich gefalle, dem bin ich schön genug.
33. Wem ich nicht gefall' im Schmuz, den brauch' ich nicht im Putz. (Provinz Posen.)
34. Wem so gefällt Manier als Werk, das ist der Aff' von Heidelberg.
Dieser Spruch wurde veranlasst durch die Inschrift, welche unter dem steinernen Affen auf der Brücke zu Heidelberg stand: »Was thust du mich angaffen? Hast nie gesehn alt' Affen? Zu Heidelberg schau hin und her, du findest meinesgleichen mehr.« (Reinsberg V, 84.)
35. Wem's nit gefallt, der spei es aus, sagte der Mönch, als er in einer Viertelstunde mit dem Brevier fertig war. – Klosterspiegel, 70, 7.
36. Wenn es dir nicht gefällt, so steck' ein Stecklein dazu. (Schweiz.)
37. Wer allen gefallen will, muss früh aufstehen.
Die Alten sagten in solchem Falle: Er muss ein thasischer Wein werden, den man beinahe allgemein für den besten hielt. (Erasm., 553.) Er war lieblich und süss wie Most, und dies gab zu dem Sprichwort Veranlassung.
Dän.: Den skal staae tidlig op, der vil giøre alle tilpas. (Bohn I, 355.) – Han skal være god der kan være alle til maade. (Prov. dan., 249.)
Engl.: He had need rise betimes, that would please every body. (Gaal, 676.) – He that would please all, and himself too, undertakes what he cannot do. (Bohn II, 25.)
Frz.: Qui vaut plaire à tout le monde, doit se lever de bonne heure. (Bohn I, 54.)
It.: Bisogna, che si levi di buon hora, chi vuol piacer a tutti. (Pazzaglia, 285, 2.)
Lat.: Non fuit hic natus, nullo nascetur et aevo, omnibus ex aequo qui placuisse sciat. (Gaal, 676.)
[1414] 38. Wer einem zu gefallen einem andern misfällt, verliert so viel als er gewinnt.
39. Wer gefallen will, muss die Dinge nur halb sagen und das übrige vom Hörer erwarten.
40. Wer gefallen will, muss sein, wie andere wünschen.
Poln.: Ugozdat znaczit byt' mnjenyj drugich. (Wurzbach I, 312.)
41. Wer ihm selbst gefällt, gefällt einem Narren. – Eiselein, 215.
Mhd.: Swer in selbem wol gevallet, der treit gouches houbet. (Spervogel.) – Wir gevallen alle uns selben wol, des ist daz lant der affen vol. (Boner.) (Zingerle, 47.)
42. Wer jedem will gefallen, der verdirbt es mit allen.
43. Wer kann's machen, dass es jedermann gefalle! – Lehmann, II, 842, 280.
Aber: »Kannst du nicht allen gefallen durch deine That und dein Kunstwerk, mach' es wenigen recht; vielen gefallen ist schlimm.« (Schiller.)
Lat.: Multum deliro si cuique placere requiro. (Seybold, 321.) – Non quam multis placeas, sed quibus stude. (Seybold, 377.)
44. Wer sich alles gefallen lässt, muss Schock über Schock geben.
Lat.: Ab omnibus violatur, qui omnibus cedit.
45. Wer sich selber nicht gefällt, kann unmöglich andern gefallen.
46. Wer sich selbst gefällt zu sehr, misfällt andern desto mehr.
Dän.: Hvo som behager sig selv, mishager andre. (Prov. dan., 62.)
It.: A nessun piace colui, che troppo a se stesso piace. (Pazzaglia, 285, 1.)
Lat.: Multi te oderint, si te ipsum amas. (Seybold, 319.) – Temneris multis, si tui amator eris. (Philippi, II, 213; Seybold, 597.)
*47. Du gefällst mir!
Ironisch.
*48. Er gefällt allen, wie die Bildsäulen des Phidias. (Altgr.)
Diese erhielten nämlich beim ersten Anblick schon den ungetheilten Beifall aller.
*49. Er gefällt sich selber am besten.
Lat.: Magis sibi placet, quam Peleus in machaera. (Erasmus, 89.)
*50. Er lässt sich alles (vieles) gefallen.
*51. Es gefällt ihm, wie dem Fuchse der Taubenschlag.
*52. Es gefällt ihm, wie den Eulen das Tageslicht und den Dieben die Laterne. – Simrock, 2227.
*53. Es gefällt ihm wie der Rauch den Augen. – Winckler, XII, 86.
*54. Es gefiel mir nicht. – Agricola I, 453.
*55. Es muss yhm da wol gefallen vnd wolgehen, er bleibt yhe lang aussen. – Agricola I, 452.
*56. Ich lasse mir das nicht gefallen.
Lat.: Nigro lapillo aliquid notare. (Seybold, 346.)
*57. Na, wie gefallt's dir im Speckkamerl? (Wien.)
D.i. im Schuldarrest. Der wiener Volkswitz in Bezug auf das Steinbild Hans Buchbaum's, das sich an der Rampenseite der Kanzeltreppe in der St.-Stephanskirche zu Wien befindet. (Vgl. den Artikel Städtewahrzeichen in der Illustrirten Zeitung, Nr. 741, vom 13. Sept. 1857.)
*58. Wie es euch gefällt. – Eiselein, 215.
Engl.: As you like.
58. Alen wäl ich nit gefalen. – Schuster, 1105.
59. Dem einen gefällt der Pastor, dem andern die Pastorin.
60. Es gefällt manches dem Auge und es ist nicht ohne Gift.
61. Es ligt nit dran wie vilen, sondern wie guten oder welchen du gefellest. – Franck, I, 72.
62. Was eim gefalt, das liebt ihm. – Nas, 303b.
63. Wat enem nit gefält, dat glift em nit gärn. – Schuster, 744.
64. Wer allen gefallen will, der misfällt Gott.
65. Wer allen will gefallen, wird den Weisen misfallen.
Lat.: Vulgo placere est sapientibus displicere. (Philippi, II, 262.)
66. Wer jederman gefallen wil, der setzt jhm für ein nerrisch zil, dan Christo selbs mochts nicht gelingen, der doch ein Herr ist aller dingen.
Lat.: Multum deliro, si cuique placere requiro: Cuncia qui potuit, hoc sine dote fuit. (Loci comm., 80.)
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