1. Alle Tage Kapaun und nie was Frisches, klagte die Kammerjungfer.
Holl.: Altijd kapoenen, nimmermeer wat versch. (Harrebomée, I, 382a.)
2. Die Kapaunen geben keinen Hahnen nimmermehr; darum muss man ihnen das Krähen mit dem Bratspiess vertreiben. – Eiselein, 361; Klosterspiegel, 26, 20; Simrock, 5419.
Tiletan, Jak. Hoogstraten und andere wandten das Wort gegen die Ketzer an, wenn man sagen wollte, es sei am besten, sie zu verbrennen.
3. Ein Kapaun in die Kuch schützt vor des Richters Bruch (Strafe).
Frz.: Un brochet fait plus qu'une lettre de recommandation. (Bohn I, 61.)
4. Ein Kappen acht Monat alt, ich für ein Kaisersessen halt', wiewol ein Kochersberger Bauer auch mit äss'.
Die letztern müssen sich aber oft mit einer Brotrinde begnügen, welche in Brühe getaucht ist, die man in Frankreich einen Kapaun der Normandie nennt: Un chapon de Normandie. (Leroux, I, 241.) Die Franzosen sind derselben Ansicht: Chappon de huict mois manger de rois. (Leroux, I, 98; Kritzinger, 204a.) Und die Spanier sagen: Wenn der Bauer wüsste, wie schmackhaft und saftig ein Huhn im Januar ist, er liesse nicht eins auf dem Hühnerhofe. Dann loben sie ein Zicklein von einem Monat und ein Lamm von drei.
Port.: Capão de oito mezes, pera a meza, de reis. (Bohn I, 272.)
Span.: Capon de ocho meses para mesa de rey. (Bohn I, 208.)
5. Ein Kopen berupfft man oben vff dem kopf. – H. Sachs; Eiselein, 361.
6. En aolen Kapûn is guest bi de Küken (Küchlein). (Münster.) – Firmenich, I, 298, 56; Frommann, VI, 426, 60; hochdeutsch bei Simrock, 5420; Körte, 3277.
7. Es ist nicht noth die Kapaunen zu verschneiden. – Eiselein, 105.
Lat.: Gallos quid exsecas?
8. Kapaunen und Hennen sind selten intim.
Frz.: Jamais chapon n'aima geline. (Bohn I, 27.)
9. Kapaunen und Kuhfleisch lassen sich nicht in Einem Topfe gleich sieden. – Parömiakon, 265.
10. Kapaunen von acht Monaten sind ein königlich Essen.
Ehe Indien uns sein Federvieh zugeschickt hatte, war der Kapaun bei einer Mahlzeit die beste Schüssel. Aus der Achtung, welche man für dies Gericht hatte, ist das vorstehende Sprichwort erwachsen.
Frz.: Chapon de huit mois, dîner de roi. (Cahier, 297.)
11. Kapaunen werden nicht fett, wenn man sie mit Versprechungen füttert.
12. Wer Kapaunen isst, dem kommen Kapaunen. – Reinsberg III, 133.
Nach dem Wörterbuch der französischen Akademie wird dies aus Frankreich überkommene Sprichwort in zwei Bedeutungen genommen; in der einen, um zu sagen, dass Güter eher dem zutheil werden, welcher davon Gebrauch macht, als dem, der sie blos aufspeichert; in der andern, um auszudrücken, dass Güter besonders dem zutheil werden, welcher deren schon besitzt. Wer hat, dem wird gegeben. Das Geld geht dahin, wo es dessen schon vorfindet, je grösser der Haufen, desto mehr vermehrt er sich. »Der erste Pfennig«, sagt J.J. Rousseau, »ist schwerer zu gewinnen, als die letzte Million.«
Frz.: Qui bons lapins mengue bons lapins le suyvent. – Qui chapon mange, chapon lui vient. (Leroux, I, 114; II, 293; Lendroy, 317.)
Holl.: Men zendt hun kapoenen, die kapoenen eten. (Harrebomée, I, 382a.)
13. Wer Kapaunen nicht veracht', dem werden auch Rebhühner gebracht.
Frz.: Qui mange chappon, chapon (perdrix) lui vient. (Lendroy, 317; Leroux, I, 98.)
14. Wer keinen Kapaun hat, dem schmeckt auch wol Rindfleisch. – Reinsberg IV, 90.
Engl.: If thou hast not a capon, feed on an onion. (Bohn, II, 3.)
15. Wer mir einen Kapaun schenkt, dem geb' ich gern einen Flügel zum Abklauben.
Engl.: Who gives thee a capon, give him the leg and the wing. (Bohn II, 9.)
Span.: Al que dá el capon, dale la pierna y el alon. (Bohn I, 197.)
[1134] *16. Einem einen (zähen) Kapaun vorsetzen.
In Polen herrschte die Sitte, Brautwerbern einen Kapaun vorzusetzen, den sie an der Luft zerlegen mussten. Von der Geschicklichkeit, mit der die Aufgabe gelöst wurde, war die bejahende oder verneinende Aufnahme seiner Bewerbung abhängig. Man pflegte daher wol einem von der Braut und den Aeltern gern gesehenen Bewerber einen bereits geschnittenen und nur künstlich zusammengebundenen Kapaun vorzusetzen, während ein anderer, dem man ein stumpfes Messer und statt des mürben Kapauns einen zähen, alten Hahn vorgesetzt hatte, sich lange und erfolglos abmarterte. (Wurzbach I, 170.)
*17. Einen Kapauner kriegen.
Den bekommt in Oberösterreich ein junger Bursche, der nächtlich »fensterln« oder »gasseln« geht und, wenn er vor dem Fenster seines Mädchens erscheint, abgewiesen wird. (Baumgarten.)
*18. Er hat den Kapaun gut zerlegt. (Poln.)
Er hat so geschickt gehandelt (operirt), dass er seinen Zweck erreicht. (S. 16.)
*19. Kapaunen im Winter und Hühnchen im Sommer.
It.: Cappone l' inverno, e pollastrotti l' estate. (Giani, 297.)
*20. Vom Kapaunen die Flügel und vom Hammel das Rückenstück.
It.: Ala di capponi, schiena di castroni. (Giani, 298.)
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