1. Das kitzelt als wenn der Junker 'n Bauer frisst, sagte der Laubfrosch, da er eine (Brumm-) Fliege verschluckte.
2. Das kitzelt in der Nase und macht niesen; und dann heisst's: Gott segn' es.
3. Eck kann dat Ketteln an'n Halse nich verdrâgen, sä de Deif, da se êne hängen wollen. (Hildesheim.) – Hoefer, 368a.
4. Es kitzelt wol, aber der Spass dauert mir zu lange, sagte der Kerl zum Henker, als er am Galgen baumelte.
Engl.: I may feel the point, but don't see the joke, as the sheep said to the butcher's knife. (Hagen, VI, 103, 8.)
5. Ik kann dat Kitteln net utstân, sä de Feling, as he hangen werden sull. – Kern, 28.
6. Kitzlen thut den Mägdlein wol. – Gruter, III, 59; Lehmann, II, 322, 71.
Der Kitzel, wie ein Ausfluss überschüssiger Naturkraft, galt unsern Vorfahren als die Quelle alles Ueber [1358] mässigen im Thun und Trachten eines Menschen. Aus diesem Kitzel floss Uebermuth, Selbstüberhebung, Thorheit, allerlei unbegreifliches Thun, geschlechtliche Lust und Neigung u.s.w. (Vgl. Grimm, V, 872.)
7. Man bekommt auch das Kitzeln satt, sagte der Frosch, als eine Egge über ihn ging.
Holl.: Hier is voor zoo vele heeren te nijgen, zei de kikvorsch, en de egge sleepte hem over het ligchaam. (Harrebomée, I, 175.)
8. Man muss nicht kitzeln, wo die Leute schwach sind.
9. Man muss sich kitzeln, um darüber zu lachen. – Mayer, II, 212.
10. Wer sich selbs kitzelt, der lacht, wann er will. – Franck, II, 170a; Egenolff, 227b; Gruter, I, 83; Petri, II, 763; Murner, Schelm., 39; Schottel, 1115b; Eiselein, 379; Simrock, 5700; Körte, 3413; Braun, I, 1812; für Waldeck: Curtze, 356, 524.
Dän.: Hvo sig selv killer, kand lee naar han vil. (Prov. dan., 341; Bohn I, 379.)
Holl.: Die hem selven ketelen can, lacht als hi wil. (Tunn., 9, 13; Bohn I, 309.)
Lat.: Dum me titillo, rideo quando volo. (Fallersleben, 223; Loci comm., 178.) – Est amor et cunctis rerum tutela suarum. (Philippi, I, 135.) – Paenam arrogantiae effugit nemo suae. (Sutor, 931.)
11. Zum Kitzeln der Ohren gehört ein anderer Griff.
*12. Es kitzelt in die Nase wie freiberger Bier. – Berckenmeyer, 303; Deutsche Romanzeitung, III, 43, 551; Sachsengrün, 1861, Nr. 12, S. 132.
Ein Zeugniss für die Stärke und angenehme Wirkung des Biers, das in der sächsischen Stadt Freiberg gebraut wurde und das schon zu Luther's Zeit in grossem Rufe stand, wie die Stadt selbst ihrer gesunden Lage wegen (s. ⇒ Leipzig) berühmt war und auch wegen eines schönen Mädchens (s. ⇒ Marie) sprichwörtlich im Volksmunde lebt.
*13. Sich kitzeln, um lachen zu können.
Von denen, die ohne begreifliche Ursache lachen.
*14. Sich selber kitzeln. – Murner, Schelm., 39.
Die sich ihrer Schelmstücke, Jugendsünden rühmen, mit ihrem frühern liederlichen Leben prahlen. »Ich hab erbult alles, das ich hab, wiewol ich jetz gang an eim stab. Hör, wie kitzelt sich der schalck vnd gerbet mir ein Yltis balg.« (Kloster, I, 876.)
15. Man kann einen ebenso gut zu Tode kitzeln wie zu Tode martern.
*16. Dat kettelt em. – Wochenblatt f. Schlesw.- Holst., 37.
Es schmeichelt ihm.