1. Besser nackt und bloss als mit Schande gross.
Die Russen: Wandle lieber mit nackter Haut als mit nackter Seele. – Besser nackt als in gestohlener Seide. (Altmann V, 81; VI, 404.)
[853] 2. Der ist nackt genug, der keine Kleider hat.
Dän.: Det er saa godt at ligge nøgen som intet at have paa sig. (Bohn I, 361.)
3. Die selbst nackt gehen, nähen am emsigsten Gürtel für andere.
4. Nackt bin ich geboren, nackt bin ich jetzt; ich habe nichts gewonnen und nichts zugesetzt.
Span.: Desnudo nací, desnudo me hallo, ni pierdo ni gano. (Don Quixote.)
5. Nackt kommen wir, nackt gehen wir wieder.
Lat.: Nudi nascuntur, nudos quos terra receptat. (Binder II, 3272.)
6. Welche nacket zum Manne kompt, die bleibt wol nacket. – Petri, II, 620.
7. Wer nacket ist, kan leicht weit schwimmen. – Petri, II, 738.
8. Wer nackt absegelt, der kommt auch nackt an.
Wer hier keine Saat des Guten ausgestreut hat, der wird dort keine Ernte finden.
9. Wer nackt ist, soll nicht lachen über den, der ein Loch im Aermel hat.
Die Russen: Der Nackte lacht den Zerlumpten aus. (Altmann VI, 506.)
10. Wo alle nackt gehen, da lacht man über das Hemde.
Die Russen: Wo alle nackt gehen, da gelten die Brüste der Frauen für Auswüchse. (Altmann VI, 493.)
*11. Einen nackent und bloss zum Haus hinausstossen. – Luther's Tischr., 209b.
*12. Er ist halb nackt und trägt Manschetten.
In Aegypten sagt man von einem Lump, der den Wohlhabenden spielt: Er ist halb nackt und hat eine Wage im Aermel. (Burckhardt, 432.) Die Redensart ist von den reichen Kaufleuten in Kairo entlehnt, welche häufig eine kleine Wage in ihren breiten Aermeln tragen, um die Goldstücke zu wägen, welche sie einnehmen. Eine andere Redensart lautet: Er ist nackt am Hintern und hat doch Parfümerien daran. (Burckhardt, 413.) Zu arm, um sich Kleider anzuschaffen, ist er doch so eitel, seinen Hintern zu bedüften (parfümiren), während selbst reiche Leute diese Ehre nur ihrem Barte erweisen.
*13. Er ist nackt wie ein Steinpeizker.
*14. Er ist nackter als eine geschälte Bohne.
In demselben Sinne sagt man: Er ist nackter als eine gehäutete Schlange, als ein Zaunpfahl, als eine Mörserkeule. Von sehr Armen und Elenden.
*15. Er ist so nackt wie er vom Mutterleib gekommen ist.
In Warschau jüdisch-deutsch: Nackt, wie die Mame (Mutter) hot ihm gehot (gehabt, geboren). Blutarm. Zur Bezeichnung der verschiedenen Grade der Nacktheit oder zur malerischen Steigerung des Ausdrucks hat man verschiedene sprichwörtlich gewordene Redeformen, als: splitternackt, splitterfadennackt, hautnackig, du Nacktarsch, Fidlesblecker. In Schlesien sagt man: Stoabefingernackt. (Gomolcke, 1022.)
Holl.: Hij is zoo naakt als hij van zijn moeders ligchaam gekomen is. (Harrebomée, II, 112b.)
Lat.: Nudus, ut e bulga matris. (Apostol., VI; Binder II, 2276.)
*16. Hä ess esu nack wie 'ne Wurm.
Um Armuth, Mangel, Noth u.s.w. in ihren verschiedenen Formen, Graden u.s.w. zu schildern, sind mir ausser dem vorstehenden noch folgende sprichwörtliche Redensarten aus Bedburg zugegangen: Dä wât ( wartet) mem Mong (s. ⇒ Mund) drop. Dä süht us, wie de Nuth Goddes. Dä ess esu ärm wie en Kirchenmus. Dä stipp der Monk m'em Hölzchen op. Et duet net lang, dat ärm Löck gott hant. Dä wât met de Zângen drob. Hä ess esu rên wie en Og.
*17. He is so nâkt as en Lûs. (Holst.) – Schütze, III, 128.
Er ist ganz vermögenslos.
Holl.: Hij is zoo kaal als eene luis. (Harrebomée, II, 41.)
*18. Nackt und blos wie eine Mörserkeule. – Körte, 4305a; Braun, I, 2730.
*19. So nackt wie e Pasternack1. – Frischbier2, 2710.
1) Pastinak (Pastinaca).
*20. Wenn er nackt käme, so würde er sich im Busen etwas mit zu Hause nehmen.
21. Je naketer (ärmer), je lustiger. (Oberharz.)
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