1. Bekümmere dich um keinen Nackten, er bekommt schon Federn. (Oberpfalz.)
2. Der Nackte ist übel zu berauben. – Simrock, 7287; Schottel, 1131b.
Bei Tunnicius (119): De nakede is quât to beroven. (Vestimenta potest a nudo tollere nemo.)
3. Ein Nackter ist schwer zu berupfen. – Körte, 4429.
[854] 4. Einem Nackten nehmen zehn Räuber nichts.
Die Römer sagten: Der Arme kann ruhig auf der durch Räuber besetzten Strasse wandeln; und Juvenal bemerkt: Wer nichts im Beutel hat, kann dem Diebe unter die Nase pfeifen. Bei Tunnicius (242): Dusent en nemen nicht einem nakeden. (Mille nihil soli possunt subducere nudo.) Die Russen: Einen Nackten zieht Gott nicht aus. (Altmann VI, 400.)
Frz.: Home nu ne puet nus home despoillier. (Leroux, I, 164.)
Lat.: Cantabit vacuus coram latrone viator. (Juvenal.) (Froberg, 70; Philippi, I, 71.) – Pauperi pax est in obsessa via. (Faselius, 195.)
5. Einen Nackten friert nicht mehr, als wenn er Pelze sieht.
Die Russen: Den Nackten friert dann am meisten, wenn er die Nachbarn in Pelzen sieht. Dennoch heisst es: Die Reichen rühmen gern die Zahl ihrer Pelze vor denen, die nackt gehen. Ein anderes Sprichwort tadelt dies aber, indem es sagt: Einem Nackten soll man die Wärme seines Pelzes nicht rühmen. (Altmann VI, 461 u. 463.)
6. Einen Nackten kann man nicht ausziehen. – Simrock, 7288; Körte, 4403; Braun, I, 2885.
Dän.: Ti røvere kunne ei drage en nøgen af klæderne. (Prov. dan., 48.)
Engl.: The beggar may sing before the thief. (Masson, 264.)
Frz.: On ne peut dépouiller un homme nu.
Holl.: Den naecten is quaet te beroven. (Tunn., 4, 14; Harrebomée, II, 112b.)
It.: Dove non n'è, non ne taglie nè auche la piena. (Gaal, 1217.) – Un huomo nudo non si può spogliare. (Pazzaglia, 160, 5.)
Lat.: Nudo detrahere vestimenta quis potest. (Masson, 264.) – Nudo nec a centum viris spoliatur. (Chrysost.) – Nudo vestimenta detrahere. (Plautus.) (Philippi, II, 49.) – Nudum privare grave fit re, vel spoliare. (Fallersleben, 172; Loci comm., 157.)
Poln.: Dziesięć zbrojnych u jednego nagiego nic nie wezma. (Masson, 263.)
Span.: A quien no tien nada, nada lo espanta. (Masson, 264.)
7. Einen Nackten können hundert Geharnischte nicht ausziehen.
Die Türken: Einen Nackten können tausend Geharnischte nicht berauben. (Nordmann.)
Böhm.: Deset zbrojných u jednoho nahého nic nevezmoą. Holému rozbroj nestrašen. – Nahého ani sto zbrojníkův nemůž obrati. (Čelakovský, 172.)
Lat.: Cantabit vacuus coram latrone viator. (Juvenal.) (Froberg, 70; Philippi, I, 71.)
Poln.: Dziesięć zbrojných u jednego nagiego nic niewezmą. – Niestraszny nagiemu rozbój. (Čelakovský, 172.)
8. Es schilt mancher den Nackten und hat selber kein Hemd am Leibe.
Die Russen: Wer selbst keine Linnen hat, vor dem haben die Nackenden keine Gnade. (Altmann V, 128.)
9. Mit einem Nackten ist nicht gut ringen.
Holl.: Het is kwaad worstelen met den naakte of haar plukken met den kaalkop. (Harrebomée, II, 112b.)
10. Wenn du einen Nackten siehst, so glaube, es sei ein Loch in deinem Strumpfe. – Sailer, 239; Simrock, 7286.
In Habesch sagt man: Wenn du einen Nackten siehst, so schüttle dich, als wenn du Frost empfindest.
11. Wenn man dem Nackten ein Hemd gibt, so passt's ihm hinten und vorn nicht.
Von denen, die mit allem unzufrieden sind, denen nichts recht ist.
Böhm.: Dali nahému košili, a on praví, že tlusta. (Čelakovský, 47.)
12. Wer dem Nackten einen Rock gibt, dem gibt Gott einen Mantel.
Aehnlich russisch Altmann VI, 494.
13. Wer einen Nacketen herberget, der hat einen gewissen fewerborn. – Petri, II, 702.
»Gleichsam einen Born, aus dem man Feuer schöpft, d.h. eine reichhaltige Quelle der Leidenschaft.« (Campe, Wb., II, 69.) »Aus dem Feuerborn der Liebe.« (Overbeck.)
14. Zwei Nackte können einander nicht bekleiden.
Holl.: Twee naakte kunnen elkander niet dekken (kleeden). (Harrebomée, II, 112b.)
*15. Einen Nackten auf die Wache stellen.
Jemand ein Geschäft anvertrauen, wozu ihm die Kraft mangelt.
*16. Er will einem Nackten die Kleider ausziehen.
Von dem Vortheile erwarten, bei dem nichts zu holen ist. Auch russisch. Altmann VI, 515.
Holl.: Hij wil den naakte ontkleeden. – Wat ontjaagt gij den naakte. (Harrebomée, II, 83b.)
Buchempfehlung
1587 erscheint anonym im Verlag des Frankfurter Druckers Johann Spies die Geschichte von Johann Georg Faust, die die Hauptquelle der späteren Faustdichtung werden wird.
94 Seiten, 6.80 Euro