1. Auch im Weizen findet man Unkraut. – Hausfreund, XVI, 495.
2. Aus Weizen, gemengt mit Korn, wird gutes Brot geben.
3. Dar Wêze zoigt 'ne. (Lausitz.)
Von wirkungslosen Geschenken.
4. De Weîte öss öm Fack, de Vesperkost öm Dack. (Dönhofstädt.)
Wenn der Weizen eingeerntet ist, hört bei den Arbeitern die Vesperstunde auf.
5. Den Weiten in de Wasch, den Roggen in d' Asch'. – Wunderlich, 5.
Den Weizen soll man in nasses, den Roggen in trockenes Land säen.
6. Den Weizen sä' in Schollen, so hast du alles im vollen. – Wunderlich, 8.
7. Der beste Weizen hat seine Spreu.
8. Der schönste Weizen hat sein Unkraut. – Parömiakon, 2931.
Der beste Mensch hat seine Fehler.
9. Der Weizen auf dem Feld ist noch (lange) kein Geld.
Frz.: Quand le froment est aux champs, il est à Dieu et à ses saincts; et quand il est au grenier l'on n'en a point qui n'a denier. (Leroux, I, 49.)
10. Der Weizen fragt nicht nach den Feiertagen.
Er will, wie jeder andere Samen auch, gesäet sein, wenn die Witterung günstig ist.
Böhm.: Pšenice nedbá, zdali pátek anebo svátek. (Čelakovsky, 424.)
11. Der Weizen sagt zum Bauer: Baust mö du ö's Lakl, sa fül dar ich dei' Sakl. (Oberösterreich.) – Baumgarten, 52.
Der Weizen wird häufig um Michaelis gesäet.
12. Es ist kein Weizen so fein, er hat seine Hülsen.
Schwed.: Bästa hwetet har ock agnar. (Wensell, 10.)
13. Guter Weizen und gute Menschen finden überall Absatz.
Böhm.: V poli pšenice co rok se rodí, a dobrý človĕk vždycky (všude) se hodí. (Čelakovsky, 29.)
14. Im besten Weizen ist Unkraut.
Dän.: Beste hvede har og avner. (Prov. dan., 319.)
15. Ist der Weizen auch misrathen, sä' nur weiter deine Saaten. – Ehrmann, 164.
Empfiehlt Ausdauer, wenn auch einmal der Erfolg ausbleibt.
16. Jeder Weizen findet seine Scheune.
17. Kein Weizen ohne Wicken (Disteln). – Parömiakon, 297.
18. Man muss nicht blos Weizen säen, sondern auch Rüben pflanzen. – Altmann VI, 396.
19. Me' lobt d'n Wess nar emâel. (Meiningen.) – Frommann, II, 411, 119.
[154] 20. Mei Wêzen stiht gutt, soite der Teifel, an koam aus ar Synode. (Schles.)
21. Wei den Wéiten besuit im Mäte (März), déi kick better der Kau unnern Stä(r)te. (Sauerland.)
22. Weizen gibt Kuchen, aber Brot stillt den Hunger.
Lat.: Tortam dat granum penam famis empcio panum. (Reuterdahl, 1011.)
Schwed.: Korn giwer kako ok hunger köpir leeff. (Reuterdahl, 1011.)
23. Weizen muss man in die frische Furche säen. (Köln.) – Boebel, 136.
24. Weizen und Weinreben haben kleine Blumen, aber Frucht. – Eiselein, 543.
»Siehe die Aeher an, welche raget ufrecht, die ist ler, und welcher Ast über sich süht, der hat nicht viel Aepfel, aber die Aeher, so das Haupt gegen das Erdrich neiget und der Ast, so niederbeugt, die sind voller Waissen und Aepfel.« (Eiselein, 532.)
25. Wenn der Weizen verkaufft ist, so sol man die Hand vom Wagen lassen. – Petri, II, 640.
26. Wenn der Wêzen auswächst, hoat as sihr eilig und kimmt 'rausgefoahr'n, wie Gott's Wôrt aus a Studenta. (Kunnersdorf bei Hirschberg.)
27. Wenn du Weizen bist, so mische dich nicht unter die Trespe. (Wend. Lausitz.)
28. Wer aus Weizen sogar Pumpernickel bäckt, wird aus Hafer keinen Kuchen1 backen.
1) Die Russen: Kołačen. (Altmann V, 103.)
29. Wer den Weizen stiehlt und Opferkuchen bäckt, preist Gott nicht.
30. Wer guten Weizen ernten will, muss keine Trespe säen.
Frz.: Bon fruit vient de bonne semence. (Leroux, I, 49.)
31. Wer Weizen säet am Simonstage, dem trägt er goldne Aehren ohne Frage.
Böhm.: Kdo seje pšenici na den Šimona Zelota, tomu se urodí jako zlato. (Čelakovsky, 449.)
32. Wer Weizen säet, dem wächst Weizen. – Parömiakon, 3181.
33. Wo der Weizen nicht will gerathen, gedeihen wol noch Hafersaaten.
In Habesch sagt man: Fehlt dir der Mais, lass dir den Teff genügen. (Altmann II.)
34. Wo man Weizen gesäet, wächst oft Rade und Trespe.
Lat.: Post frumenta sata fit sepe nigella renata. (Reuterdahl, 740.)
Schwed.: Klint waexir opta aepte hweto saedh. (Reuterdahl, 740.)
*35. Dadurch kommt sein Weizen nicht in Schuss.
Oder: zum Schossen. Wenn sich jemand in der Erwartung und Berechnung günstiger Folgen und Vortheile täuscht.
*36. Den sei Wäss blüaht. (Franken.) – Frommann, VI, 326, 401.
Die Umstände sind für ihn günstig.
Holl.: Zijn koren bloeit er. (Harrebomée, I, 440a.)
*37. Den Weizen mit dem Unkraute ausjäten.
Das Gute mit dem Bösen vernichten.
*38. Der hat alten Weizen zu verkaufen, er hat die Mütze schief aufgesetzt.
*39. Der Weizen streut noch nicht.
*40. Du wirst deinen Weizen schon verkaufen. (Meiningen.)
Du wirst schon einmal an den Rechten kommen.
*41. Hier wird sein Weizen nicht grünen (blühen, gedeihen, reifen).
Holl.: Zijn koren groeit hier nicht. (Harrebomée, I, 440a.)
*42. Mein Weizen ist zeitig.
*43. Sein Weizen blüht. – Klix, 122.
Die Umstände sind für seinen Erwerb sehr günstig.
Lat.: Adhuc tua messis in herba est. (Philipps, I, 8.)
*44. Sein Weizen ist noch nicht reif.
Holl.: Zijn koren is nogniet riep. (Harrebomée, I, 440a.)
*45. Seinen weitz darunder schüren. – Aventin, CCCXLIIIb.
Im Trüben fischen. » ... etlichen seyn solch Zwitrachten nit vnnütz, die scharren jren Waitz darunder.« (Aventin, CCCCLXa.)
*46. Seinen Weizen schneiden.
Seinen Vortheil von etwas haben. »De Sidenkramer (Seidenhändler) schnit seinen Weiten.« (Lauremberg, II, 638.)
[155] *47. Seinen Weizen wohl scheren.
»Der schur dann sein Weitzen gar wol.« (Aventin, CXIa.)
*48. Und wenn der Weizen am Band (Seil, Strohseil) liegt.
In der Gegend von Eger, um zu sagen, dass irgendetwas dessenungeachtet geschehen oder unternommen werden solle. In dem Sinne: Und wenn's Keulen schneit, geh' ich, oder: soll's geschehen.
49. Wer reinen Weizen haben will, der muss im Frühling jäten.
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