Vorwärts

1. De vorwärts will, môt den Dûmen stîf holen. Goldschmidt, 153; Frommann, IV, 143, 380; Eichwald, 300.


2. Der vorwärts wil, sol man die Hand bieten. Schottel, 1130a.


3. Die zu hastig vorwärts treiben, müssen am Ende hinten bleiben.Körte, 2641; Simrock, 4385.

Engl.: The more haste, the worse speed. (Gaal, 862.)

It.: Chi troppo s'affretta, tardi arriva. (Gaal, 862.)


4. Eine Stunde vorwärts gehen ist besser als hundert Tage rückwärts.


5. Immer vorwärts, sagte die Uhr, und blieb stehen.

»Gleich mir, so ruft die Uhr, soll auch die ganze Menschheit vorwärts gehn! Da brach ein Zahn im Rad, da blieb die Uhr, doch nicht die Menschheit stehn.« (Leslie's Tag für Tag, Neuyork 1873, S. 238.)


6. Nur imer vorwärts, sôt der Kripes. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 242.


7. Vorwärts as ik, seggt dei Krewt. (Mecklenburg.) – Raabe, 82.

Holl.: Hoe zal eene krabbe hare jongen leeren regt gaan! (Harrebomée, I, 447a.)


8. Vorwärts gehen und rückwärts sehen.

Böhm.: Vozem ku předu, a ožima do zadu. (Čelakovsky, 205.)


9. Vorwärts möt dem junge Herre, den Sälenagel (Sielennagel) raf. (Samland.) – Frischbier2, 3948.


10. Vorwärts wie ich, sagte der Krebs.Simrock, 11078; Hoefer, 641.


11. Vorwärts wie ich, sagte jener, und fiel die Treppe hinauf.

Holl.: Avanceer, zei Steinmeijer, en toen gooide hij zijne vrouw van de trappen. (Harrebomée, II, 303b.)


12. Wenn's no ma förschi1 god, so gods henderschi.Tobler, 203.

1) Vor sich hin, vorwärts. – Wenn es nicht vor sich geht, so geht es hinter sich, denn einen Stillstand gibt es nicht.

13. Wer nicht vorwärts geht, der kommt zurück.Eiselein, 623; Simrock, 11077; Körte, 6373; Wunderlich, 7; Braun, I, 4848; Härling, 27.

Frz.: Qui n'avance pas recule.

It.: Chi non migliora, peggiora.

Schwed.: Den som ej går framåt, går tillbaka. (Marin, 8.)


14. Wer rasch vorwärts geht, kommt leicht zu blauem Fleck; wer rückwärts fällt ganz in Dreck.

Engl.: Go forward, and fall; go backward, and mar all. (Bohn II, 162.)

Lat.: A fronte praecipitium, a tergo lupi.


15. Wer vorwärts will, steckt die Nase (den Kopf) in den Wind.

Holl.: Wie voorwaarts wil, steekt het hoofd in den wind. (Harrebomée, II, 472a.)


*16. Er geht vorwärts wie die Krebse.

Holl.: Hij gaat voor uit gelijk de krabben. – Hij gaat voorwaarts gelijk de zeeldraaijers. (Harrebomée, II, 447a u. 495b.)


*17. Er geht vorwärts wie eine Laus auf einem Theerlappen.

Holl.: Dat avanceert als eene luis op eene presënning. – Hij geloppeert als eene luis over eene beteerde huik. (Harrebomée, II, 40.)


*18. Er kommt nicht vorwärts.

Peter Möffert hatte so lange Krebse gegessen, bis es mit ihm in allen Stücken rückwärts ging. Sein Bruder, ein Brunnengräber, fand, dass er immer weiter herunter kam; er ward deshalb Schieferdecker und hatte sich in kurzer Zeit ganz hübsch wieder emporgearbeitet. (Das neue Blatt, 1873, Nr. 19.)


*19. Er kommt vorwärts, wie jener, der aus einem Kuhhirten ein Ziegenhirt wurde.

Holl.: Hij komt vooruit (of: de zaken gaan er voort) gelijk eene luis op eene teerton. (Harrebomée, II, 337a.)

Lat.: Bubulcus antea, nunc caprarius. (Binder II, 382; Eiselein, 402; Philippi, I, 66; Seybold, 60.)


[1707] *20. Marschall Vorwärts.Körte, 6372; Körte2, 8001.

Der ehrenvolle und sprichwörtlich gewordene Beiname des preussischen Feldmarschalls Blücher.


*21. Vorwärts, dass die Stiefeln fliegen.

Die Redensart ist nach dem Berliner Börsencourier infolge eines Zwischenfalls entstanden, der 1873 bei einer Frühjahrsparade in Berlin unter den Augen des Kaisers stattgefunden hat. Der Flügelmann einer der vor demselben vorbeimarschirenden Compagnie des Kaiser Alexander-Gardegrenadierregiments war nämlich durch die unmittelbare Nähe des Kriegsherrn, wie es schien, so erregt, dass er gar nicht beachtete, wie ihm durch das vorschriftsmässige Beinwerfen einer seiner wahrscheinlich sehr weiten Stiefeln von den Füssen flog, sondern unbeirrt weiter marschirte. Der Kaiser lächelte und liess dem pflichttreuen Soldaten nachher durch den Compagniechef ein Geldgeschenk verabreichen. (Niederschles. Zeitung, 1873, Nr. 132.)


*22. Vorwärts mit den Truppen. (Köthen.)

Als Aufforderung zum Weiterschreiten haben die Nordamerikaner ihr bekanntes Go ahead, das dem Oberst Crokett, Mitglied des Congresses, zugeschrieben wird. Als ihm der Sohn eines seiner Nachbarn geschrieben und ihn um Einwilligung zu seiner Verheirathung mit des Obersten Tochter gebeten hatte, antwortete er einfach: Go ahead. (Chevallier's Briefe über Nordamerika, III, 168.)


[Zusätze und Ergänzungen]

23. Auch der kommt vorwärts, der mit Ochsen fährt.Hackländer, Illustrirte Zeitung, 1860, S. 91.

Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 5. Leipzig 1880, Sp. 1795.
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