1. Besser jemand zusehen, der scheisst, als jemand, der Holz haut.
Wo Gefahr ist, muss man nicht zuschauen.
2. Der sehe zu, der nit verspielen will. – Chaos, 673.
3. L wer tosehne schiete als (tosehne) Holt haue. (Samland.) – Frischbier, 2426.
Zu Kindern, wenn sie in die gefährliche Nähe des Holzhauers kommen.
[655] 4. Man kan nicht zu vil zusehen. – Petri, II, 456.
5. Man soll wol zusehen, mit wem man sein Brot in Eine Tasche zusammenlegt.
Dän.: Man skal see til hveen man leggen bröd i pose med. (Prov. dan., 493.)
6. Sieh wohl zu, Schaum ist kein Bier. – Henisch, 314, 24.
Dän.: See vel til skum er ei öll; ei heller er alt guld son glimra som guld. (Prov. dan., 494.)
7. Sieh wohl zu, was du thust, wiederkehren ist schwer zu machen.
Bei Tunnicius (911): See wol tô wat du dvist, wedderkeren is swâr to doen. (Quae facienda semel bene perspice nocte dieque.)
8. Sieh wohl zu, wen du bei der Hand nimmst.
Schwed.: See wål til, med hwem du träder i danz. (Grubb, 710.)
9. Sieh wohl zu, wenn du austheilst.
Schwed.: See wål til, hoem du jpr din gafaa. (Grubb, 715.)
10. Sieh wohl zu, wenn du dich willst befreien (verheirathen); es ist ein Band, das man nicht los wird mit Schreien.
11. Siehe wohl zu, wenn der alte Hund bellt.
Bei Tunnicius (29): Sü wol to, als de olde hunt blecket. (Prospice rite tibi veteri latrante molosso.)
12. Siehe zu, dass du dich nicht verbrennst.
Empfiehlt Aufmerksamkeit, um sich vor Schädigungen zu bewahren, die durch Ungefähr veranlasst werden. Die westgothländischen Gesetze führen eine Anzahl von Beispielen dieser Art auf, z.B. wenn ein Mensch in die Waffen fällt, die man in der Hand hält, wenn er durch einen Baum, den man fällt, erschlagen oder durch ein Geschoss getroffen wird, wenn jemand in einem Teiche oder Fischweiher er trinkt, unter die Mühlräder geräth u.s.w.
Böhm.: Hled', aby se nespálil, – nezmýlil, – aby nezbloudil. (Čelakovsky, 524.)
13. Siehe zu und gewahre der Mühle. – Graf, 292, 59.
14. Tosên is dat Beste bim Spil. (Holst.) – Schütze, IV, 164.
Schwed.: See til, är bäst på spelet. (Grubb, 714.)
15. Vom blossen Zusehen bekommt man kein Kopfweh.
Wen die Sache nicht betrifft, den greift der Kampf wenig an.
It.: Chi sta a vedere, non gli duole il capo. (Biber.)
16. Vom Zusehen ist noch niemand dick geworden.
17. Wer blos zusieht, fühlt nicht, wie schwer der Sack ist.
Die Russen: Der, welcher den Kohlensack trägt, fühlt die Schwere der Kohlen; der, welcher zuschaut, fühlt nicht einmal das Gewicht des Sackes. (Altmann V, 121.)
18. Wer erbärmlich zusieht, bittet genug.
Bei Tunnicius (598): De barmelik tô süt, bidt genôch. (Aspiciens misere satis obsecrat, orat et optat.)
19. Wer nich täousuit, den nen Gäut schuit (geschieht). (Lippe.) – Firmenich, I, 271.
20. Wer nicht will zusehen, der muss den Beutel ziehen (aufthun). (S. Auge ⇒ 17, ⇒ 21, ⇒ 257-259.) – Henisch, 358, 5; Graf, 260, 207.
21. Wer nicht zusiht, dem nimmer kein gut geschiht. – Latendorf II, 30.
22. Zuerst magst du zusehen und ich werde essen, dann werde ich essen und du magst zusehen.
Aehnlich sagen die Kleinrussen: Entweder, Vater, du holst Holz und ich bleibe zu Hause, oder ich bleibe zu Hause und du holst Holz. – Theilen wir so, sagte der Pfarrer zum Küster: Du bekommst den Schlammbeisker und ich den Aal, oder ich den Aal und du den Schlammbeisker.
Böhm.: Napřed já budu jisti, a ty se dívej; potom zas ty se budeš divati, a já budu jisti. – Bud' ty táto, jidi pro dřivi, a já budu doma: anebo já zůstanu doma, a ty jdi pro dřiví. (Čelakovsky, 505.)
Poln.: Ksiądz do ksechy: A tož tak: tobie piskorz, a mnie węgorz. Albo tak: mnie węgorz, a tobie piskorz. (Čelakovsky, 505.)
23. Zûsân macht Schuld. (Schles.) – Frommann, III, 413, 506; Robinson, 558; Gomolcke, 826.
24. Zusehen gehört zu dem Spiel.
25. Zusehen ist das beste auffm Spiel, da gibt man kein Geld für. – Petri, II, 827.
In Pommern: Toseen is 't beste bi'm Spill. (Dähnert, 447b.) Wer nicht mitspielt, hat das meiste und sicherste Vergnügen.
[656] 26. Zusehen ist des Glückes Bruder. – Winckler, VIII, 74.
27. Zusehen ist eine leichte Arbeit, bringt aber wenig Tagelohn.
Böhm.: Za dřepky otřebky; checeš-li hrachu, dĕlej, brachu. (Čelakovsky, 124.)
Krain.: Čič neda niĕ; dĕlavic je hlebavic. – Čič v' nic, délove kruhovc. (Čelakovsky, 124.)
28. Zusehen ist halbe Arbeit.
29. Zusehen ist Reichthums Bruder. – Chaos, 748.
30. Zusehen, sagt der Frosch, währt nicht lange.
31. Zusehen wie andere essen, vermehrt den eigenen Hunger. – Altmann VI, 417.
*32. Andere sehen zu, er hat zugegriffen. – Simrock, 302.
*33. Er dörfft eim nit zusehen, biss er jm gnug esse. – Franck, II, 112b.
*34. Er hat dabei nur das Zusehen.
Er kann an dem Feste, an dem Vergnügen u.s.w. nicht theil nehmen.
Frz.: Il garde les manteaux. (Lendroy, 826.)
*35. Er sieht den Vögeln zu, wie sie ziehen.
Von Müssiggängern, die ihre Zeit verträumen. In Warschau jüdisch-deutsch: Er kückt, wie die Vögelech fliehen (fliegen).
*36. Er sieht ruhig zu wie der österreichische Beobachter. – Plauderstunden, 1846, S. 360b.
*37. He süt wol to, dat he bi de legste (dicksten) En(de) blifft (bleibt). (Ostfr.) – Frommann, V, 525, 615, Bueren, 630; Eichwald, 447; Hauskalender, III. Schröder, 528.
*38. Nicht zusehen, probiren macht den Koch. – Simrock, 5792a.
*39. Zuseh'n darf mer 'm nit. – Tendlau, 1006.
Weil er dann nichts kann. Ein Vater hatte seinen Sohn zur Ausbildung in die Fremde gegeben und viel für ihn verwandt. Als er zu Hause kam, konnte er nichts von dem, wonach der Vater fragte, weil man ihm, wie er sagte, zusehe.
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