Zutrinken

1. Wenn man jemand zutrinkt, so soll man den Deckel am Kruge schliessen, ehe man den Krug aus der Hand gibt.

Nach dem Volksglauben ist sehr viel bei Tisch zu beobachten. Eine österreichische Zeitschrift enthielt neulich folgende Zusammenstellung. Lässt der Besuch das vorgesetzte Essen stehen, so ist schlechtes Wetter [658] zu erwarten. – Wird jemand von einem verschluckten Brocken beängstigt, so ist das ein Zeichen, dass man ihm die Speise nicht vergönnt. – Fällt einem bei Fremden ein Stück Brot aus der Hand, so ist es einem nicht gegönnt. – Legt man das Brot verkehrt, so haben die bösen Leute Gewalt im Hause. Auch sagt man wol: Lege nie den Brotlaib auf die obere Seite, es bringt Unglück. – Vor schimmlichtem Brote habe man keine Angst, wer es oft isst, wird alt und reich. – Wenn man das Brot nicht gleich anschneidet, so wird man nicht reich. – Wer ein Stück Brot bei Tische mehr schneidet, als Leute am Tische sind, der hat einen hungrigen Freund in der Ferne. – Wer niedergefallenes Brot auf dem Boden liegen lässt, oder gar noch darauf tritt, wird einst noch Hunger leiden. – Entsteht beim Brotabschneiden eine Kerbe, so hat man vorher eine Lüge gesagt. – Die Eierschalen darf man nicht ganz lassen, sondern muss sie zerbrechen, sonst kann allerlei Unheil entstehen. – Es ist nicht gut, beim Essen die Beine über's Kreuz zu legen. – Wenn jemand während des Essens kommt, so soll man ihn mitessen lassen, sonst schadet es den anwesenden Kindern. – Wenn während des Essens Speise zur Erde fällt, so ist das ein Beweis, dass einer der Tischgenossen sie dem Mitessenden nicht gönnte. – Wenn der Esstisch nicht fest auf seinen Beinen steht, so hat die Frau das Regiment im Hause. – Bringt man ein Gedeck mehr auf den Tisch, als erforderlich, so wird bald ein hungriger Freund eintreten. – Es bringt kein Glück, wenn man sich an der Tafel zwischen zwei Eheleute setzt. – In einen fremden Löffel soll man dreimal blasen, ehe man damit isst. – Werden bei einer Mahlzeit die Speisen rein aufgegessen, so wird der folgende Tag heiter sein. – Fährt das Messer aus dem Brote, so hat man keinen Hunger. – Fällt ein Messer vom Tisch und bleibt im Boden stecken, so bedeutet es Besuch. – Liegt ein Messer mit der Schneide nach oben, so reitet der Teufel darauf. In katholischen Gegenden heisst es: ein Messer mit der Schärfe nach unten gelegt, thut den armen Seelen im Fegefeuer wehe. – Wenn man mit einem Messer Brot in die Milch einschneidet, statt es zu zerbrechen, so wird den Kühen der Nutzen (Rahm) abgeschnitten. – Salz zu verschütten, hüte man sich wohl, denn dann gibt es Verdruss. – Wer viel Salz isst, ist verliebt. Auch die Köchin, welche den Brei versalzen hat, gilt als verliebt. – Wenn jemand stirbt und man legt den Leichnam auf die Stelle, wo gewöhnlich der Esstisch steht, so dauert der Schmerz der Hinterbliebenen nicht lange. – Ist ein Teller zu viel auf den Tisch gesetzt, so kann man auf einen hungrigen, ist man aber aus Zerstreuung dabei, aus einer leeren Tasse zu trinken, so kann man auf einen durstigen Gast rechnen. – Schenkt man bei Tisch Bier oder Wein ein und es zeigt sich in der Mitte des Glases ein runder Schaum, so bedeutet das Glück. – Wenn man bei Tisch gekochte Kartoffeln aus dem Topfe schüttet und einige in dem Topfe hängen bleiben, so ist Besuch zu erwarten. – Zerbricht einem Tischgenossen das Brot während des Abschneidens, so bedeutet das, dass der Empfänger nicht betet. – Wenn man das Tischtuch verkehrt auf den Tisch legt, so werden die Tischgenossen nicht satt.


2. Zutrinken trägt die Busse auf dem Rücken.

Der Betrunkene fällt in Koth oder bekommt Keile.


*3. Mir zu, ich bin ein Bürstenbinder.Fischart.


*4. Mir zu, wie einem Sachsen.Waldis, IV, 19, 14.

Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 5. Leipzig 1880, Sp. 658-659.
Lizenz:
Faksimiles:
658 | 659
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika