[431] Kolloide sind Stoffe, deren Hauptcharakteristikum darin beliebt, daß sie, in Lösung gebracht, nur sehr geringe Diffusionsfähigkeit aufweisen, im Gegensatz zu den Kristalloiden, denen das Vermögen, tierische oder pflanzliche Stoffe zu durchdringen, in weit höherem Maße zukommt.
Diese von Th. Graham [1] gegebene Definition ist, wie neuere Untersuchungen gezeigt haben, bedeutend zu erweitern, insofern als die »Kolloidnatur« eines Stoffes erst durch eine Reihe physikalischer Eigenschaften gekennzeichnet ist. Die chemische Konstitution eines Stoffes ist für dessen Zustand, ob kolloid oder kristalloid, nicht maßgebend, da unter günstig gewählten[431] Verhältnissen alle Stoffe im kolloiden Zustande erscheinen können und da fernerhin ein und derselbe Stoff sowohl kolloid als auch kristalloid vorliegen kann je nach Wahl des Lösungsmittels oder je nach An- oder Abwesenheit geeigneter andrer Stoffe. Daraus geht bereits hervor, daß es sich, sofern man von »Kolloiden« kurzweg spricht, in der Regel nicht um chemischeinheitliche Stoffe handelt, sondern um Mischungen, z.B. mit Wasser und andern Lösungsmitteln, weshalb man sich besser allgemein des Ausdrucks kolloide oder disperse Systeme bedient, die somit aus mindestens zwei Bestandteilen sich zusammensetzen müssen. Kolloide Lösungen sind, soweit sie vom kolloidchemischen Standpunkt aus betrachtet wurden, demnach heterogene Flüssigkeiten, d.h. man kann sie Temperatur- und Druckveränderungen (z.B. Erhitzen, Gefrieren, Destillieren im Vakuum) nicht unterwerfen, ohne daß das kolloide System nicht in mehrere chemisch verschiedene Bestandteile zerfällt.
Allgemeine Eigenschatten kolloider Systeme.
Wie bereits angegeben, sind die charakterisierenden Eigenschaften kolloider Lösungen in deren physikalischem Verhalten begründet. Die auffälligste Erscheinung an kolloiden Lösungen, die ja zur Bildung des Begriffs »Kolloid« führte, ist die bereits 1861 von Th. Graham am Leim (κόλλα) beobachtete geringe Diffusionsfähigkeit. Wie bereits Graham feststellte, ist das Diffusionsvermögen kolloider Lösungen gegen jenes der kristalloiden so außerordentlich gering, daß es praktisch gar nicht in Betracht kommt. In den nachfolgenden Zahlen hat Th. Graham Vergleichswerte der Diffusionsgeschwindigkeit einiger bekannter Kristalloide und Kolloiden gegenübergestellt.
Im Einklang mit der äußerst geringen Diffusionsfähigkeit kolloider Lösungen steht ihr Verhalten bei der Dialyse (s.d. Bd. 2, S. 735). Kolloide Lösungen vermögen tierische oder pflanzliche Membranen (Schweins- oder Fischblasen, Pergament u.s.w.) nur außerordentlich langsam zu durchdringen und können auf diese einfache Weise meist hinreichend genug von kristalloiden Lösungen, die ein ungleich größeres Dialysiervermögen zeigen, getrennt werden. Mit der geringen Diffusionsfähigkeit im engsten Zusammenhang steht auch der außerordentlich geringe osmotische Druck, den die kolloiden Lösungen zeigen.
Weitere physikalische Untersuchungen weisen auch im übrigen Verhalten Anomalien nach der angegebenen Richtung hin auf, insofern als Kolloide den Dampfdruck und den Gefrierpunkt ihres Lösungsmittels minimal erniedrigen bezw. dessen Siedepunkt kaum erhöhen. Dieses von Kristalloiden so abweichende physikalische Verhalten kolloider Lösungen dürfte in der Größe des Kolloidmoleküls begründet sein. Die Molekulargewichtsbestimmungen (s. Molekulargewicht, Bd. 6, S. 465) liefern außerordentlich hohe Werte für die Größe des Kolloidmoleküls, wie aus nachfolgender Tabelle hervorgeht. Die darin angegebenen Molekulargewichte stellen indessen nur Annäherungswerte dar, die ungefähr nach unten zu ziehende Grenze.
Auf die dem Techniker häufig begegnende Frage, ob eine kolloide Lösung vorliege oder ob es sich um eine wahre (molekulardisperse) Lösung (z.B. wässerige Ferrirhodanidlösung) bezw. um eine mechanische Aufschwemmung (Suspension), z.B. Aufschwemmung von Ultramarinblau, handelt, gibt eine optische bezw. mechanische Untersuchung, von Uebergangsfällen abgesehen, meist einwandfrei die Antwort.
Bei der mechanischen Aufschwemmung (wozu auch Emulsionen, z.B. Oel in Wasser, zu rechnen sind) gelingt die Trennung der festen bezw. der konsistenten flüssigen Partikelchen von dem Suspensionsmittel durch Filtrieren[432] unter Anwendung eines gewöhnlichen Filters oder einer feinporösen Tonzelle, sogenannten Pukallschen Kerze. Kolloide Lösungen durchdringen ebenso wie molekulardisperse Lösungen die Poren der genannten Filter, ohne einen Rückstand zu hinterlassen.
Auch zeichnen sich mechanische Aufschwemmungen durch hohe Instabilität aus, indem bei ihnen nach kürzerer oder längerer Zeit von selbst eine Abscheidung der suspendierten Partikelchen dispersen Phase von dem Suspensions- oder Dispersionsmittel stattfindet, ein Prozeß, der durch mäßiges Zentrifugieren sehr beschleunigt werden kann.
Liegt keine mechanische Aufschwemmung vor, so kann es sich nur um die Entscheidung zwischen echter molekulardisperser und kolloider Lösung handeln. Im Gegensatz zu den molekulardispersen Lösungen sind kolloide Lösungen niemals vollkommen klar, sondern in der Durchsicht durch eine, wenn auch geringe Trübung ausgezeichnet, die besonders dann deutlich zur Geltung kommt, wenn die kolloide Lösung im dünnwandigen Glasgefäß einseitig durch ein möglichst scharfes und grelles Lichtbündel beleuchtet wird (Tyndallphänomen).
Eine zur praktischen Identifizierung kolloider Lösungen recht gut geeignete Erscheinung ist ihr Verhalten gegen auffallendes Licht, das, besonders wenn die Lösung gegen einen tiefschwarzen Hintergrund (am besten schwarzen Samt) gehalten wird, ihr den typischen »Petroleumschimmer« (Gutbier) verleiht.
Zur praktischen Erkenntnis kolloider Lösungen kann auch das Verhalten kolloidgelöster Stoffe gegen Elektrizität zum Ziele führen, weshalb auch von diesem sehr interessanten Gebiete das Notwendigste erwähnt sein möge. Es zeigt sich, daß die kolloidgelöste Phase fast durchwegs eine elektrische Ladung gegenüber dem Dispersionsmittel aufweist, wenn auch der Grad dieser Ladung sehr verschieden ist. Die Art der Ladung, ob positiv oder negativ, wird nach F. Fichter und N. Sahlbom durch die sogenannte Kapillaranalyse ermittelt, die wegen ihrer leichten Ausführungsmöglichkeit und praktisch wichtigen Bedeutung folgendermaßen skizziert sei. Hängt man einen schmalen Streifen von Filtrierpapier mit seinem unteren Ende in eine kolloide Lösung, so steigt, vorausgesetzt, daß ein negatives Kolloid vorliegt, die kolloide Phase gleichzeitig mit dem Dispersionsmittel im Papier hoch. Für den Fall, daß das zu untersuchende Kolloid positiv geladen ist, steigt nur das Dispersionsmittel in die Höhe, während die kolloide Phase kaum über die Oberfläche der kolloiden Flüssigkeit empordringt, um dort für gewöhnlich zu koagulieren.
Unterwirft man kolloide Lösungen der Elektrolyse, so findet unter der Einwirkung der angelegten Potentialdifferenz eine Teilchenverschiebung statt, also eine Wanderung der dispersen Phase zu einer der beiden Elektroden. Man bezeichnet diese Erscheinung als Kataphoren oder Elektrosmose. Für die Wanderungsrichtung haben Coehn und Raydt [2] eine Gesetzmäßigkeit herausgefunden, welche indessen nur für schlechtleitende Dispersionsmittel gilt und die dahin lautet, daß sich Stoffe mit der höheren Dielektrizitätskonstanten positiv gegen diejenigen mit niedrigerer Dielektrizitätskonstanten laden. Handelt es sich z.B. um Metallhydrosole,1 so hat das Dispersionsmittel Wasser mit seiner sehr hohen Dielektrizitätskonstanten 80[433] sich positiv geladen, während die disperse Phase, das kolloide Metall, mit negativer Elektrizität geladen ist und daher unter der Einwirkung der angelegten Potentialdifferenz zur Anode wandert.
Ist indessen das Dispersionsmittel durch die Anwesenheit von Elektrolyten zu einem guten Leiter geworden, so ist für den Wanderungssinn der dispersen Phase auch die Ladung der in der Lösung befindlichen Ionen maßgebend, die durch Beteiligung an chemischen Prozessen die Wanderungsrichtung des Kolloids verändern und bestimmen können. Nach Zsigmondy [4] ist die Ladung der dispersen Phasen einiger Kolloidlösungen nach eingehender Dialyse folgende:
Basische Farbstoffe, sowohl wenn als Kolloid, als auch wenn als Elektrolyt in Lösung gebracht.
Saure Farbstoffe, sowohl wenn als Kolloid, als auch wenn als Elektrolyt in Lösung gebracht.
Zur Ausführung der Kataphorese einer kolloiden Lösung, z.B. eines dialysierten Metallsols, gibt man dieses in ein U-Rohr, taucht zwei Platinbleche als Elektroden in die Flüssigkeit und legt zweckmäßig Gleichstrom von 110 Volt an. Nach einigen Minuten wird in der Regel die Abwanderung der kolloiden Phase deutlich sichtbar sein.
Aus dem Vermögen der kolloiden Teilchen, sich mit Elektrizität zu beladen, erklärt sich auch die sehr merkwürdige Erscheinung, daß sich Kolloide mit entgegengesetzter Ladung gegenseitig ausfällen. Aus dieser Tatsache läßt sich leicht der unbekannte Ladungssinn eines Kolloids feststellen, wenn man versucht, ob eine kolloide Lösung von bekannter positiver bezw. negativer Ladung eine Koagulation hervorruft, wobei nur Bedingung ist, daß nicht sehr ungleich große Mengen der zu untersuchenden und der bekannten Lösung zur Reaktion gebracht werden; denn die Fällung ist nach W. Bilz [5] proportional einem für jede Mischung charakteristischen Verhältnis.
Anschließend an Erscheinungen, welche durch die elektrische Ladung kolloider Lösungen hervorgerufen werden, sei noch eine außerordentlich wichtige Eigenschaft erwähnt, die, neben manchen Kristalloiden, viele Kolloide in ganz hervorragender Art aufweisen, nämlich die Erscheinung der Absorption bezw. Adsorption.
Aus diesem, besonders auch nach theoretischer Seite hin, sehr umfangreich bearbeiteten Kapitel [6] möge nur ein spezieller Teil behandelt werden, nämlich die gegenseitige Adsorption kolloider Teilchen und die daraus resultierende Schutzwirkung. In Anbetracht der eminenten Bedeutung, die den »Schutzkolloiden« speziell nach praktisch-technischer Seite hin zukommt, ist hier wohl eine ausführlichere Behandlung dieses vielleicht zukunftreichsten Gebietes der Kolloidchemie geboten.
Unter Schutzkolloiden versteht man organische kolloide Lösungen, welche ein mit ihnen vermischtes zweites kolloides System es handelt sich in der Regel um anorganische Hydrosole vor der ausfällenden Wirkung von Elektrolyten bewahren. Die Schutzwirkung, die sich nicht nur auf die Koagulation der kolloiden Lösung bei Elektrolytzusatz, sondern auch auf die Fällung zu irreversiblen Systemen durch Wegdampfen des Dispersionsmittels erstreckt, ist[434] nach R. Zsigmondy auf »Teilchenvereinigung« zurückzuführen [6]. Zahlreiche einwandfrei durchgeführte Versuche und direkte Beobachtung mit Hilfe des Ultramikroskops führten zur Annahme, daß das geschützte Kolloid vom Schutzkolloid adsorbiert wird, wodurch das erstere sozusagen seine Individualität verliert zugunsten des schützenden Kolloids, indem das geschützte Kolloid die Eigenschaften des Schutzkolloids annimmt (Fällbarkeit durch Elektrolyten, Verhalten gegen Temperaturveränderungen, Verhalten beim Eintrocknen u.s.w.). Der Grad der schützenden Wirkung wird nach R. Zsigmondy durch die sogenannte Goldzahl angegeben. Arbeitet man mit einem Goldsol von 0,00530,0058% Goldgehalt und einer 1%igen Chlornatriumlösung, so bestimmt sich die Goldzahl eines Schutzkolloids als diejenige Zahl von Milligrammen desselben, welche eben nicht mehr fähig ist, 10 ccm der oben genannten Goldlösung gegen die fällende Wirkung (erkenntlich am Farbenumschlag nach Violett) 1 ccm der 1%igen Chlornatriumlösung zu schützen. Die Goldzahl einiger technisch wichtiger Schutzkolloide wurde zu folgenden Werten bestimmt:
Allgemeine Einteilung kolloider Systeme.
Man unterscheidet zwei große Klassen unter den im kolloiden Zustand auftretenden Stoffen, nämlich Suspensionskolloide (Suspensoide) und Emulsionskolloide (Emulsoide), wofür sich manche Forscher auch der Bezeichnung lyophobe (hydrophobe) und lyophyle (hydrophyle) Kolloide bedienen. Beide Gruppen sind durch wesentliche Eigenschaftsunterschiede ausgezeichnet.
Die Suspensionskolloide sind kolloide Lösungen mit fester Phase. Als typisches Beispiel seien die zahlreich dargestellten Metallhydrosole genannt. Charakteristisch für die Suspensoide sind folgende Eigenschaften:
1. Die innere Reibung (Viskosität) ist nur wenig größer als diejenige des reinen Dispersionsmittels.
2. Suspensoide besitzen großes Koagulationsvermögen, d.h. die kolloidgelösten Stoffe fallen sehr leicht aus, besonders auf Zusatz geringer Mengen von Salzen (Elektrolyten), namentlich von solchen mit mehrwertigem Kation. Die nach Zusatz von Elektrolyten entgehenden Ausflockungen sind irreversibel.
3. Suspensoide besitzen deutlich wahrnehmbare elektrische Ladungen. Emulsionskolloide sind kolloide Lösungen mit flüssiger disperser Phase. Als typische Beispiele gelten die als treffliche Schutzkolloide bekannten pflanzlichen bezw. tierischen Schleime (Gummi arabicum Paalsche Eiweißspaltprodukte: Protalbin- und Lysalbinsäure, Gelatine, Hausenblase u.s.w.). Die charakteristischen Eigenschaften der Emulsoide sind:[435]
1. Die bedeutende innere Reibung; geringe Konzentrationen der dispersen Phase erhöhen die Viskosität des Dispersionsmittels ganz enorm. Bei Temperaturerhöhung nimmt die Viskosität solcher kolloider Lösungen sehr rasch ab.
2. Emulsoide sind gegen den Zusatz koagulierender Stoffe ziemlich wenig empfindlich. Nur größere Mengen zugefügter Elektrolyten verursachen eine Koagulation.
3. Emulsoide weisen kaum elektrische Ladungen auf. Auch ist bei Zuführung von elektrischer Energie (Kataphorese) eine Teilchenwanderung nur undeutlich warzunehmen.
Darstellung kolloider Lösungen.
Für die Darstellung kolloider Systeme anorganischer Natur kommen zwei prinzipiell verschiedene Methoden in Betracht [7]:
1. Kondensationsmethoden, die darauf beruhen, daß man von molekulardispersen Lösungen ausgeht und durch geeignete Mittel Elemente aus ihren Verbindungen freimacht, so daß sie in einem feinverteilten Zustande, in Partikelchen von submikroskopischer Größe, zur Ausscheidung gelangen.
2. Dispersionsmethoden gründen sich darauf, daß man von Elementen in molekularem, kompaktem Zustand ausgeht und durch geeignete Mittel den festen Molekularverband lockert, ihn immer mehr verkleinert, bis er schließlich ultramikroskopische Größe erreicht hat und damit zur dispersen Phase geworden ist.
Von den Kondensationsmethoden ist die weitaus wichtigste und beststudierte diejenige, welche auf Reduktion beruht. Die Reduktionsmethoden liefern nur kolloide Lösungen von Elementen, speziell die neuerdings auch technisch wichtig gewordenen Edelmetallhydrosole. Von den außerordentlich zahlreichen Darstellungsmethoden kolloider Lösungen durch, Reduktion, welche bereits in diesem Jahrhundert ausgeführt wurden, seien nur folgende besonders hervorragende angeführt:
An der Spitze der Reduktionsmethoden stehen die glanzvollen Untersuchungen von A. Gutbier [8] und seinen Mitarbeitern, der im Hydrazinhydrat ein geradezu ideales Mittel zur Darstellung außerordentlich reiner, haltbarer und hochkonzentrierter Hydrosole aufgefunden hat. Es wird mit sehr verdünnten Lösungen von Hydrazinhydrat gearbeitet, 1 : 2000, sowohl bei gewöhnlicher Temperatur wie auch bei Wasserbadhitze. Beim Zusetzen eines Schutzkolloids, wie vor allem ca. 1 prozentiger Lösungen von Gummi arabicum, vor der Reduktion erhält man sehr gut beständige Sole, wie solche von Gold, sowohl in blauer, als auch roter Modifikation, von Silber, Platin, Palladium, Iridium, Tellur, Selen. Das Hydrosol des Selens, das sich nach der Gutbierschen Hydrazinmethode sehr rein, haltbar und hochprozentig darstellen läßt, hat sich, intravenös verabreicht, bei der Behandlung krebsartiger Neubildungen gut bewährt und befindet sich unter dem Namen »Se-Sol« im Handel. Zu weiteren, sehr eleganten Darstellungsmethoden von Hydrosolen durch Reduktion ist A. Gutbier durch Verwendung von Hydroxylamin, Phenylhydrazinchlorhydrat, unterphosphoriger Säure, Schwefeldioxyd und Sulfiten gekommen. Sehr interessant ist die Entdeckung von A. Gutbier, daß man nach einer von ihm angegebenen Reduktionsmethode durch Phenylhydrazinchlorhydrat in ein und derselben Lösung zuerst rotes, dann violettes und schließlich blaues Goldsol gewinnen kann. Auch für die recht schwer herzustellende Hydrosole des Wismuts, Kupfers und Quecksilbers hat A. Gutbier [9] eine zuverlässige Methode mittels unterphosphoriger Säure auffinden können.
Fast gleichzeitig mit A. Gutbiers Arbeiten entstanden C. Paals [10] klassische Studien auf dem Gebiete der Kolloidchemie. Paals Methode beruht darauf, daß er die Reduktion mittels protalbin- und lysalbinsaurem Natrium oder Kalium ausführt, den Alkalisalzen von Eiweißabbauprodukten, die aus Eiweißstoffen durch Behandlung mit Alkalien gewonnen werden. Die hervorragende Bedeutung dieser Paalschen Reduktionsmittel liegt vor allem darin, daß diese Reduktionsmittel gleichzeitig ausgezeichnete Schutzwirkung auf anorganische kolloide Systeme auszuüben in der Lage sind. Die allgemeine Arbeitsmethode von Paal besteht in folgendem: Man gibt zu einer Lösung von protalbinsaurem oder lysalbinsaurem Natrium eine Lösung eines geeignet gewählten Salzes des herzustellenden Metalls bis zur quantitativen Fällung des Metallsalzes der verwendeten organischen Säure. Nach dem Waschen wird dieser Niederschlag in Natronlauge gelöst; es bildet sich dann ein Metallhydroxyd, das nun reduziert und damit in kolloidem Zustand erhalten wird. Die Reduktion gelingt bei manchen Metallen, wie Silber und Gold, bereits durch Erwärmen auf dem Wasserbad. In andern Fällen sind energische Reduktionsmittel notwendig; für die Darstellung von Platin-, Palladium-, Selen-, Tellur- und Kupfersolen Hydrazinhydrat, zur Bereitung von kolloidem Iridium Natriumamalgam, für Osmium Aluminium u.s.w. Auf diese Weise gelang es C. Paal und seinen Mitarbeitern, von vielen Metallen sehr hochprozentige Präparate von einem Gehalt von 80% und darüber herzustellen, reversible, leicht in Wasser lösliche, außerordentlich beständige Systeme. Gegen Elektrolyte sind die Paalschen Präparate im allgemeinen wenig empfindlich; die meisten sind in wässriger Lösung noch gegen 10 prozentige Kochsalzlösungen beständig, wenn auch Säuren bereits in geringer Konzentration Koagulationen veranlassen, die allerdings durch Wasser oder wässrige Alkalien sich wieder kolloid zerteilen lassen.
Von ganz eminenter Bedeutung, namentlich für die Technik, sind die großartigen Entdeckungen, die C. Paal und seine Mitarbeiter in bezug auf die katalytische Wirkung der kolloiden Platinmetalle machen konnten. Als interessante Einzelerscheinung sei vorangeschickt,[436] daß, wie C. Paal [11] und C. Amberger fanden, nicht nur gewöhnliches Palladiumblech oder Palladiumschwarz, sondern auch kolloides Palladium Wasserstoff in großer Menge aufzunehmen vermag und damit in Wasserstoffpalladium überzugehen. So gewann Paal ein Präparat auf trockenem Wege durch Ueberleiten von Wasserstoff über festes Palladiumsol bei einer Temperatur von 100110°, wobei 3 Atome Palladium ungefähr 1 Atom Wasserstoff okkludieren konnten. Der Palladiumwasserstoff, der im sein verteilten Zustand ein Pyrophor (s.d. Bd. 7, S. 307) ist, erweist sich als treffliches, sehr energisch wirkendes Reduktionsmittel.
Bei den umfangreichen Untersuchungen von C. Paal [12] und seinen Mitarbeitern über die katalytische Wirkung von kolloiden Platinmetallen hat es sich gezeigt, daß es gerade wiederum Wasserstoff war, auf welchen sie ganz energische Aktivierung ausübten. Die katalytische Wirkung der Platinmetallhydrosole wurde zunächst an deren praktisch gut meßbaren Einwirkung auf die Zersetzung von Wasserstoffperoxyd studiert und gefunden, daß Osmium die stärkste Zerfallsbeschleunigung bewirkt. Dann folgen dem Grad der katalytischen Wirkung nach Platin, Palladium, Iridium. Als ganz besonders wertvoll für organische Reduktionsprozesse hat sich der bereits erwähnte kolloide Palladiumwasserstoff erwiesen, mit dessen Hilfe es beispielsweise möglich ist, Nitrobenzol in genügender Ausbeute zu Anilin zu reduzieren. Ein ganz neues Arbeitsgebiet hat C. Paal erschlossen damit, daß er gezeigt hat, daß die Hydrierung der außerordentlich großen Zahl von ungesättigten organischen Verbindungen, wie ungesättigter Säuren, Aldehyde, Ketone, Diketone, Nitrile u.s.w., mit Hilfe seines kolloiden Wasserstoffpalladiums außerordentlich elegant bewerkstelligt werden kann. Aber auch die anorganische chemische Großtechnik bedient sich zu ihren häufig notwendigen Hydrierungen des hervorragend wirkenden Paalschen Wasserstoffpalladiumkolloids.
Weitere umfangreiche Untersuchungen zur Darstellung kolloider Lösungen auf dem Reduktionswege haben Henrich, Garbowsky und Vanino [13] ausgeführt. Im besonderen hat Henrich über die reduzierende Wirkung von mehrwertigen Phenolen berichtet, inwieweit sich diese zur Darstellung kolloider Lösungen verwenden lassen. Er hat mit Hydrochinon, Brenzkatechin und Pyrogallol die Hydrosole von Gold, Platin, Silber in teils gut beständiger Form darstellen können, ebenso wie Organosole der vorangehenden Metalle mit Alkohol, Aether, Aceton als Dispersionsmittel, die zum großen Teil durch prachtvolle Farben ausgezeichnet waren. Wie auch nach andern, nicht im kolloidchemischen Gebiete liegenden Versuchen vorauszusehen war, steigt die reduzierende Wirkung der mehrwertigen Phenole mit der Zahl der im Molekül befindlichen Hydroxylgruppen und nimmt auch dann ein Maximum an, wenn die Hydroxylgruppen in Ortho- und Parastellung sich befinden. Die Untersuchungen von Garbowsky erstrecken sich auf die Verwendung von mehrwertigen Phenolen (z.B. Phlorogluzin), Phenolsäuren (z.B. Salizylsäure, Protokatechussäure, Gallussäure, Tannin, Chinasäure), Aldehyden und Phenolaldehyden (z.B. Formaldehyd, Acet-Propyl-Valeraldehyd, Salizylaldehyd, Vanilin) zur Herstellung von Gold-, Platin- und Silbersolen. Besonders leicht waren mit den organischen Reduktionsmitteln von Garbowsky [14] kolloidale Lösungen von Gold und Silber darzustellen, die neben verhältnismäßig großer Beständigkeit durch die verschiedensten Farbennuancen ausgezeichnet sind. Die seltenen grünen Gold- und Platinsolen lassen sich nach Garbowskys Vorschrift bei Verwendung von Gallussäure als Reduktionsmittel erhalten. Vanino [15] und seine Mitarbeiter teilen umfangreiche Untersuchungen über die Darstellung von Goldsolen mit, wobei sie sich unter anderm folgender Reduktionsmittel bedienten: Phosphor, Formaldehyd, Benzolsuperoxyd in alkalischer Lösung, Glyzerin mit Kalilauge, Wasserstoffperoxyd und Ferrosulfat. Die durch diese Reduktionsmittel hergestellten kolloiden Goldlösungen sind nur geringprozentig, aber teilweise von großer Haltbarkeit und Farbenpracht.
An den Schluß der Reduktionsmethoden zur Darstellung kolloider Lösungen sei noch die sehr schöne Arbeit von Zsigmondy [16] gestellt, welche sich als ein kombiniertes Verfahren zwischen Reduktion und »Keimwirkung« erweist. Die Methode ist darin begründet, daß man eine sich sehr langsam vollziehende Reduktion von Edelmetallsalzlösungen einleitet und dann »impft«, ein Prozeß, der häufig zur Beschleunigung von Kristallbildungen angewendet wird und der im vorliegenden Fall darin besteht, daß man zur unvollkommen reduzierten Lösung des betreffenden Metallsalzes einen »Keim« in Form eines bereits fertigen Sols gibt. Dann geht auch das noch molekulardispers gelöste Metall in den kolloiden Zustand über, und zwar kann man nach dieser Methode die Teilchengröße des entstehenden dispersen Systems von vornherein bestimmen, je nach Wahl der Größe der Teilchen der zuzufügenden »Keime«.
Kolloide Silberlösungen durch Reduktion von mit Silberoxyd gesättigten Lösungen hat Kohlschütter [17] hergestellt, wobei er sich gasförmigen Wasserstoffs, der in die erwärmte Silberoxydlösung bei 5060° eingeleitet wird, bediente. Die auf diese Art hergestellten Silbersole sind von außerordentlicher Reinheit und können von etwa noch vorhandenem unverändertem Silberoxyd durch Behandlung der kolloiden Lösung in der platinierten Platinschale mittels Wasserstoff entfernt werden; das molekulardispers gelöste Silberoxyd scheidet sich in Form von Silberkristallen an den Schalenwandungen ab. An Stelle von Wasserstoff als Reduktionsmittel nach der Methode von Kohlschütter kann auch Kohlenoxyd [18] verwendet werden, wodurch allerdings weniger beständige Silbersole erhalten werden.
Neben den im Vorstehenden in kurzen Zügen geschilderten Reduktionsmethoden nehmen die Oxydationsmethoden zur Darstellung von kolloiden Lösungen nur eine bescheidene Stellung ein. Es handelt sich im wesentlichen um die Darstellung von kolloidem Schwefel durch Oxydation von Schwefelwasserstoff mittels schwefliger Säure. Die Ausarbeitung der Darstellungsmethoden von kolloidem Schwefel eine mit zahlreichen löslichen Schwefelverbindungen verunreinigte Suspension von kolloidem Schwefel wird vielfach als »Wackenrodersche Flüssigkeit« bezeichnet knüpft sich vor allem an die Namen Debus [19] und Raffo [20]. Alle Lösungen von kolloidem Schwefel sind wenig stabil und nicht in hoher Konzentration[437] herzustellen. Eine umfangreiche, sehr wertvolle Experimentaluntersuchung über kolloiden Schwefel hat Sven Odén in der neuesten Zeit ausgeführt, worüber der Verfasser berichtet in: »Nova acta regiae societatis scientiarum Upsaliensis 1913«.
Eine dritte Art der Darstellung nach Kondensationsverfahren beruht auf der Erscheinung der hydrolytischen Dissoziation. Zwar werden diese Darstellungsarten allgemein als »Hydrolysemethoden« bezeichnet, obwohl die dabei sich abspielenden Prozesse nicht das sind, was der moderne Anorganiker als »Hydrolyse« bezeichnet. Unter Hydrolyse versteht man (nach A. Gutbier) die Teilnahme des Wassers an einer chemischen, molekularen Reaktion. Ein typisches Beispiel hierfür ist das Wismuttrichlorid, das, mit Wasser zusammengebracht, das unlösliche Wismutoxychlorid gibt, neben der Bildung von Chlorwasserstoff.
Zu einer Bildung von Metall-(Wismut-)Ionen kommt es bei diesem Prozesse gar nicht; es beteiligen sich nur Moleküle an der Reaktion (natürlich mit Ausnahme des in wässeriger Lösung stark ionisierten entstandenen Chlorwasserstoffs). Ganz anders bei der hydrolytischen Dissoziation. Unter hydrolytischer Dissoziation versteht man die Teilnahme des Wassers an einer Ionenreaktion (nach A. Gutbier). Am klarsten liegen die Verhältnisse am Eisenchlorid, aus welchem sich in wässeriger Lösung von selbst kolloides Eisenhydroxyd bildet. Es befinden sich hier zunächst in Lösung Ferriionen und Chlorionen, ferner Wasserstoff- und Hydroxylionen, die auf dem Wege der elektrolytischen Dissoziation entstanden. Nachdem chemischen Axiom, daß sich immer bei einem Prozeß das am wenigst dissoziierte Produkt bildet, kommt es hier zu einer Wechselwirkung, bei welcher das von sämtlich möglichen Bildungskomponenten schwerstlösliche Ferrihydroxyd sich ausscheidet, und zwar in kolloidem Zustand:
Auf dem Wege der hydrolytischen Dissoziation sind neben dem bereits erwähnten Ferrihydroxydsol hergestellt worden kolloides Aluminiumhydroxyd, wobei von Aluminiumacetat [21] (oder einem basischen Salz [22] desselben) ausgegangen wurde. Ferner gelang nach der vorstehenden Arbeitsmethode die Bereitung von kolloidem Chromioxyd (Reinitzer [23]) aus Chromiacetat durch Dialyse nach vorangehendem Zusatz von Natriumacetat oder Natriumborat in der Wärme. Kolloides Zirkoniumoxyd stellten Rosenheim [24] und Hertzmann durch 8 Tage dauernde Dialyse von Zirkoniumacetat her; A. Müller [25] arbeitete mit demselben Erfolge bei der Verwendung von Zirkonnitrat. Ebenfalls von den Nitraten ausgehend, gelang W. Biltz [26] durch einfache Dialyse der wässerigen Lösungen im Kühnschen Pergamentschlauch außer den bereits erwähnten Solen die Darstellung von kolloidem Stanni-, Wismut, Ceri- und Thoriumoxyd.
Wegen der ebenfalls hierher gehörigen Methoden zur Darstellung kolloider Lösungen, die auf Verseifung organischer Verbindungen (Ferriäthylat, Kieselsäuremethylester und Kupfersuccinimid), sei auf die Originalarbeiten von E. Grimaux [27] und H. Ley [28] verwiesen.
An die Kondensationsmethoden, die zur Darstellung kolloider Lösungen führen, lassen sich jene ausgedehnten Arbeitsgebiete angliedern, die sich vor allem mit der Bereitung von kolloiden Sulfidsystemen beschäftigen, durch die ausfällende Wirkung von Schwefelwasserstoff entstanden, ferner mit kolloiden Metalloxyden und Metallhydroxyden, durch Fällung mit Alkalien bereitet, und endlich mit dispersen Halogenmetallen, durch Halogenwasserstoff oder Metallhalogeniden gefällt. Auf die einzelnen Arbeitsmethoden einzugehen, würde zu weit führen, indessen sind in der Literaturangabe [29] die bedeutendsten in Frage kommenden Arbeiten erwähnt.
Von der zweiten großen Klasse der Darstellungsarten kolloider Lösungen, den Dispersionsmethoden, interessieren zunächst jene Methoden, welche auf einer mechanisch-chemischen Dispersion beruhen.
Wie bereits eingangs erwähnt, geht man bei dieser Arbeitsmethode direkt vom Material der künftigen dispersen Phase aus, das zunächst im festen, kompakten Molekülverband vorliegt, aber auf Zusatz von molekulardispersen Lösungen, welche die Ionen der kolloiden Phase enthalten, nun ultramikroskopisch sein zerteilt wird. Es handelt sich also bei der mechanisch-chemischen Dispersion nicht um chemische Prozesse, sondern um Ionenreaktionen [30]. Zur Hydrosolbildung ist jeweils ein bestimmtes, mit der chemischen Natur der entstehenden kolloiden Phase identisches Ion notwendig, das eventuell erst durch den Prozeß des »Anätzens« eines Gels mit einem Lösungsmittel erzeugt wird und das nun in Gegenwart von genügend Dispersionsmittel (also im gegebenen Falle von Wasser) eine kolloide Zerteilung zu erzeugen in der Lage ist. Grundbedingung für die mechanisch-chemischen Dispersionsmethoden ist, daß, nach der einen Seite hin, das zu zerteilende Material bereits im möglichst sein zerteiltem Zustand vorliegt, um der zerteilenden Wirkung des hydrosolbildenden beigesetzten Ions keinen zu großen Widerstand entgegenzusetzen, und nach der andern Seite hin, die Konzentration des beizufügenden Ions in geeigneter Weise einzurichten. War zur vorläufigen, primären Zerteilung des die disperse Phase bildenden Materials zunächst eine hohe Ionenkonzentration[438] notwendig, so ist diese herabzusetzen durch Auswaschen Auswaschmethoden , war aber bei der vorläufigen Zerteilung des Materials das in zweiter Linie zerteilende, hydrosolbildende Ion nicht notwendig oder in geringer Konzentration, so muß es zugesetzt werden, damit es zur Hydrosolbildung in genügender Menge vorhanden ist Peptisationsmethoden. Wegen der speziellen Arbeitsmethoden sei auf die gerade für die Bedürfnisse des Technikers angeführte Literaturauslese [31] hingewiesen.
Von ganz hervorragendem Interesse ist endlich die letzte der anzuführenden Methoden zur Darstellung kolloider Lösungen, diejenige, welche sich zur Bildung der dispersen Phase des elektrischen Stroms bedient. Die elektrischen Dispersionsmethoden sind einesteils darauf begründet, daß man das zu zerteilende Material, in ein geeignetes Dispersionsmittel getaucht, als Elektroden eines Davyschen Lichtbogens benutzt, andernteils darauf, daß man dem zu zerstäubenden Material als Anode gegenüber dem Dispersionsmittel als Kathode eine mehr oder minder hohe Spannungsdifferenz gibt.
Die Dispersionsmethode mit Hilfe des elektrischen Lichtbogens ist vor allem an den Namen Bredig [32] geknüpft. Bredig verwendete zu seinen Zerstäubungsversuchen Gleichstrom in der Stärke von 510 Ampère und einer Spannung, die zwischen 30 und 110 Volt variieren kann. Das zu zerstäubende Material wurde in Drahtform verwendet und in destilliertes Wasser von der Leitfähigkeit 23 · 10-6 untergetaucht. Nach Vorschalten eines entsprechenden Regulierwiderstandes werden die beiden Drahtelektroden einander genähert, bis sie sich berühren, um einen kleinen Kurzschluß zu erzeugen, dann langsam auf einige Millimeter voneinander entfernt, damit sich ein Lichtbogen zwischen beiden Elektroden bilden kann. Auf diese Weise gelang es Bredig, Hydrosole von Gold, Silber und Platin herzustellen, die in ihren Eigenschaften den auf chemischem Wege hergestellten (z.B. nach der Hydrazinhydratmethode) vollkommen identisch waren. Auch eine große Zahl andrer Sole wurde nach dem Bredigschen Verfahren hergestellt, so Nickel, Kobalt, Kupfer, Aluminium, Eisen, Wismut, wobei zum Teil die disperse Phase in Form des Metalloxyds erhalten wurde (z.B. beim Eisen und Aluminium). Da die Bredigsche Methode zur Herstellung von dispersen Systemen versagt, sobald das Dispersionsmittel organischer Natur ist, hat The Svedberg [33] ein außerordentlich interessantes Zerstäubungsverfahren ausgearbeitet, wobei man sich der oszillatorischen Entladung bedient.
Auf dem Gebiete Dispersionen vermittelst kathodischer Beladung des Materials ohne Lichtbogen = Kathodische Zerstäubung hat E. Müller [34] außerordentlich interessant und erfolgreich gearbeitet. Die grundlegenden Versuche waren kurz folgende: In destilliertem Wasser wurde das zu zerstäubende Material mittels eines Platindrahtes festgehalten, in etwa 5 cm Abstand einem Platinblech gegenübergestellt und, das Material als Kathode, das Platinblech als Anode geschaltet, eine Spannungsdifferenz von 220 Volt angelegt; dann fand sogleich eine Hydrosolbildung statt: tombakbraune Wolken von Tellur, korallenrote von Selen und milchig weiße von Schwefel zerteilten sich in der Dispersionsflüssigkeit. Besonders sei noch hervorgehoben, daß E. Müller und seine Mitarbeiter diese Prozesse quantitativ an einem umfangreichen Versuchsmaterial verfolgten.
An dieser Stelle sei auch noch kurz auf die bedeutende Rolle hingewiesen, welche die Kolloide in der Technik [35] spielen.
Die Glasindustrie bedient sich schon seit den ältesten Zeiten zahlreicher Kolloide, um die Glasmasse zu färben. Es sei nur an das Rubinglas (Cassiusscher Goldpurpur) erinnert. Aber auch Silber, Kupfer, Tellur und andre Kolloidmaterialien bedingen die teilweise hervorragend opolisierende und irisierende Färbung von Glas, Porzellan und Ton.
Die Spiegelindustrie verwendet durch Reduktion hergestellte Silbersole, in der Verarbeitung von Kautschuk und Leder ist dem kolloiden Zustand der breiteste Raum gegeben, ebenso wie in der Abwasserfrage die Reinigung wohl zum größten Teil auf das riesige Absorptionsvermögen der Kolloide zurückzuführen ist. Ein zum großen Teil noch unerschlossenes, aber sicherlich noch außerordentlich fruchtbares Gebiet, die Verwendung der Kolloide in der praktischen Wissenschaft, vor allem in der Medizin, liegt noch vor uns.
Literatur: [1] Th. Graham, Philos. Transact. 1861, 183; Liebigs Annalen 1862, 121, 177. [2] Wiedemanns Ann. d. Phys. (Neue Folge) 64, 217232 (1898). [3] Ostwald, Wo., Zeitschr. f. Chemie und Ind. d. Kolloide 1, 291300; 331341; 1907. [4] R. Zsigmondy, Kolloidchemie 1912. [5] W. Bilz, Ber. 1904, 37, 10951116. [6] W. Ostwald, Lehrbuch d. allgem. Chemie 1906, 2. Aufl., 2, 3, 217 ff.; Ders., Grundriß d. Kolloidchemie, Dresden 1909, S. 390445; H. Freundlich, Kapillarchemie, Leipzig 1909. [7] The Svedberg, Die Methoden zur Herstellung kolloider Lösungen anorganischer Stoffe, Dresden 1909. [8] A. Gutbier, Zeitschr. f. anorg. Chemie 1902, 31, 448450. [9] A. Gutbier, Zeitschr. f. anorg. Chem. 1902, 31, 448450; 32, 5154 (1902); 91 (1902); 106107 (1902); 347356 (1902). A. Gutbier und F. Resenscheck, Zeitschr. f. anorg. Chem. 1904, 39, 112114 (1904); 40, 264267 (1904). A. Gutbier und G. Hofmeier, Journ. f. prakt. Chemie 1905, 71, 358365, 452458 (1905); Zeitschr. f. anorg. Chem. 44, 225228 (1905); 45, 7780 (1905). [10] C. Paal und C. Amberger, Ber. 37, 124139 (1904); Journ. s. prakt. Chemie [2] 71, 358365 (1904); Ber. 38, 13981405 (1905); 40, 13921404 (1907). [11] C. Paal und C. Amberger, Ber. 38, 1399 (1905). [12] C. Paal und C. Amberger, Ber. 38, 14061409, 2414 (1905); 40, 22012208 (1907); C. Paal und J. Gerum, Ber. 40, 22092220 (1907); 41, 22732282 (1908); C. Paal und K. Roth, Ber. 41, 22832291 (1908). [13] F. Henrich, Ber. Dtsch. chem. Ges. 36, 609616 (1903). [14] L. Garbowsky, Ber. Dtsch. chem. Ges. 36, 609616 (1913). [15] L. Vanino, Ber. d. Dtsch. chem. Gesellsch. 38, 463466 (1905); 39, 16961700 (1906). J. f. pr. Chem. (2) 73, 575576 (1906). L. Vanino und F. Hartl, Kolloid-Zeitschrift 1, 272274 (1907); 2, 51 (1907). [16] R. Zsigmondy, Zeitschr. f. phys. Chem. 56, 6576 (1906); 56, 7782 (1906). [17] P. Kohlschütter, Zeitschr. f. Elektrochem. 14, 4965 (1908). [18] Monatsh.[439] f. Chem. 26, 525530 (1905), und 27, 7174 (1906). [19] H. Debus, Journ. chem. soc. 53, 278357 (1888). Liebigs Ann. 244, 76189 (1888). Chem. News 57, 87 (1888). [20] M. Raffs, Koll.-Zeitschrift 2, 358 (1908). [21] Vgl. die Arbeiten von: A. Scheurer-Kestner, Ann. de Chim. et de Phys. (3) 57, 231 (1859). L. Péau de Saint-Gilles, III. Compt. rend. de l'Acad. des sciences 40, 568571, 12431247 (1855). Journ. s. prakt. Chem. 66, 137 (1855). W. Biltz, Ber. d. Dtsch. chem. Ges. 35, 44314438 (1902). [22] Gay-Lussac, Ann. d. Chim. et de Phys. 74, 193197 (1810). W. Crum, Journ. Chem. Soc. 6, 217; Ann. d. Chem. u. Pharm. 89, 156 bis 181 (1853); Journ. s. prakt. Chemie 61, 390391 (1854). [23] B. Reinitzer, Monatsh. f. Chem. 3, 249271 (1883). [24] A. Rosenheim und J. Herzmann, Ber. Dtsch. chem. Ges. 40, 810814 (1907). [25] A. Müller, Zeitschr. f. anorg. Chem. 52, 316324 (1907). [26] W. Biltz, Ber. Dtsch. ehem. Ges. 35, 4431 bis 4438 (1902). [27] E. Grimaux, Compt. rend. de l'Acad. des sciences 98, 105107 (1884). Ber. Dtsch. chem. Ges. 17 : 3, 104 (1884). Compt. rend. de l'Acad. des sciences 98, 14851488 (1884). Ber. Dtsch. chem. Ges. 17 : 3, 344 (1884). [28] H. Ley, Ber. Dtsch. ehem. Ges. 38, 21992203 (1905). [29] J.J. Berzelius, Kolloides Schwefelarsen. Lehrb. d. Chem., 3. Aufl., 3, 65 (Dresden und Leipzig 1834), 5. Aufl., 2, 269 (Dresden und Leipzig 1844). Kolloides. Chlorsilber. Lehrbuch d. Chem., 3. Aufl., 4, 624 (Dresden und Leipzig 1835). W. Skey, On the application of jodine and bromine for the Detection of gold when in minute quantities. Chem. News 22, 245246 (1870). Th. Graham, Liquid Diffusion applied to analytis. Phil. Trans. 151, 183224 (1861); Compt. rend. de l'Acad. des sciences 59, 174182 (1864); Ann. de Chem. et de Phys. (4) 3, 127 (1864). H. Schulze, Schwefelarsen in wässeriger Lösung. Journ. s. prakt. Chem. (2) 25, 431452 (1882). Antimontrisulfid in wässeriger Lösung. Journ. s. prakt. Chem. (2) 27, 320322 (1882). L. Hoffmann und G. Krüß, Ueber die Sulfide des Goldes. Ber. Dtsch. chem. Ges. 20, 23692376 (1887). E.A. Schneider, Ueber kolloide Sulfide des. Goldes. Ber. Dtsch. chem. Ges. 24, 22412247 (1891). A. Lottermoser, Ueber kolloides Quecksilber. Journ. s. prakt. Chem. (2)
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Dies., Verfahren zur Darstellung fester, wasserlöslicher Silbersalze in kolloider Form enthaltenden Präparate. [Patent] D.R.P. Kl. 12 p, Nr. 175794 v. 4. Nov. 1903 (13. Okt. 1906). Chem. Fabrik von Heyden, Akt.-Ges., Verfahren zur Herstellung fester, wasserlöslicher Halogen Quecksilberoxydulsalze in kolloider Form enthaltender Präparate. [Patent] D.R.P. Kl. 12 p, Nr. 165282 v. 7. Febr. 1903 (14. Nov. 1905). Ders., Verfahren zur Herstellung eines festen, wasserlöslichen Silberchromates in kolloider Form enthaltenden Präparates. [Patent] D.R.P. KL 12 p, Nr. 166154 v. 7. Febr. 1903 (8. Dez. 1905). [30] Vgl. A. Lottermoser und A. Rothe, Zeitschr. f. physik. Chemie 62, 359383; ferner Kolloid-Zeitschrift 3, 31 (1908). [31] H. Davy, An Account of some new analytical Researches on the Nature of certain Bodies, particularly the Alkalis, Phosphorus, Sulphur, Carbonaceous Matter, and de Acids hitherto undecompounded; with some general observations on chemical Theory. Phil. trans. 1809, Part. I, 39104, spez. 78 (1808). Ders., Versuche über die Zersetzung und Zusammensetzung der Boraxsäure. Schweigg. Journ. f. Chem. u. Physik 2, 4857 (1811). J.J. Berzelius, Kolloid. Silizium. Ann. d. Phys.u. Chemie (2) 1, 221 ff. Kolloides Bor. 1. c. (2) 2, 139. Kolloides Zirkon. 1. c. (2) 4, 122. Kolloide Zirkonerde. 1. c. (2) 4, 139. Ders., Ueber kolloide Schwefelsalze. Ann. d. Phys.u. Chemie (2) 7, 261 (1826). Ders., Kolloides Kieseldioxyd, Lehrbuch d. Chemie, 3. Aufl., 2, 122, 123 (Dresden und Leipzig 1833); kolloides Bor. 1. c. 1, 320, 321. Kolloides Wolframsulfid. 1. c. 3, 126 (1834). Kolloides Schwefelosmium 1. c, 209. Kolloides Schwefeliridium 1. c, 222. Kolloides Schwefeleisen 1. c, 439. Th. Graham, Ueber die Eigenschaften der Kieselsäure und andrer analoger Kolloidsubstanzen. Ann. d. Chem. u. Pharm. 135, 6579 (1865). Compt. rend. de l'Acad. des Sciences 59, 174182 (1864). F. Reindel, Ueber Berlinerblau. Journ. s. pr. Chem. 102, 3846 (1867). Ders., Das lösliche Berlinerblau. 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[Patent]. Oesterreichische Patentanmeldung Kl. 12 b, Nr. A 2573/06 v. 26. April 1906. Ders., Verfahren zur Peptisation von koagulierten, kolloiden Elementen. [Patent]. Oesterreichische Patentanmeldung, Kl. 12 b, Nr. A 2572/06 v. 26. April 1906. Ders., Verfahren zur Peptisation der koagulierten Kolloide der Elemente: Chrom, Molybdän, Uran, Wolfram, Vanadin, Tantal, Niob, Titan, Thorium, Zirkonium, Bor und Silizium. [Patent]. D.R.P. Kl. 12 g, Nr. 186980 v. 28. April 1906 (19. Juli 1907). A. Lottermoser, Ein Beitrag zur Darstellung von Hydro- und Organosolen der Metallsulfide. Journ. s. prakt. Chem. (2) 75, 293306 (1907). A. Lottermoser und A. Rothe, Beiträge zur Kenntnis des Hydrosol- und Hydrogelbildungsvorgangs. Adsorption von Silbernitrat und Jodkalium durch amorphes Jodsilber. Zeitschrift s. physik. Chemie 62, 359383 (1908). A. Müller, Ueber die Herstellung kolloider Lösungen durch Anätzung von Hydrogelen. Zeitschr. f. Chem. u. Ind. d. Kolloide 2, Suppl. 68 (1907). 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J. Huber.
1 | Für die weiterhin im Texte verwendete Terminologie waren die von Wo. Ostwald [3] vorgeschlagenen Bezeichnungen maßgebend. Disperse Systeme (= kolloide Lösungen) werden allgemein als Sole bezeichnet. Ist das Lösungs(= Dispersions)mittel Wasser, so spricht man von Hydrosolen, tritt an Stelle von Wasser Alkohol, so gebraucht man den Ausdruck Alkosol, im allgemeinen Fall eines organischen Lösungsmittels: Organosol. Beim Eindampfen kolloider Lösungen bleiben Trockenrückstände, die allgemein als Gele bezeichnet werden, wenn sich dieselben nicht mehr selbständig wieder zu kolloiden Lösungen zerteilen. Für den Fall, daß der Trockenrückstand wieder mit dem Dispersionsmittel die ursprüngliche kolloide Lösung gibt, bezeichnet man ihn nach Lottermoser (Ueber anorganische Kolloide, Stuttgart 1901) als festes Sol. Kolloide Systeme, deren disperse Phase nach dem Eintrocknen sich in dem Dispersionsmittel wiederum vollkommen zerteilt, werden als reversibel angesprochen. Irreversibel nennt man solche dispersen Systeme, deren Trockenrückstand mit dem Lösungsmittel nicht wieder vollkommen in den kolloiden Zustand übergeht. |
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