Schnellpresse

[928] Schnellpresse (hierzu Tafel »Schnellpressen I-IV«), im Gegensatz zur Handpresse (s. Presse, S. 284) ein Apparat, der alle Manipulationen des typographischen oder lithographischen Druckes, höchstens mit Ausnahme des Einlegens der Druckbogen, selbsttätig ausführt und zwar in einem vielfach beschleunigten Tempo. Friedrich König (s. d. 2) erfand 1810 in London unter Beihilfe des Mechanikers A. F. Bauer (s. d. 2) eine Flachdruckmaschine, die noch die meisten Bestandteile der alten Holzpresse enthielt, das Einschwärzen der Schrift (Auftragen der Farbe) jedoch mit Walzen anstatt mit Ballen selbsttätig besorgte und auch mehr als das Doppelte der erstern leistete. König gab indes das Prinzip des Flachdrucks auf und setzte an Stelle der druckenden Platte (Tiegel) eine große Walze (Zylinder), die in drei Felder geteilt war. Diese waren mit dünnem Filz bezogen und dienten zur Abgabe des Druckes; war das Papier auf eins derselben gelegt, so wurde es durch Rähmchen, die später durch Schnüre ersetzt wurden, daselbst während des Druckes festgehalten. Diese Maschine lieferte 800 Drucke in der Stunde. In dem Patent dieser ersten Zylinderdruckmaschine (1811) waren die Einrichtung für einen zweiten Druckzylinder und ein ganzes kombiniertes Walzensystem vorgesehen. 1813 nahm König ein drittes Patent und baute Maschinen mit zwei Druckzylindern, so daß die Schriftform bei jedem Hin- und Hergang zweimal eingeschwärzt und gedruckt wurde. Dies führte zu einem Gesamtergebnis von 1100, später, nach weitern Vervollkommnungen, von 2000 Drucken in der Stunde. Dem Bau der Doppelmaschine folgte der der Schön- und Widerdruck- oder Komplettmaschinen (1814), die an jedem Ende ein Farbewerk besaßen; auch ging die Form nicht mehr unter beiden Druckzylindern durch, sondern jeder derselben druckte eine besondere Form; der Bogen wurde vermittelst Schnüren und eines Leitungstuchs von einem Zylinder auf den andern übergeführt, so daß er auf beiden Seiten fertig bedruckt die Maschine verließ. Sie lieferte 900–1000 beidseitig bedruckte Bogen in der Stunde. 1813 ließen sich Bacon und Donkin in London eine S. patentieren, bei der die Schrift auf einem prismatischen, sich drehenden Zylinder stand, der seine verschiedenen von einem Walzenapparat eingeschwärzten Seiten an einem zweiten, ebenfalls prismatischen Druckzylinder zum Empfang des Druckes vorbeiführte; diese Maschine gelangte niemals zur Einführung in die Praxis. Bacon und Donkin wendeten zuerst anstatt Walzen aus Leder solche aus Sirup und Leim zur Erzielung guter Färbung an.

Den Mechanismus der S. zeigt Tafel I, Fig. 1. Die Einfärbung der Schrift kann mittels Tischfärbung oder Zylinderfärbung, oder auch durch Kombination beider Systeme geschehen; bei ersterer erfolgt die gleichmäßige Verteilung der Farbepartikelchen durch Verreibung auf vor oder hinter dem Fundament angebrachten Farbtischen, bei letzterer geschieht es auf mehreren übereinander gelagerten Walzen (einfache oder doppelte [übersetzte] Färberei); die Zahl der Auftragwalzen beträgt 2 oder 4, Ausnahmen mit 3 Walzen kommen auch vor; das gleiche gilt von der Zahl der ihnen übergelagerten Verreiber der Druckfarbe.

Die Grundzüge der S. haben mit ihrer Ausbreitung wesentliche Modifikationen erfahren; eine sehr wichtige Verbesserung war die Ersetzung der Zuführbänder oder Schnüre durch am Druckzylinder angebrachte bewegliche Klammern (Greiser), die das zu bedruckende [928] Papier festhalten, die Faltenbildung verhindern, auch nebst den Punkturen (im Zylinder befestigte Stahlstifte) ein vollkommen genaues Aufeinanderpassen der Seiten (Registerhalten) ermöglichen. Die Punkturen sind jetzt zum Teil durch eine Vorrichtung, die ein durchaus exaktes Anlegen des Papiers gestattet, in Wegfall gekommen, und auch das Auslegen des fertig gedruckten Bogens wurde durch Anbringen von Geradeschiebern verbessert. Anlegeapparate, die das Papier dem Druckzylinder automatisch zuführen, sind erfunden worden und arbeiten zu vollkommener Zufriedenheit. Der Bewegungsmechanismus des Karrens wurde ebenfalls vervollkommt; er besteht aus Krummzapfen- oder Kurbel-, Eisenbahn- und Kreisbewegung. Der gleichzeitige Druck zweier Farben wurde, nachdem die von Congreve (s. d. 2) hierfür erfundene Maschine den Anforderungen der Gegenwart nicht mehr entsprechen konnte, durch eine von Wilhelm v. König, dem ältesten Sohne des Erfinders Friedrich König, erfundene, von der Firma König u. Bauer zu Kloster-Oberzell bei Würzburg zuerst erbaute Zweifarbenmaschine ermöglicht. Eine Flachdruck- oder Tiegeldruckmaschine großen Formats wurde 1840 von dem Schweden Holm konstruiert, und man bediente sich ihrer namentlich zum Druck von illustrierten Werken; die hohe Vollendung des Zylinderdruckes hat diese, Skandinaviapresse genannte Maschine aber verdrängt.

Um den sich täglich steigernden Anforderungen des Zeitungsdruckes zu genügen, übernahm es 1828 Applegath in London, eine vierzylindrige S. mit einer Leistungsfähigkeit von 4000 Exemplaren in der Stunde zu erbauen; 1846 aber baute Little daselbst eine vierzylindrige Druckmaschine, die stündlich 6000 Exemplare lieferte. 1835 hatte Rowland Hill versucht, Druckmaschinen zu konstruieren, bei denen der Satz aus konisch geformten Typen auf einen rotierenden Zylinder gestellt wurde; da er jedoch den Durchmesser des Zylinders viel zu gering wählte, so mißlang der Versuch. Applegath stellte 1846 die zu druckenden Typenformen, den Schriftsatz durch konische Spaltenlinien und Schrauben befestigend, auf die Außenseite eines großen, 200 Zoll englisch im Umfang haltenden senkrechten Zylinders, der zwischen den Typenformen auch glatte Flächen zum Verreiben der Farbe trug. Rings um diesen großen Typenzylinder standen, ebenfalls senkrecht, acht Druckzylinder und zwischen ihnen die Farb- und Reibwalzen sowie die Apparate zum Einführen des Papiers, das, oben im Kreis horizontal angelegt, durch den Mechanismus in eine senkrechte Lage gebracht und zum Druck befördert wurde. Bei jeder Umdrehung des innern Typenzylinders wurden somit acht Bogen auf einer Seite bedruckt, und die Leistungsfähigkeit dieser S. betrug 12,000 Drucke in der Stunde. Sie diente für den Druck der »Times«, bis sie 1862 durch Hoes sogen. Lightning- oder Mammutpresse ersetzt ward. Hoe in New York legte den Zylinder horizontal, goß mit Hilfe der Papierstereotypie (s. Stereotypie) gebogene, den Segmenten des Schriftzylinders genau entsprechende Schriftplatten, den Plattenzylinder umlegte er mit bis zu zehn Druckzylindern und deren Farbwalzen, und da ersterer 2000 Umdrehungen in der Stunde machen konnte, so lieferte eine solche S. stündlich bis at 20,000 einseitige Drucke.

Schon 1832 hatten sich König u. Bauer zum Bau von vierfachen Maschinen erboten, auch den Druck auf endloses Papier für möglich erklärt, von deren Bau jedoch abgesehen, weil das Bedürfnis hierfür fehle; 1840, das Jubeljahr der vor 400 Jahren erfolgten Erfindung der Buchdruckerkunst, wurde durch einen bedeutungsvollen Fortschritt im Bau der S. gekennzeichnet. Bauer führte die Kreisbewegung in deren Betrieb ein, 1847 aber erhielt die »Kölnische Zeitung« eine vierfache, von Bauer konstruierte S. mit drei Druckzylindern, von denen der mittlere beim Hin- und Hergang der Form, die äußern aber nur je einmal druckten, so daß jeder Doppelweg des Schriftsatzes vier Abdrücke ergab. Sie lieferte 6000 Drucke in der Stunde; zum Auslegen der bedruckten Bogen wandte man hier zum erstenmal eine Art Rechen, den mechanischen Ausleger, an.

In Frankreich, wo die erste S. 1823 aus England eingeführt worden war, ging Marinoni von der vierfachen S. zu einer Art Rotationsmaschine über, die nach demselben Prinzip wie die Hoesche Mammutschnellpresse von kreisförmig gebogenen Stereotypen druckte, durch kleinen Druckzylinder jedoch größere Schnelligkeit ermöglichte. Diese Maschinen besaßen indes in der großen Zahl der Bedienungsmannschaft sowie in dem komplizierten System von Führungsbändern Mängel, die beim Zeitungsdruck oft Störungen verursachten; Abhilfe bot erst die Anwendung des sogen. endlosen Papiers beim Druck auf hierfür geeigneten Rotationsmaschinen mit ununterbrochener, stets in Einer Richtung erfolgender Drehung der Platten- und der Druckzylinder. Dies gelang dem Amerikaner Bullock mit seiner 1863 in Amerika patentierten Rotationsmaschine, bei der die Stereotypen auf zwei großen Zylindern für Schön- und Widerdruck angebracht sind, auf die das Papier direkt von der Rolle gelangt, und von wo es durch einen eigenartigen Ausleger aus Riemen abgenommen und niedergelegt wird. Diese S., die aber nur in Amerika beim Zeitungsdruck größere Verbreitung gefunden, liefert 12–15,000 Exemplare eines großen Zeitungsbogens in der Stunde. In England hatte 1862 ein Amerikaner, Wilkinson, ein Modell einer Maschine zum Druck von endlosem Papier ausgestellt, und dieses soll den spätern Erbauern (1867–72) der Walterpresse, so genannt nach dem Besitzer der »Times«, der die Mittel hergab zu ihrer Konstruktion, zum Vorbild für ihre S. gedient haben.

Die ersten Rotationsmaschinen auf dem Kontinent zum Druck endlosen Papiers, zwei Walterpressen, wurden in der Druckerei der »Presse« zu Wien 1873 aufgestellt, und der Konstruktion dieser Walterpresse ist die »Maschinenfabrik Augsburg« bei Herstellung ihrer Rotationsmaschine in allen wesentlichen Teilen gefolgt. Heute baut man auch Rotationsmaschinen für den Illustrationsdruck sowie für Zwei- und Mehrfarbendruck, und die auf Tafel II gegebene Abbildung zeigt eine Rotationsmaschine für Zweifarbendruck, wie sie von der Vereinigten Maschinenfabrik Augsburg und Maschinenbaugesellschaft Nürnberg, Aktiengesellschaft, Werk Augsburg, jetzt gebaut wird. Während die Rotationsmaschinen für Zeitungsdruck in der Regel für ein feststehendes Format hergestellt werden, ist die Maschine für veränderliche Formate und Werkdruck (eine Erfindung Wilhelms v. König); sie bedruckt das Papier auf beiden Seiten und unterscheidet sich in ihrer Konstruktion von den bisherigen Maschinen besonders dadurch, daß sie für jeden Plattenzylinder einen Druckzylinder besitzt, während die Zweifarbenmaschinen der frühern Konstruktion für je zwei Plattenzylinder einen gemeinschaftlichen Druckzylinder besaßen; durch diese Einrichtung aber ist es möglich, zwei Farben auf einmal nicht nur nebeneinander,[929] sondern auch auseinander zu drucken, auch ist dadurch die Zurichtung der einzelnen Farben wesentlich erleichtert. Die Bogen werden von der Maschine selbsttätig vor dem Druck abgeschnitten, und ihre Führung um die Druckzylinder erfolgt auf pneumatischem Wege.

Zwillingsrotationsmaschinen, wie sie namentlich von Tageszeitungen mit starken Auflagen angewendet werden, besitzen eine große Anpassungsfähigkeit an die wechselnden Bedürfnisse des Zeitungsdruckes insofern, als die Gangart der beiden Druckwerke gewechselt und verschieden breite Rollenpapiere verwendet werden können. Die Leistungsfähigkeit der Zwillingsmaschinen beträgt in der Stunde 12–13,000 Exemplare zu 32,28,24,20,18,16 Seiten, bei weniger Seitenzahlen verdoppelt und vervielfältigt sich die Zahl der gedruckten Exemplare; zweiseitige Blätter können über 100,000 in der Stunde geliefert werden. Der Bau der Zwillingsmaschinen ist in der Größe bedeutend gesteigert worden; dieselben haben aber doch den an ihre Leistungsfähigkeit gestellten Anforderungen bald nicht mehr genügt, und man hat von drei, vier und sechs Rollen druckende Rotationsmaschinen gebaut, die 50,000 und mehr Exemplare von Zeitungen großen vielseitigen Formats in der Stunde drucken, salzen und zählen. Da Rotationsmaschinen aber Stereotypieeinrichtungen erfordern, so sind sie für Zeitungen mit mittlern Auflagen meist zu kostspielig in Anschaffung und Betrieb; die aus Amerika gekommene, Duplex genannte S., die direkt vom Satz und von flachen Formen in der Stunde 5–6000 Exemplare von 4–12 seitigen Zeitungen von der Rolle druckt, erweist sich deshalb als eine weitere Vervollkommnung der S. für den Zeitungsdruck.

Die Fabrik von König u. Bauer in Kloster-Oberzell baute zuerst die Vielfarbendruckmaschine, die, obwohl anfänglich nur für den Nebeneinanderdruck der Farben bestimmt, jetzt auch zum Übereinanderdruck derselben dient. Eine von dem russischen Ingenieur und Kattundrucker Orloff nach ihm benannte Vielfarbendruckmaschine hat sich im Bilderdruck nicht bewährt, leistet indes im Nebeneinanderdruck von Farben, wie er beim Druck des Liniennetzwerks von Banknoten und Wertpapieren etc. vorkommt, durchaus Befriedigendes.

Eine Zwei-, resp. Vierfarbendruckmaschine eigner Art ist von Edouard Lambert in Paris konstruiert worden. Die Formen stehen bei derselben auf einer langen Bahn hintereinander, jede hat ihren eignen Druckzylinder und Farbwerk, und das Papier wird nur bei der ersten angelegt, dann aber von einem Zylinder zum andern automatisch weitergeführt; es sollen damit stündlich 1000 Exemplare in vier Farben gedruckt werden können. Aber nicht bloß in der Erhöhung der Schnelligkeit des Druckes und im Mehrfarbendruck Vorzügliches zu leisten ist man während des letzten Jahrzehnts besonders bestrebt gewesen, auch den feinern Werkdruck in Quantität und Qualität durch geeignete Maschinen zu fördern, wurde mit Erfolg vorgegangen. Von König u. Bauer sind in Deutschland zuerst, um diesen Ansprüchen zu genügen, zwei Maschinen konstruiert worden, von denen die Maschine mit Frontbogenausgang namentlich für chromotypographischen Druck berechnet ist (Tafel I, Fig. 2), während die andre, die Zweitourenmaschine, beim Druck von Autotypien Schnelligkeit mit höchster Präzision und Druckkraft vereinigt. Das Farbwerk beider Maschinen ist das vollkommenste; Zylinder- und Tischfärbung sind dabei verbunden; auch der Punkturapparat ist wesentlich verbessert, und dem einen präzisen Mehrfarbendruck unmöglich machenden Einreißen der Punkturlöcher ist vorgebeugt.

Die Zweitourenmaschine, die jetzt von den meisten Druckmaschinenfabriken in Deutschland gebaut wird, hat mit der für Chromotypie das kombinierte Färbereisystem gemein sowie das Festhalten des Bogens während der ganzen Dauer des Druckes und seine Ausführung zur Frontseite der Maschine, unterscheidet sich aber dadurch wesentlich, daß ihr Druckzylinder nicht still steht, sondern sich ununterbrochen in einer Richtung dreht behufs Erzielung erhöhter Schnelligkeit des Druckes. Die Bogen können bei ihr nicht punktiert werden, und sie ist deshalb ungeeignet zum Druck chromotypischer Arbeiten; ein vervollkommter Anlegeapparat ermöglicht jedoch den Druck seiner Werke und Illustrationen selbst bis zu 1500 Exemplaren in der Stunde, während weniger anspruchsvolle Arbeiten bis zu 2500 Bogen in gleicher Zeit geliefert werden können. Die Zweitourenmaschine kann mit vier oder drei Auftragwalzen arbeiten, dadurch die Möglichkeit gewährend, der Satzform in ihrer schmalen Richtung größere Ausdehnung zu geben. Eine Luftbremse bricht den Rückstoß des Karrens und erhöht dadurch die Leistungsfähigkeit und die Dauer der Maschine.

Chromotypie- und Illustrationsdruckschnellpressen erfordern einen besonders kräftigen Bau, um den hierfür notwendigen starken Druck auszuführen, bez. Widerstand zu leisten. Zu diesem Zweck werden sie jetzt auch mit vier Bahnen für Karren und Form gebaut. Die Maschinenfabrik von Rockstroh u. Schneider Nachfolger A.-G. in Heidenau-Dresden baute 1896 als erste vierbahnige Schnellpressen, die auch die arbeitfördernde Besonderheit besitzen, daß an ihnen nicht der Druckzylinder, sondern das Fundament gestellt werden kann; die Frontbogenausführung aber ersetzen sie durch eine pneumatische Vorrichtung, die den Bogen am hintern herunterhängenden Ende der Maschine ansaugt und ihn glatt mit dem Druck nach oben auf den Auslegetisch legt, durch welche Einrichtung eine raumsparende Kürzung der Maschine ermöglicht wird.

Noch eine dritte verbesserte Druckmaschine ist während des letzten Jahrzehnts gebaut worden: eine Komplettmaschine für Schön- und Widerdruck, die sowohl von der Papierrolle als auch geschnittene Bogen drucken kann und mit stellbarer Abschmutzvorrichtung versehen ist.

Die von der Maschinenfabrik Johannisberg in Geisenheim a. Rh. gebaute, beim Vor- und Rückgang druckende Maschine mit schwingendem Zylinder (Tafel III) ist noch wesentlich vervollkommt worden, und die Fabrik baut jetzt auch eine besonders kräftige S. für feinsten Autotypiedruck, wie solche infolge der großen Entwickelung des Illustrationsdruckes allgemein verlangt werden. Überhaupt hat sich der Druckmaschinenbau in dieser Richtung in jüngster Zeit außerordentlich entwickelt; alle guten deutschen Druckmaschinenfabriken sind mit Erfolg auf diesem Felde tätig.

Der Fortschritt im Druckwesen hat auch eine wesentliche Förderung erfahren durch die Einführung von Elektromotoren als Antriebsmechanismen; sie sind nicht nur jederzeit betriebsbereit, sondern ersparen auch Transmissionen, Vorgelege etc. sowie jede Konsumtion von Triebkraft während gelegentlichen Stillstands der Maschine, der sie einen gleichmäßigen Gang sichern.

Als eine Vervollkommnung des Schnellpressendruckes sind auch die automatischen Bogenanleger zu bezeichnen. Ihre Herstellung ist ein schon[930] mehr als 30 Jahre verfolgtes Problem, bei dessen Lösung man sich von dem pneumatischen Betriebe dem mechanischen, zum Teil unter Zuhilfe der Elektrizität, zugewandt hat, die eigentliche Wirkung indes auf das Ausstreichen verlegend. Zahlreiche Erfindungen derartiger Apparate sind seitdem gemacht worden; der von dem schwedischen Ingenieur Ernst Hallberg erfundene, »Dux« benannte, wird von der Firma König u. Bauer und von der Maschinenfabrik Johannisberg gebaut und kann leicht mit einfachen und Doppelmaschinen verbunden werden; ein rotierendes Streichrad wirkt auf den auf der Maschine vorgesetzten Papierstoß, streicht den obersten Bogen aus und schiebt ihn bis zu einem Anschlage vorwärts. Die Weiterführung erfolgt durch Bänder im Anlegetisch, mittels einer Vorkehrung aber kann bei einem Versagen des Apparates sofort die ganze Druckmaschine zum Stillstand gebracht werden. Die Maschinenfabrik Augsburg baut einen »Augusta« genannten selbsttätigen patentierten Einlegeapparat ganz neuer Konstruktion, bei dem das Streichradsystem ebenfalls zur Anwendung gekommen ist. Über Akzidenzmaschinens. Tafel IV.

Für Steindruck baute Smart in England (1846) eine S., die mit Ausnahme des Ein- und Auslegens des Papiers alle Manipulationen des lithographischen Druckes, also auch das Netzen und Wischen des Steines, selbsttätig ausführte. Ihm folgte in selbständiger Weise zunächst Sigl in Wien und Berlin. Seitdem hat der Bau solcher Maschinen große Verbreitung gefunden. Sie gleichen den Buchdruckschnellpressen in ihrer allgemeinern Form, nur mußten, da die lithographischen Steine nicht gleichmäßige Dicke besitzen, Vorkehrungen getroffen werden, um ihre Lagerung zur Erzielung eines gleichmäßigen Druckes und zur Verhütung des Zerspringens der Steine regulierbar zu machen. Ebenso erfolgt das Auftragen der Farbe nicht durch elastische Massewalzen wie beim Buchdruck, sondern mittels Lederwalzen, und die Netz- und Wischeinrichtung ist durch das Druckverfahren selbst geboten.

Den lithographischen Schnellpressen sehr ähnlich sind die für Lichtdruck, die ebenfalls von verschiedenen Fabriken in Deutschland und anderweit gebaut werden, gleichwie die Schnellpressen für Blechdruck zur Herstellung von Reklameplakaten, Affichen, zum Druck auf Konservenbüchsen, Teedosen etc. Es kann mit letztern von Schriftsatz, Klischee oder Stein gedruckt werden, doch erfolgt der Druck nicht sofort auf die vorher zubereitete Blechtafel, sondern auf ein Gummituch, von dem dann ein abermaliger, durch einen zweiten Zylinder ausgeführter Druck diesen Vordruck abnimmt und auf das Blech überträgt. Für Kupferdruck baute Marinoni eine von Guy erfundene S., die zum Druck von Gravierungen in Linienmanier oder in gleichmäßigen Tönen sehr brauchbar ist; auch die Maschine von Marcilly aîné, gebaut von Alauzet u. Tiquet in Paris, vermag gleichen Zwecken zu dienen, und die von Voirin daselbst konstruierte Kupferdruckschnellpresse leistet ebenfalls Zufriedenstellendes im Liniendruck; wirklicher Kunstdruck von Kupferplatten, gravierten wie geätzten, dessen Gelingen nicht minder von ihrer Gravierung oder Radierung wie vom Wischen der Platte abhängt, läßt sich indes nicht auf maschinellem Wege herstellen. Zinkdruck wird je nach der Art der Darstellung als Buchdruckklischee oder als lithographische Zeichnung auf der Buchdruck- oder auf der Steindruck-S. ausgeführt. Vgl. Fischer und Wittig, Die S. (3. Aufl., Leipz. 1878); Bachmann, Leitfaden für Maschinenmeister an Schnellpressen (2. Aufl., Braunschw. 1873); Waldow, Hilfsbuch für Maschinenmeister (Leipz. 1886–92, 3 Tle.) und Zurichtung und Druck von Illustrationen (2. Aufl., das. 1879); Goebel, Friedrich König und die Erfindung der S. (Stuttg. 1883, Volksausgabe 1906) und Die graphischen Künste der Gegenwart (das. 1895, neue Folge 1902).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 17. Leipzig 1909, S. 928-931.
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