[672] Capŭa, 1) Stadt am Volturno im District Caserte der neapolitanischen Provinz Terra di Lavoro, mit Befestigungswerken; Sitz eines Erzbischofs; die große Kathedrale, deren Kuppel auf 18 antiken Säulen verschiedener Größe ruht, hat Gemälde von Solimene, Statnen von Bernini; 18 Kirchen, mehrere Klöster, geistliches Seminar, College, Militärschule, Hospitäler; hat Ruinen des alten berühmten Amphitheaters, von dem die Gladiatoren nach ganz Italien ausgingen; 10,000 Ew.; 3/4 Stunde davon entfernt liegt Neu-C. 2) (Gesch.) C. wurde von den Tyrrhenern od. Etruskern unter dem Namen Vulturnum gegründet, jedoch zerstört u. von den Samniten 420 v. Chr. von Neuem bevölkert u. nach ihrem Häuptlinge Capys C. genannt. Nach Andern war Capys, Sohn des Mars od. Neffe des Äneas, der Führer der eingewanderten Tyrrhener. C. war eine der berühmtesten u. luxuriösesten Städte Italiens u. erhielt 334 v. Chr. das römische Bürgerrecht. Im 2. Punischen Kriege fielen die Capuaner zu Hannibal ab, welcher die Stadt zu seinem Hauptquartier nahm. Die Römer eroberten sie 210 nach der Entfernung der Carthager u. ließen die Einw. Sklaven gemacht. Der damalige Meddixtuticus war Seppius Lesius, ein Mann von niedriger Geburt, da kein anderer diese Stelle hatte annehmen durften die Bewohner Ackerbau u. Gewerbe treiben, aber sie bildeten weder ein Gemeinwesen, noch besaßen sie Eigenthum, sondern waren blos Erbpächter u. mußten jährlich ein bestimmtes Quantum Getreide nach Rom liefern. Der Handel war ganz verboten; das Regiment führte ein römischer Präseet. Sulla, der hier den Norbanus geschlagen hatte, 58 v. Chr. schickte Cäsar eine neue von 20,000 römischen Bürgern, u. die Stadt führte nun den Namen Colonia Julia Felix Augusta. C. erhielt unter den Cäsgren ihren alten Glanz u. ihre Freiheiten zurück, die sie bis in das Mittelalter behauptete. 389 n. Chr. wurde hier das Capuanische Concil gehalten, wo man die Spaltungen in der Antiochischen Kirche beizulegen suchte. 456 verwüstete Genserich mit den Vandalen die Stadt. Die Ostgothen, die darauf C. genommen hatten, verdrängte Narses wieder u. baute die Stadt, etwa 1 Stunde von der alten Stätte, wo einst Casilinum gelegen hatte, wieder auf. Nach dem Sturze des Römischen Reichs kam C. als Guastaldat an das Herzogthum Benevent; es begriff das Land zwischen dem Garigliano, Arpino, Vulturno u. dem Meere. Bei der Theilung des Herzogthums Benevent 840 unter Radelchis wurde C. dem Fürstenthum Salerno zugetheilt, aber der Guastald Landulf erhielt sich als selbstständiger Graf von C. 840 war C. von den Sarazenen eingeäschert worden, u. die Einw. bauten ihre Häuser auf den Hügel Triflico. Als Landulf 842 starb, folgte ihm sein ältester Sohn Lando I. Er legte, da jene Niederlassung 856 wieder abbrannte, Neu-C. da an, wo es noch jetzt steht. Lando st. 861, u. statt seines Sohnes Lando II. erhielt sein Bruder Pando durch Usurpation das Herzogthum. Lando ging zu seinem Bruder Landulf, der ein Stück von C., das Gebiet von Sessola, an sich gerissen u. daselbst eine neue Herrschaft gegründet hatte. Pando fiel 862 in einem Treffen u. ihm folgte sein Sohn Pandenulf; dieser verließ aber C., da er nicht unter dem Einflusse seines Oheims, des Bischofs Landulf, stehen wollte, mit seinen Brüdern Landulf u. Landenulf u. sie eroberten Sessa, Caserta u. Cajazzo, von wo sie Raubzüge durch das Land machten. Inzwischen hatte sich Landulf II. selbst die Regierung angemaßt, wurde aber, da er dem Kaiser Ludwig II. nicht gegen die Sarazenen beistehen wollte, entsetzt u. floh nach Bari. Doch kehrte er wieder in des Kaisers Gunst u. nach C. zurück, wo er 897 st. Die Vertheilung der kleinen Grafschaft C. an 4 Prinzen erzeugte Streitigkeiten, in denen es endlich dem Pandenulf gelang, sich zum Herrn aufzuwerfen; er unterwarf sich dem Papste Johann VIII., um gegen seine Feinde, bes. gegen den Herzog von Salerno, Schutz zu haben. Dessenungeachtet gelang es dem Bischof Athanasius von Neapel, unter dem Scheine, eine Versöhnung zwischen Pandenuls u. seinen Vettern zu stiften, diesen Einlaß in C. zu verschaffen (882), worauf Pandenulf entsetzt u. der schwache Lando III., Sohn Landenniss, des 4 Sohnes von Landulf I., mit Einwilligung seiner Brüder u. Vettern, Graf von C. wurde. Dieser verließ 885 C. seiner Gesundheit wegen u. übergab seinem Bruder Landenulf die Regierung, doch riß dessen jüngerer Bruder, Athenulf, nach 16 Monaten die Regierung an sich (886) u. behauptete dieselbe. Im Jahre 900 wurde er auch von den Beneventinern zum Fürsten von Benevent gewählt, u. C. so zu einem Fürstenthum erhoben. Nun verschmilzt die Geschichte C-s mit der von Benevent, s.d. Da die Residenz nun von Benevent nach C. verlegt wurde, so wurde C. sehr blühend, wenigstens bis unter Pandulf I. (843981), unter dem 968 auch ein Erzbisthum hier errichtet wurde. Auch die Herrschaft selbst erhielt dadurch Festigkeit u. Stärke, daß Athenulf alle Theilung unter die Prinzen untersagt u. gemeinschaftliche Regierung angerathen hatte. Wenn daher auch Pandulf I. seinem Bruder Landulf III. Benevent überließ, so behielt er doch selbst die Oberherrschaft. Nach ihm regierte in C. seine Wittwe Aloara mit ihrem 4. Sohne Landenulf bis 992, aber nach ihrem Tode wurde Landenulf (993) ermordet, u. nun kam sein Bruder Laydulf zur Regierung. Aber da Kaiser Otto III. nach C. kam u. erfuhr, daß derselbe an der Ermordung seines Bruders Theil gehabt habe, so entsetzte er ihn (999) u. gab die Herrschaft einem vornehmen Capuaner Adamar. Diesen aber vertrieben die Capuaner u. wählten den beneveutinischen Prinzen Landulf zu ihrem Fürsten; dieser st. 1007, u. ihm folgte sein Sohn Pandulf II., der immer Mitregenten aus dem Hause Benevent hatte. Als Pandulf 1022 st, u. Kaiser Heinrich II, nach Italien[672] kam, so nahm er Pandulf IV. gefangen u. gab C. an Pandulf VI., der seinen Sohn Johann als Mitregenten annahm. 1026 aber kehrte Pandulf IV., vom Kaiser Konrad frei gelassen, aus Deutschland nach Italien zurück, eroberte durch griechische Hülfe 1027 C. u. nahm seinen Sohn Pandulf V. als Mitregenten an. Pandulf VI. war mit Johann nach Neapel geflohen, deshalb belagerte Pandulf IV. Neapel u. eroberte u. behauptete es an 3 Jahre. Pandulf VI. ging nach Rom, wo er auch st. Pandulf IV. aber verlor darauf nicht nur Neapel wieder, sondern wurde, weil er das Kloster auf Monte Casino geplündert hatte, vom Kaiser Konrad 1038 abermals entsetzt, u. das Fürstenthum dem Fürsten Waimar IV. von Salerno übergeben, bis Pandulf 1047 C. durch Kauf wieder erlangte. Pandulf IV. st. 1050 u. Pandulf V. regierte mit seinem Sohne Landulf VIII. bis 1057, wo er st. 1062 wurde C. von Richard, Grafen von Aversa, der sich vom Papste Nikolaus II. mit dem Fürstenthume hatte belehnen lassen, erobert u. Landulf mußte entfliehen. So ging die, ongobardische Regierung in C. unter, u. C. kam unter die Normänner. Richard I. eroberte nun 1063 auch Gaeta, machte 1066 Einfälle in das römische Gebiet, wurde aber deshalb vom Herzog Gottfried von Toscana belagert u. huldigte 1073 dem Papste von Neuem. Er unterstützte 1077 seinen Schwager Robert Guiscard bei der Eroberung Salernos u. st. während der Belagerung Neapels 1078. Ihm folgte sein Sohn Jordan I., der bald die Partei des Papstes, bald die des Kaisers ergriff. Ihm folgte sein ältester Sohn Richard II.; dieser, von den unzufriedenen Capuanern vertrieben, zog sich nach Aversa, von wo aus er, vom Herzog Roger von Apulien unterstützt, 1098 C. wieder eroberte. Als Richard II. 1106 st., folgte ihm sein Bruder Robert I., der sowohl Rogern, als auch dem Papste den Lehnseid leistete. Ihm folgte 1120 sein Sohn Richard III., der seinen Vater aber nur zwei Tage überlebte, worauf Jordan II., der dritte Sohn Jordans I., Fürst wurde. Diesem folgte 1127 sein Sohn Robert II. Er vereinigte sich 1130 mit den normännischen Edeln gegen Roger, der sich zum Könige erklärt hatte, u. vertrieb mit deutscher Hülfe Rogern 1136 aus Italien u. eroberte Neapel. Nach Kurzem eroberte aber Roger C. wieder u. erhielt es 1139 vom Papste Innocenz II. in Lehn. Robert wurde zwar in Folge ausgebrochener Unruhen 1155 noch einmal Fürst von C., wurde aber 1156 vom Grafen Richard von Aquila an König Wilhelm ausgeliefert, welcher ihn blenden u. in Palermo gefangen setzen ließ, wo er bald st. Das Fürstenthum C. wurde nun mit dem Normannischen Königreiche verschmolzen. 1250 wurde C. vom Kaiser Konrad III., weil die Capuaner den Neapolitanern geholfen hatten, erobert u. geschleift. In neuerer Zeit wurde es im Spanischen Successionskriege am 3. Juli 1707 von Daun besetzt (s. Spanischer Successionskrieg), aber den 24. Nov. 1734 mußte der kaiserliche Commandant, Graf von Traun, den Spaniern sie wieder übergeben. Den 4. Jan. 1799 nahm es der französische General Championet (s. Französischer Revolutionskrieg); es ergab sich aber den 5. Juli wieder an Nelson; s. ebd. Hier am 20. März 1821 Unterzeichnung einer Waffenstillstandsconvention zwischen den Österreichern u. Neapolitanern. Von der alten Stadt haben sich noch bedeutende Ruinen, namentlich von dem Amphitheater, bei S. Maria di Capua, erhalten. Vgl. Pellegrino, Apparato alle antichita di Capua, Neap. 1651 (latein. von Duncker, Leyden 1723, Fol.); Granata, Storia della fed. città di C., Neap. 1752, 2 Bde.; Rinaldo, Memorie istor. della città de C., Neap. 1753, 2 Bde.; Rucca, C. vetere, ebd. 1828; Daniele, Monete antiche di C., Neap. 1802.
Buchempfehlung
Diese »politische Komödie in einem Akt« spiegelt die Idee des souveränen Volkswillen aus der Märzrevolution wider.
30 Seiten, 4.80 Euro
Buchempfehlung
Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Für den dritten Band hat Michael Holzinger neun weitere Meistererzählungen aus dem Biedermeier zusammengefasst.
444 Seiten, 19.80 Euro