[277] Colonna, alte römische Familie, stamutt aus Colonna 1). sie bildete eine Linie der Tusculanischen Grafen, stammte von der Patricierin Theodora u. gehörte meist zu den Ghibellinen. Sie besitzt mehrere Fürstenthümer in Italien, nach welchen die einzelnen Glieder sich nennen. Jetzt blühen 3 Linien: A) die der Herzöge von Pagliano, Erbgroßconnetables von Neapel, stammt von Agapito C. zu Ende des 13. Jahrh., Sohn Sciarra's C., 1520 zu Herzögen von Pagliano u. 1710 in den Reichsfürstenstand erhoben, residirt in Rom u. Neapel; der jetzige Chef, s. 17); B) die der Fürsten C. di Sciarra, stammt von dem älteren Bruder Agapitos, Sciarra; residirt in Rom; Chef, s. unt. 22), letztere zerfiel wieder in mehrere Zweige, von denen noch folgende blühen: a) Barberini C., nahm den Numen Burberini C. durch Julius Cesar C. di Sciarra, Fürst von Basanello, Prinz von Carbagnano, welcher sich mit des Fürsten Urban Barberini Erbtochter verbunden hatte, an, indem er vermöge dessen Erbbestimmungen, so wie wegen der des Cardinals Franz Barberini, des Oheims seiner Gemahlin, denselben führen mußte, u. b) C. Sciarra, von einem jüngeren Sohn des Stifters der Linie Barberini C., Carlo Ducadi Monte Bibreto (geb. 1735) entstanden; C) C. Stigliano, 1688 zu Fürsten von Galawo, 1716 zu Fürsten von Stigliano u. Aliano u. Marquis von Castellnuovo erhoben, residirt in Neapel; Chef, s. unt. 18). Vgl. Ant. Coppi, Memoire Colonnesi, Rom 1855. Merkw. sind: 1) Egidiode C., s. Ägydius 4). 2) Giacomo, 1278 Cardinal, wurde vom Papst Bonifacius VIII., dem Feind seiner Familie, vor Gericht gefordert, floh, wurde verfolgt, viermal belagert u. in den Bann gethan. Papst Clemens V. setzte ihn wieder in seine Würden ein; er st. 1318. 3) Sciarra, Bruder des Vorigen, unter Papst Bonifacius VIII. Befehlshaber von Palestrina, nahm seinen, von Bonifacius VIII. verfolgten Bruder Agapito in Schutz u. Giacomo auf, wurde aber vom Papst belagert, entfloh, als die Stadt sich ergeben mußte, u. fiel Seeräubern in die Hände, die ihn nach Marseille führten, wo ihn Philipp der Schöne in Schutz nahm u. mit Wilhelm von Nogaret 1303 nach Italien schickte. Beide überfielen Bonifacius VIII. zu Anagni u. nahmen denselben gefangen, s. Päpste (Gesch.). Benedict XI. setzte die Familie C. wieder in den Besitz ihrer Güter. C. ergriff darauf die Partei der Ghibellinen, wurde 1328 für die Krönung des mit dem Bann belegten Kaisers Ludwig des Baiern Senator u. trug hierbei dem Kaiser die Krone vor. Bei einem Versuch, den Papst Johann XXII. zu entthronen, wurde er aus Rom vertrieben u. st. im Exil. 4) Stefano, Bruder des Vor., eifriger Guelfe zu Rom; wurde an jenes Stelle Senator u. verlor seine Macht erst nach 20 Jahren durch die, zum Theil durch seine Anmaßungen veranlaßte Revolution des Rienzi. Bei einem Versuche, nach Rom, von wo er verbannt war, zurückzukehren, verlor er, mit seinem Sohne 5) Giovanni, das Leben. 6) Giacomo, Bruder von C. 4), schlug die päpstlichen Excommunicationsbullen Ludwigs des Baiern, während der Anwesenheit des Letzteren in Rom, öffentlich an; zum Lohn wurde er von Johann XXII. zum Bischof von Bamberg ernannt; er war Freund von Petrarca, den er aus Rom entführte. 7) Otto, so v. w. Papst Martin V. 8) C., Neffe des Vor., von diesem sehr bereichert; wurde von Johanna II., Königin von Neapel, 1419 zum Fürsten von Salerno u. Herzog von Amalfi ernannt u. erhielt selbst von dieser Fürstin die Hoffnung, ihr Nachfolger zu werden. Papst Eugen IV. zwang ihn, das Gewonnene u. bedeutende, der Kirche geraubte Schätze herauszugeben; auch Neapel entzog ihm die geschenkten Fürstenthümer wieder. 9) Prospero, Sohn des Vor., trat beim Einfall der Franzosen unter Karl VIII. 1495, aus Haß gegen die Orsini, auf die Seite jener u. wurde von Karl VIII. zum Herzog von Trajetto u. Grafen von Fondi ernannt. Da aber auch die Orsini zu den Franzosen traten, wandte er sich zu den Spaniern. In spanischen Diensten siegte er 1513 bei Vicenza über die Venetianer, fiel 1515, die Alpenpässe vertheidigend, in französische Gefangenschaft, stritt, wieder frei geworden, tapfer gegen die Franzosen, besiegte dieselben bei Bicocca 1522 u. zwang kurz darauf den Marschall Bonivet zur Aufhebung der Belagerung von Mailand; er st. 1523. 10) Pompejo, geb. 1479, war erst Soldat, dann Geistlicher, erhielt das Bisthum Rieti, verlor aber, mit Papst Julius II. in Streit gerathen, seine Einkünfte; Leo X. ernannte ihn 1517 zum Cardinal; Clemens VII. nahm ihm den Cardinalshut u. seine Einkünfte, welche ihm indeß, als er sich um des in der Engelsburg belagerten Papstes Befreiung thätig bemüht hatte, zurückgegeben wurden; er st. 1532 als Vicekönig von Neapel. 11) Fabricio, Herzog von Amalfi u. Marsi, Sohn Eduards C.; war 1481 mit bei der Eroberung von Otranto, wendete sich zum König von Neapel u. war eifriger Gegner der Orsini, mit Prospero ging er erst zu den Franzosen, dann zu den Spaniern, wofür er von Ferdinand dem Katholischen die Großconnetablewürde von Neapel erblich erhielt. Später in Diensten des Papstes, wurde er 1512 bei [277] Ravenna von den Franzosen gefangen, erhielt aber bald seine Freiheit wieder, erwarb sich die Gunst Kaiser Karls V. u. st. 1520. 12) Vittoria, Marchesede Pescara, geb. 1490 in Marino, schöne, tugendhafte, talentvolle Tochter des Vor., früh an Franc. Avalos, Marchese de Pescara, verheirathet, nach dessen Tode sie, trotz den glänzendsten Anerbietungen, nicht wieder heirathete; sie st. 1547 in Rom. Ihre Büste wurde 1845 in der Capitolinischen Sammlung in Rom aufgestellt. Sie schr.: Gedichte, Parma 1538, 3 Bde., Vened. 1544 u. 1558, Neapel 1692 u. 1693, Bergamo 1760, von Erc. Visconti, Rom 1840; Auswahl in R. Gironis Raccolta di Lirici Italiani, Mail. 1808. 13) Marc Antonio, kämpfte unter den Verbündeten 1571 bei Lepanto gegen die Türken, wurde später Vicekönig von Sicilien u. st. 1584. 14) Carlo, diente dem König von Spanien seit 1588 unter Alba in den Niederlanden, eroberte Cambray u. Rheinbergen u. beschrieb den Flandrischen Krieg von 1588 bis 1599, wurde Gouverneur von Perpignan, dann Vicekönig von Majorca u. Minorca, ging 1622 als Gesandter nach England, erhielt 1624 den Oberbefehl über die spanischen Truppen gegen den Grafen Ernst von Mannsfeld, half Breda erobern u. st. 1643. 15) Fabio, geb. 1567 in Neapel, Urenkel des Vor., Rechtsgelehrter, wandte sich zur Botanik, um welche Wissenschaft er sich bes. durch Beobachtung der verschiedenen Pflanzenformen u. Entdeckung neuer Pflanzen verdient machte, u. st. als Professor in Neapel um 1640. Er schr.: Φυτοβάσανος, Neapel 1592, Flor. 1714, Mail. 1744 (das erste botanische Werk mit Kupferstichen); Minus cognitarum rariorumque nostro coelo orientium stirpium ecphrasis, Rom 1606, 1616, 2 Bde.; De purpura, ebd. 1616; Sambuca lincea, Neapel 1618, worin er den Pentekontachord, ein veraltetes Clavierinstrument mit 50 Saiten, beschrieb. 16) Lorenzo Onufrio, Herzog von Tagliacozzi, Fürst von Pagliano u. Castiglione, Erbconnétable von Neapel, Grand von Spanien; vermählt mit Maria Mancini, ließ sich später von derselben scheiden u. wurde Malteser. Die jetzigen Chefs der einzelnen Linien sind: 17) Don Giovanni, Fürst C. u. Herzog von Pagliano, Sohn des 1847 verstorbenen Fürsten Aspreno, geb. 27. Jan. 1820, vermählt seit 1845 mit Isabella, Tochter des Marquis Villafranca (geb. 1823); sein älterer Sohn, Marc-Anton, ist geb. 1844. 18) Marc-Anton, Fürst von Stigliano, Sohn des 1834 verstorbenen Fürsten Ferdinand, geb. 5. Juli 1808, war vermählt mit Cäcilie, Tochter des Herzogs Martius von Gallo (st. 1854). 19) Fürst Heinrich von Barberini C., Sohn des 1853 verstorbenen Fürsten Franciscus, geb. 26. März 1823, vermählt seit 1853 mit Therese, geb. Fürstin Orsini (geb. 1835). 20) Maffeo, Fürst von Colonna di Sciarra, Sohn des 1849 verstorbenen Fürsten Maffeo, nach des Vaters Tode 10. Sept. 1850 geboren.