Conti [2]

[407] Conti. I. Prinzen aus dem Hause Bourbon. Der Name C. war lange der einer eigenen Familie aus dem Geschlecht Mailly, die ihn von ihrem Besitz, dem Flecken Conty, ableitete. Sie starb jedoch in der männlichen Linie aus, u. die weibliche brachte das Städtchen Conty, nebst dem Titel, durch Heirath mit Eleonore, Gräfin von Bouci, an Ludwig I., Prinzen von Bourbon Condé (s.d. 1). So erhielt C. als Titel: 1) Franz, zweiter Sohn Ludwigs I., Prinzen von Condé, u. der oben genannten Eleonore, geb. 1558; er wurde in der Protestantischen Confession erzogen, die er jedoch in der Bluthochzeit mit der katholischen vertauschte; hing der Partei Heinrichs III. u. Heinrichs IV. treu an u. wurde unter Letzterem Gouverneur von Paris; er st. 1595. Mit ihm st. die Linie wieder aus. 2) Louise Marguerite von Lothringen, Prinzessin von C., Tochter des Herzogs Heinrich von Guise u. von Katharine von [407] Kleve; Heinrich IV. war ihr gewogen, doch hoffte sie vergebens, seine Gemahlin zu werden; sie schenkte daher erst ihre Neigung dem Herzog von Bellegarde u. vermählte sich dann mit C. 1). Nach dessen Tode heirathete sie heimlich Bassompierre u. gebar ihm einen Sohn. Als Bassompierre bei Richelieu in Ungnade fiel u. in die Bastille gesetzt wurde, erhielt auch sie den Befehl, sich auf ihre Güter zu begeben, wo sie 1632 st.; sie schr.: Hist. des amours de Henri IV., Köln 1664; Hist. des amours du grand Alcandre, Leyden 1663, u. ö., zuletzt Par. 1786, 2 Bde. 3) Armand von Bourbon, Prinz von C., geb. 1629 in Paris, Sohn Heinrichs II. von Condé, Brudersenkel von C. 1), u. Bruder des großen Condé, Stifter des neuen Hauses C.; Anfangs zum geistlichen Stande bestimmt, wurde er nach seines Vaters Tode Soldat u. kämpfte, als Anführer der Fronde, gegen seinen damals der Hofpartei ergebenen Bruder. Bald wieder mit ihm ausgesöhnt, wurden beide verhaftet u. 13 Monate gefangen gehalten. Wieder befreit, söhnte C. sich mit dem Hofe aus u. heirathete sogar Anna Maria Martinozzi, eine Nichte des Cardinals Mazarin. Dies entzweite ihn von Neuem auf kurze Zeit mit seinem Bruder; 1654 wurde er Gouverneur von Guienne u. nahm dort den Spaniern mehrere Plätze ab; 1657 focht er in Italien u. st. 1666 zu Pezenas als Gouverneur von Languedoc. Er schr.: Traité de la comédie et les spectacles selon la tradition de l'église, Par. 1667; Les devoirs des grands, ebd. 1666; Lettre sur la grace. 4) Louis Armand I., Prinz von C., Graf von Pézenas, ältester Sohn des Vor., geb. 1661, vermählte sich mit Anna Marie, Mademoiselle de Blois, nachmaliger Herzogin von Vanpour, natürlicher Tochter Ludwigs XIV. von der Herzogin de la Vallière, focht gegen die Türken u. st. 1685. Man hat eine Sage, daß ein Bild seiner Gemahlin einem afrikanischen Volke in die Hände gefallen sei, u. daß dessen Schönheit dasselbe so entzückt habe, daß sie das Bild als Gottheit verehrt hätten, was damals Anlaß zu mehreren Romanen gab. 5) François Louis de Bourbon, Prinz von la Roche sur Yon u. C., Bruder des Vor., geb. 1664, ging in österreichische Dienste u. machte den Feldzug gegen die Türken 1685 mit; wohnte später den Schlachten von Steenkerken, Fleurus u. Neerwinden als Freiwilliger bei; 1697 zum König von Polen erwählt, eilte er nach Polen, konnte sich aber gegen August II., Kurfürsten von Sachsen, seinen Gegenkönig, nicht halten (s. Polen [Gesch.]). Er wurde nachher Gouverneur von. Languedoc u. st. 1709, als er eben nach Flandern, wo er ein Commando erhalten hatte, abgehen wollte. 6) Louis François de Bourbon,, Prinz von C., Enkel des Vor. u. Sohn von Louis Armand II. (geb. 1693, st. 1727), geb. 1717 in Paris; befehligte 1744 als Generallieutenant im Österreichischen Erbfolgekriege eine französische Armee in Piemont, gewann die Schlacht von Coni, wurde aber durch das üble Wetter genöthigt, nach Frankreich zurückzukehren. 1745 wohnte er dem Feldzuge in Deutschland bei u. befehligte 1746 in Flandern. Später fiel er bei Ludwig XV. in Ungnade u. st. 1776. Er war vermählt mit Louise Diane von Orleans. 7) Louis François Jos. de Bourbon, Prinz von C., Sohn des Vor., geb. 1734; machte 1757 den Feldzug in Deutschland mit u. wurde beim Ausbruch der Revolution 1793 gefangen nach Marseille gebracht; 1797 wurde er durch das Gesetz, daß kein Mitglied der königlichen Familie mehr auf französischem Boden verweilen dürfe, aus Frankreich vertrieben, ging nach Spanien u. st. 1807 zu Barcelona ohne Nachkommen, u. mit ihm starb das Haus C. aus, 1844 ließ König Ludwig Philipp die irdischen Überreste des Prinzen aus der Kirche S. Michel in Barcelona nach Dreux übersiedeln. 8) Amalie Gabrielle Steph. Louise, Prinzessin von C., natürliche Tochter von C. 6), geb. 1756, führte ein an Abenteuern reiches Leben, welches Goethen den Stoff zu seiner Natürlichen Tochter gab; sie selbst schrieb ihr Leben in Mémoires hist., Par. 1797, 2 Bde. (deutsch Lüb. 1809, 2 Bde. u. von Zirklaup, Meißen 1835, 2 Bde.).

II. Aus der italienischen Familie Conti (de Comitibus), einer alten Familie Roms. Nach dem Aussterben der Savelli wurden sie das 3. von den römischen Principalhäusern u. führten die Erboberhofmeisterwürde des päpstlichen Palastes. Aus der Familie C. stammen die Päpste Hadrian I., Hadrian III., Sergius III., Johann XI., Johann XII., Benedict VII., Benedict VIII., Johann XIX., Benedict IX., Benedict X., Victor V., Innocenz III., Gregor IX., Alexander V., Innocenz XIII., u. vielleicht auch Clemens I. 9) Nicolo, geb. 1394 in Venedig; durchreiste, 25 Jahr alt, Persien, Indien, China, die Ostküste von Afrika, kehrte 1444 über die Landenge Suez nach Venedig zurück u. ging darauf zum Papst Eugen IV., um von diesem für seinen gezwungenen Abfall von der christlichen Religion Absolution zu empfangen. Als Buße legte ihm dieser auf, seine Reiseabenteuer seinem Secretär Poggio zu erzählen, der sie lateinisch niederschrieb. Sie sind aus einer sehr defecten portugiesischen Übersetzung wieder von Ramusio ins Italienische übersetzt. 10) Giusto de C., geb. zu Valmontone in der Campagna di Roma, war Rath des Herzogs von Rimini u. st. 1449 zu Rimini. Die Sammlung seiner Gedichte (Bologna 1492 u. ö., zuletzt Verona 1754) führt den Titel La bella mano, weil C. darin häufig die schönen Hände seiner Geliebten besingt, die er 1409 zu Rom kennen gelernt hatte. 11) Torquato C., Herzog von Guadagnuola; ältester Sohn der Familie C., wurde zum geistlichen Stand bestimmt, weigerte sich aber in den Priesterstand zu treten, übertrug jedoch seinem jüngeren Bruder Appio das Recht der Erstgeburt, um Soldat zu werden; er trat 1617 in die spanischen, dann 1619 in kaiserliche Dienste, wurde im Kriege mit Bethlen Gabor gefangen, aber bald wieder befreit u. vertheidigte Olmütz gegen Bethlen. Dem Papste Urban VIII. diente er im Veltlinschen Kriege, kehrte dann nach Deutschland zurück, wurde kaiserlicher Feldzeugmeister u. befehligte in Holstein u. vor Krempe als Feldmarschall u. 1630 bei Gustav Adolfs Landung in Pommern. Vor Letzterem zog er sich nach Brandenburg zurück, nahm seinen Abschied u. st. 1636 als päpstlicher General in Rom.

III. Andere Personen: 12) Noël, genannt Natalis Comes, geb. in Mailand, kam früh nach Venedig u. st. daselbst 1582; er schr.: Carmina, Vened. 1560; Mythologia, ebd. 1551, u. ö., De Turcarum bello in insulam Melitam gesto. ebd. 1566; Historia sui temporis, ebd. 1572 (2. Aufl. 1582). Er übersetzte auch den Athenäos[408] u. einzelne Schriften von Aristoteles, Hermogenes, Demetrios Phalereus u. m. ins Lateinische. 13) Antonio, Schinella C., geb. 1677 in Padua, Geistlicher, nannte sich Abbate, trat 1699 in die Congregation des Oratoriums zu Venedig, verließ dieselbe jedoch 1708, ging nach Paris u. London, wo er in den Streit zwischen Leibnitz u. Newton verwickelt wurde, u. st. 1749 in Venedig; er schr.: Il globo di Venere, Übersetzungen von Racine's Athalia u. m. a. Nach C-s Tode erschienen noch die Trauerspiele: Cäsar, M. Brutus, Drusus. 14) Francesco, Italiener, lebte seit 1703 in Wien als Virtuos auf der Theorbe u. Componist der ersten in Deutschland geschriebenen komischen Oper: Don Chisciote, u. 10 anderer Opern.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 4. Altenburg 1858, S. 407-409.
Lizenz:
Faksimiles:
407 | 408 | 409
Kategorien:

Buchempfehlung

Klopstock, Friedrich Gottlieb

Hermanns Schlacht. Ein Bardiet für die Schaubühne

Hermanns Schlacht. Ein Bardiet für die Schaubühne

Von einem Felsgipfel im Teutoburger Wald im Jahre 9 n.Chr. beobachten Barden die entscheidende Schlacht, in der Arminius der Cheruskerfürst das römische Heer vernichtet. Klopstock schrieb dieses - für ihn bezeichnende - vaterländische Weihespiel in den Jahren 1766 und 1767 in Kopenhagen, wo ihm der dänische König eine Pension gewährt hatte.

76 Seiten, 5.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon