Grabowski

[523] Grabowski, ein katholisches, in Posen u. Westpreußen angesessenes altadeliges Geschlecht, dessen Glieder ehemals hohe Ämter in der Woiwodschaft Marienburg u. Pomerellen bekleideten u. Kastellane von Kulm, Danzig, Elbing etc. waren; 1786 wurden sie in den Grafenstand u. 1840 in den preußischen Grafenstand nach dem Rechte der Erstgeburt erhoben; seinen Namen führt es von dem Stammgute Grabowo in Pomerellen. Einem im Jahre 1283 nach Ungarn gezogenem Theile der Familie folgte 1379 auch die andere Linie nach. Der älteste Ahn der Familie ist: 1) Benjamin, Palatin von Posen, er stiftete 1230 das Cistercienserkloster zu Filehne. Gegenwärtig blüht das Geschlecht in zwei Linien: I. Haus Götzendorf-Grabowski, dessen jetziger Chef ist: 2) Graf Joseph Ignaz, geb. 17. Febr. 1791 auf Schloß Welna in Posen, studirte in Breslau u. Leipzig, trat dann in polnische Militärdienste, war 1812–14 Major im Generalstab Napoleons, wurde 1826 zum Provinzialn später zum Generaldirector des Posener Creditvereins gewählt, war Abgeordneter bei mehreren Provinziallandtagen u. 1845 Landtagsmarschall, wurde 1852 zum Mitglied des preußischen Herrenhauses gewählt u. 1854 vom Könige zum lebenslänglichen Mitglied des Herrenhauses ernannt; er ist seit 1819 vermählt mit Clementine von Wyganowska; sein Sohn Adam ist geb. 5. Mai 1827. II. Haus G. zu Grylewo, dessen jetziger Chef ist: 3) Graf Eduard, Sohn des 1857 verstorbenen Grafen Joseph, ist seit 1850 Wittwer von Josephine geborene von Koseletska, sein ältester Sohn Stanislaus ist geb. 1837. Merkwürdig sind außerdem: 4) Adam Stanislaus, Fürstbischof von Ermeland, geb. 1698 in Grabowo, studirte Jura u. später Theologie in Bologna u. Padua, u. wurde nach seiner Rückkehr aus Italien Domherr in Krakau u. Gnesen u. Geheimsecretär des Königs August III. von Polen; später in Rom Gesandter, bei. seiner Rückkehr Bischof von Enjavien u. 1733 Fürstbischof in Ermeland, als welcher er 1766 starb. 5) Stephan, geb. 1765 in Lithauen, trat früh als Offizier ein, war bald Obrist eines Infanterieregiments, focht 1792 u. 1794 mit Auszeichnung gegen die Russen, wurde jedoch gefangen u. erhielt erst bei der Thronbesteigung des Kaisers Paul die Freiheit wieder, trat 1812 als Brigadegeneral in die Dienste des Großherzogthums Warschau, nahm sich der Organisation der lithauischen Truppen thätig an, zog sich 1813 mit Poniatowski über Krakau durch Osterreich nach Sachsen u. wurde bei Leipzig verwundet u. gefangen. 1815 wurde er Staatsrath, Generaldirector im polnischen Kriegsministerium, 1822 Staatssecretär, bestimmte 1825 bei Kaiser Nicolaus' Thronbesteigung denselben zu energischem Auftreten gegen die ausgebrochene Militärrevolution, wurde 1826 Divisionsgeneral, blieb bei der Revolution 1830, wo er in Petersburg war, Rußland treu u. in seinem Posten, doch mißlang sein Vermittelungsversuch. Anfangs 1840 wurde er entlassen u. durch den russischen Staatsrath Turkul ersetzt; er st. 1844. 6) Stanislaw, Sohn des Königs Stanislaw August Poniatowski u. der verwittweten Gräfin Grabowska,[523] geb. um 1780, wurde 1807 Generalsecretär des Staatsraths vom Großherzogthum Warschau, u. behielt diesen Posten bis 1813; 1820 wurde er Minister des Cultus u. Unterrichts im Königreich Polen u. st. 1840 in Dresden. 7) Graf Michael, Bruder des Vorigen, diente von 1807–1812 als Oberst u. General im polnisch-warschauischen Heere u. war 1810 u. 1811 Commandant von Danzig; er machte den Feldzug nach Rußland mit u. blieb 27. Juli 1812 beim Sturm auf Smolensk. 8) Ambrosius, geb. 1782 in Kenty bei Krakau, seit 1837 Buchhändler in Krakau, sammelte polnische Alterthümer, u. gab eine Anzahl für die Geschichte Polens interessante Werke heraus. 9) Michael, Kritiker u. Romanschriftsteller, bes. unter dem Pseudonym Eduard Tarsza, lebt in Volhynien.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 7. Altenburg 1859, S. 523-524.
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