Richthofen

[146] Richthofen (Richthoffen), ein altes schlesisches Geschlecht, dessen Name ursprünglich Prätorius war, welches aber 1661 in Johann Prätorius (geb. 1611, gestorben 1664) mit dem Prädicate von Richthofen den Reichsadel erhielt Von seinen drei Söhnen setzten zwei das Geschlecht fort u. gründeten zwei Hauptlinien: I. Hertwigswaldauer Hauptlinie, seit 1735 reichsfreiherrlich, Stifter: 1) Samuel von R., geb. 1656, st. 1721. 2) Samuel Prätorius, geb. 1713, wurde 1735 in den Reichsfreiherrnstand erhoben u. st. 1786; gegenwärtiger Repräsentant dieser Linie ist: 3) Freiherr Wilhelm, geb. 1781, Johanniterritter, er ist seit 1857 Wittwer von Charlotte geb. Freiin Nordeck zur Rabenau; sein ältester Sohn Eugen, geb. 1810, ist preußischer Major. II. Kohlhöher Hauptlinie, Gründer: 4) Johann Prätorius, Bruder von R. 1), geb. 1661, st. 1739; seine vier Söhne wurden Stifter von vier Linien: A) Eigentliche Kohlhöher Linie, seit 1741 freiherrlich; Stifter: 5) Samuel Prätorius, ältester Sohn des Vorigen, geb. 1700, wurde 1741 vom König Friedrich II. von Preußen in den Freiherrnstand erhoben u. st. 1754; durch seine zwei Söhne theilte sich diese Linie wieder in zwei: a) die Kohlhöher Linie, Stifter: 6) Freiherr Karl, älterer Sohn des Vor., geb. 1733 u. st. 1795; dessen vier Söhne theilten die Linie in vier Zweige: aa) der Royner Zweig, Chef: 7) Freiherr Wilhelm, geb..77. Nov. 1799; 8) Freiherr Ferdinand, Neffe des Vor., geb. 5. Mai 1833, Privatdocent an der Universität u. Prakticant an der Geologischen Reichsanstalt zu Wien; bb) der Barzorfer Zweig, Chef: 9) Freiherr Karl Otto Johannes Theresius, geb. 30. Mai 1811, Professor der Rechte in Berlin, einer der gelehrtesten Germanisten, welcher sich bes. um die Geschichte Frieslands, namentlich des Friesischen Rechts, verdient gemacht hat; Hauptwerke: Friesische Rechtsquellen, Berl. 1840; Altfriesisches Wörterbuch, Gött. 1840; Über die singulären Erbrechte an schlesischen Rittergütern, Berl. 1844; cc) der Gäberdorfer Zweig, Chef: 10) Freiherr Julius, geb. 15. Febr. 1799; dd) der Kohlhöher Zweig, seit 1847 gräflich, Chef: 11) Graf Friedrich, Sohn des 1808 verstorbenen Freiherrn Gottlob, geb. 24. April 1805, wurde 1847 nach dem Rechte der Erstgeburt vom König Friedrich Wilhelm IV. in den Grafenstand erhoben; vermählt seit 1829 mit Emma von Beeren; sein ältester Sohn Emil ist 1830 geboren; b) Ploher od. Erdmannsdorfer Linie, Stifter: 12) Freiherr Gottlob, jüngerer Sohn von R. 5), geb. 1735 u. st. 1812; jetziger Chef: 13) Freiherr Otto, geb. 1840. B) Die Michelsdorfer Linie, Stifter: 14) Johann Christoph Prätorius, zweiter Sohn von R. 4), geb. 1702 u. st. 1751; diese Linie blieb adlich u. erlosch 1858 im Mannesstamm. C) Ruppersdorfer Linie, Stifter: 15) Gustav Wilhelm Prätorius, Bruder des Vor., geb. 1707 u. st. 1774. D) Die Heinersdorfer Linie, seit 1846 freiherrlich, Stifter: 16) Dieprand Oswald Prätorius, Bruder des Vor., geb. 1712 u. st. 1761; jetziger Chef: 17) Freiherr Julius, geb. 1804, ist Kreisgerichtsrath zu Rawicz. 18) Freiherr Ludwig, Oheim des Vor., geb. 1770 u. st. 5. Sept. 1845 als preußischer Landrath zu Militsch; 19) Freiherr Ludwig, Sohn des Vor. aus erster Ehe, geb. 1800, ist preußischer Landrath; 20) Freiherr Emil, Bruder des Vor. u. Sohn von R. 18) aus der dritten Ehe, geb. 11. Juni 1810, welcher sich nach Vollendung seiner akademischen Studien der diplomatischen Laufbahn zuwandte, seit März 1851 preußischer Ministerresident bei der Republik Mexico war, dann als preußischer Bevollmächtigter bei der europäischen Commission für die Reorganisation der Donaufürstenthümer fungirte u. seit 11. Juni 1859 den Posten eines außerordentlichen Gesandten u. bevollmächtigten Ministers bei den Hansestädten u. mecklenburgischen Höfen bekleidet. Er schr.: Die äußeren u. inneren politischen Zustände der Republik Mexico, Berl. 1859. 21) Freiherr Emil Ludwig Friedrich, ältester Sohn des Vor., geb. 18. Juni 1834, ist Premierlieutenant im preußischen Seebataillon u. Adjutant des Prinzen Adelbert. 22) Freiherr Philipp, Bruder von R. 18), geb. 1775, st. 10. Juni 1845 als preußischer Geheimer Kriegsrath. 23) Julie, Freiin von R., geb. de Champs, geb. 1785 in Pillau in Ostpreußen, verlebte ihre Jugend in Küstrin, vermählte sich 1802 mit dem Vor., lebte seit 1807 auf ihren Gütern bei Danzig, später in Danzig selbst; sie schr.: Die Catalonierin, Berl. 1813, 2 Bde.; Der Geisterrath, ebd. 1813; Die Orientalin, Bresl. 1825; Oporinen (gesammelte Erzählungen u. Novellen), Danzig 1824–26, 3 Bde.; Helos u. Helienon, ebd. 1824; Romantischhistorische Erzählungen aus dem Klosterleben der Vorzeit, Danzig 1826, 4 Bdchn.; Zenina od. Amerikas goldnes Leben, Lpz. 1825, u.A. 1827; Die Verstoßne, Königsb. 1828, etc. 24) Freiherr [146] Gottlob Heinrich Oswald, Bruder von R. 22), geb. 1777 u. st. als preußischer Generalmajor im Ingenieurcorps a. D.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 14. Altenburg 1862, S. 146-147.
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