[116] Simon, 1) Richard, geb. 13. Mai 1638 in Dieppe; studirte in Paris Theologie u. trat 1662 in die Congregation der Väter des Oratoriums in Paris; da in der Rivalität der Oratorianer gegen die Jesuiten sich seine Ordensbrüder zu den Jansenisten hinneigten, S. aber sich mehr von den Jesuiten angezogen fühlte u. dadurch in gespannte Verhältnisse zu seinen Oberen kam, so wurde er als Professor der Philosophie nach Juilly geschickt, dann aber erhielt er den Auftrag die orientalischen Handschriften der Bibliothek des Oratoriums zu katalogisiren. Wegen seiner Schrift, Histoire crit. du N. T., welche unterdrückt wurde, trat er aus dem Orden u. zog nach Dieppe; außerdem kam er wegen dieser u. der folgenden Schriften über das N. T. in viele Streitigkeiten mit Weil, Is. Voß, Joh. Clericus u.a. Als Dieppe 1694 von den Engländern bombardirt wurde, verlor er einen Theil seiner Bibliothek u. Handschriften u. zog wieder nach Paris; in den letzten Jahren seines Lebens wendete er sich wieder nach Dieppe u. st. hier 1712. Er ist der Begründer der kritischen Einleitung in die Bibel u. schr. Mehres (auch unter dem Namen Recared Sçimeon, Sieur de Simonville, Sieur de Moni, Jerome a Costa): Fides ecclesiae orientalis, 1671; Hist. critique du Vieux Testament, Amst. 1679 u. 1685, lat. von Aubert de Versé 1681; Comparaison des cérémonies des Juifs avec la discipline de l'eglise, 1681 u.ö.; Hist. critique du texte du Nouveau Test., Rotterd. 1689; Hist. crit. des versions du N. T., 1690; Hist. critique des principaux commentateurs du Nouveau Test., Rotterd. 1693; Nouvelles observations sur le texte et les versions du N. T., Par. 1695 (deutsch von Cramer, Halle 1776, 3 Bde.); Hist. critique des dogmes etc. des Chrétiens orientaux, Trier 1711; Hist. de l'origine et du progrès des revenues ecclésiastiques, ebd. 1684, u.ö., 2 Bde., 1707; Hist. de la créance et des coutumes des nations du Levant, 1684, u.ö.; La créance de l'eglise orientale sur la transsubstantiation, 1687; Die auserlesenen Briefe, 3 Thle., 1700 ff., Amst. 1730, 4 Thle.; die (unter dem Namen Sainjore herausgegebene) Kritische Bibliothek, Nancy (Amst.) 1708, 3 Thle.; Nouvelle bibliothèque choisie, 1714, 2 Bde.; u. übersetzte Gaudini Reise zu den Maroniten aus dem Italienischen, 1675, u. das N. T. ins Französische, 1702, 4 Bde.; Lebensbeschreibung von Graf im 1. Bd. der Strasburger theologischen Beiträge. 2) Joh. Franz, geb. in Brandenburg; wurde 1842 Privatdocent der pathologischen Chemie u. Apotheker in Berlin u. st. 1844; er schr. mit Mecklenburg: Grundzüge der Chemie, Berl. 1832; mit Solbernheim: Handbuch der praktischen Toxikologie, ebd. 1838; De lactis muliebris ratione, ebd. 1838 (deutsch, ebd. 1838); Die Heilquellen Europas, ebd. 1839; Handbuch der angewandten medicinischen Chemie, ebd. 1842, 2 Bde., u. gab heraus: Beiträge zur physiologischen u. pathologischen Chemie u. Mikroskopie seit 1643, u. Journal für praktische medicinische Chemie seit 1843. 3) Friedr. Alex., geb. 1793 in Königsberg; Arzt in Hamburg; er schr.: Über die Zeichen der venerischen Krankheit u. deren Bedeutung; Über die Nothwendigkeit einer energischen Behandlung der allgemeinen Lustseuche; Über Mercurialkrankheit etc., Lpz. 1825; Über den Sublimat u. die Juunctionscur, Hamb. 1827; Geschichte der verschiedenartigen, bes. unreinen Behaftungen der Geschlechtstheile u. ihrer Umgegend, Hamb. 1830 f., 2 Thle.; Samuel Hahnemann Pseudomessias medicus, Hamb. 1830; Der unsterblichen Narrheit Samuelis Hahnemanni Pseudomessiae etc., andrer Theil ebd. 1833, 3. Thl. in 2 Abtheilungen, ebd. 1834 u. 1836; Der Vampirismus des 19. Jahrh., ebd. 1831; Die indische Brechruhr, ebd. 1831; gab auch das antihomöopathische Archiv heraus. 4) August Heinrich, geb. 26. Octbr. 1805 in Breslau, studirte daselbst 1824 bis 1822 Jurisprudenz, hatte das Unglück in einem Duell seinen Gegner zu erschießen, trat 1834 in den Staatsdienst u. arbeitete nach einander bei dem Kammergericht in Berlin u. bei den Oberlandesgerichten. in Greifswald, Frankfurt u. Breslau als Assessor, wurde Stadtgerichtsrath in Breslau, verließ 1845 in Folge mehrfacher Anfeindungen, welche ihm seine Freisinnigkeit zuzog, den Staatsdienst u. lebte als Privatmann in Breslau u. wurde 1848 Mitglied der Deutschen Nationalversammlung. Hier gehörte er zu der Linken, ging im Juni 1849 mit dem Rumpfparlament nach Stuttgart, wurde hier zum Mitglied der Reichsregentschaft gewählt (s. Deutschland S. 80) u. ging nach der Restauration nach der Schweiz, wo er Anfangs das Gut Mariafeld am Zürichersee bewohnte. 1851 wurde ihm wegen seiner politischen Thätigkeit der Proceß gemacht u. er von dem Schwurgericht in Breslau am 1. Sept. 1851 des Hochverraths schuldig erkannt u. vom Gerichtshof in contumaciam zu lebenslänglicher Zuchthausstrafe verurtheilt. 1852 nahm er den verfallenen Bau eines alten Kupferbergwerkes auf der Mürtschenalp am westlichen Ufer des Wallensees (in St. Gallen an der Grenze von Glarns) wieder auf, gründete für denselben eine Actiengesellschaft u. wurde deren Director. Er ertrank beim Baden im Wallensee 16. Aug. 1860. Im Oct. 1862 wurde ihm zu Murg am Wallensee ein Denkmal gesetzt. Er schr.: Das preußische Staatsrecht, Bresl. 1844, 3 Bde.; Die preußischen Richter u. die Gesetze vom 29 März 1844, Lpz. 1845; Mein Austritt aus dem preußischen Staatsdienst, ebd. 1846; Das Provinzialgesetzbuch der schlesischen Verfassung u. Verwaltung, Bresl. 1846 ff., 10 Hefte; Das Verhältniß des Gesetzes vom 17. Juli 1846 zu dem Gesetze vom 29. März 1844, Lpz. 1847; Annehmen od. Ablehnen? Die preußische Verfassung vom 3. Febr. beleuchtet vom Standpunkt des bestehenden Rechts, ebd. 1847; Actenstücke zur neuesten Geschichte der preußischen. Polizei, ebd. 1847; Geschichtliches über die Königlich Preußische Immediatcommission, Berl. 1855; Don Quixote der Legitimität od. Deutschlands Befreier? Zürich 1859. Mit Hinschius u.a. gab er heraus: Entscheidungen des Königlichen Geheimen Obertribunals, Berlin 1841 ff.; mit von Rönne: Die Verfassung u. Verwaltung des preußischen Staates, Bresl. 1841; mit Gräff, von Rönne u.a.: Ergänzungen u. Erläuterungen der Preußischen Rechtsbücher, ebd. 1842 ff. 5) Ludwig, geb. 1810, Advocat in Trier; dort 1848 als Mitglied der deutschen Nationalversammlung nach Frankfurt gewählt, gehörte er daselbst zur äußersten Linken, wurde Mitglied des Dreißiger-Ausschusses in Frankfurt u. Mitglied des Fünfzehner-Ausschusses[116] im Rumpfparlament zu Stuttgart. Er flüchtete im Juli 1849 nach der Schweiz, wurde dann in Trier in contumaciam zum Tode verurtheilt u. erhielt 1855 in Paris Anstellung in einem deutschen Bankhause. 6) S. Saint Simon.