1. Die sich scholle (schelten), die sich wolle. (Nassau.) – Kehrein, VI, 29.
In Ostpreussen: Dei söck schölle, dei söck wölle. (Frischbier2, 3280.)
2. Die sich selber schelten, werden auch bei andern nicht viel gelten.
Mhd.: Wolde ich mich selber schelden, mich sulde ieman loben selden. (Morolf.) (Zingerle, 121.)
[136] 3. Ein wenig Schelten ist viel besser als viel Herzeleid. – Eiselein, 547; Simrock, 8944.
4. Einer, der schilt, wirfft viel Koth vmb sich, vnd es hinckt doch niemand davon. – Lehmann, 700, 34.
Mhd.: Swer schiltet wider schelten, der wil mit schelten gelten. (Freidank.)
5. Es ist leichter gescholten als vergolten. – Körte, 5287; Lohrengel, I, 262.
Engl.: A man is not so soon healed as hurt.
6. Es kann mich niemand weniger schelten, als ich bin. – Simrock, 8939a.
7. Es steht übel schelten, so man soll helffen. – Franck, I, 67a; Lehmann, II, 139, 116; Simrock, 8941; Körte, 5286.
Lat.: Dominari est obiurgare, cum auxilio est opus. (Franck, I, 67a.)
8. Gescholten ist leichter als vergolten. – Eiselein, 547; Simrock, 8943.
9. Jeder schilt's und jeder thut's.
Wie etwa J. Gruterus von Machiavell zu sagen pflegte: »Jedermann schilt ihn und jedermann prakticirt ihn.« (Einfälle, 189.)
10. Man muss einen schelten, dass man ihn wieder rühmen, und rühmen, dass man ihn wieder schelten kann.
11. Man schilt vns, so benedeyen (segnen) wir. – Henisch, 278, 14.
12. Mancher schilt sich selber, indem er einen andern lobt. – Lehmann, 489, 15.
»Als so ein vngelehrter einen gelehrten, ein Fauler einen Arbeitsamen lobt.«
13. Mit schelten gehets wie mit schlägen, die rey ist kurtz vnnd kompt bald wieder an dich. – Lehmann, 703, 67.
14. Schellen, schellen deit nêt sehr (wehe); slagen, slagen betert wer. – Kern, 1524.
Damit tröstet sich die muthwillige Jugend in jeglicher Bedrängniss.
15. Schelten gehöret bösen Weibern zu. – Petri, II, 528.
16. Schelten hat kein Recht. – Pistor., 641.
17. Schelten in not ist en grewel vnd spot. – Franck, I, 66b; Eiselein, 547; Simrock, 8942; Lohrengel, I, 579; Körte, 5285.
Lat.: Crudelis in re aduersa est obiurgatio. (Franck, I, 66b.)
18. Schelten ist erlogen. – Lehmann, 699, 11; Simrock, 8938.
19. Schelten ist leichter als vergelten.
Darum wählt der Undankbare das Leichtere.
20. Schelten ist nicht Ablass. – Wicelius, Vertedigsrede.
21. Schelten können alle alten Weiber. (Wolfenbüttel.)
22. Schelten macht keine Flecken.
23. Schelten schreckt mehr an den verstendigen, denn hundert Schlege an den Narren. – Petri, II, 528; Sprichwort, 7, 10; Schulze, 72; Zehner, 101.
24. Schelten und fluchen ist bey den Soldaten die beste Eloquenz. – Chaos, 583.
25. Schelten und Keifen ist Frauenart, nicht darauf zu achten – Mannesart. – Hertz, 59.
26. Schelten und Schlagen ist (hat) kein Recht. – Simrock, 8940; Körte, 5289; Graf, 351, 400.
27. Schelten zieret keinen Mann, da's auch ein altes Weib, ein Gassenbube kann.
Mhd.: Lat schelten ungezogeniu wîp; dien mugen niht gevehten. (Iwein.) – Wie zimt daz helede lîp, daz si suln schelten, sam diu alten wîp. (Nibelungen.) (Zingerle, 132.)
28. Schilt, aber nicht ernstlich; schlage, aber nicht todt; verfolge, aber hole nicht ein, so wirst du ein guter Landwirth sein. (Lit.)
29. Schilt, dass du noch loben kannst (oder: dass noch zu loben Platz ist). – Sailer, 129; Simrock, 8945.
30. Schilt keinen und lobe die Geschickten. – Eiselein, 547; Simrock, 8947; Schottel, 1227a.
Lat.: Nee tua laudabis studia aut aliena reprendes. (Eiselein, 547.)
[137] 31. Schilt nicht mich und die Meinen, sieh erst auf dich und die Deinen; findest du nichts bei dir und den Deinen, dann komm zu mir und den Meinen.
Dän.: Last ei mig og mine, gak først til dig og dine, findes der eilast hos dig og dine, kom saa til mig og mine. (Prov. dan., 377.)
32. Schilt vnd lob nyemandt bald (vorschnell, zu geschwinde). – Franck, I, 72a; Körte, 5288; Simrock, 8946.
Frz.: De fou juge briève sentence.
Ung.: Lemmi itéletben nem jó a' harmarság.
33. Schiltst du mich, so sag' mir nur nicht Götz. – Eiselein, 255.
»Sag' mir alles, sag' mir nur nicht Bertsche«, hörte Eiselein einst einen Bauer zu seinem Gegner, der Bertsche hiess, sprechen.
34. Sich selber schelten ist Thorheit. – Petri, II, 525.
Dän.: Hvo sig selv laster, hannem lover ingen mand. (Prov. dan., 377.)
35. Vom Schelten wird keine Beule.
Kein Schwär, sagen die Neger in Surinam.
36. Was man mit schelten nicht kan gut machen, dass muss man mit loben verbessern. – Lehmann, 489, 23.
37. Wenn einer einen nicht will schelten, so schelt er nur seinen Hut. – Lehmann, 703, 71.
38. Wenn man iemand schelten will, so ists besser, man Pfeiff es, als das mans sag. – Lehmann, 649, 104.
39. Wer einen andern schelten will, geh' erst mit sich zu Rathe still.
Lat.: Qui alterum incusat probri, ipsum se intueri oportet. (Plautus.) (Philippi, II, 125.)
40. Wer einen schilt, der es verdient hat, bleibt ungestraft. – Graf, 352, 411; Henisch, 698, 7.
Beleidigungen und Verleumdungen sind strafbar; was man aber von andern Schlimmes sagt, das wirklich begründet ist, verleumdet nicht, und kann daher auch nicht bestraft werden.
Lat.: Cum qui nocentem infamat, lex non iudicat (non punit). (Henisch, 698, 8.)
41. Wer heftig schilt, vergibt bald.
Span.: A quel que dice injurias cerca está de perdonar. (Cervantes, Don Quixote.)
42. Wer mich schelten will, thu' es einen Tag vor meinem (seinem) Tode.
Frz.: Il ne fait pas bon battre en homme la vieille de sa mort. (Cahier, 199.)
43. Wer nicht gescholten sein will, muss aus der Welt gehen.
Mhd.: Nieman mac sich lüge erwern, noch vor schelten wol ernern. – Swer sich scheltens wil begân, der muoz der nasen angest hân und der zungen diu ez sprichet; an den beiden man ez richet. (Freidank.) (Zingerle, 132.)
44. Wer scheltet wider Schelten, der will mit Schanden gelten. – Eiselein, 547; Körte, 5290; Körte2, 6619.
45. Wer schilt, was er begehrt, der ist nicht eine Bohne werth. – Eiselein, 547; Simrock, 8984.
46. Wer schilt, wird wieder gescholten.
Mhd.: Der ander leut tadel offen wil, der wirt der sein auch hören vil. (Vintler.) – Swes leben ich schilte, der schilt daz mîn. (Freidank.) (Zingerle, 28 u. 132.)
47. Wer zu schelten anfängt, hat unrecht.
Holl.: Die het eerst begint te schelden, heeft het onregt aan zijne zijde. (Harrebomée, II, 502.)
*48. Dass sie mich schelten, mag schon gahn, aber sie sollen mich ungelobet lan.
»Als die Athener den Worten des Phokion Beifall geklatscht hatten, fragte er erschrocken seine Freunde, ob er eine Dummheit gesagt habe.« (Riehl, Land und Leute, 356.)
*49. Einen schelten, als wenn er mit ihm Säue gehütet hätte. – Schöpf, 590.
*50. Er ist so gescholten worden, dass kein Hund ein Stück Brot von ihm nimmt.
*51. Er schilt wie Kerchelziehers Fraw, die den Ars verrenckt. – Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 171.
*52. He schelt as en Appelhöker.
*53. He schelt as en Kröpel. (Hamburg.) – Schütze, II, 354.
Er schilt, schimpft wie ein Krüppel, ungesunder, verwachsener Mensch, der oft von rohen Buben und Leuten arg gepeinigt wird.
[138] *54. He schelt as 'n Reitlünink (Rohrsperling). – Kern, 822.
*55. Mag er schelten, wenn er nur zahlt.
Böhm.: At' si hubuje, jen když daruje. (Čelakovsky, 45.)
Poln.: Ten niech łaje który daje. (Čelakovsky, 45.)
*56. Schelten, dass er stinkt wie ein fauler Rabe.
*57. Schelten wie die Bürstenstelerin. – Mathesy, 142a.
*58. Schenten wie ein Rohrspatz. – Schmeller, II, 16a; Schöpf, 590.
*59. Se schellen sik as de Ketelflicker. – Dähnert, 225a; Eichwald, 1004.
*60. Sich einander schellen wie die Bederbuben. – Mathesy, 143a.
*61. Sich schelten, wie die Huren auffm Treudelmarckt. – Pauli, Postilla, I, 206a.
62 Lichter, nit besser, ist etwass zu schelten, dan zu bessern. – Weinsberg, 5.
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