1. An der Stirn kann man sehen, wie einer beschaffen ist. – Suringar, LXXII, 217.
Span.: No se mide el hombre que para la frente. (Cahier, 3636.)
2. An der Stirn sieht man nicht das Hirn.
3. An der Stirn zu lesen ist des Menschen Wesen.
Lat.: Frons animi janua. (Seybold, 194.)
4. Auf der Stirn den Heraklit und im Herzen den Demokrit. – Winckler, XV, 81.
5. Auf der Stirn ist die Haut am dicksten, antwortete Klaus einem alten Manne, der eine junge schöne Frau hatte und ihn darum fragte, sonst kämen die Hörner zu leicht durch.
»Ein Alter, so eine schöne Frau hatt, fragte einen, wo die Haut am dicksten were, der antwortet, an der Stirn, sonsten wären auch die Hörner längst durchgewachsen.« (Wirth, I, 203.)
6. Auf der Stirn und im Auge kann man die Briefe des Herzens lesen. – Winckler, XIV, 25.
It.: In fronte si legge quel che nel cor si porta. (Pazzaglia, 76, 8.)
Frz.: Grosse tête, peu de sens. (Masson, 159.)
8. Der Stirn ist nicht zu glauben. – Schuppius, Schr., I, 763.
9. Die Stirn ist der Spiegel vom Gehirn.
Engl.: In the forehead and the eye, the lecture of the mind doth lie. (Bohn II, 95.)
Lat.: Frons animi interpres. (Gaal, 128.) – Frons est animi janua. (Cicero.) (Binder II, 1205; Fischer, 97, 71; Philippi, I, 163; Seybold, 194.) – In fronte cogitationes inscriptae sunt. (Gaal, 128.) – Vultus index animi.
10. Die Stirn ist näher als der Nacken.
Lat.: Frons occipitio prior est.
11. Die Stirn leugt vnd treugt. – Petri, II, 144; Eiselein, 580; Simrock, 9912.
Holl.: Het voorhoofd beliegt het harte wel. (Harrebomée, II, 404b.)
12. Eine heitere Stirn verbirgt oft eine trübe Seele.
Holl.: Het opschrift van dien pot is goed. (Harrebomée, II, 152.)
13. Eiserne Stirn stösst sich keine Beulen.
14. Hauge Steren, viel Verstand. (Westf.)
15. Leere Stirn ist immer heiter.
16. Man sieht manchem auf die Stirn, aber nicht ins Hirn. (Kurhessen.)
17. Mit der Stirn kommt man nicht durch die Wand.
Böhm.: Čelem zdi nepovalis. – Čelem zdi nevyrážej. (Čelakovský, 122.)
18. Et äs Nemesten un de Schtire geschriwe', wua lang e liéft. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 549.
19. Schöne Stirn, nichts im Gehirn. – Parömiakon, 3152.
20. Stirn und Augen sind die Dolmetscher des Herzens.
Holl.: Het voorhoofd en de oogen zijn de tolken van het hart. – Uit het voorhoofd en de oogen kent men het hart. (Harrebomée, II, 404b.)
*21. Die Stirn runzeln.
Misfallen oder Verdruss ausdrücken.
Holl.: Hij fronselt zijn voorhoofd. (Harrebomée, II, 404b.)
*22. E äs vuer de Stern geschlôn. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 33, 35.
*23. Einem die Stirn bieten.
*24. Einen für die Stirn stossen. – Fischer, Psalter, 647, 1.
*25. Er hat eine gelehrte Stirn.
Umschreibung für: Glatze. Scherzhaft wol auch in dem Sinne: »geleerte Stirn« für: er ist ein unwissender, dummer Mensch.
[867] *26. Er ist auf der Stirn gezeichnet, wie die Schafe von Berrey.
*27. Es ist ihm nicht an die Stirn geschrieben wie den Schafen auf den Pelz.
Holl.: Het staat elk niet voor het voorhoofd geschreven. (Harrebomée, II, 404b.) – Het staat hem niet voor het hoofd geschreven, gelijk eene koe op hare horens. (Harrebomée, II, 326b.)
*28. Es stehet jhm an der Stirn geschrieben. – Mathesy, 341b; Braun, I, 4302.
»Ihm steht's auf der Stirn g'schrieben, dass er nix nütz is.« (Hügel, 157b.)
Span.: Traerlo escrita en la frente. (Bohn II, 259.)
*29. Es steht nicht alles auf der Stirn geschrieben.
Engl.: Every one's faulto are not written on their foreheads. (Bohn II, 7 u. 95.)
*30. Etwas an der Stirn tragen. – Eiselein, 580.
*31. Macht a doch su anne runtzlige Stirne as wie a Woalkebroat (?). – Gomolcke, 776; Robinson, 339.
»Dar macht og schun anne rechte arnste Miene und zieht de Stirn zusommen wie a Wolckebrat.« (Keller, 163b.)
*32. Man kann's ihm an der Stirn lesen. – Eiselein, 580.
Lat.: Ex fronte perspicere. – Frontem contrahere. (Faselius, 79 u. 96.)
*33. Nach seiner Stirn vnd Gehirn leben. – Herberger, I, 870.
Nach seinem Kopfe.
*34. Seine Stirn klärt sich auf.
Lat.: Frontem exporigeres. (Faselius, 96.)
*35. Seine Stirn setzt nur trübes Wetter. – Parömiakon, 423.
*36. Seine Stirn zeigt wenig Hirn.
*37. Sich an (vor) die Stirn schlagen.
Aus Unwillen über eine eigene Dummheit oder die uns berührende Albernheit eines andern.
Lat.: Ferire Frontem. (Faselius, 86.)
38. Die Stirn oft Frieden zeigt, wenn das Herz zum Kriege neigt.
It.: Pace in fronte e guerra in mente. (Giani, 1221.)
*39. So lange die Stirn Haare trägt.
So lange man jung ist.
Lat.: Fronte capillata, post est occasio calva. (Dionys.)
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