Japan

Ostasien I. (Karten)
Ostasien I. (Karten)
Menschenrassen. II. 21. Eskimo. 22. Samojedin. 23. Chinesin. 24. Japanerin. 25. Siamesin. 26. Birmanin. 27. Lappin. 28. Tatarin. 29. Ainufrau, tätowiert. 30. Wedda. 31. Tamil. 32. Singhalesin. 33. Perserin. 34. Araberin. 35. Ägypterin. 36. Maurin. 37. Romanin. 38. Slawin. 39. Germanin, dunkel. 40. Germanin, blond.
Menschenrassen. II. 21. Eskimo. 22. Samojedin. 23. Chinesin. 24. Japanerin. 25. Siamesin. 26. Birmanin. 27. Lappin. 28. Tatarin. 29. Ainufrau, tätowiert. 30. ...
871. Japan.
871. Japan.
Flaggen.
Flaggen.

[891] Japan, in der Landessprache Nihon, Nippon, Nipon, Kaisertum, Inselreich östl. von Asien [Karte: Ostasien 1], im O. vom Stillen Ozean bespült, bestehend aus vier Hauptinseln: Jesso, Hondo (neuerdings auch Nip(p)on [im engern Sinne] genannt), Shikoku, Kiushiu, den kleinern: Kurilen, Liu-kiu etc.; dazu Formosa oder Taiwan mit den Pescadores oder Ponghu, sowie weiter im Ozean die Bonin- und Vulkaninseln, zusammen 417.412 qkm, (1902/3) ca. 49.746.000 E. 1905 kam noch der südl. Teil von Sachalin mit zugehörigen Inseln hinzu, sowie das Pachtgebiet Kwan-tung, Oberhoheitsrechte über Korea und eine Einflußsphäre in der Südmandschurei. Die Inseln bestehen aus 12-1500 m hohen, von einer vulkanischen Zone durchbrochenen Kettengebirgen; höchste Erhebungen der Mount Morrison oder Niitakajama auf Formosa (4145 m), der Fusijama (3778 m) westl. von Jokohama auf Nippon; die Flüsse zur Schiffahrt wenig geeignet; Flora reichhaltig; unter den Nutzpflanzen hervorragend der Papiermaulbeerbaum (zur Papierbereitung), der Firnissumach (zur Lackgewinnung), Hanf u.a. Fauna gemischt aus nordasiat.-europ. und ind. Formen; J. eigentümlich ist der Riesensalamander.

Die einheimische Bevölkerung, die Japaner, zur mongol. Kasse gehörig, den türk. und finn.-ugrischen Völkern näher als den Chinesen verwandt, hochbegabt und sehr aneignungsfähig, zerfallend in die Stände: Kwasoku oder Adlige (im eigentlichen Japan 1903: 5055), Shisoku oder Samurai, die ehemalige Kriegerklasse (2.167.389), und Heimin, das Volk (44.560.397). Außerhalb J.s (1903) 153.785 Japaner. Auf Jesso und den Kurilen Reste der Ainu (s.d.). [Tafel: Menschenrassen, 24 und 29.] Auf Formosa bes. Chinesen. Fremde (1903) 13.848, davon 7438 Chinesen, 2136 Engländer, 1639 Amerikaner, 654 Deutsche etc. Religion: Staatskultus ist jetzt der Shintoismus (s. Japanische Mythologie und Religion), auf dem Ahnenkultus beruhend, mit (1897) 191.962 Tempeln (Miya). Das Christentum 1549 eingeführt, seit 1638 aus polit. Gründen bis auf die neueste Zeit verboten; seit 1876 vollkommene Glaubensfreiheit, (1899) 122.000 Christen. Landwirtschaft nach chines. Muster entwickelt; Anbau von Reis, Weizen, Gerste, Roggen, Sojabohnen, Maulbeerbäumen, Tee, Indigo, Tabak, Taro etc. Industrie zum Teil Hausindustrie, bes. in Seide, Baumwolle und Hanf; neuerdings auch Maschinenbetrieb in rascher Zunahme; in Blüte die Baumwollspinnerei; außerdem Fabrikation von Seife, Zündhölzern, Regenschirmen, Uhren, Glaswaren, ferner Kunsttöpferei, Lack- und Papierindustrie. Handel, mit dem Auslande erst seit 1859, s. Beilagen: Asien und Japan. Verkehrswesen s. Beilage: Japan. Verfassung seit 1890 konstitutionell. Kaiser mit dem Titel »Mikado« (Mutsuhito, seit 1867), Reichstag aus Herrenhaus und Abgeordnetenhaus (379 in direkter Wahl gewählte Abgeordnete) bestehend, Geh. Rat (Sumitsum): die 10 Minister und 28 Räte. Einteilung in drei große Städte (Fu), Tokio, Kioto, Osaka, 52 Regierungsbezirke (Ken) und das besondere Gebiet (Dotscho) von Hokkaido (Jesso mit den Kurilen). Residenz Tokio. Selbstverwaltung nach europ., zum Teil preuß. Muster. Heerwesen s. Beilage: Japan. Finanzen s. Beilage: Finanzen. Im Münzwesen Rechnung nach Yen; der Goldyen seit 1897 etwa 2,10 (1905: 2,09) M. Unterrichtswesen nach europ. Muster eingerichtet; Elementarschulwesen noch unbefriedigend; 1905 Einführung des Schulzwangs; Universitäten in Tokio und Kioto. Wappen aus der Blüte des Chrysanthemums gebildet [Abb. 871]. Flagge s. Tafel: Flaggen. Orden: Chrysanthemum-Orden, Paulownia-Sonnenorden, Orden [891] der aufgehenden Sonne, Verdienstorden der goldenen Weihe, Orden des heiligen Schatzes und Kronenorden. Entdeckungsgeschichte s. Beilage: Entdeckungsreisen.

Die älteste Geschichte J.s ist sagenhaft. Die offizielle Chronologie beginnt mit Dschimmu Tenno (gest. 585 v. Chr.), der 660 v. Chr. auf Nippon ein Reich gründete. Seine Nachfolger, Mikado genannt, regierten lange als unumschränkte Herrscher und als höchste Priester des Shinto; allmählich gewann die Regierungsform den Charakter einer Feudalmonarchie, indem die Beherrscher der Provinzen (Daimios) ihr Amt erblich zu machen wußten. Sie führten häufig Kriege unter sich und gegen den Mikado; dabei gelang es 1192 einem Feldherrn des letztern, Joritomo, die erbliche Würde als Kronfeldherr (Shogun) und Anteil an der Regierung zu erlangen. Die folgenden Shogune erweiterten ihre Macht, und bes. Ijejas drückte durch seine 1603 dem Lande gegebene Verfassung den Mikado zum bloßen geistlichen, in Miako abgeschlossen lebenden Oberhaupt herab, während der Shogun Haupt der Staatsverwaltung (Taikun, in Jedo) wurde. Erst den Ver. Staaten gelang es 1854 einen Handelsvertrag mit J. abzuschließen, dem andere mit vielen europ. Staaten (1861 mit Preußen und dem Zollverein, 1868 mit dem Norddeutschen Bund) folgten. Nach Anschluß mächtiger Daimios an den Mikado kam es 1867 zum Bürgerkriege, durch welchen 1868 der Shogun Hitotsbashi gestürzt wurde und der seit 3. Febr. 1867 regierende 122. Mikado Mutsuhito (geb. 3. Nov. 1852) in den Besitz der vollen Alleinherrschaft gelangte. Die alte Feudalverfassung wurde beseitigt, das Amt der Daimios abgeschafft und eine schnell fortschreitende gänzliche Umgestaltung sämtlicher Staats- und Bildungsverhältnisse nach europ. Vorbild begann. Aufstände in verschiedenen Provinzen, bes. der sog. Satsuma-Aufstand 1877, wurden unterdrückt. 1875 tauschte J. gegen seinen Besitz an der Insel Sachalin von Rußland die Kurilen ein, 1876 erwarb es die Bonininseln, 1879 wurden die Liu-kiu-Inseln einverleibt. Die Rivalität um den Einfluß in Korea führte 1894 zum Krieg zwischen J. und China (s.d.), der für J. den ruhmvollsten Verlauf nahm und ihm im Frieden von Schimonoseki (17. April 1895) die Pescadores (Ponghu) und Formosa einbrachte; die Abtretung der Halbinsel Liau-tung wurde durch die Intervention Rußlands, Deutschlands und Frankreichs rückgängig gemacht. Eine durchgreifende Reform des gesamten japan. Rechtswesens machte es den fremden Mächten möglich, in neuen Handelsverträgen, die 1899 in Kraft traten, auf die Konsulargerichtsbarkeit für ihre Untertanen zu verzichten. Beim Ausbruch des Boxeraufstandes in China 1900 beteiligte sich J. an dem Vorgehen der Mächte, trat aber für die Integrität Chinas ein und schloß 31. Jan. 1902 ein Bündnis mit England zum Schutze Chinas und Koreas. Die Weigerung Rußlands, seine Truppen aus der Mandschurei zurückzuziehen und dessen Festsetzungsversuche in Korea führten 6. Febr. 1904 zum Abbruch der diplomat. Beziehungen und zum Kriege J.s gegen Rußland, dessen Truppen vielfach geschlagen und zum Rückzug genötigt, dessen Flotte größtenteils vernichtet wurde. (S. Russisch-Japanischer Krieg.) Durch Vermittlung des Präsidenten Roosevelt kam es zu Friedensverhandlungen in Portsmouth (Neuhampshire) und 5. Sept. 1905 zur Unterzeichnung des Friedens. An eigentlichem Gebietszuwachs erhielt J. dadurch die südl. Hälfte der Insel Sachalin (s. oben). Am 12. Aug. wurde ein Bündnis mit Großbritannien geschlossen. Im Innern kam es in den letzten Jahren zu wiederholten Konflikten zwischen Volksvertretung und Regierung und zu mehrfachen Kabinettswechseln.

Literatur. Rein (2 Bde., 1881-86; Bd. 1 in 2. Aufl. 1905), Rathgen (1891), von Siebold (2 Bde., 2. Aufl. 1897), Fischer (1897), Munzinger (1898), Fukuda (1900), Hesse-Wartegg (2. Aufl. 1900), Brinkley (engl., 12 Bde., 1902 fg.), Knox (engl., 1905), Nachod (Bd. 1, 1905).

Quelle:
Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 1. Leipzig 1911., S. 891-892.
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