[249] Projektionsapparate (Bildwerfer, Skioptika), optische Instrumente, welche zumeist dazu dienen, bildliche Darstellungen durch vergrößerte Projektion von Laternbildern (Photographien auf Glas, Zelluloid- oder Gelatinefilms; durch Zeichnen, Malen, Radieren u.s.w. oder mittels Abziehdrucken hergestellte transparente Bilder) auf einen geeigneten Schirm einem größeren Beschauerkreise vorzuführen. Ferner können die Skioptika, denen in der Hauptsache die von Athanasius Kircher erfundene und 1671 beschriebene, von Thomas Walgenstein, später von Robertson verbesserte Laterna magica zugrunde liegt, in geeigneter Bauart verfertigt, zur vielen Personen sichtbaren Demonstration von undurchsichtigen, auch plastischen Objekten, mikroskopischen Präparaten, endlich zu der von chemischen, mechanischen, optischen, physiologischen u.s.w. Vorgängen benutzt werden.
Das moderne Skioptikon zur Projektion von Laternbildern stellt in der Regel eine wesentlich verbesserte Form der Laterna magica, wie sie als Spielzeug für Kinder Verwendung findet, dar. Es besteht in dieser einfachen Gestalt 1. aus dem Gehäuse, welches die Lichtquelle einschließt, um zu verhindern, daß »falsches« Licht Hörend in den Zuschauerraum gelange; 2. dem Kondensator (Kondensor, Beleuchtungslinse, Lichtsammler), der zur größtmöglichen Ausnutzung der Lichtquelle behufs gleichmäßiger, kräftiger Beleuchtung des zu projizierenden Gegenstandes notwendig ist; 3. der Bildbühne mit dem Bildschieber, der die zur Projektion kommenden Glasdiapositive aufnimmt; 4. der Kamera in der Form eines Balgens oder in der einer geraden oder konischen Metallröhre, die verhindert, daß zerstreutes Licht auf die Objektivfassung und den -träger und dadurch in den Projektionssaal gelangt, und 5. dem Objektiv, welches ein vergrößertes, scharfes Bild des Diapositivs auf dem Projektionsschirme zu entwerfen hat (vgl. die Figur).
Das Gehäuse der kleineren, gewöhnlich leicht transportabeln Apparate ist kastenförmig aus Eisenblech mit einem Holzboden angefertigt; bei »Reifeapparaten« ist es nicht seiten viel zu klein dimensioniert, wenn starke Hitze entwickelnde Lichtquellen benutzt werden sollen. Für solche muß der Blechkasten unter allen Umständen innen mit Asbestpappe oder -schiefer gefüttert sein. Bei großen, für stabile Aufstellung bestimmten Apparaten verwendet man am besten einen aus Eichenholz massiv erzeugten, verzinkten, mit dicken Asbestplatten ausgekleideten Kalten, der auf ein gleichfalls kastenförmiges Gestell (das z.B. den Rheostat für die Bogenlampe beherbergen kann und den Kontaktschalter trägt; richtunggebend für derlei Apparate war die von der nicht mehr bestehenden Firma Plößl & Co. in Wien gepflegte Bauart) derart montiert wird, daß er mittels Handrads und Schnecken- oder Zahntriebs um seine hintere Horizontalachse gedreht werden kann. Dieses Heben oder Senken des Apparatvorderteiles ist nicht seiten notwendig, um das Bild auf dem Projektionsschirme in der Höhenrichtung verschieben zu können. (Bei starker Schrägstellung des Apparates ist eine korrespondierende des Schirmes zur Erzielung scharfer Bilder nötig.) Man verwendet deshalb vorteilhaft auch für kleinere Apparate fahrbare Stative mit ähnlicher Stellvorrichtung. Die der größten Erhitzung ausgesetzte Vorderwand wird am besten aus mehreren gefalzten und verschränkten Brettchen erzeugt. Stets muß das Gehäuse zur Entfernung der heißen Luft und der Verbrennungsgase oben mit einem kürzeren (bei elektrischem Licht oder Kalklicht u.s.w.) oder längerem (bei Petroleumlampen, Auerbrennern u.s.w.) Schornstein und zwecks Erzielung eines genügend kräftigen Luftstromes mit Löchern im Boden oder in den Seitenwänden (knapp am Fuße) versehen sein. Namentlich[249] muß die Anordnung der Luftlöcher so erfolgen, daß ein kühler Luftstrom nahe am Kondensor vorüberstreicht; Schornstein und Luftlöcher sind derart mit geschwärzten Kappen zu versehen, daß in den Saal direkte Lichtstrahlen nicht austreten können; das schwache zerstreute Licht ist praktisch ohne Bedeutung. Die Seitenwände sollen Türen besitzen, um Verrichtungen an der Lichtquelle zu gestatten. Sehr praktisch ist die häufig anzutreffende Einrichtung, daß die Rückwand als Haupttür ausgebildet ist (sie, wie es hier und da geschieht, ganz durch lichtdichte Vorhänge zu ersetzen, ist mit Nachteilen verknüpft). Kleine rote oder dunkelblau gefärbte Fenster ermöglichen die Beobachtung der Lichtquelle. Bei elektrischem Bogenlicht mit Handregulierung (s. unten) erweist sich die Anbringung einer Linse im Kasteninnern, die das Bild des Bogens auf ein rotes Fensterchen scharf entwirft, als eine mit geringen Kosten zu erstellende, bei der Bedienung des Apparates ausgezeichnete Dienste leistende Einrichtung.
Der an der Vorderwand des Gehäuses angebrachte Kondensator, dessen Hinweglassung eine ganz ungleich helle Beleuchtung des Projektionsfeldes (zum Teil mit störenden Abbildungen der Lichtquelle verknüpft) bewirkte und deshalb nur einen kleinen (den von einem dem Durchmesser des Objektivs entsprechenden Lichtbündel durchlaufenen) Teil des Bildes zu projizieren gestattete, kann am einfachsten durch eine Bikonvexlinse gebildet werden. Bei den besseren Apparaten stellt man aber fast durchweg den Kondensor aus zwei plankonvexen, mit den gekrümmten Flächen einander zugekehrten Linsen zusammen. Ein solcher zweiteiliger Kondensor macht bei sehr guter Ausnutzung der Lichtquelle die aus der Kugelgestalt der Linsenoberflächen herrührenden Fehler weniger fühlbar, als dies beim einfachen Kondensor der Fall ist. G. Rodenstock in München erzeugt eine (aus einer konkav-konvexen und einer bikonvexen Linse begehende) unsymmetrische Form eines Doppelkondensators, die sich durch große Lichtstärke auszeichnen soll, ferner einen Rechteckkondensor, dessen Vorteil Raumersparnis ist (vgl. [2]). Die beste Lichtausnutzung und auch noch andre Vorzüge eignen den dreiteiligen Kondensatoren (Tripelkondensoren, z. B; von Zeiß in Jena, Reichert in Wien u.a.), bei welchen den zwei plankonvexen Linsen noch eine (konkav-konvexe) Meniskuslinse hintangestellt ist. Sie werden bei großen Apparaten und Verwendung von punktförmigen Lichtquellen (Bogenlicht) immer mehr benutzt. Bei Benutzung flächiger Lichtquellen, wie Glühstrumpf u.s.w., erweist sich der dreiteilige Kondensor dem zweiteiligen als nicht überlegen, weil ein großer Teil des Lichtes, in die Objektivfassung strahlend, verloren geht. Die Beleuchtungslinsen müssen aus farblosem Glase, schlieren- und blasenfrei hergestellt sein. Die Fassung soll ein Auseinandernehmen der Kondensorlinsen zur Reinigung der Gläser, ferner durch Anbringung von Luftlöchern Kühlung ermöglichen und endlich soll sie so locker sein, daß ein der Ausdehnung der erhitzten Linsen Rechnung tragender Spielraum vorhanden ist. Besondere Fassungen benutzen Busch in Rathenow, Voigtländer & Sohn in Braunschweig, Ernecke in Berlin, Müller & Wetzig in Dresden u.s.w. Die hier und da an Stelle der Glaslinsen für den Kondensor empfohlenen Flüssigkeitslinsen sind bei sehr heißen Lichtquellen unbrauchbar. Die Benutzung zweier lichtzerstreuend wirkender Mattscheiben anstatt der Beleuchtungslinsen ergibt sehr geringe Helligkeit des Projektionsbildes. Die Brennweite der Kondensoren beträgt gewöhnlich das Anderthalbfache des Linsendurchmessers. Die Größe des Kondensors ist abhängig von dem Formate der Projektionsdiapositive (Laternbilder). Man wählt in der Regel für 8,5 × 8,5 cm-Bilder Kondensoren mit einem Durchmesser von 10 cm, für 8,5 × 10 cm-Bilder solche von 1213 cm, für 9 × 12 cm-Bilder solche von 1415 cm Durchmesser. Um die der Lichtquelle zunächst angeordnete, am stärksten der Erhitzung ausgesetzte Kondensorlinse vor dem Zerspringen (und dem Anschmelzen glühender, abspringender Kohlenteilchen bei Bogenlicht) möglichst zu bewahren, bringt man zwischen ihr und der Lichtquelle eine Hartglasscheibe oder eine Glimmerplatte (die aber leicht zerkratzbar ist und durch die bräunliche Farbe das Licht namhaft schwächt) an. Neuhauß empfiehlt, diese Schutzscheibe so in einer den Karten trennenden, aber den auf den Kondensator fallenden Lichtkegel nicht etwa beschneidenden Wand zu fassen, daß dadurch vor den Kondensorlinsen eine abgeschlossene, durch Löcher gut lüftbare Kammer entsteht.
Bei großen Apparaten, namentlich wenn starkes elektrisches Bogenlicht (etwa über 15 Ampère) benutzt wird, ist die Anbringung einer Kühlkammer außerordentlich wichtig; fast unerläßlich, wenn die Laternbilder (deren manche, z.B. farbige, gegen die Hitze sehr empfindlich sind) längere Zeit im Apparate verbleiben müssen oder wenn mikroskopische Präparate projiziert werden sollen. Die Anbringung der Kühlkammer (z.B. einer mit planparallel geschliffenen und genau parallel gestellten Spiegelglaswänden versehenen, mit Wasser gefüllten Küvette) zwischen Lichtquelle und Kondensor, welche Anordnung gewiß den besten Schutz böte, ist aus mehrfachen Gründen praktisch nicht empfehlenswert. Häufiger wird die Kühlvorrichtung zwischen den Kondensorlinsen (in diesem Falle kann durch die leichte Entfernbarkeit der Kondensorvorderlinse bei physikalischen Versuchen sofort bewirkt werden, daß achsenparallele Strahlen den Apparat verlassen) oder zwischen Kondensor und Bildbühne angebracht. Die Dicke der Wasserschichte (man verwendet, wenn nicht fortwährende Erneuerung stattfindet, abgekochtes Wasser, um das Entstehen störender Luftblasen zu vermeiden; Zusätze zum Wasser sind nicht zu empfehlen) schwankt zwischen 3 bis 10 cm und mehr. Manche Firmen (z.B. Kohl in Chemnitz, Zeiß in Jena, Leybold in Cöln, Fueß in Berlin-Steglitz, Ebeling in Wien u.s.w.) sehen einen kontinuierlichen Wasserzu- und -ablauf vor. Die Plößlsche Kühlkammer war abschraubbar gefaßt. Warmbrunn, Quilitz & Co. in Berlin erzeugen billige »Kühlflaschen«, welche aber nur außenseitig planparallel geschliffen werden können. Die Ruppertsche Kühlkammer besitzt zwei links und rechts angebrachte, mit dem Kühlgefäß kommunizierende Zirkulationskammern. Für die Demonstration von Lichtphänomenen (Beugungs-, Interferenz-, Polarisations-, Spektralerscheinungen u.s.w.) mittels des Projektionsapparates (vgl. [6]) konstruierte H. Krüß in Hamburg ein Beleuchtungssystem, dessen Linsen ununterbrochen von[250] kaltem Wasser überrieselt werden [1]. Die Kühlkammern müssen zerlegbar oder sonst so beschaffen sein, daß sie auch innen geputzt werden können; ferner muß die Kittung verläßlich sein, um ein Auslaufen des Wassers zu verhindern. Bei geschliffenen Spiegelglasscheiben genügt das Kitten mit Talg, wenn die behufs Reinigung auseinander genommenen Wände wieder zusammenzufügen sind.
Die Bildbühne besteht aus dem Rahmenträger (Bildbrücke) und dem eigentlichen Bildhalter, dem Bildschieber (auch Bildrahmen, Bildschlitten genannt). Um bei Apparaten mit großen Kondensatoren ohne Lichtverlust neben größeren auch kleinere Diapositive projizieren zu können, muß die Bildbühne so verschiebbar sein, daß die Diapositive stets in der Entfernung vom Kondensor angeordnet sind, in welcher der Durchmesser des Strahlenkegels gleich der Diagonale des Laternbildes ist [1]. Die Verschiebung erfolgt in der Regel am besten mit Führungsleisten, die durch Klemmschrauben fixierbar sind. Bei der einfachsten Form des Bildhalters, nämlich dem Schiebrahmen, ist dieser in der Bühne befestigt und es wird Glasbild um Glasbild von der einen Seite zwischen zwei Nuten eingeführt und dadurch zugleich immer ein schon projiziertes auf der andern Seite hinausgestoßen. Der gewöhnliche einseitige Bildschieber, in welchem von oben das Laternbild eingeschoben wird, muß bei jedem Bilde herausgezogen, nach Entfernen des darin befindlichen bereits projizierten Bildes neu beschickt und dann wieder hineingestoßen werden, was längere Pausen bei jedem Bildwechsel verursacht. Beim Rapidwechsler von Ed. Liesegang in Düsseldorf wird wohl auch nur von einer Seite beschickt, aber das Wechseln geschieht mit Hilfe eines Doppelschlittens rascher, weil beim Einschieben des einen Bildes das projizierte von selbst herauswandert. Am häufigsten wird der Wechselrahmen (zweiseitige Bildschieber) benutzt. Er wird von beiden Seiten beschickt, da er zwei Ausschnitte (Rähmchen) besitzt, von welchen abwechselnd immer eines zur Wechslung frei ist. Federn oder über einen Keil gleitende Leisten heben die Diapositive so weit aus dem Rahmen, daß sie gefaßt werden können, oder die Glasbilder werden (z.B. bei den Wechselrahmen von Unger & Hoffmann in Dresden u.a.) durch einen Eckausschnitt eingeführt. Der von Plößl in Wien angewendete Vertikaldoppelschieber ermöglicht leicht die Bedienung des Skioptikons durch eine Person. Der Velotrop von J.A. Gordes gestattet die Wechslung der vom den Apparat Bedienenden eingesteckten Bilder durch den Vortragenden selbst, welcher pneumatisch mittels einer Schlauchleitung und eines Gummiballons jedesmal eine Sperrvorrichtung auslöst. Der Aristotrop von Liesegang ist als Magazin ausgestaltet, welches bis zu 80 Bildern auf einmal aufnimmt; der Transport erfolgt durch eine Kurbel, bei einer andern Form des Apparates, dem Autotrop, durch elektrischen Antrieb, welcher fungiert, sobald der Vortragende einen mit dem Apparate durch Schnurleitung verbundenen Kontaktknopf drückt. Diese Bilderwechselvorrichtungen sind naturgemäß sehr teuer. Andre multiple Bildträger sind gleichfalls magazinartig ausgebildet (z.B. der von Unger & Hoffmann in Dresden) oder sind so beschaffen, daß die Bilder in einer nach Art eines Leporelloalbums gestalteten Halterkette, die durch die Bildbühne gleitet, eingesteckt sind (Simpson, Thomson u.s.w.). Der Drehscheibendiapositivträger von s. Müller in Tübingen ist mit vier Rähmchen versehen und dreht sich bei jeder Wechslung um 90°. Die projizierten Bilder fallen nach unten heraus, während seitlich das neue Bild eingesteckt wird. Dagegen wird die Richtersche Wechseltrommel (von Zeiß in Jena gebaut) von oben beschickt. Die Doppelschieberwechseleinrichtung von Berger besteht aus zwei Doppelrahmen; beim Einschieben des einen wird durch Zahnradübersetzung der andre herausgestoßen. Die Scharfeinstellung wird automatisch für beide Schieber identisch bewirkt. Auf dem einen oder andern der besprochenen Konstruktionsprinzipien beruhend, gibt es noch eine Unzahl von Bildschiebern auf dem Markte. Um Hoch- und Querbilder projizieren zu können, sind bei den teuern Wechselvorrichtungen die Rähmchen verdrehbar. Für die verschiedenen Formate der Laternbilder müssen besondere Schieber oder Einlagerähmchen (Wechselrähmchen) benutzt werden, die in den dann mit einem größeren Ausschnitt versehenen Schieber eingesteckt werden. Im allgemeinen bewähren sich bei der Projektion die einfacheren Bildschieber am besten.
Die Kamera (welche bei manchen Apparaten fehlt, was unzweckmäßig ist; zumindest sollen sich an deren Stelle lichtdichte Vorhänge befinden) besteht entweder aus einem starren Metallrohre, das die Verbindung zwischen Bildbühne und Objektivträger herstellt, oder aus einem Leder- oder Stoffbalgen, welcher mit Hilfe von Führungsleisten und Klemmschrauben verstellbar ist. Die Anwendung eines Balgens oder auch die eines teleskopischen Tubus (Metallauszuges am Objektiv selbst) gestattet die Benutzung verschiedener Objektive mit ungleicher Brennweite, was bei nicht stabilen Apparaten mitunter wichtig ist.
Als Projektionsobjektive werden zumeist Linsensysteme nach der Art des Petzvalschen Porträtobjektivs (vgl. a. Objektive, photographische) verwendet, wie sie z.B. Busch in Rathenow, Görz in Berlin, Reichert in Wien, Rodenstock in München, Voigtländer in Braunschweig und Zeiß in Jena verfertigen. Sehr gute Projektionsobjektive sind auch die Voigtländerschen Euriskope und Anastigmate, die Görzschen Extrarapidlynkeioskope, Reicherts Solar, Rodenstocks Projektionsanastignare (Monar und Fultar) und Projektionsanastigmate u.s.w. Die Projektionsobjektivsätze enthalten am Apparate rasch auswechselbare Systeme mit verschiedener Brennweite, desgleichen die Revolverkopfobjektive (z.B. von Müller & Wetzig in Dresden in den Handel gebracht). Zu Projektionszwecken geeignete Objektive müssen (um keine farbigen Bildränder auf dem Projektionsschirm zu erhalten) achromatisch, ferner (damit keine Bildverzerrung eintritt) aplanatisch gut korrigiert sein. Die übrigen, bei der Verwendung zu photographischen Aufnahmen sehr störenden Linsenfehler sind hier von geringer praktischer Bedeutung; nur wenn flächige Lichtquellen benutzt werden (und bei episkopischer Projektion, s. unten), liefern vollkommen korrigierte Objektive schärfere, bessere Bilder; sonst aber kann von ihnen[251] wegen ihres sehr hohen Preises abgesehen werden. Die Lichtstärke des Objektivs (das Verhältnis des Linsendurchmessers zur Brennweite) soll möglichst groß sein. Besonders wichtig ist dies bei Benutzung flächiger Lichtquellen; bei punktförmigen genügen wohl auch unter Umständen kurzgebaute Objektive mit kleinerem Linsendurchmesser. Wegen der großen Hitze am Orte der Einschnürung des vom Kondensor kommenden Strahlenkegels (namentlich, wenn eine Kühlkammer fehlt) sind Objektive mit unverkitteten Linsen vorteilhafter. Die Stellung des Objektivs soll in der Regel derart sein, daß Kondensor zusammen mit der ihm zunächst befindlichen Objektivlinse in der Blendenebene des Objektivs (also im Schnittpunkte der Strahlen) ein Bild der Lichtquelle erzeugen (Neuhauß, vgl. [1]). Zur Scharfeinstellung des Bildes muß die Objektivfassung mit Zahntrieb und Stellknöpfen versehen sein; Schiebehülsen sind schlecht. Der vom Kondensor kommende Lichtkegel soll die ihm zugewendete Objektivlinse »decken« (Pizzighelli); sonst ist die Randschärfe des Projektionsbildes mangelhaft, seine Helligkeit ungleichmäßig. Beide Forderungen, nämlich Schneiden der Strahlen in der Objektivblendenebene und genaue Deckung der Vorderlinse seitens des vom Kondensor kommenden Strahlenkegels, lassen sich nur erfüllen, wenn Objektivbrennweite und -linsendurchmesser günstig sind, was immer fast nur bei stabilen Apparaten möglich ist. Die Brennweite F des Objektivs ist abhängig von der Entfernung E des Projektionsschirms und der gewünschten Vergrößerung V des Laternbildes nach der Formel: F = E : (V + 1). Die nachgehende Tabelle (nach Puttemans) gibt ein Bild der Beziehungen von Bildgröße, Schirmabstand und Objektivbrennweite.
Wichtig sind ferner die Beziehungen, welche zwischen Größe und Art des Kondensors und der Brennweite und dem Linsendurchmesser des Objektivs bestehen. Bei zwei Objektiven mit gleichem Linsendurchmesser, aber ungleicher Brennweite erfordert das längerbrennweitige einen Kondensor mit größerer Brennweite oder mit größerem Linsendurchmesser (Neuhauß). Um die günstigsten obenerwähnten Verhältnisse bei verschiedenen Brennweiten und Linsendurchmessern zu schaffen, ist die Verschiebung der Lichtquelle ein sehr geeignetes Mittel. Im allgemeinen sind langbrennweitige und lichtstarke (großen Linsendurchmesser besitzende) Objektive am besten, weil durch solche die günstigste Lichtausnutzung gewährleistet ist. Um die Lampenhelligkeit in erhöhtem Maße ausnutzen zu können (welcher Aufgabe besonders der Tripelkondensor dient, s. oben), empfiehlt Martin (vgl. [7], 1908) die Anwendung eines Teleobjektivs; und zwar ist dieses umgekehrt anzuordnen, nämlich das positive Vorderglied dem Diapositiv zuzukehren (Projektionsteleobjektive erzeugen z.B. Busch in Rathenow und Rodenstock in München). Ueber die Optik des Projektionsapparates s. Neuhauß [1] und Pfaundler [7], 1908. Die Vergrößerung des Laternbildes soll über eine dreißigfache (linear) nur in Ausnahmsfällen (sehr große Säle, besonders starke Lichtquelle) getrieben werden, was bei der Auswahl des Objektivs hinsichtlich seiner Brennweite zu berücksichtigen ist. Als Objektivverschluß bewährt sich eine gefaßte, in Scharnieren drehbar am Objektiv angebrachte Mattscheibe am besten. Bei den Doppelprojektionsapparaten zur Erzeugung von Nebelbildern (dissolving views), die aus zwei vollkommen gleichen über- oder nebeneinander angeordneten Skioptika (z.B. die von Müller & Wetzig in Dresden) bestehen, welche ihre Lichtkegel übereinstimmend auf den Schirm werfen, sind besondere Verschlüsse, sogenannte Dissolver, angebracht, mittels welcher das allmähliche Verschließen des einen Apparates gleichzeitig mit dem allmählichen Oeffnen des andern (zur Erzielung des im Ineinanderverschwimmen der gewechselten Bilder bestehenden Nebelbildereffekts) bewerkstelligt wird. Dreifache Apparate, die solchen und andern Spielereien dienen, heißen Agioskope u.s.w.[252]
Die Wahl der Lichtquellen ist fast immer von den örtlichen Verhältnissen, ferner davon abhängig, ob der Apparat wenigstens stets in den gleichen Lokalitäten benutzt wird oder ob er zu wandern hat. Gebraucht können werden: Oellampen, Petroleumlampen, Acetylengaslicht, Auersches Glühlicht (zur Glut gebracht durch Leuchtgas, vergastes Benzin, Petroleum oder Spiritus, Mitalicht genannt), Kalklicht, Zirkonlicht (wird teils empfohlen, Schmidt, teils verworfen, Neuhauß), elektrisches Glühlicht und elektrisches Bogenlicht. Magnesiumlicht ist wegen der starken Rauchentwicklung, des hohen Preises und des ungleichmäßigen Brennens des Metallbandes schlecht verwendbar. Nachgebende Tabelle (nach W. Sueß) gibt eine Uebersicht über die praktische Helligkeit verschiedener zu Projektionszwecken dienender Lichtquellen; die Werte sind relative, da sie wesentlich durch die Art der Kondensoren, die Aufstellung und Ausdehnung der Lichtquelle, die größere oder geringere Ausnutzung durch das Objektiv u.s.w. beeinflußt werden.
Für kleine Räume genügen elektrisches Glühlicht, Oel- oder Petroleumlampen, Auer- und Acetylenlicht, während für große Räume nur Kalklicht oder elektrisches Bogenlicht verwendet werden soll. Bei elektrischem Glühlicht sollen die üblichen Formen mit langen Glühfäden wegen der dann unvermeidlichen großen Ausdehnung der Lichtquelle nicht genommen werden. Vielmehr sind Lampen mit einem auf kleinem Raum zusammengedrängten, spiralig gewundenen Glühfaden mit einem Hohlspiegelreflektor oder am bellen Projektions-Nernst-Lampen zu verwenden. Oel, desgleichen Petroleum, wird in besonders konstruierten Lampen mit zwei bis vier Dochten, deren Schmalseiten dem Kondensor zuzuwenden sind, gebrannt. Sehr gut ist die Stocksche Petroleumlampe. Sehr lästig ist bei den Petroleumlampen der unerträgliche Geruch, welcher entsteht, wenn die Lampe nicht sorgfältig gewartet und der Luftzug schlecht reguliert ist. Auerlicht, namentlich in Orten mit Leuchtgas, ist für Projektionen in kleinem Kreise und bei mäßiger Vergrößerung sehr geeignet. In neuerer Zeit wird versucht, auch das mit halbkugeligem Glühkörper versehene Graetzinlicht, ferner das Kramerlicht u.s.w. für Projektionszwecke zu adaptieren. Acetylengaslicht eignet sich gleichfalls nur für Projektion in kleinem Maßstabe. Seine Benutzung ist mitunter von sehr unangenehmem Gerüche begleitet und erfordert stets lästige Reinigungsarbeiten. Es kommen für Projektionszwecke besondere Gasentwicklungsapparate (z.B. die von Liesegang in Düsseldorf, Müller & Wetzig in Dresden, Engelmann in Wien, Unger & Hoffmann in Dresden) in den Handel. Sehr vorteilhaft ist die Verwendung der Acetylendissous von Krücke in Wien, bei welchen das unter 12 Atmosphären Druck komprimierte, in Aceton gelöste Gas in mit Holzkohle und porösem Zement gefüllten Stahlflaschen gebrauchsfertig untergebracht ist. Ein zweiflammiger Brenner mit Reflektor ist ausreichend, weil mehrere Flammen (hintereinander angebracht; sie nebeneinander anzubringen verbietet die Ausdehnung) infolge Undurchlässigkeit der vorderen Flammen für das von den hinteren kommende Licht zwecklos sind. Die Verwendung des Drummondschen Kalklichtes flößt heute, da sehr verbesserte Einrichtungen hierfür vorhanden sind, auf so wenig Schwierigkeiten, daß es für Projektionen in großem Maßstabe als vorzügliche Lichtquelle gelten kann, sofern elektrisches Bogenlicht nicht zu Gebote steht. Die zur Versetzung des Kalkkörpers (gewöhnlich ein Kalkzylinder, der während des »Brennens« verschoben werden muß, weil Defekte entstehen) in Weißglut nötige, sehr heiße Stichflamme erhält man dadurch, daß man Sauerstoff (welchen man am bellen fertig in stählernen »Bomben«, z.B. von der Sauerstoffabrik Berlin, G.m.b.H., bezieht; über Selbstherstellung von Sauerstoff und Wasserstoff s. [3]) in brennenden Wasserstoff (dieser kann ebenfalls komprimiert in Stahlflaschen, welche sich von den mit Sauerstoff gefüllten durch andre Anstrichfarbe und verkehrtes Verschlußgewinde unterscheiden sollen), brennendes Leuchtgas, Gasolin, brennende Aether- oder Spiritusdämpfe einströmen läßt. Man benutzt besondere Sicherheitsbrenner, Vergaserdosen, Gasmischer u.s.w.; an den »Bomben« Reduzierventile, Arbeitsmanometer und Inhaltsmesser (viel verwendet wird der Kalklichtbrenner von Dräger). Die vorzüglichste Lichtquelle[253] für Projektionsapparate stellt unter allen Umständen das elektrische Bogenlicht dar. Man kann eine der gewünschten Vergrößerung entsprechende, fast beliebig große Lichtstärke erzielen, die Wartung ist sehr einfach, und endlich ist diese Lichtquelle eine annähernd punktförmige. Hierbei ist Gleichstrom zur Speisung dem Wechselstrom weit überlegen. Bei gleicher Stromstärke liefert Gleichstrom ein weit kräftigeres Licht, die Lampen brennen ohne Geräusch, und man hat es nicht wie beim Wechselstrom mit zwei gleichstark leuchtenden Kohlenspitzen zu tun. Die speziell für Projektionszwecke konstruierten Bogenlampen sind sehr zahlreich und mannigfaltig. Im allgemeinen sind Lampen mit Handregulierung denen mit Selbstregulierung, welche Geräusch verursachen und gegen Stromschwankungen sehr empfindlich sind, vorzuziehen. Von Bogenlampen mit automatischer Regulierung für Projektionszwecke wären die Hefner-Altenecksche Kontaktlampe, die Schuckertsche Selbstregulierlampe (an den großen Apparaten von Ernecke, dann von Fueß in Berlin, von Kohl in Chemnitz, Krüß in Hamburg, Leybold in Cöln u.a. oft benutzt) und die von Stöhrer in Leipzig zu nennen. Von Bogenlampen mit Handregulierung, welche zumeist für Gleichstrom und Wechselstrom brauchbar sind (bei automatischer Regulierung ist dies nicht angängig), mögen die von Köhler in Münsterstadt, Liesegang in Düsseldorf, Müller & Wetzig in Dresden, Reichert in Wien Erwähnung finden. Die Lampen sollen dreierlei Stellvorrichtungen besitzen: eine zum Stellen der Kohlen, eine zum Heben oder Senken der Lampe, endlich die dritte zum Verdrehen der Lampe um ihre vertikale Achse. Mit großen Unbequemlichkeiten ist die leider häufig anzutreffende Einrichtung verknüpft, daß behufs Regulierung der Lampe in den Kasten selbst hineingelangt werden muß. Die Stellschrauben sollen deshalb mit langen Spindeln außerhalb des Kastens geführt werden. Vorzüglich ist die von Plößl in Wien, dann von Müller & Wetzig in Dresden u.a. angewendete, an der Außenseite des Kastens herabhängende endlose Schnur oder Kette (mit Friktionsrolle oder Zahnrad) zur Regulierung der Kohlenstellung. Gleichstromlampen stellt man zumeist schräg, mit etwas vorgezogener unterer Kohle (also der negativen Homogenkohle), damit der das hauptsächlichste Licht spendende Krater der oberen positiven Dochtkohle sich derart bildet, daß die Ausstrahlung gegen den Kondensor möglichst günstig sich gestaltet. Um dies fast vollkommen zu erreichen, ordnen an einzelnen Apparaten Leitz in Wetzlar, Reichert in Wien (ferner Goldhammer und Ariston, dann Bechstein bei ihren Lampen) die positive Dochtkohle vollkommen horizontal und die negative unten rechtwinklig vertikal an. Die Stromstärke schwankt zwischen 1,5 Ampere bei den Liliputlampen (z.B. von Krüß in Hamburg in besonderen Apparaten mit kurzbrennweitigen Beleuchtungslinsen verwendet) bis zu etwa 60 Ampère, welche in sehr großen Sälen für »Riesenprojektionen« notwendig werden. Die Lichtquelle soll genau in die optische Achse der Beleuchtungslinse zu liegen kommen. Sehr günstig für die Lichtverhältnisse ist es, wenn die Lichtquelle im Brennpunkte der ihr zunächst befindlichen Beleuchtungslinse (Hinterlinse) eines zweiteiligen Kondensors, bei einem einteiligen in einer der doppelten Brennweite gleichen Entfernung angeordnet ist. Die gute Zentrierung der Lichtquelle ist ungemein wichtig; andernfalls ist das Projektionsfeld ungleich erleuchtet. Steht die Lichtquelle zu weit nach links oder nach rechts, zu hoch oder zu niedrig, so zeigen sich an den entsprechenden Seiten der Lichtscheibe auf dem Schirme sichelförmige bläuliche Schattenhalbringe; steht sie dem Kondensor zu nahe, gibt es im Lichtkreise ein dunkleres bläuliches Zentrum oder einen Ring, steht sie zu weit ab von den Beleuchtungslinsen, einen rötlichen, ringförmigen Randschatten.
Der beste Projektionsschirm für Aufsichtsprojektion ist eine gegipste oder mattweiß gestrichene Saalwand. Ist eine solche nicht vorhanden, benutzt man in der Regel nahtlose Schirtingvorhänge, die bis zu 6 × 6 m Größe erhältlich sind. Solche aus Leinwand sind sehr teuer. Zum Spannen dienen zusammenlegbare Gestelle oder bei sehr großen Schirmen Spannwinden, welche eventuell elektromotorisch betrieben werden. Nur bei kleinen Schirmen genügt die einfache, durch eine Stange beschwerte Rolle. Zur Erhöhung der Reflexionsfähigkeit bestreicht man die Vorhänge auf beiden Seiten mit Zinkweißleimfarbe (z.B. Wasser 10, gequollener weißer Leim 1, Glyzerin 1, Zinkweiß 2) und überpudert vor völligem Trocknen mit feinstgeschlämmter Kreide. Gut verwendbar ist auch weißes Kupferdruckpapier, das man auf Stoff spannt. Auf der blanken Seite versilberte Mattscheiben können wegen des sehr hohen Preises und des großen Gewichtes nur hie und da bei kleinem Formate in Betracht kommen. Für Theaterzwecke wird das Bild mitunter auf weißen Wasserdampf u. dergl. projiziert. Für durchfallende Projektion (welche sehr ungünstig ist) mit hinter dem Schirme aufgestelltem Apparat besteht der Schirm aus Pausleinen, Mattglas, mit Paraffin oder dergl. getränktem Papier u.s.w.
Die Projektionsbilder sind in dreierlei Format üblich: 1. 8,2 × 8,2 oder 8,5 × 8,5 cm, sogenanntes englisches Format, welches am weitaus häufigsten benutzt wird; 2. 8,5 × 10 cm, sogenanntes französisches Format, das seltener anzutreffen ist, obwohl es wegen mannigfacher Vorteile von einigen der bedeutendsten Firmen als Normalformat angenommen wurde; 3. 9 × 12 cm, welche Größe als deutsches Format einzuführen man vielfach bestrebt ist (vgl. [1], [2], [7] 1900, ferner Herfner, »Skioptikon« 1904). Laternbilder für alle möglichen, den verschiedenen Unterrichtsfächern oder der Unterhaltung dienenden Vorführungen werden in umfangreichem Maße gewerbsmäßig von vielen Firmen verkauft oder auch verstehen (s. Literaturnachweis und [2]). Seit der Erfindung der Photographie benutzt man fast ausschließlich photographisch erzeugte Diapositive als Laternbilder. Hierbei sind die gewöhnlichen Bromsilbergelatinetrockenplatten wegen des verhältnismäßig groben Korns und der nicht glasklaren Lichter schlecht geeignet. Auch Kollodium- und Albuminplatten werden seltener gebraucht. Zumeist verwendet man die von vielen Firmen erzeugten Diapositivplatten mit Chlorbromsilbergelatineemulsion (das Verhältnis vom Chlorsilber zum Bromsilber kann derart variiert werden, daß man kontrastreich, hart oder zart, weich kopierende Platten erhält) oder der weniger empfindlichen Chlorsilbergelatineemulsion (diese erfordert wegen ihrer außerordentlichen Lichtdurchlässigkeit[254] Schutz gegen die Entstehung von Lichthöfen; sehr gut sind die Isolarplatten der Aktiengesellschaft für Anilinfabrikation in Berlin). Am besten ist es, die Originalaufnahme im Format des Laternbildes zu machen, damit man danach unmittelbar ein solches durch einfaches Kopieren erhalten kann. Zu diesem Zwecke legt man das fertige Negativ in einen photographischen Kopierrahmen, die Bildseite nach oben, und darauf mit der Schichtseite die Diapositivplatte, stellt das Ganze etwa 50 cm vor einer Petroleumlampe, einem Auerbrenner oder einer elektrischen Glühlampe in einer Dunkelkammer auf und läßt dieses Licht je nach der Empfindlichkeit der Diapositivplatte, Helligkeit des Lichtes und Dichte des Negativs 2100 Sekunden wirken, indem man zuerst den Kopierrahmen mit dem zu kopierenden Bilde mit einem schwarzen Pappdeckel zudeckt, den man, wenn alles in Ordnung ist, plötzlich wegnimmt, um das Licht wirken zu lassen, und ebenso plötzlich wieder vorsetzt, wenn die Exposition vorbei ist. Die durch das Negativ in dieser Weise belichtete Platte wird dann in der herkömmlichen Weise entwickelt (s. Photographie, ferner [11][15]) und fertiggemacht, das Format, wenn nötig, zugeschnitten und am besten durch Aufdecken einer gleichgroßen dünnen Spiegelscheibe geschützt. Beide Scheiben (sie füllen dünn und stets gleichdick sein, um zu vermeiden, daß fortwährend bei der Projektion neuerlich scharf eingestellt werden muß; zur Verhinderung des Entstehens Newtonscher Farbenringe empfiehlt sich das Zwischenlegen eines Papierrähmchens; ausgezeichnet ist das Verkitten beider Platten mit Kanadabalsam, welches auch das Anlaufen der Bilder unmöglich macht) klebt man mittels schmaler Stoffstreifen zusammen. Aufnahmen, größer als 9 × 12 cm, müssen photographisch verkleinert werden, was wenig günstig ist. Wichtig ist bei Herstellung solcher positiver Bilder für das Skioptikon die richtige Expositionszeit. Dieselbe muß so lang sein, daß das Licht auch durch die dunkeln Stellen des Negativs dringen und die darin sichtbaren Einzelheiten wiedergeben kann. Auf der andern Seite darf aber die Belichtung keine zu lange sein, sonst dringt das Licht auch durch die Stellen, die im Positiv hell bleiben sollten, so daß diese an Transparenz einbüßen. Die Laternbilder, namentlich die auf Chlorbromsilbergelatineplatten, können leicht braun, grün, blau und in verschiedenen Nuancen getont werden. Es gibt auch Auskopierplatten mit Chlorozitratemulsion; ferner können Laternbilder mittels Chlorsilberkollodiumauskopierpapier mit abziehbarer Schicht (die Kopien werden in derselben bequemen Weise wie sonst hergestellt und auf die mit Eiweiß dünn übergossenen Glasplatten wie Abziehbilder abgezogen), mittels Pigmentdrucks (s.d.), der Pinatypie (s.d.) u.s.w. erzeugt werden. Lackieren der Bildschicht macht diese haltbarer und brillanter. Laternbilder können auch mittels Glasradierung (s. Radierverfahren), ferner durch Bezeichnen und Bemalen von Pauspapier, Gelatinefolien, sein doucierten oder lackierten (Mastix 5, Dammar 8, Alkohol 30) Glasplatten oder aus fixierten unbelichteten photographischen Trockenplatten gewonnen werden. Für große Auflagen desselben Sujets werden Seidenpapier- (nachher mit Kanadabalsam durchsichtig zu machen), Gelatine- oder Celluloidblättchen bedruckt. Abziehbilder gebraucht man gewöhnlich nur für als Spielzeug dienende Laternen. Die Intensität (Dichte) der Laternbilder hat sich nach der Lichtstärke des Projektionsapparates zu richten. Für lichtschwache Instrumente (Petroleumskioptika) bedarf man dünner, mehr durchscheinender Bilder, erheblich dichterer für Knallgas, noch dichterer für elektrisches Licht. Das Kolorieren von Skioptikonbildern verlangt Uebung in der Verwendung von Farben. Am bequemsten sind die in Wasser löslichen Teerfarben: Azorubin, Wasserblau, Malachitgrün, Patentblau, Erythrosin, Indigokarmin, Eosin, Pikrinsäure, Martinsgelb u.s.w., welche mit etwas Gummi versetzt auf die Gelatineschicht des Bildes aufgetragen werden. Oefters ist es angezeigt, die Schicht vorher durch eine Minute langes Eintauchen in Wasser anzufeuchten, dann mit Löschpapier abzutrocknen und nachher zu kolorieren oder die Platten in einem 5 prozentigen Formalinbade zuerst zu härten und dann nach völligem Trocknen mit filtrierter Eiweißlösung, der Ammoniak zugesetzt wurde, zu übergießen. Das Kolorieren wird sehr stark bei Films für Kinematographen benutzt.
Für die Projektion in natürlichen Farben kommen die nach dem Dreifarbensysteme (s. Dreifarbenphotographie) mittels Pigmentdrucks (s.d.) oder Pinatypie (s.d.) erzeugten Diapositive, dann nach Jolys Verfahren erzeugte Farbenbilder oder Autochromdiapositive (s. Photographie und [14]) zunächst in Betracht. Die letztgenannten geben die vollkommensten Resultate, können leider aber nur bei sehr starker Lichtquelle mit Erfolg verwendet werden. Auf additivem Wege sind sehr schöne Bilder durch die Verwendung eines aus drei kompletten Laternen kombinierten Projektionsapparates (die Achsen der drei Laternen müssen auf dem Projektionsschild zusammenfallen), wie ihn Lumière, Miethe und Donath (gebaut von Ernecke in Berlin) u.s.w. konstruierten, dann des Ivesschen Chromomegaskops (vgl. Chromoskop) mit nur einer Lichtquelle zu erreichen. Die Projektion Woodscher Bilder, bei welchen die Interferenz-(Schein-) farben durch Beugung zustande kommen, ferner die von Lippmannschen (s. Photographie) kommt nur sehr seiten in Frage.
Für stereoskopische Projektion kommen die Methoden, bei denen mittels eines Doppelprojektionsapparates die beiden Halbbilder (links und rechts) nebeneinander auf den Schirm geworfen und diese von den Beschauern durch Benutzung von Stereoskopbrillen betrachtet werden, wegen der Kostspieligkeit kaum in Betracht. Desgleichen auch andre, bei welchen noch kompliziertere (vgl. [7]) Apparate und Vorgänge notwendig sind. Am einfachsten durchführbar ist noch die Methode mit Anaglyphen. Zwei Glasstereoskopbilder, das eine in roter, das andre in blauer Farbe mittels des Pigmentdrucks verfertigt, werden auf ein und dieselbe Stelle projiziert. Es zeigt sich dem unbewaffneten Auge ein wirres Durcheinander von roten und blauen Bildstellen; sobald man aber eine Brille aufsetzt, die links aus rotem, rechts aus blauem Glase besteht, so erscheinen die blauen Teile hinter dem blauen Glase weiß, machen also gar keinen Eindruck, die roten Teile dagegen kräftig schwarz. Ebenso erscheinen die roten Bildstellen durch rotes Glas als weiß, die blauen dagegen kräftig schwarz. Hat man demnach das rechte Stereobild rot gefärbt und setzt auf das rechte Auge ein blaues Glas, so sieht dieses nur das für das rechte Auge bestimmte [255] Bild. Hat man dagegen das für das linke Auge bestimmte Bild blau gefärbt und betrachtet es durch ein vor das linke Auge gehaltenes rotes Glas, so steht das linke Auge nur das linke Stereobild.
Die episkopische Projektion, auch megaskopische genannt, das ist die von undurchsichtigen Gegenständen, hat in neuerer Zeit eine Wichtigkeit erlangt, die nicht immer ganz gerechtfertigt erscheint. Gewisse Vorzüge, die man an ihr rühmt, sind nicht stichhaltig (z.B. der der Billigkeit, weil die Anfertigung von Diapositiven entfallen könne; dieser Umstand wird durch die hohen Brennkosten der notwendigen sehr Harken Lampe, die mangelhafte Deutlichkeit des Bildes u.s.w. mehr als wettgemacht). In der Regel läßt man bei der episkopischen Projektion das Licht durch einen entsprechend gewinkelten Spiegel auf den undurchsichtigen Gegenstand fallen, und die von diesem reflektierten Lichtstrahlen wirst das Objektiv auf den Schirm. Der große Lichtverlust, der hierbei fast immer stattfindet, läßt die episkopische Projektion nur bei Verwendung sehr starken Bogenlichtes, guter Kondensoren und sehr lichtstarker, vollkommen korrigierter (daher sehr teurer) Objektive rätlich erscheinen. Zu vielen der größeren Skioptika kann auch eine Einrichtung für die Projektion undurchsichtiger Gegenstände (Episkopvorsätze) bezogen werden. Es kommen zweierlei Prinzipe zur Anwendung: 1. der schräg aufrechtstehende Gegenstand wird durch das vom Kondensor kommende Licht unmittelbar beleuchtet und vom Objektiv abgebildet (Megaskop), oder 2. das parallele, von einem schräggestellten Spiegel kommende Licht trifft auf den horizontal liegenden Gegenstand, welcher es nach oben in das vertikal angeordnete Objektiv reflektiert; das aus diesem austretende optische Bild wird schließlich von einem schräggestellten Spiegel auf den Schirm geworfen (Episkop). Beim sowohl für diaskopische wie namentlich für episkopische Projektion bestimmten Epidiaskope von Zeiß in Jena, das sich durch sehr große Lichtstärke auszeichnet, wird das Licht einer horizontal angeordneten Bogenlampe (für 3050 Ampère) auf einen parabolischen Neusilberhohlspiegel (beide von Körting & Mathiesen in Leutzsch-Leipzig) und von diesem achsenparallel nach vorn durch die große Kühlkammer (mit stetem Wasserwechsel und 15 l Inhalt) auf einen Spiegel I, von diesem auf den horizontal liegenden Gegenstand (Zeichnung, Papierbild u.s.w.) geworfen, der es in das oben vertikal befindliche Objektiv reflektiert, um schließlich von einem Bildumkehrspiegel auf den Schirm projiziert zu werden. Für Projektionen im durchfallenden Lichte wird der Spiegel I zurückgeschoben; das Licht fällt dann von ihm steil nach abwärts auf einen ganz unten befindlichen Spiegel samt Rauchglas, von ihm steigt es wieder vertikal empor durch eine horizontal liegende Plankonvexlinse und das darübergelegte Diapositiv zum Objektiv. Der Apparat läßt bei episkopischer Projektion eine 37fache, eine noch weit höhere Vergrößerung bei diaskopischer zu, ist dagegen für die Vorführung physikalischer Versuche oder mikroskopische Projektion nicht verwendbar. Dagegen sind der »große Projektionsapparat« derselben Firma sowie die großen, von vielen der im Literaturnachweise angeführten Firmen gebauten Universalprojektionsapparate für diaskopische, episkopische, mikroskopische Projektionen, ferner zumeist auch (kombiniert mit einer optischen Bank, Mikroskopansätzen, Spaltschirmen, Prismen, Galvanoskop, Polarisator und Analysator u.s.w.) für die Vorführung von optisch-physikalischen und chemischen Versuchen verwendbar. Endlich sind eine Menge den genannten Sonderzwecken dienender Spezialapparate im Handel erhältlich. Bei der Projektion von Vorgängen, die sich in Gefäßen, welche mit Flüssigkeiten gefüllt sind, abspielen (die Küvetten werden an die Stelle der entfernten Bildbühne, knapp vor dem Kondensor gebracht) und ähnlicher nur aufrecht anordenbarer Objekte soll ein Umkehrprisma benutzt werden, damit das Projektionsbild richtig ist. Ueber die Verwendung des Projektionsapparates in den verschiedenen Lehrfächern s. [2]. Zur Vorführung lebender Bilder erzeugen M. Kohl in Chemnitz, Müller & Wetzig und Unger & Hoffmann in Dresden, Ed. Liesegang in Düsseldorf u.s.w. Kinematographvorsätze, die an jedem Projektionsapparat angebracht werden können. Vgl. a. Kinematograph.
Literatur: [1] Neuhauß, R., Lehrbuch der Projektion, 2. Aufl., Halle a. S. 1908. [2] Hassak, Karl, und Rosenberg, Karl, Die Projektionsapparate, Laternbilder und Projektionsversuche in ihren Verwendungen zum Unterricht, Wien 1907. [3] Liesegang, Paul, und Berghoff, V, Die Projektionskunst für Schulen, Familien und öffentliche Veranstaltungen, 11. Aufl., Leipzig 1906. [4] Stein, Die optische Projektionskunst im Dienste der exakten Wissenschaften, Halle a. S. 1887. [5] Kalß, A., und Illenberger, Th., Der Projektionsapparat mit Episkop als Lehrmittel für Volks- und Bürgerschulen, Wien 1907. [6] Classen, J., Zwölf Vorlesungen über die Natur des Lichts, Leipzig 1904. [7] Eder, J.M., Jahrbuch für Photographie und Reproduktionsverfahren, Halle a. S. 1887 ff. [8] Wolf-Czapek, K., Die Kinematographie, Dresden 1908. [9] Liesegang, F. Paul, Handbuch der praktischen Kinematographie, Leipzig 1907. [10] Schmidt, H., Anleitung zur Projektion photographischer Aufnahmen und lebender Bilder, Berlin 1901. [11] Schnauß, Hermann, Diapositive, 4. Aufl., Dresden 1903. [12] Mercator, G., Die Diapositivverfahren, Halle a. S. 1897. [13] Hanneke, Die Herstellung von Diapositiven, Berlin 1904. [14] Hübl, Artur Freiherr v., Theorie und Praxis der Autochromplatte, Halle a. S. 1908. [15] Eder, J.M., Rezepte und Tabellen für Photographie, 7. Aufl., Halle a. S. 1908. [16] Leblanc, Réné, Les projections lumineuses à l'école, aux cours du soir et en famille, Paris 1904. [17] Trutat, E., Traité général des projections, Paris 1902. Vgl. ferner die Kataloge von: F. Ebeling in Wien, R. Ernecke in Berlin, Heinr. Ernemann in Dresden, R. Fueß in Berlin-Steglitz, R. Hüttig & Sohn in Dresden, Joh. Jersche in Graz, Max Kohl in Chemnitz, Internationale Kinematographengesellschaft in Berlin, H. Kretzschmar in Dresden, A. Krüß in Hamburg, R. Lechner in Wien, E. Leitz in Wetzlar, E. Leybolds Nachf. in Cöln, Ed. Liesegang in Düsseldorf, Meßters Projektion in Berlin, Gebr. Mittelstraß in Magdeburg, Müller & Wetzig in Dresden, A. Pichlers Witwe & Sohn in Wien, C. Reichert in Wien, G. Rodenstock in München, F. Schmidt & Haensch in Berlin, Dr. F. Stödtner in Berlin, Dr. Stöhrer & Sohn in Leipzig, Romain Talbot in Berlin, Unger & Hoffmann in Dresden, Voigtländer & Sohn in Braunschweig, Karl Zeiß in Jena.
A.W. Unger.
Lueger-1904: Projektionsapparate [2]
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