[969] Zeichnen, technisches, bildliche Darstellung von technischen Aufnahmen oder Entwürfen auf einer ebenen Fläche, meist auf Papier, auf Tafeln, Wandflächen u.s.w. Sie erfolgt entweder bloß schematisch mit einfachen Linien und vereinbarten Bezeichnungen verschiedener Einzelheiten (vgl. z.B. die Art. der Elektrotechnik) bezw. skizzenhaft (d.h. nur so weit ausgeführt, als es die allgemeine Uebersicht erfordert ohne Eingehen auf Details) oder ausführlich (mit Grundriß, Draufsicht, Aufriß und Durchschnitten, Perspektiven u.s.w. derart verdeutlicht, daß auch alle Details neben dem ganzen Objekte zur Geltung kommen). Zwischen diesen Grenzen gibt es dann in jedem Zweige der Technik je nach dem besonderen Zwecke der Zeichnung konventionelle Darstellungsweisen, die übrigens in verschiedenen Ländern voneinander abweichen.
Allgemeines. Aufnahmen sind Darstellungen vorhandener Objekte; in der Geodäsie und Geologie geltende Methoden s. Bergzeichnung, Croquis, Handriß, Horizontalkurven, Karte (geometrische, topographische, geographische, geologische), Kartenprojektion, Kartierung, Kataster, Markscheidekunde, Plan, Stückvermessung u.s.w. Die Aufnahme rein technischer Objekte erfolgt entweder durch Photographie (s.d.), auch mit Hilfe der Camera obscura (s.d.), meist aber mit Hilfe der darstellenden Geometrie (s. Bd. 4, S. 390, ferner Abbildung, Beleuchtungskonstruktionen, Projektion, Projektionslehre).
Die Entwürfe (abgesehen von schematischen Figuren und Skizzen) werden ausschließlich auf dem letztgenannten Wege hergestellt. Dabei erfolgt die Darstellung entweder schwarz in Strichmanier (Bleistiftzeichnung, Federzeichnung, Kohlenzeichnung), vgl. [1], S. 100, oder farbig (vgl. Aquarellmalerei). An Stelle des Bemalens tritt häufig eine Behandlung mit farbiger Kreide (s. Bleistiftfabrikation). Zur Verdeutlichung der abgebildeten Objekte wird auch vielfach Schattierung erforderlich (s. Beleuchtungskonstruktionen), wobei die Abtönung bei farbigen oder getuschten Darstellungen durch Lavieren mit dem Pinsel, bei Kreidezeichnungen durch Wischen erfolgt. Werden die Gegenstände auf ihre Projektionen in natürlicher Größe dargestellt, so bedarf die Zeichnung keiner eingeschriebenen Maße. Bei Darstellungen in kleinerem Maßstabe (letzterer ist sowohl durch Benennung als durch Zeichnung auf der Darstellung anzugeben) sind eingeschriebene Maße in weitestgehender Ausdehnung unbedingte Notwendigkeit; ohne dieselben ist es ganz unmöglich, einen Entwurf exakt zur Ausführung zu bringen, da das Abgreifen von Maßen auf dem Zeichenpapier bezw. den Pausen stets ungenaue Resultate ergibt. Eine saubere und klare Darstellung ist bei allen technischen Zeichnungen von der größten Wichtigkeit. Niemals kann die Beschreibung eines Baugegenstandes die Zeichnung ersetzen. Legenden sind dagegen auf jeder Zeichnung erforderlich; saubere Schrift [2], welche die Bedeutung des geplanten Objektes erläutert und Grundriß, Draufsicht, Aufriß, gedachte Durchschnitte u.s.w. hervorhebt, bildet einen Schmuck für jeden Entwurf. Die Erfahrung lehrt, daß schön ausgearbeitete und klare richtige Zeichnungen in vielen Fällen die Entschließung für Ausführung der durch sie dargestellten Entwürfe wesentlich fördern und umgekehrt. Klarheit und Richtigkeit verhüten außerdem Streitigkeiten beim Bauvollzuge.
Kopien. In der Regel genügt es nicht, für einen Entwurf nur eine Zeichnung anzufertigen; meist müssen mehrere unter sich völlig gleiche Ausfertigungen (Kopien) geliefert werden. Heutzutage stellt man dieselben meist als Lichtpausen (s.d.) her, bei welchen man die beruhigende Gewißheit für die unveränderte Wiedergabe des Originals durch die Kopie hat. Das Original[969] ist dabei am besten selbst eine Pause, die entweder von dem projektierenden Techniker persönlich (besonders empfehlenswert, wenn die Urzeichnung in Bleistift ausgeführt wurde) oder durch einen Zeichner (wenn die Urzeichnung ausgezogen, beschrieben und bemalt ist) gefertigt wird. Ueber die Herstellung solcher Pausen s. [1], S. 94. Es ist übrigens (nach einer Mitteilung von Regierungsbaumeister Siegel in Stuttgart) auch möglich, Urzeichnungen auf ganz dickem, hell durchscheinendem, auf der Rückseite unbeschriebenem Zeichenpapier ohne vorherige Anfertigung einer Originalpause rein mechanisch zu kopieren, wenn man über helles Sonnenlicht, einen pneumatischen oder Arcuslichtpausapparat sowie reichliche Belichtungszeit verfügt und nach der negativen Methode arbeitet: erste Kopie mit braunem Grund (man nimmt dazu Braunblitz -lichtpauspapier, s. Lichtpausen), zweite Kopie mit blauen, braunen oder schwarzen Strichen auf hellem Grund. Beidemal muß die Strickseite der Zeichnung auf der lichtempfindlichen Seite des Lichtpauspapiers dicht aufliegen. Weiteres betreffs Ausziehen, Anlegen, Bemalen, Schraffieren u.s.w. von Zeichnungen s. in [1]. Werden für die Kopien Verkleinerungen oder Vergrößerungen (s.d.) gegenüber dem Original erforderlich, so bedient man sich des Quadratnetzes (s.d.), des Reduktionszirkels (s. Reißzeug), des Pantographen (s.d.) oder der Photographie (s.d.); für massenhaft durch Druck anzufertigende Kopien von Strichzeichnungen werden Klischees (s.d.) hergestellt; vgl. a. Hochätzkunst und die dort zitierten Artikel.
Während bei den Architekten und vielfach auch bei den Bauingenieuren die zeichnerische Behandlung der Entwürfe sich mehr oder weniger individuell (künstlerisch) gestaltet (vgl. Architekturmalerei), hat sich im Maschineningenieurwesen, der Elektrotechnik, dem Schiffbau (vgl. a. Schiffszeichnungen) eine besondere zweckentsprechende Darstellungsmethode ausgebildet; die üblichen Gepflogenheiten sollen weiter unten eingehender besprochen werden, nachdem zunächst die Hilfsmittel zum Zeichnen erledigt sind. Die schwierigste Aufgabe des technischen Zeichnens zugleich die für den leitenden Techniker wichtigste ist das Skizzieren von Zeichnungen.
Hilfsmittel zum Zeichnen. Indem wir bezüglich der Hilfsmittel zur künstlerischen Ausstattung von Zeichnungen, die auf Holz, Leinwand, Mauerputz u.s.w. hergestellt werden, auf die Art. Freskomalerei, Holzmalerei, Kunstgewerbe, Malerei, Sgraffito u.s.w. sowie auf Farben und die daran anschließenden Besprechungen verweisen, sollen im folgenden nur die Hilfsmittel zum technischen Zeichnen auf Papier, Pausleinwand u.s.w. mit Ausnahme der Reproduktionstechnik bei den graphischen Künsten (s.d.) besprochen werden. Zu den Urzeichnungen (Originalzeichnungen) kommen gut geleimte, glatte und rauhe Papiersorten und von Pappesorten (s.d.), Kartons verschiedener Art zur Verwendung;, vielfach auch auf Leinwand aufgezogenes Papier, seiten dagegen Pergament (s.d.); für rasch anzufertigende Zeichnungen verwendet man Papier, auf welchem Quadrate von 1 oder 2 mm Seitenlänge in leichten Linien vorgezeichnet sind (Millimeterpapier). Das Zeichenpapier wird entweder mit Reißnägeln (Heftzwecken, Heftstiften), Fig. 1, die mit Schutzkapseln gegen das Durchdrücken der Stifte versehen sind und mit besonderer Ausziehgabel wieder entfernt werden, auf einem in der Regel aus Pappelholz gefertigten Brett (dem Reißbrett) befestigt oder auf diesem Brette aufgespannt. Dabei kann das Reißbrett liegend und von Hand auf einem Tische oder an besonderen Gestellen (s. z.B. Fig. 2) beweglich sein; letztere sind in außerordentlicher Mannigfaltigkeit in den Schreib- und Zeichenmaterialienhandlungen vorhanden, auf deren Kataloge wir verweisen. Beim Aufspannen wird das Papier vorher auf der Rückseite angefeuchtet; sodann bestreicht man die Ränder der angefeuchteten Seite mit Klebestoff (s. Klebemittel, Leim) und klebt sie auf das Brett (vgl. a. [1], S. 74), worauf sich das Papier glatt zieht und besonders für das Anlegen (Bemalen) größerer Flächen mit Wasserfarben gut vorbereitet ist.
Zum Ziehen der Linien auf dem Papier benutzt man gerade und Kurven-Lineale sowie Dreiecke (Winkel). Gerade Lineale (Reißschienen) sind entweder, wie in Fig. 2 abgebildet, geführt oder frei beweglich (vgl. a. Lineal). An gewöhnlichen Reißbrettern, deren Kanten senkrecht aufeinander stehen und glatt abgehobelt sind, benutzt man entweder Reißschienen mit beweglichem (a) oder solche mit festem (b) Schenkel (Fig. 3); letztere dienen zum Zeichnen von horizontalen oder vertikalen, erstere zum Zeichnen von beliebig geneigten Linien. Fluchtpunktschienen[970] (Perspektivschienen s.a. Perspektograph) haben drei Schenkel (Zungen) und dienen zum Zeichnen von perspektivischen Ansichten. In Fig. 4 ist die Schupmannsche Fluchtpunktschiene abgebildet. Nachdem die beiden Stifte in beliebigen Punkten eingeschlagen sind, werden die Schienen A und B an die Stifte a und b angedrückt und die Schiene C so gelegt, daß die Kante c den Horizont deckt. Dann wird das Instrument gegen die Stifte gestützt, bis zur gegebenen Linie D geschoben und nachgesehen, ob auch diese Linie durch die Kante c gedeckt wird. Hat hier die Schiene C eine zu starke Neigung, so muß der Winkel, welchen die Schienen A und B bilden, vergrößert, im entgegengesetzten Falle verkleinert werden. Bei dem anliegenden Lineale gehen die konvergierenden Linien nicht genau durch den Punkt O, sondern tangieren den kleinen Kreis K; der deshalb entstehende Maximalfehler beträgt ca. 1 mm und kommt, da er gewöhnlich viel kleiner ist, bei den andern Fehlerquellen des perspektivischen Zeichnens nicht in Frage, falls der Divergenzwinkel φ der zu zeichnenden Linien 40° nicht überschreitet. Bei größerer Divergenz ist der Fluchtpunkt leicht so zu legen, daß er direkt erreicht werden kann. Die Kurvenlineale (vgl. a. Odontograph) dienen zum Ziehen gebogener Linien; die einfachsten und praktisch brauchbaren haben die Parabelform (Fig. 5a) oder die Kreisform (Fig. 5b und 5c). Letztere sind insbesondere für Eisenbahningenieure wichtig; Eisenbahnkurvenlineale haben entweder oben und unten den gleichen Radius (Fig. 5b) oder sie sind mit verschiedenen Radien hergestellt (Fig. 5c). Im übrigen sind in Fig. 6 andre handelsübliche Kurvenlineale abgebildet. Lineale der seither genannten Arten werden in der Regel aus Birnbaumholz hergestellt; man verwendet aber auch Eschenholz, Mahagoni mit Ebenholzeinfassung, Aluminium, Zink, Eisen, Hartgummi, Celluloid u.s.w. Die Dreiecke (Winkel) dienen zum Ziehen gerader Linien unter verschiedenen Winkeln, von welchen stets einer 90° beträgt. Man unterscheidet Böschungsdreiecke für einfüßige, anderthalbfüßige und zweifüßige Böschung; Kreisdreiecke (Bingscher Kreiswinkel), deren längere Katheten sich zu den Hypothenusen verhalten wie (0,25 · π)1/2 : 1, vgl. [3]; Oktogondreiecke, entsprechend den Winkeln zum Zeichnen eines Achtecks: Weichendreiecke mit Winkeln welche den Verhältnissen 1 : 8, 1 : 9, 1 : 10 u.s.w. entsprechen. Für den gewöhnlichen Bedarf verwendet man Dreiecke mit den Winkeln: zweimal 45° und einmal 90° oder 30°, 60° und 90°. Die Seitenlängen sind sehr verschieden; die größte Kathetenlänge geht bei den im Handel befindlichen größten Dreiecken bis zu 60 cm und beträgt bei den kleinsten Dreiecken etwa 7 cm. In Fig. 7 sind die üblichen Dreiecke, die zwei oberen (a), wie sie in Holz, die zwei unteren (b), wie sie in Stahl mit Messingknopf im Handel üblich sind, dargestellt; ebenso in Fig. 7c zwei Weichendreiecke. Aehnlich den Holzdreiecken sind die mit Emaillack behandelten leichten Aluminiumdreiecke von Terrot-Cannstatt. Glasdreiecke, welche die Zeichnung nicht verdecken, also sehr zweckmäßig wären, hat man wiederholt einzuführen versucht; doch vermochten sie sich ihrer Zerbrechlichkeit und des hohen Preises wegen nicht zu halten [1], S. 1; an ihrer Stelle verwendet man Dreiecke von durchsichtiger Celluloidmasse.
Besondere Hilfsmittel beim Zeichnen sind: Maßstäbe, Parallellineale (s.d.), Transporteure und Schraffierapparate sowie das Reißzeug (s.d.). Am häufigsten werden Transversalmaßstäbe benutzt (Fig. 8), die auf starkem Whatman-Papier oder Karton, aber auch auf Buchsholz, Eisen, Messing, Neusilber u.s.w. hergestellt, im Handel für die meist gebrauchten Verjüngungsverhältnisse zu haben sind (vgl. Maßstab). Reduktionsmaßstäbe zeichnet man sich am bellen selbst auf Millimeterpapier in Form eines rechtwinkligen Dreiecks auf, um auf Grund ähnlicher Dreiecke ein verkleinertes oder vergrößertes Maß mit dem Zirkel abzugreifen; schneller geht die Reduktion mit dem Reduktionszirkel (s. Reißzeug). Die Mauermaße von Soennecken-Bonn, Clement-Berlin sowie die Millimeterstecher verschaffen dem Zeichner Erleichterung beim Abstechen häufig vorkommender Maße; wir verweisen auf [1],[971] S. 54, und die Kataloge der genannten Geschäfte. Zum Messen der Längen von krummen Linien verwendet man Kurvenmesser und Kurvenrädchen, wie sie in den Art. Rektifizierinstrumente und Meßwerkzeuge (Bd. 6, S. 396, Fig. 1) beschrieben sind, sofern es nicht einfacher ist, direkt mit dem Zirkel zu messen. Flächenmesser s. Planimeter. Transporteure (Winkelmesser) dienen zum Uebertragen von Winkeln. Man unterscheidet Halbkreis- und Vollkreis- sowie Alhidadentransporteure; letztere sind in der Regel aus Neusilber hergestellt, erstere vielfach auf Whatman-Papier, Pausleinwand und durchsichtiger Celluloidmasse, alle in Grade eingeteilt, auf deren Teilstriche man von dem Mittelpunkte aus Strahlen zieht, die dem Winkel entsprechen. Auch der sogenannte Dreispitzzirkel ([1], S. 50) gehört hierher. Selbstverständlich kann man alle diese Instrumente ersetzen durch Aufzeichnen eines rechtwinkligen Dreiecks, in welches man den Winkel aus Verhältniszahlen einträgt. Im übrigen verweisen wir auf [1] u. [3]; vgl. a. Meßwerkzeuge. Schraffierapparate sind in den mannigfaltigsten Formen im Handel; sie dienen zu Strichzeichnungen, erfordern aber einige Uebung und werden nicht in großem Umfange verwendet. Fig. 9 zeigt ein solches Instrument von E.O. Richter & Co., Chemnitz. Zur Handhabung desselben ist ein einziger Finger der linken Hand erforderlich, der den Niederdruck auf den Knopf des beweglichen Hebels ausführt und so lange festhält, bis die Linie gezogen ist. Die verschiedenen Weiten der Linien lassen sich durch die den Hebel führende Schraube bemessen. Ueber andre diesbezügliche Vorrichtungen s. [1], S. 61 sowie die Kataloge der Spezialgeschäfte für Zeichenbedarf. Die Ausführung aller Urzeichnungen erfolgt zunächst in Bleistift; man unterscheidet mit Holz bekleidete Bleistifte (vgl. Bleistiftfabrikation) und Schraubstifte (Künstlerstifte), bei welchen die Bleimine in einem Rohr steckt und nach Gutfinden durch Schraubung verschoben und festgeklemmt werden kann. Für die holzbekleideten Stifte bestehen Bleisparer: oben und unten gespaltene Blechhülsen, welche durch Federkraft oder übergeschobene Ringe kleine Holzstiftreste festhalten, die man ohne diese Einrichtung nicht mehr gebrauchen könnte. Die Beseitigung auf Papier gezogener Bleistiftlinien ist um so leichter, je weicher die Bleimine und je weniger tief der Eindruck derselben ist; sie erfolgt durch Radiergummi, der in den verschiedensten Sorten (s. [1], S. 24) im Handel zu haben ist (vgl. a. Gummiwarenfabrikation). Bei Zeichnungen mit Kohle wird zum Auslöschen Feuerschwamm verwendet. Zur Entfernung der in beiden Fällen entstehenden Krümel bedient man sich des Handfegers (eines kleinen Kehrwisches aus weichen Borsten). Zur Befestigung der Bleistift- und Kohlezeichnungen auf dem Papier verwendet man sogenannte Fixative: Schellack in Weingeist gelöst, farblose Ochsengalle, Milch, schwarzer Kaffee, Wasserdampf u.s.w.; s. [1], S. 42. Soll die Bleistiftzeichnung ausgezogen werden, so geschieht dies mit der Reißfeder oder der gewöhnlichen Zeichenfeder und mit angeriebenen Wasserfarben oder mit Ausziehtuschen (s. Aquarellmalerei, Bd. 1, S. 262, technische Farben). In der Regel werden die ausgezogenen Urzeichnungen koloriert; Kohle- oder Kreidezeichnungen werden mit Wischern (Estamper), aus grauem Papier, gelbem Leder oder Kork hergestellten zugespitzten Rollen, abschattiert und in den Schnittflächen mit farbigen Kreidestrichen versehen. In vielen Fällen wird es erforderlich, auf die Zeichnungen gelangte Flecken wieder zu entfernen; dieses Ausflecken (vgl. a. Fleckausmachen) erfolgt entweder rein mechanisch durch Radieren, Waschen, Abreiben mit Brot oder mit Abfalleder u. dergl., oder bei Fettflecken durch Auflegen von Fließpapier und heißes Bügeln, Auftragen eines Bolusbreies oder eines solchen aus Magnesia und Benzin oder durch Erhitzen.
Spezielle Behandlung der Zeichnungen in der Architektur, dem Bauingenieur- und dem Maschineningenieurwesen.
Architektonische Zeichnungen können nur bezüglich der Grundrisse und Schnitte als technische angesehen werden; die Behandlung der Ansichten, Perspektiven u.s.w. ist wie man zu sagen pflegt künstlerisch ungebunden und (wie die »Mode«) zu allen Zeiten verschieden gewesen (s.a. Architekturmalerei). Grundrisse und Schnitte werden in der Regel von dem entwerfenden Architekten fertig mit Bleistift gezeichnet; von diesen Urzeichnungen wird eine Originalpause gefertigt, die dann zu Lichtpausen dient, da in der Regel für die Bauausführung mehrere Exemplare erforderlich werden. Nur dann, wenn es sich wie bei Konkurrenzen u.s.w. um eine besonders exakte und elegante Ausführung handelt, werden auch Grundrisse und Schnittzeichnungen zum Vornherein mit Tusche und Reißfeder ausgeführt und schon in der Urzeichnung entweder schwarz oder mit in Farbe angelegten Schnittflächen hergestellt. Dasselbe geschieht mit Zeichnungen, die dazu bestimmt sind, als Vorlagen in Schulen oder als Ausstellungsobjekte zu dienen, in Archiven aufbewahrt zu werden u.s.w. Detailzeichnungen (vgl. Bauplan) werden als Arbeitszeichnungen in großem Maßstab mit festen, kräftigen Strichen auf starkes Papier, Zeichenleinwand oder Pausleinwand gefertigt; die Schnittflächen erhalten Kolorit oder farbige Schraffierung. Hauptsache sind hier eingeschriebene Maße. Die Art der Behandlung in Strichmanier ist im übrigen in den im Lexikon enthaltenen Artikeln aus dem Gebiete der Architektur zu ersehen; allgemeines s. in [4].
Von den Zeichnungen im Bauingenieurwesen erhalten im allgemeinen wohl nur die Konkurrenzpläne bei Brücken, Wasserbauten u.s.w. eine sogenannte künstlerische Ausstattung, bei welcher in der Regel Architekten mitwirken. Gebäudegrundrisse, Schnitte u.s.w. werden gleich behandelt, wie bei den Architekten. Die Hauptsache bei allen Zeichnungen des Bauingenieurs ist das Zusammenstimmen aller Maße und die Wahl eines genügend großen Maßstabes für die Darstellung der Einzelheiten eines Entwurfes. Objekte maschinentechnischer Natur werden genau so gezeichnet wie im Maschineningenieurwesen (s. unten), sofern nicht eine[972] spezielle Behandlung durch den Maschineningenieur vorbehalten ist. Im letzteren Falle erfolgt die Aufzeichnung rein schematisch, so daß aus derselben nur die Hauptmaße und die allgemeine Anordnung hervorgehen. Alle Maße in den Zeichnungen des Bauingenieurs sind liegend (wagerecht) einzuschreiben, weil sie so am besten abgelesen werden können. Hinsichtlich Kolorit der Flächen in Grundrissen, Querschnitten u.s.w. besteht ebenfalls je nach dem Objekte Uebereinstimmung mit den Gepflogenheiten der Architekten und Maschineningenieure. Eine besondere Art von Zeichnungen im Bauingenieurwesen sind die zum Nachweis genügender Dimensionierung der Bauobjekte gelieferten: z.B. bei Brücken die Beanspruchungen der als Linien gezeichneten Stäbe, Ketten, Seile u.s.w., bei Betonbauten oder Betoneisenkonstruktionen, Wasserbauten, Gewölben die graphostatischen Berechnungen (Drucklinien) u.s.w. Die Art der Behandlung ist aus den Einzelartikeln im Lexikon zu ersehen.
Die Zeichnungen des Maschineningenieurs sind von besonderer, durch Uebereinkommen entwickelter Art und können eingeteilt werden in Werkzeichnungen, Zusammenstellungs(Montage-) Zeichnungen, Fundamentpläne, Projekt- und Offertzeichnungen.
Die Entwürfe von neu anzufertigenden Gegenständen fertigt der Konstrukteur. Er muß genaue Kenntnis von der Herstellungsweise in der Werkstatt besitzen und zeichnet die Maschinenteile in Bleistift mit allen Angaben und Maßen genau auf. Darauf wird die Bleistiftzeichnung vom Zeichner auf Pauspapier oder Pausleinen mit schwarzer Ausziehtusche durchgezeichnet und von dieser Pause eine oder mehrere Lichtpausen angefertigt. Diese Lichtpausen für die Werkstatt sind meist Blaupausen, bei denen Zeichnung und Schrift weiß auf blauem Grunde erscheinen. Für Projekt- und Offertzeichnungen werden auch Lichtpausen mit dunkeln Linien auf weißem Grund angefertigt. Die Blaupausen für die Werkstatt klebt man meist auf starkes Packpapier, lackiert sie zum Schutz gegen Staub und spannt sie in einen Holzrahmen, damit der Arbeiter die Zeichnung bei der Benutzung vor sich hinstellen kann. Die Zeichnungen werden zur Erleichterung des Einordnens und Auffindens mit Zeichen und Nummern versehen. Gewöhnlich gibt man den Zeichnungen zu einer Maschine ein gleiches Zeichen, z.B.S. M. 15 Nr. 1 oder S.M. 15 Nr. 7. Dabei ist S.M. eine Abkürzung (schnellaufender Motor), die Zahl dahinter, 15, gibt die Leistung und die Nr. die betreffende Zeichnung an. Meist werden auf den Zeichnungen die anzufertigenden Gegenstände in geraden Projektionen dargestellt, wobei die einzelnen Ansichten und Schnitte eine ganz bestimmte Stellung zueinander haben müssen. Ueblich ist dabei, die einzelnen Lagen dadurch zu bestimmen, daß man sich den darzustellenden Körper selbst gedreht denkt, wie den in Fig. 10 gezeichneten Gegenstand, zu dessen eindeutiger Bestimmung drei Ansichten nötig sind, wie die drei Pfeile zeigen. In Fig. 11 ist die Ansicht I die dem Pfeil 3 entsprechende in Fig. 10. Dreht man den Körper in Fig. 11 um 90° nach oben, so erhält man Ansicht II, entsprechend dem Pfeil I und durch Drehen dieser Ansicht um 90° nach rechts erhält man Ansicht III entsprechend dem Pfeil 2. Die erste Ansicht kann willkürlich angenommen werden, die übrigen liegen aber damit mehr oder weniger fest. So ist in Fig. 12 derselbe Körper noch einmal gezeichnet, mit andrer Lage der Ansichten. Zuweilen sind auch Schnitte durch den Körper nötig, wie in Fig. 13; gleichzeitig ist dort die Ansicht von oben unter dem Schnitt nur zur Hälfte gezeichnet, was bei solchen symmetrischen Körpern zulässig ist. Die Schnittflächen werden als solche gekennzeichnet durch Anlegen; bei kleineren Flächen ganz schwarz, mit Lichtrand links und oben (Fig. 13), sonst durch Schraffieren (Fig. 1518). Durch die Art der Schraffur kann man gleichzeitig das zu verwendende Material bezeichnen (Fig. 17 und 18). Bei Werkzeichnungen geschieht das Anlegen der Schnitte gewöhnlich mit Buntstiften auf der für die Werkstatt bestimmten Blaupause. Auf Offert- und Projektzeichnungen wird häufig mit Wasserfarben angelegt. Die Materialfarben dafür sind: Schmiedeeisen, blau; Gußeisen, grau; Stahl, violett; Messing, hellgelb; Bronze, dunkelgelb; Kupfer, karmin; Holz, braun; also meist ähnlich der Farbe des Materials selbst. Jedoch ist mit Farbe eine eindeutige Bestimmung des Materials nicht möglich, und deshalb ist stets in der Stückliste der Zeichnung eine besondere Materialangabe erforderlich (s. Erklärung zu Fig. 17). In einen Schnitt fallende Rippen werden niemals geschnitten gezeichnet, wenn auch die Schnittebene mitten durch sie hindurchgeht (Fig. 13). Die sichtbaren Umrißlinien werden stark und glatt ausgezogen. Verdeckte, also unsichtbare Linien zeichnet man gestrichelt, neuerdings vielfach dünn (Fig. 13, 1517). Die Maßlinien werden am besten sein und glatt ausgezogen und die Maßzahl (immer in Millimetern) senkrecht zur zugehörigen Linie eingeschrieben. Für die Maßlinien sind zuweilen Hilfslinien, sein gestrichelt, erforderlich, und dann muß jeder Gegenstand Mittellinien, sein strich-punktiert, erhalten, auf welche sich stets die Maße zurückführen lassen müssen, weil der Modelltischler, der Vorreißer und die meisten[973] Bearbeiter des Gegenstandes in der Werkstatt diese Mittellinien aufzeichnen und von ihnen aus messen. Solche Gegenstande, welche gewöhnlich fertig bezogen und in Spezialfabriken hergestellt werden, wie Schrauben, Zahnräder, Kurbeln, Handräder, Griffe u. dergl., zeichnet man abgekürzt, auch braucht man dafür keine Maße anzugeben, wenn nur in der Stückliste oder sonst auf der Zeichnung bemerkt ist, daß diese Gegenstande fertig zu beziehen oder vom Lager zu nehmen sind. Gewinde an Schrauben wurden früher mit kurzen dicken und langen seinen Strichen abwechselnd (Fig. 14) gezeichnet; heute bezeichnet man sie aber meist durch gestrichelte oder ausgezogene Linien (Fig. 14). Die Art des Gewindes wird in der Stückliste besonders angegeben.
In Fig. 15 ist die Zusammenstellungszeichnung für einen Kreuzkopf und, weil derselbe zur wagerechten Mittellinie symmetrisch ist, die obere Hälfte im Schnitt, die untere in Ansicht dargestellt. Solche Zusammenstellungen vermeidet man für die Anfertigung und zeichnet lieber die einzelnen Teile für sich, mit Rücksicht auf die Arbeitsteilung, und weil sich dann die Maße besser einschreiben lassen; oder man macht auf die Werkstattzeichnung auch eine Zusammenstellung, zeichnet aber die Einzelheiten noch einmal besonders (Fig. 17).
In Fig. 16 ist das vordere Gußstück zu dem Kreuzkopf nach Fig. 15 gezeichnet mit sämtlichen notwendigen Maßen und der Angabe der am Gußstück zu bearbeitenden Flächen (Hobeln, Drehen, Stoßen) in Gestalt der Linie aus Kreuzen. Auf Blaupausen gibt man diese Arbeitsflächen meist mit Rotstift an. Sie zeigen dem Modelltischler, daß für die darauf bezüglichen Maße am Gußmodell Zugaben zu machen sind. Die Maßzahlen sind in Fig. 16 abgedeckt (blockiert). Dies geschieht bei Riemscheiben, Wellen, Kurbeln und andern Gegenständen, die in gegenseitig sich ähnlichem Aussehen für eine Gruppe von Maschinen hergestellt werden und nur in den Maßen abweichen. Man klebt dann auf die Pauszeichnung schwarze Papierstückchen an die Stelle der Zahl, so daß auf der Blaupause dort ein weißer Fleck entsteht, und man benutzt dann für Maschinen von verschiedener Leistung immer dieselbe Zeichnung, nur mit verschiedenen Maßen, die dann in die Flecke eingeschrieben werden.
Die vollständige Zeichnung einer Schubstange zeigt Fig. 17. In Wirklichkeit sind auf Werkzeichnungen alle Maschinenteile möglichst in natürlicher Größe zu zeichnen. Zu jeder[974] derartigen Zeichnung muß eine Stückliste angefertigt werden, zu welchem Zweck die verschiedenen Teile der Schubstange mit Buchstaben A, B, C ... bezeichnet sind. Für Fig. 17 lautet diese Stückliste:
Zur Erleichterung des Zusammenbaues der Maschinen und auch für Projekt- und Offertzeichnungen führt man Zusammenstellungszeichnungen aus (Fig. 18). Auf diesen werden nur die Hauptabmessungen angegeben, und falls solche Zeichnungen für den Zusammenbau in der Werkstatt benutzt werden sollen, gibt man zweckmäßig die Einzelzeichnungen an, auf denen die Teile besonders dargestellt sind. Bei größeren Maschinen sind solche Zusammenstellungszeichnungen zu unübersichtlich; sie werden dann nur von besonders schwierigen Teilen angefertigt.
Für die Aufstellung (Montage) der Maschinen werden Aufstellungspläne (vgl. z.B. Bd. 2, S. 210, Fig. 6 und 7, oder Pumpen) angefertigt, nach denen die Fundamente gemauert und die Rohrleitungen verlegt werden. Bei Patentzeichnungen, ferner bei mechanischen Apparaten, elektrischen Einrichtungen u. dergl. ist häufig eine Zeichnung in Parallelperspektive zweckmäßig, weil sich hierbei viel deutlicher der Zusammenbau und die Wirkungsweise erkennen läßt. Auch bei Gußstücken mit verwickelten Formen (Fig. 19) benutzt man, wie namentlich auch in der Gießereitechnik (Anfertigung der Modelle, Formen, Kerne u.s.w.) heute gerne zur Erläuterung der Form neben der geraden Projektion die Parallelperspektive (Fig. 10).
Literatur: [1] zur Megede, A., Wie fertigt man technische Zeichnungen?, 4. Aufl., Berlin 1894. [2] Geisendörfer, L., Schriftvorlagen für Techniker aller Fächer, 14. Aufl., München o. J.; Klims, K., Zierschriften, Frankfurt a.M. 1866; Supp, O., Alphabete u. Ornamente, München o. J.; Soennecken, F., Rundschrifthefte, Bonn o. J. [3] Fischer, E., Beiträge zur Geschichte, Theorie und Praxis der Zeicheninstrumente, Dingl. Polyt. Journ. 1885, S. 188 ff. [4] Blanc, Ch., Grammaire des arts du dessin, Paris 1867; Edel und Schnabel, Die Staffage, Berlin 1898; Flinzer, Lehrbuch des Zeichenunterrichts, 5. Aufl., Leipzig 1896; Oltmann, J., Form und Farbe, Hamburg 1901; Schmidt, C., Die zeichnerische Ausführung der Bauzeichnungen mit Bezug auf die farbige Darstellung und die Schraffierung, Leipzig 1886; Schulze-Naumburg, Technik der Malerei, Leipzig 1900. [5] Riedler, A., Das Maschinenzeichnen, Berlin 1896; Krause, R., Technisches Zeichnen aus der Vorstellung und mit Rücksicht auf die Herstellung in der Werkstatt, Berlin 1906; Volk, C., Skizzieren von Maschinenteilen in Perspektive, Berlin 1906; Keiser, K., Skizzieren ohne und nach Modell, Berlin 1904.
R. Krause.
Buchempfehlung
Im Jahre 1758 kämpft die Nonne Marguerite Delamarre in einem aufsehenerregenden Prozeß um die Aufhebung ihres Gelübdes. Diderot und sein Freund Friedrich Melchior Grimm sind von dem Vorgang fasziniert und fingieren einen Brief der vermeintlich geflohenen Nonne an ihren gemeinsamen Freund, den Marquis de Croismare, in dem sie ihn um Hilfe bittet. Aus dem makaberen Scherz entsteht 1760 Diderots Roman "La religieuse", den er zu Lebzeiten allerdings nicht veröffentlicht. Erst nach einer 1792 anonym erschienenen Übersetzung ins Deutsche erscheint 1796 der Text im französischen Original, zwölf Jahre nach Diderots Tod. Die zeitgenössische Rezeption war erwartungsgemäß turbulent. Noch in Meyers Konversations-Lexikon von 1906 wird der "Naturalismus" des Romans als "empörend" empfunden. Die Aufführung der weitgehend werkgetreuen Verfilmung von 1966 wurde zunächst verboten.
106 Seiten, 6.80 Euro
Buchempfehlung
Romantik! Das ist auch – aber eben nicht nur – eine Epoche. Wenn wir heute etwas romantisch finden oder nennen, schwingt darin die Sehnsucht und die Leidenschaft der jungen Autoren, die seit dem Ausklang des 18. Jahrhundert ihre Gefühlswelt gegen die von der Aufklärung geforderte Vernunft verteidigt haben. So sind vor 200 Jahren wundervolle Erzählungen entstanden. Sie handeln von der Suche nach einer verlorengegangenen Welt des Wunderbaren, sind melancholisch oder mythisch oder märchenhaft, jedenfalls aber romantisch - damals wie heute. Nach den erfolgreichen beiden ersten Bänden hat Michael Holzinger sieben weitere Meistererzählungen der Romantik zu einen dritten Band zusammengefasst.
456 Seiten, 16.80 Euro