1. Bald bezahlt, ist gut bezahlt.
2. Bezahle, was du schuldig bist, so wirst du wissen, was dein ist.
3. Bezahlen und wenig haben, ist besser als schuldig sein bei vollem Beutel.
It.: E meglio pagare, e poco havere, che molto havere, e più dovere. (Pazzaglia, 246.)
4. Der gern bezahlet, der reichet. – Henisch, 364.
5. Die sollen's bezahlen, so die Schuhe mit Bast binden. – Eiselein, 56.
Die Bauern nämlich. Bast heisst hier wie im Tristan. Leder und Lederriemen.
6. Die vorausbezahlen, bekommen ihr Korn sehr grob (schlecht) gemahlen.
It.: Chi pega innanzi tratto trova il lavor mal fatto. (Pazzaglia, 244.)
7. Erst bezahlt, dann gemalt.
Frz.: Il se fait payer en bourreau. (Lendroy, 213.)
8. Es muss oft einer bezahlen, was der andere genossen hat.
9. Ik will di betalen vör't Ohl un vör't Nee. (Holst.)
Ich will dich abstrafen für alte und neue Beleidigungen.
10. Mancher muss bezahlen, was er nicht genossen.
11. Oft bezahlt man Korn und hat dann Spreu im Sack. – Sprichwörtergarten, 105.
12. Was wir theuer bezahlen müssen, halten wir für Leckerbissen.
13. Wer betâlt, hett ni nödig to danken. (Rendsburg.)
14. Wer bezahlet gute Wort', der geht mit einem schlimmen Handel fort.
15. Wer bezahlet Haus und Hund, hat einen freien Mund.
Frz.: Qui paye a bien le droit de donner son avis. (Bohn I, 51.)
16. Wer bezahlet, was er schuldig, hat den Ueberfluss zum Besten. – Winckler, XVII, 9.
17. Wer ehrlich bezahlen will, den reut kein Pfand.
18. Wer gern bezahlt, der reichet.
Wird wohlhabend, reich.
Frz.: Qui s'acquitte, s'enrichit.
It.: Chi paga debito, fa capitale. – Chi paga volontier è sempre ricco. (Pazzaglia, 246.)
19. Wer gut bezahlt, den drückt kein Pfand.
20. Wer gut bezahlt, ist gut bedient.
Frz.: Qui paie bien, est bien servi. (Bohn I, 51.)
21. Wer gut bezahlt, ist Herr über fremde Beutel.
Engl.: He who pays the money, plays the fife.
Holl.: De goed betaler is meester van eens anders beurs. (Harrebomée, I, 50.)
[368] 22. Wer gut (wohl) bezahlt, (dem) mag (man) wieder borgen. – Körte, 615; Simrock, 1074; Tunn., 11, 18; Henisch, 364; Lehmann, II, 852, 351.
Frz.: Qui paye tôt, emprunte quand il veut. (Bohn I, 51.)
Holl.: Die wael betaelt, mach weder borghen. (Fallersleben, 248.)
Lat.: Debitor huic praestat, qui debita solvere curat. (Sutor, 658.) – Huic creditor praestat creditum qui solvere curat. (Fallersleben, 248.)
23. Wer nicht bezahlen kann, muss sich aufs Bitten legen.
24. Wer nicht bezahlen will, dingt (handelt) nicht.
25. Wer nicht bezahlt, hat (thut) unrecht.
Die Gesetze sind gegen den säumigen Schuldner.
Frz.: Qui doit a tort.
26. Wer pünktlich bezahlt, commandirt über fremde Beutel.
It.: Il buon pagatore è padron dell' altrui borsa. (Pazzaglia, 260, 11; Bohn I, 76 u. 101.)
27. Wer schlecht bezahlen will, muss nicht genau rechnen.
28. Wer schlecht bezahlt, bringt auch andere um den Credit.
It.: Il mal pagar fa morir il credito. (Pazzaglia, 246.)
29. Wohl bezahlen erhält die Freundschaft.
Frz.: Les bons comptes font les bons amis. (Venedey, 107.)
*30. Bezahl denner Mutter arst örn Brei. (Henneberg.)
*31. Er bezahlt seine Pfeife zu theuer.
Diese Redensart verdankt ihre Entstehung Franklin. Er verthat einmal als Kind das wenige Geld, was er besass, im Ankauf einiger Spielpfeifen, worüber ihm seine Aeltern Vorwürfe machten. Sah er in der Folge einen Ehrgeizigen mit grossen Opfern einem eiteln Ziele nachstreben, so sagte er: »Der bezahlt seine Pfeife offenbar zu theuer.«
Frz.: Il a payé cela par-dessus les maisons. (Lendroy, 591.)
*32. Er lässt sich bezahlen bei Heller und Pfennig.
*33. Er wird bezahlen, wenn das alte Weib den Meissel zerbeissen wird. (Ostpreuss.)
*34. Er wird bezahlen, wenn der Hund den Hasen jagt.
*35. Er wird bezahlen, wenn Herzogenbusch holländisch sein wird. – Berckenmeyer, 113.
D.h. nach der Bedeutung, welche diese Redensart zur ihrer Zeit hatte, nimmermehr. Sie mag um das Ende des 16. oder gegen Anfang des 17. Jahrhunderts entstanden sein. Herzogenbusch war um diese Zeit sehr mächtig, wohl befestigt und hing so fest an dem Katholicismus, dass es von den Generalstaaten erst im Jahre 1629 unter Friedrich von Nassau erobert werden konnte. Die frühern vergeblichen Versuche dazu mochten zu der Redensart Veranlassung gegeben haben.
*36. Ich war ich (euch) schun wieder bezohlen. – Robinson, 118.
*37. Is stihe nu lang oder kurtz oan, so will ech ihn wieder bezoahlen. – Gomolcke, 678.
*38. Sollte er jedermann bezahlen, es blieb' ihm die Asch' auf dem Herde und der Löffel im Korbe nicht. – Sailer, 304.
*39. Wer bezahlt die Musikanten?
Wenn Dinge unternommen werden, wobei voraussichtlich nicht einmal die Kosten gedeckt sind.
Jüd.-deutsch: Die Lezannim? (Tendlau, 862.)
zu16.
Port.: Paga o que deves, sararàs do mal que tens. (Bohn, I, 290.)
Span.: Paga lo que debes, sabrás lo que tienes. – Paga lo que debes, sanorás del mal que tienes. (Bohn I, 238.)
zu21.
Frz.: Bon payeur est de bourse d'autrui seigneur. (Cahier, 1314.)
zu22.
Bei Tunnicius (437): De wol betâlt, de mach wedder borgen. (Qui large solvit, recipit cum pignore merces.)
Lat.: Credita qui reddit, rursus debere meretur.
zu24.
Dän.: Hvo vel agter ey betale, skiöller ey omsig högt at forpligte. (Prov. dan., 20.)
zu27.
Dän.: Hvo ilde vil betalle, skal ey lenge aller regne nöye. (Prov. dan., 68.)
40. Betålt is't, ût mütt't. (Potsdam.)
So sagt, wer, um dem Wirthe nichts zu schenken, selbst das schlecht schmeckendste Essen oder Trinken verzehrt. (S. Darm ⇒ 3 und ⇒ 6.)
41. Bezahlen ist besser als bürgen.
Dän.: Jeg vil heller böde ond svaerge med ham. (Prov. dan., 84.)
42. Den ênen mut ik betalen, den annern Geld geven. (Holstein.) – Schütze, II, 20.
Es ist einerlei, wem ich in die Hände falle, es schenkt mir keiner etwas.
Holl.: Den een moet men betalen, en den ander geld geven. (Harrebomée, I, 217.)
43. Der ist schon halb bezahlt, der mit dem Guten prahlt. – Dev. 386.
44. Der rechte Bezahler ist der nächste Erbe. – Graf, 221, 265.
Wer die Schulden übernimmt, muss für sie, soweit der Nachlass reicht, haften.
Mhd.: Der recht gelter is der nagst erb. (Rauch, III, 244.)
45. Es is beter, to vêle te betalen, as to vêle te trinken. – Schambach, II, 177.
Trinkregel für Solche, die gemeinschaftliche Zeche haben. Es ist für den Einzelnen anständiger, mehr zu bezahlen, als er genossen, als zu viel geniessen, um nicht hinter seinem Beitrag zurück zu bleiben.
46. Es muss doch endlich alles bezahlt werden. – Henisch, 888, 63.
47. Was man bezahlt, dafür braucht man nicht zu danken.
Lat.: Mercede soluta non manet debitor. (Ovid.) (Binder II, 1849.)
48. Wer bezahlt hat, ist ledig. – Graf, 236, 84.
Mhd.: Dye golden haben, dy sint ledig. (Rössler, I, 105, 10.)
49. Wer für ein andern bezalen wolt, niemand man gwisslich finden solt.
Lat.: Quisnam que socio cupiat qui soluere? nemo. (Loci comm., 16.)
50. Wer nicht bezahlen kann an Einem Tag, der bezahle allgemach.
It.: Chi da qualche poco a lonto, ha volontà di pagare. (Pazzaglia, 960, 3.)
51. Wer nicht bezahlen kann mit dem Gut, soll bezahlen mit dem Blut. – Graf, 321, 260.
Altfries.: Hwase nyt bytalia mey mitha ghueds di schal bytalia mitha bloede. (Richthofen.)
52. Wer nicht denkt zu bezahlen, pflegt von Schenken viel zu prahlen. – Simrock, 11960.
53. Wer wol bezalet ohne sorgen, mag ein andermal wider borgen. – Loci comm., 140.
Lat.: Creditor huic praestat, que soluere debita curat. (Loci comm., 140.)
54. Wer's bezahlt, spielt die Flöte. – Schuller, 104.
D.h. er erlangt sein Vergnügen.
*55. Er ist wohl bezahlt. – Franck, Von dem greulichen Laster der Trunkenheit, S. 31b.
*56. Er will bezahlt sein, wie des Abts Narr. – Klosterspiegel, 86, 5.
*57. He lett sück vörut betalen as de Horen. – Kern, 410.
*58. Mat bezuolen as e lass. – Dicks, I, 6.
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