1. Alle Bruken im Lande Polen, die Mönch in Böhaim unverholen, das Kriegsvolk aus Mittagsland, die Nonnen in Schwaben wohlbekannt, der Spanier und Wenden Treu', der Preussen Glaub' und harte Reu', der Franzosen Beständigkeit und der Deutschen Nüchternheit sammt der Walen Andacht sind einer Bohne werth geacht't. – Eiselein, 98.
2. Alte Brück', ein falbes Pferd, schnelle That nicht wohl erwogen, ein Schwager und ein Erlenbogen, wenn die bestehen, sind's lobenswerth. – Sailer, 99.
3. Auch die beste Brücke tritt man mit Füssen.
[484] 4. Auf der prager Brücke begegnet man entweder einem Mönche, einer Hure oder einem weissen Pferde. – Berckenmeyer, 315.
Wer jetzt über die prager Brücke geht, wird bemerken, dass dies seitdem wesentlich anders geworden ist. Die Engländer haben von der londoner Brücke ein ähnliches Sprichwort.
Engl.: London bridge was made for wise men to go over, and fools to go under. (Bohn II, 213.)
5. Auf losen Brücken ist böse reiten.
6. Dat is ne 'mall1 Brügg2, see de Junge, under Botter un boven Botter. (Ostfries.) – Frommann, II, 537, 164, u. 540, 104; Bueren, 348.
1) Albern, unklug, auch wild, ausgelassen. (Vgl. Müllenhoff zu Klaus Groth's Quickborn, S. 306.)
2) Hier uneigentlich roggen Butterbrot.
7. Der eine baut die Brücke und der andere geht hinüber.
Holl.: Hij heeft de brug gelegd, en een ander loopt er over. (Harrebomée, I, 98.)
8. Eine polnische Brücke, ein böhmischer Mönch, eine schwäbische Nonne, welsche Andacht und der Deutschen Fasten gelten eine Bohne. – Venedey, 118; Simrock, 7961; Körte, 742.
Lat.: Pons Polonicus, monachus Boëmicus, Suevica monialis, miles Australis, Halorum devotio et Alemanorum jejunia fabam valent omnia. (Bebel, 99, 7.)
9. Es ist eine schlechte Brücke, die kürzer ist als der Strom.
10. Ist man glücklich über die Bruck, so verlacht man den Sanct-Nepomuck. – Simrock, 1343; Eiselein, 98.
Engl.: The danger past, God forgotten. (Bohn II, 5.)
Frz.: Fleuve passé, saint oublié.
It.: Passato lo ponte, gabbato lo santo. (Bohn I, 118.)
11. Je mehr die Brücke wankt, desto rascher muss man drübergehen.
12. Kimmste mer og iber de Bricke, su kimmst mer og aus'm Gemitte1. – Gomolcke, 701; Frommann, III, 409, 356.
1) Gemüth.
13. Man muss die Brucken legen. – Lehmann, 18, 18.
Einen Anfang machen.
14. Nun die Brücke weg ist, geh' drüber.
Lat.: Hic Rhodus, hic salta. (Philippi, I, 77.)
15. Ueber die Brücke, aus dem Gemüthe.
16. Up losen Bruggen is quad riden. – Eichwald, 208.
17. Was soll die Brücke breiter als der Strom.
18. Wenn eine Brücke über den Kanal von England wäre, so würden alle Weiber aus Europa hinüberlaufen.
19. Wer auf der steinernen Brücke geht und keine Glocken läuten hört, der ist nie zu Regensburg gewesen.
20. Wer auff den alten Brücken rent, vnd auff dem glatten Pflaster sprengt, oder sich mit losen Hurn behengt, oder nimpt ein Weib, dass er nicht kent, der bleibt ein Narr biss an sein End. – Petri, II.
21. Wer auff der Brücken tantzt vnnd tummelt, der ist zunechst beym abstürtzen. – Lehmann, 202, 17.
22. Wie man die Brücke ehrt, so ehrt sie einen wieder. – Henisch, 528.
*23. Auf der faulen Brücke stehen.
*24. Brücken machen.
Alte Schulden mit neuen bezahlen.
*25. Der faulen Brücken spielen. – Fischart, Gesch.
*26. Die Brücke abbrennen.
Den Rückweg abschneiden, jede Möglichkeit zu friedlicher Vermittelung entfernen.
*27. Die Brücke durch die Feinde schlagen. – Eiselein, 98.
Bahn brechen.
*28. Die Brücke im Rücken ist abgebrochen. – Eiselein, 98.
Lat.: Pons a tergo abruptus est. (Bovill, II, 15.)
*29. Einander die Brücke treten.
Von zweien, die einander unterstützen, füreinander gegenseitig Partei nehmen.
Lat.: Tradunt operas mutuas. (Terenz.) (Philippi, II, 222.)
*30. Einem Brücke und Furt ablaufen. – Eiselein, 98.
*31. Einem die Brücke ablaufen.
[485] *32. Einem die Brücke treten.
Ihm beförderlich sein, seine Partei nehmen, ihm beistehen. Eine von den Aufziehbrücken, die beim Herablassen niedergetreten wurden, hergenommene Redensart. (Vgl. auch Schriften, der Deutschen Gesellschaft in Leipzig, I, 29.)
*33. Er baut andern eine Brücke.
Holl.: Hij legt de brug voor een ander. (Harrebomée, I, 99.)
*34. Er ist über die Brücke.
Holl.: He is de brug over. (Harrebomée, I, 99.)
*35. Er will über die wehlausche Brücke springen. (Preuss.) – Pisansky.
Sagt man, wenn ein vermessener Mensch allenthalben mit dem Kopfe durch die Wand laufen und Dinge unternehmen will, die über seine Kräfte gehen. Daher, weil die Pregelbrücke bei der Stadt Wehlau einige hundert Schritte lang ist und also ein Sprung über dieselbe thöricht sein würde. Die alte wehlauer Brücke, welche bis zum Jahre 1807 stand, in welchem Jahre sie von den Russen niedergebrannt wurde, hatte eine Länge von 370 Schritten.
*36. Ik mutt jümmer de Brugge dal tre'n. – Eichwald, 209.
*37. Sich eine Brücke übers Fegefeuer bauen.
zu8.
Lat.: Pons Lithuanicus, jejanium germanicum et Devotia italica, nihil valent haec tria. (Altes Ms. von 1624.)
zu10.
Die Neger in Surinam, um auszudrücken, dass dann auch der Feige Muth hat, wenn die Gefahr weiter ist, sagen: »Wenn der Okroblaff kalt ist, taucht der Kranke den Finger hinein.« (Wullenschläger.)
Frz.: Passé le danger, honni le saint.
Schwed.: Man minns ej skabben längre än den kliar. (Marin, 20.)
zu20.
Dän.: Hvo over alle broer vil rende, og tage er hustrue han ey kiende, eller til bolskab sig henvendo, han blier en gjack til sidste ende. (Prov. dan., 90.)
38. Die Brücke, die alle Welt überschreitet, überschreitest auch du. – Merx, 203.
39. Wer über Brücken rennt, nimmt ein Weib, das er nicht kennt, der bleibt ein Narr bis an sein End. – Hans von Schweinichen, II, 291.
[1066] 40. Wer über die prager Brücke zieht, einen Mönch oder ein weiss Pferd sieht. – Deutsche Romanzeitung, 1866, S. 632, 44.
41. Wer zuerst zur Brücke kommt, fährt zuerst hinüber. – Graf, 283.
*42. Auf eine wackliche Brücke treten.
*43. Einander die Brücke aufziehen.
»Zwei nahe Verwandte, die in gleicher Weise bedeutende Engagements abzuwickeln hatten, hatten, wie der Börsenausdruck lautet, einander die Brücke aufgezogen. Als es zur Regulirung kam, hatte sich der eine die Unterstützung der Bank verschafft, während der andere abgewiesen wurde.« (Tribüne, 1872, Nr. 50.)
*44. Einem die Brücke niedertreten.
»Wenn wir Christum zum Freunde haben, der kann die Brücke niedertreten, der verleihet vns eins gutes wort, legt eine starke Collect bey vnsern lieben Gott für vns ein.« (Fischer, Psalter, 699, 2.)
*45. Einem die bösen Brücken nidertretten. – Theatrum Diabolorum, 414b.
*46. Einen von der Brücke schmeissen.
»Wenn man ihn endlich will bewegen (zu heirathen), so muss man in der That an ihn gleichsam die stärksten Schrauben legen, und ihn damit zu rechte ziehen. Da muss es jährlich dreimal heissen: Man wird dich von der Brücke schmeissen.«
*47. Er ist bis unter die forkensche Brücke gekommen, hat seine Flinsen verzehrt, und ist umgekehrt. – Frischbier, I, 472.
Spott auf Einen, der nicht weit vom Heimathsorte weggekommen ist. – Forken ist ein Gut bei Fischhausen am Ende der kaporner Heide.
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