Hangen

1. Besser gehangen, als schlecht verheirathet.


2. De der hangen schall, versupt nich. (Ostfries.) – Frommann, III, 430, 286; Bueren, 121; Hauskalender, I; Eichwald, 733; für Hannover: Schambach, II, 424.

Holl.: Die geboren is, om te hangen, verdrinkt niet. (Harrebomée, III, 28b.)


3. De der 't Hangen wönnt1 is, den kellt2 de Hals nich mehr.Goldschmidt, 158; Frommann, IV, 141, 325; Eichwald, 734.

1) Gewöhnt.

2) Quält, schmerzt.


4. Doa wuoat hänged, doa wuoat räird (abreisst), seg de Frau, doa fol iär Man vam Balcken. (Hemer in der Grafschaft Mark.) – Frommann, III, 255, 35.

Wo was hängt, fällt was (her)ab.


5. Eh' einer recht lernt hangen, erworgt er wol zuvor (zehen mal).Sutor, 738; Petri, II, 159; Simrock, 4329.

Dän.: Før een lærer at hænge er han halv død. (Bohn I, 368.)

Holl.: Eer een man leert hanghen, so is hi half verworcht. (Tunn., 12, 4; Harrebomée, III, 28b.)

Lat.: Addiscens alte suspendi strangulor ante. (Fallersleben, 334; Sutor, 738.)


6. Ehe einer lernet hangen, so ist er halb Todt. Lehmann, 801, 19; Simrock, 4330.


7. Ein gutes Hangen hindert eine schlechte Heirath.Eiselein, 280.

In Spanien konnte ein Dieb, der gehangen werden sollte, vom Galgen gerettet werden, wenn ein Weib ihn zu heirathen begehrte. Einmal geschah es jedoch, dass der Dieb, als er seiner Braut ansichtig wurde, ausrief: Fahr zu, Kutscher.


8. Hangen hett nien (keine) Hast. (Oldenburg.) – Firmenich, I, 233, 72.


9. Hangen thut nicht wee, so es ehrnhalber geschieht.Franck, II, 97a; Petri, II, 370; Henisch, 816, 17; Simrock, 4332.


10. Hangen und verlangen sind an einer Stangen.Eiselein, 280.


11. Niemand weiss, wo er hangt oder langt.


12. Vor man lernt hangen, ist man halb todt.Eiselein, 280.


13. Wann m' sölwest nich hangen will, mott de Rü'e de Wurst stualen hebben. (Münster.) – Frommann, VI, 428, 99; Lyra, 54; hochdeutsch im Neuen schweiz. Museum (Basel 1865), S. 339.


14. Wenn man selber nicht hangen will, so muss der Hund die Wurst gestohlen haben. Simrock, 5026a.


15. Wer gut gehangen wird, darf keine Farben mehr fürchten.Eiselein, 280.

Das Sprichwort vom Fürchten der Farben hat seinen Ursprung von den Fahnen und Nationalfarben in feindlichen Verhältnissen entlehnt.


16. Wer hangen bleibt, haut den Baumstumpf um.


17. Wer hangen soll, ersäuft nicht.


18. Wer hangt, der langt.Simplic. (Nürnberg 1684), I, 365; Vogelnest (o.O. 1672), II, 448.


[347] 19. Wer hangt, verlangt.Neus, 106.

Ob davon das alte Gesellschaftsspiel: »Ich hange und verlange?«


20. Wet Hangen gewunt is, döt de Galgen nich led (weh). (Büren.)


*21. Dat hangt tohope as Schapkötels.


*22. De steht zwesche Hangen un Würgen. (Bedburg.)


*23. Der hanget, büsset allen gleich.Graf, 321, 262.

Wer für seine Missethat den Tod am Galgen erleidet, der büsset so, dass alle dadurch völlige Genugthuung haben können.

Fries.: He betaelt ghelycken allen laeden de hanghet. (Richthofen, Landrecht, 27.)


*24. Er bleibt überall hangen wie die schlechten Räder.


*25. Er hanget an jhm wie eine Klette am Rock.Herberger, I, 792.


*26. Er (es) hanget wie en Floh an em Jüppe1. (Luzern.)

1) Ländlicher Weiberrock. (S. Jüppe.)


*27. Hat hinget uun an siisnan Triad. (Amrum.) – Haupt, Vlll, 361, 163.

Das hängt an einem seidenen Faden.

Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 2. Leipzig 1870, Sp. 347-348.
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