Hecke

1. An er klönen Höig sötzt däck'n got Bei. (Eifel.)

An einer kleinen Hecke sitzt oft ein guter Bienenstock.


2. Auch hinter Hecken darf man nichts entdecken.

Was geheim bleiben soll, jemand mittheilen; man kann belauscht werden.

It.: Le siepi non hanno occhi, ma orecchi. (Bohn I, 109.)


3. Daar t' Hecken op is, loopen de Verken in. (Niederlande.)


4. Der alle Hecken fürchtet, soll nicht in den Wald fahren (jagen).Simrock, 2923.


5. Der eine schlägt auf die Hecke, der andere fängt die Vögel.

Holl.: De een klopt op de haag, terwijl de ander vogels vangt (oder: het nest haeft.) (Harrebomée, I, 264.)


[451] 6. Eine Hecke um den Kohl thut gegen Ziegen wohl.

Frz.: Bonne est la haye autour du blé. (Leroux, II, 13.)

7. En gued Heck ziyrt den Hoew. (Büren.)


8. Hecken haben keine Augen, aber Ohren.


9. In de nächste Hecke schneid't me de beste Stecke; weite Läff, böse Käff. (Kinzigthal.)

Weite Läufe, böse Käufe.


10. Is't Heck van'n damm, de schape gân darvan.Eichwald, 1658; Lübben.


11. Jede Hecke fürchtet den Gärtner.


12. Lieber unter einer Hecke, als mit dem Igel unter einer Decke.

In Bezug auf zänkische Hausgenossen oder Nachbarschaft. Die Engländer: Besser unter einer alten Hecke bleiben, als unter einen neuen Ginsterbusch kriechen. (Reinsberg III, 115.)


13. Mau sucht keinen hinter der Hecke, man habe denn selbst dahinter gesessen.


14. Wä henger (hinter) d'r Häcke geläge hät, da söhk op Êne dô. (Düren.) – Firmenich, I, 482, 26.


15. Wenn 's Heck einmal offen ist, wollen alle Kühe heraus. (Westf.)


16. Wenn 't Heck vör de Damm weg is, so gahn de Schâpen averall. (Ostfries.) – Hauskalender, II.

Holl.: Waar het hek open is, loopen du varkens in het koren. (Harrebomée, I, 299.)


17. Wer sich vor Hecken fürchtet, wird nie zu einem Walde kommen.

»Wenn du jede Hecken fürchten willst, so wirstu dein Leben in keinen Wald kommen.« (Sinplic. III, 66, auch in Springinsfeld.)

Lat.: Commoditas sequitur metuentem incommoda nunquam. (Binder II, 533; Seybold, 205.)


18. Wô de Hecke am sîesten (deipsten) is, dâ springet man ôwer. (S. Hagen, Knick u. Zaun.) (Hannover.) – Schambach, I, 203.

Frz.: Où la haie est plus basse, on saute dessus. (Bohn I, 44.)

Holl.: Waar de haag het laagst is, wil elk er over. (Harrebomée, I, 265; Bohn I, 342.)

It.: Dove la siepe è bassa, ognun vuol passare. (Bohn I, 94.)


19. Wo die Hecke am niedrigsten ist, springt man drüber.

Frz.: L'en passe la haye par où elle est la plus basse. (Leroux, II, 255.)

20. Wo Hegge sönd, da sönd ouch Mösche (Sperlinge). (Aachen.) – Firmenich, I, 494, 167.


*21. Auf die Hecke klopfen.Riehl, Geschichten aus alter Zeit (Stuttgart 1833), I, 181.

Soviel wie: auf den Strauch schlagen.


*22. Der kou nu (kann noch) über Heck'n und Staud'n springa. (Franken.) – Frommann, VI, 316.


*23. Er isch em uff der Hegg. (Solothurn.) – Schild, 84, 303.

Auf der Spur.


*24. Er isch uff der Hegg wie-n-e Nachtwächter. (Solothurn.) – Schild, 84, 304.

Ist pflichtgetreu.


*25. Er ist gleich beim Heck1. (Ostpreuss.) – Frischbier, 306; Frischbier2, 1535.

1) Hag, Gehäge, von hegen. Hier ein Lattenthor an den Wegen, welche aus den Dörfern führen und das gewöhnlich von Ortsarmen oder Kindern geöffnet wird. Sinn: Es ist ein dienstfertiger Mensch; auch: Er mischt sich in Dinge, die ihn nichts angehen.


*26. Er macht ihm das Heck zu.Frischbier2, 1536, Hilft ihm bei seinen schlechten Streichen.


*27. Er muss das Heck zumachen.Fnschbier2, 1537.

Den Schaden allein büssen.


*28. Es ist keiner Hecke zu trauen.


*29. Hä es glich bei der Heck. (Köln.) – Weyden, IV, 15.

Auch schlesisch; Bei der Hecke sein. (Weinhold, 35.) Besonnen, bereit, gerüstet, vorbereitet sein.


*30. Sie sind hinter den Hecken jung geworden. (Frankenwald.)

Von unehelichen Kindern.


*31. Sitt mi ümmer up't Heck (oder Brenn'n). (Mecklenburg.) – Dr. Schiller.

Er liegt mir immer auf dem Leibe.


[Zusätze und Ergänzungen]

32. Eine Hecke macht keinen Zaun.

It.: Una spira non fa siepe. (Giani, 685.)


33. Hat die Hecke keine scharfen Augen, so hat sie desto schärfere Ohren.

It.: Le siepi non hanno occhi, ma hanno orecchi. (Giani, 1554.)

*34. Es ist gleich die ganze Hecke beisammen.

Die ganze Familie, Sippschaft, Gesellschaft.

Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 5. Leipzig 1880, Sp. 1419.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien:

Buchempfehlung

Naubert, Benedikte

Die Amtmannin von Hohenweiler

Die Amtmannin von Hohenweiler

Diese Blätter, welche ich unter den geheimen Papieren meiner Frau, Jukunde Haller, gefunden habe, lege ich der Welt vor Augen; nichts davon als die Ueberschriften der Kapitel ist mein Werk, das übrige alles ist aus der Feder meiner Schwiegermutter, der Himmel tröste sie, geflossen. – Wozu doch den Weibern die Kunst zu schreiben nutzen mag? Ihre Thorheiten und die Fehler ihrer Männer zu verewigen? – Ich bedaure meinen seligen Schwiegervater, er mag in guten Händen gewesen seyn! – Mir möchte meine Jukunde mit solchen Dingen kommen. Ein jeder nehme sich das Beste aus diesem Geschreibsel, so wie auch ich gethan habe.

270 Seiten, 13.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Große Erzählungen der Spätromantik

Große Erzählungen der Spätromantik

Im nach dem Wiener Kongress neugeordneten Europa entsteht seit 1815 große Literatur der Sehnsucht und der Melancholie. Die Schattenseiten der menschlichen Seele, Leidenschaft und die Hinwendung zum Religiösen sind die Themen der Spätromantik. Michael Holzinger hat elf große Erzählungen dieser Zeit zu diesem Leseband zusammengefasst.

430 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon