1. Den Polen hintergeht der Deutsche, den Deutschen der Welsche, den Welschen der Spanier, den Spanier der Jude, den Juden aber blos der Teufel.
Poln.: Polaka Niemiec, Niemca Włoch, Włocha Hiszpan, Hiszpana Žyd, a Źyda tylko djabeł oszuka. (Wurzbach I, 272, 240.)
2. Der Pol' an Einem Tag oft mehr vertrinkt, als was ein Deutscher im Leben erringt.
Bezieht sich auf die masslose Schwelgerei und Verschwendung des polnischen Adels. (Wurzbach I, 299.)
3. Der Pol vnnd Böhm haben einander lieb; kompt darzu ein Vnger, so sinds drey rechte Dieb. – Gruter, III, 18; Lehmann, II, 81, 112.
4. Der Pole ist ein Dieb, der Prüss ein Verräther seines Herrn, der Böhme ein Ketzer, der Swab ein Schwätzer. – Eiselein, 514; Simrock, 7960; Reinsberg V, 16.
Nach Eiselein (514) heisst es bei Bebel: Quum in Sarmatia essem, audivi esse proverbium inter Germanos qui ibidem morabantur: Polonus fur est, Prutenus proditor domini, Boëmus haereticus et Suevus loquax.
5. Der Pole wird (nur) durch Schaden klug (wenn er es wird).
Nachdem der polnische König Mieczyslaw 1034 zu Krakau gestorben, übernahm seine Gemahlin Rixa die vormundschaftliche Regierung für ihren minderjährigen Sohn Kasimir. Ihre Regierung trieb bald alle Klassen des Volks zum Aufstande. Sie floh mit ihrem Sohne. Jetzt wurde in einer Reihe von Jahren das Land auf eine furchtbare Weise verwüstet, bis 1040 auf Veranlassung des Erzbischofs von Gnesen der junge König zurückberufen und dadurch die Ruhe wiederhergestellt wurde. Bei dieser Gelegenheit that der Erzbischof den obigen Ausspruch, der in ein Sprichwort überging. Die Kleinrussen sagen: Nach dem Schaden wird auch der Leche weise. Galizisch heisst es: Weise ist der Pole nach dem Schaden; haben sie das Pferd gestohlen, verschliesst er den Stall. Daher betet der Galizier: Lieber Gott, gib mir den Verstand im voraus, den der Pole (Ruthene) nachher hat.
Poln.: Mądry Polak po szkodzie. (Wurzbach I, 9, 2.)
[1368] 6. Ein Pole würde eher am Sonntage ein Pferd stehlen als am Feiertage Milch oder Butter essen. – Eiselein, 514; Simrock, 7962; Klosterspiegel, 38, 8; Braun, I, 3341; Reinsberg V, 6.
7. Polen und Deutsche werden nie Brüder werden. – Schuselka, Deutschland, Polen und Russland (Hamburg 1846), S. 317.
Das polnische Element steht aber nicht blos im Widerspruch mit dem deutschen Volkscharakter, auch andere Völker, sogar verwandte slawische Stämme haben eine entschiedene Abneigung vor den Polen und ihrer polnischen Wirthschaft. So sagen die Russen: Bei uns ist nicht Polen, bei uns ist's besser. Die Hanaken in Mähren behaupten sogar: Die Polen sind Landstreicher. Die Galizier versichern: Der Teufel hat alle Polen über einen Leisten geschlagen. Am feindseligsten stehen ihnen aber wol die Kleinrussen gegenüber, deren Hass und Verachtung sich in vielen Sprichwörtern kundgibt. Für unsere Sünden, sagen sie, kamen die Polen über uns. Leche und Zigeuner, behaupten sie, ist eins. Und: Polen-, Juden- und Hundetreue ist alles eins. Wenn sie etwas betheuern, geschieht es mit dem Spruche: »Ich will dreimal Pole werden, wenn das nicht wahr ist!« Dabei antwortet vielleicht einer der Umstehenden erschrocken: »Denke an deine Seele und verfluche sie nicht.« Dennoch steigert sich der Hass zu dem Ausrufe: »Möchtest du am Polenglauben verrecken!« Der Hass regt sich schon in der Jugend, selbst die Kinder bitten ängstlich: Mutter, verbinde mir die Augen, damit ich den abscheulichen Lechen nicht sehe. Wie Polen und Deutsche nie Brüder werden, so wenig scheinen selbst verwandte slawische Stämme in ein wirklich freundschaftliches Verhältniss zu treten. Als die Kosacken unter ihrem Hetman Bodan Chmielnicki die Polen überall zurückdrängten und ihnen grosse Verluste beibrachten, entstand unter den Ruthenen die der deutschen: »das sind Schreckenberger« entsprechende Redensart: Schrecken für die Polen, aber der Rusine fürchtet sich nicht. In derselben Zeit mögen vielleicht auch die folgenden Sprichwörter der Ruthenen in Galizien entstanden sein: Rühre dich, Pole, mach dem Rusinen Platz! Und: Der Pole hat's ungern, dass sie ihn todtgeschlagen haben, er zappelt noch mit den Beinen. Als Ursache des vielseitigen Unglücks, das die Polen betroffen hat, nimmt der Ruthene die stolze Absonderung derselben von den übrigen Slawenstämmen an: Warum holt der Teufel die Lechen? Weil sie allein gehen. Die Galizier sagen: Dazu ist der Pole Pole, dass er schlägt, und der Bauer Bauer, dass er's erträgt. (Reinsberg VI, 58 fg.)
8. Wenn der Pole Italiener, der Mazure Weltmann und der Ruthene Pole wird, verfällt er dem Teufel.
Damit schildert der Pole die Abfälligen, Ueberläufer, Renegaten. (S. Jude ⇒ 40 u. ⇒ 41.)
9. Wo drei Polen beisammen sind, hört man fünf Meinungen.
10. Wo zwei Polen, da sind drei Parteien. – Reinsberg VI, 56.
Schildert die Uneinigkeit derselben.
11. Einem Polen soll man leihen, einen Deutschen soll man freien.
Mit dem flotten Polen soll man Geschäfte haben, aber den sparsamen Deutschen soll man zum Schwiegersohn suchen. – Jüd.-deutsch: A pojlischen (polnischen) Ben-Juchid (einziger Sohn) soll män leihen, a deutschen soll män freien. (Warschau.)
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