1. Aber Schwester, wer wird sich denn mit so schwerem Panzer tragen, sagte die Kröte zur Schildkröte.
Die Russen: Jede Kröte meint, sie sei eine Schildkröte, der nur die lästige Schale fehle. (Altmann VI, 503.)
2. Die Schwester ist näher als der Schwager. – Grubb, 49.
3. Es kommt wol, dass jemand mit Einer Schwester viel Schwäger macht. – Eiselein, 561.
4. Gute Schwestern machen gute Brüder. – Cibot, 170.
5. Hat man ein Karch voll Schwestern, so hat man ein Wagen voll Schwäger. – Gruter, III, 48; Lehmann, II, 264, 19.
6. Hättest du meine Schwester geheirathet, so wärst du mein Schwager geworden. (Böhmerwald.)
7. Schwester und Bruder können nur einmal miteinander markten. – Graf, 217, 249.
Dies Sprichwort gehört dem 13. Jahrhundert an, in welches die Bestimmung fällt, dass Heergewäte (s.d.) und ⇒ Gerade (s.d.) nicht mehr ausgegeben werden sollen und der nächste Erbe nicht nur das Erbe, sondern auch Heergewäte nebst Gerade nahm. So wurde das Erbgut unter die Geschwister dann vertheilt und es konnte nun natürlich ferner weder ein männlicher Nachkomme Heergewäte, noch ein weiblicher Gerade fordern. Diese Sache war zwischen Bruder und Schwester einmal für immer abgemacht.
Mhd.: Swester vnd bruder mogen nur ainmal mit ainander markten. (Grimm, Weisth., II, 4941.)
8. Schwester vnd brüder vnd trewe freunde ist kein acker voll gesäet. – Henisch, 530, 51; Petri, II, 534.
9. Viel Schwestern, viel Schwäger. – Lehmann, II, 798, 60.
10. Was Schwester, sagte die Kammerzofe zur Kuhmagd.
Die Russen: Jede Haushenne nennt die Fasanin Schwester. (Altmann VI, 390.) Und in Habesch: Schwester, Schwester, rief die Kuh, als sie die Kamelstute kommen sah.
11. Wenn die Schwester aus dem Haus, ist die Schwesterschaft aus.
Sie wird fremd.
Böhm.: Sestra vdaná, sousedka nazvaná. (Čelakovsky, 398.)
12. Wenn die Schwester ist vermählt, sie nur für eine Nachbarin zählt.
13. Wer eine schöne Schwester hat, bekommt bald einen Schwager. Verse des früher sehr beliebten volksthümlichen Liedes: Gib, blanke Schwester, gibt uns Wein, von Joh. Ludw. Gericke, vgl. Hoffmann a.a.O. Str. 378.
14. Wer eine schöne Schwester hat, den liebkost jedermann. – Pistor., VI, 87.
[472] 15. Wessen Schwester einen Karrenschieber heirathet, der bekommt einen Schlammfeger zum Schwager.
Holl.: Je zuster gezoend van een' kaaiman, dan krijg je een' modderman tot je zwager. (Harrebomée, II, 514b.)
16. Zwei Schwestern gegen einen Bruder. – Graf, 189, 39.
Als die weiblichen Nachkommen zum Erbe zugelassen wurden, bekamen sie doch weniger als die gleichgestellten männlichen.
Fries.: Twa sustere aien annen brother. (Richthofen, 211.)
*17. Mit Einer Schwester zwei Schwäger machen. – Petri, II, 476.
*18. Se het ere öldeste Süster up den Backawen settet.
So sagt man im Dithmarschen und Eiderstädtischen von der jüngern Schwester, wenn sie eher als die ältere heirathet. Nach Shakspeare muss in England die ältere unverheirathete Schwester auf der Hochzeit der jüngern barfuss tanzen und Affen nach der Hölle treiben. In Deutschland wird derselben zum Spott in solchem Falle ein Bock geschenkt. Köhler (227) bemerkt: »Ich erinnere mich nicht, irgendwo von dieser letztern Sitte etwas gelesen zu haben, doch hat mir Professor Witzschel in Eisenach erzählt, dass, als er vor Jahren mit seiner Braut eine Tante derselben in Darmstadt besucht, diese zu der Braut gesagt habe, sie könne nur, weil ihre Hochzeit früher als die ihrer Schwester stattfinden werde, der Schwester ein Böckchen geben. Ausserdem weiss ich, dass vor 40-50 Jahren in den weimarischen Dorfe Eckstadt auf der Hochzeit eines jüngern Bruders dem ältern unverheiratheten ein Böckchen geschenkt worden ist.« In der deutschen Bearbeitung von Shakspeare's The Taming of the Shrew aus dem Jahre 1672 Kunst über alle Künste: Ein bös' Weib gut zu machen, sagt (die böse) Katharina (Köhler, 51) in Bezug auf ihre jüngere Schwester: »Sie muss einen Mann haben, der ihr aufwartet, damit ich ihr zu Ehren auf der Hochzeit barfuss tanzen möge, wann mir der Bock zum Schimpf geschenkt wird und Affen nach der Hölle treibe.«
19. Ich und meine Schwester nähen zusammen ein Hemd, sagte die Faule und fädelte die Nadeln ein. – Franzos, Vom Don zur Donau.
*20. Sie ist auch der rechten Schwester eine. – Döpler, I, 419.
Es ist eine Hexe gemeint.
Buchempfehlung
Dem Mönch Medardus ist ein Elixier des Teufels als Reliquie anvertraut worden. Als er davon trinkt wird aus dem löblichen Mönch ein leidenschaftlicher Abenteurer, der in verzehrendem Begehren sein Gelübde bricht und schließlich einem wahnsinnigen Mönch begegnet, in dem er seinen Doppelgänger erkennt. E.T.A. Hoffmann hat seinen ersten Roman konzeptionell an den Schauerroman »The Monk« von Matthew Lewis angelehnt, erhebt sich aber mit seiner schwarzen Romantik deutlich über die Niederungen reiner Unterhaltungsliteratur.
248 Seiten, 9.80 Euro
Buchempfehlung
Zwischen 1765 und 1785 geht ein Ruck durch die deutsche Literatur. Sehr junge Autoren lehnen sich auf gegen den belehrenden Charakter der - die damalige Geisteskultur beherrschenden - Aufklärung. Mit Fantasie und Gemütskraft stürmen und drängen sie gegen die Moralvorstellungen des Feudalsystems, setzen Gefühl vor Verstand und fordern die Selbstständigkeit des Originalgenies. Für den zweiten Band hat Michael Holzinger sechs weitere bewegende Erzählungen des Sturm und Drang ausgewählt.
424 Seiten, 19.80 Euro