1. Bist du hoch gestiegen mit wunder, mit grossem schaden felstu herunder.
Lat.: Si gradus est altus, gravior fiet tibi saltus. (Loci comm., 169.)
2. De to hôg stiggt, fallt am dêpsten. (Rastede.) – Firmenich, III, 28, 98.
3. Der nicht hoch steigt, der fallet nicht hoch. – Fischer, Psalter, 722, 3.
4. Einer steigt, der andere fällt, das ist der Lauf der Welt. – Gaal, 1460; Simrock, 9858.
Mhd.: Swâ ein künne stîget, daz ander nider siget. (Freidank.) (Schulze, 110.)
It.: Il mondo è fatto a scale, chi le scende, e chi le sale. (Gaal, 1460.)
Ung.: A' világ' lepcsöin emez fel, amaz alá jár. (Gaal, 1460.)
5. Hoch gestiegen, tieff gefallen, hört man in aller Welt erschallen. – Petri, II, 383.
6. Ich bin gestiegen, sagte der Bürgermeister; erst sass ich im Rath, jetzt hänge ich am Galgen.
Span.: Del alcalde al verdugo, ved como subo. (Bohn I, 211.)
7. Je höher man steigt, je tiefer kann man fallen.
Mhd.: Swenn man ie hôher varn mac, sô man ie nimt groezern slac, wan man nimt ouch groezern val; daz geschiht überal. (Welscher Gast.) (Zingerle, 69.)
Böhm.: Čím kdo výš leze, tím tížeji padá. – Čím výše, tím horší pád. (Čelakovsky, 179.)
Frz.: Qui plus haut monte de plus haut chiet. (Leroux, II, 307.)
Lat.: Dionysius Corinthi. (Erasm., 328; Tappius, 233b.) – Excelsis multo facilius casus nocet. (Philippi, I, 142.) – Qui cadit in plano, sic cadit ut tanto surgere possit humo. (Ovid.) – Quidquid in altum fortuna tulit ruitura levat. (Seneca.) (Philippi, I, 126 u. 127; Seybold, 482.)
Schwed.: In högre kall, in större fall. (Grubb, 402.)
8. Je höher man steigt, je weiter man kann schauen.
9. Jedes Steigen hat sein Neigen. – Schlechta, 462.
Engl.: Climb not too high. (Gaal, 1461.)
10. Man soll nicht zu hoch steigen wollen.
11. Mancher steigt einen Zoll und fällt sieben Klaftern.
Dän.: Mangen heves høgt op til sit fald. (Prov. dan., 288.)
12. Steige nicht zu hoch, so fällst du nicht (zu tief). – Henisch, 1063, 55; Simrock, 9857.
[805] 13. Steigen hat vor der Thür das Neigen. – Parömiakon, 1649.
Wer hinauf will, muss sich bücken.
Mhd.: Der sich höcht der kumet nider und der sich nidert, der gêt wider. (Ring.) (Zingerle, 197.)
14. Wärscht du nich so hoch gestêge, haddst du nich den Klapps gekrêge. – Frischbier2, 3612.
15. Wei haug stieget, de haug fällt. (Waldeck.) – Curtze, 321, 91; für Steiermark: Firmenich, II, 77, 184.
Altfries.: Mark di dit: Dear hoog stäpt, de falt liig. (Hansen, 12.)
16. Wei nit haug stieget, de fällt auk nit haug. (Waldeck.) – Curtze, 321, 92.
17. Wer hoch steigen will, muss unten anfangen. – Simrock, 9859.
18. Wer hoch steigen will, sehe zu, dass er nicht falle.
Lat.: Ante pedes foveam, quisquis sublime minaris. (Philippi, I, 34; Seybold, 30.)
19. Wer hoch steigt, dem ists nicht vbel ausszudeuten, wenn er hoch fällt. – Lehmann, 858, 11; Gaal, 1461; Sailer, 125; Körte, 6789a.
Frz.: Celui qui s'élève est sujet à tomber. (Gaal, 1461.)
It.: A gran salita, gran discesa. (Gaal, 1461.)
Ung.: A' ki nagyot hág, nagyot esik. (Gaal, 1461.)
20. Wer hoch steigt, den sieht man weit.
Mhd.: Der ist eyn narr, der stiget hoch, do mitt man saech syn schand vnd schmach. (Narrenschiff.) (Zingerle, 197.)
21. Wer hoch steigt, den schwindelt leicht.
Mhd.: Von unmaezlîchen stîgen swindelt lihte, sô man giht. (Reim. Zw.) (Zingerle, 142.)
Böhm.: Dokud byl kratší v hodnosti, byl o loket delší v moudrosti. – Kde povýšenost (důstojnost), tam pýcha. (Čelakovsky, 97.)
22. Wer hoch steigt, der Burtzelt offt wie ein Kugel wider ab. – Lehmann, 156, 61.
23. Wer hoch steigt, der fällt schlimm. – Frischbier2, 3611; Schleicher, 180.
Frz.: Bien bas choit, qui trop haut monte. – Cil chiet bien bas, qui trop hault veult monter. (Cahier, 383 u. 1110.)
24. Wer hoch steigt, der hat hoch zu fallen. – Henisch, 1063, 68; Petri, II, 719.
25. Wer hoch steigt, fällt tief. – Lehmann, 859, 12; Petri, II, 719; Pauli, Postilla, III, 191a; Sailer, 125; Hollenberg, II, 64; Hillmer, 407; Körte, 6789; Siebenkees, 247.
»Wer hoch steiget, der fellet gern.« (Luther's Tischreden, 379a.)
Mhd.: Wer hocher steigt ân widerhab, wer mag des nit vellt er herab. (Wolkenstein.) – Der ze hoch im stîgen will, der fleugt inn graben ze dem zil. (Ring.) (Zingerle, 69 u. 196.)
Frz.: A grande montée, grande descente. (Kritzinger, 463b.) – Qui monte plus haut qu'il ne doit, descend plus bas qu'il ne voudroit. (Kritzinger, 726a.) – Qui trop haut monte, A sa grand' honte Souvent démonte. (Kritzinger, 464a.)
Lat.: Qui petit alta nimis retro lapsus ponitur imis. (Mone, Anzeiger, 7, 507; Zingerle, 69.) – Redditur in validus nimium si tenditur arcus. (Chaos, 963.)
Schwed.: Högt på pall, gjör djupa fall. (Grubb, 367.)
26. Wer hoch steigt, muss sich halten, dass er nicht herunter fällt.
Span.: Si estuvieres subido, no te deseen caido. (Cahier, 3722.)
27. Wer höher steigen will, als er kann, ist ein geschlagener (verlorener) Mann.
Dän.: Naar en flyver høyere end han maae, falder han i skarnet. (Prov. dan., 170.)
28. Wer höher steigt, als er soll(te), fällt tiefer, als er will (wollte). – Keller, 172a; Winckler, XVI, 100.
Frz.: Qui plus haut monte qui ne doit de plus haut chiet qui ne voudroit. (Leroux, II, 347.)
Holl.: Hij, die wil stijgen boven krachten, heeft wis een' grooten val te wachten. (Harrebomée, I, 447a.)
Lat.: Nec cadit in plano, qui requiescit humo. (Chaos, 956.)
29. Wer nicht hoch gestiegen ist, kann nicht tief fallen.
Dän.: Ingen falder sidt, uden han stiger høgt op. (Prov. dan., 152.)
30. Wer nicht hoch steigt, der fürchtet nicht den Fall.
»Wen ik nicht hog stige, frücht ik nicht vör den Fal.« (Lauremberg, I, 455.)
[806] 31. Wer nicht steigen kann, dem nützt die Himmelsleiter nichts. – Sprichwörtergarten, 96.
32. Wer nicht steigen will, dem nützt die Himmelsleiter nicht. – Sprichwörtergarten, 66.
33. Wer nicht zu hoch steiget, der fellet nicht hart. – Luther's Tischr., 397a; Petri, II, 746.
34. Wer nicht zu hoch steigt vber sich, der darff nicht fallen vnter sich. – Lehmann, II, 849, 303; Sutor, 270.
Frz.: Il faut se tenir dans son état.
35. Wer schnell steigt, fällt schnell.
Engl.: Hasty climbers have sudden falls.
36. Wer steigen will, muss die Leiter mit Füssen treten. – Parömiakon, 1730.
Willst du aufwärts, so musst du die Genüsse der Welt zu verachten wissen.
37. Wer steigen will, muss eine goldene Leiter anlegen. – Parömiakon, 2550.
38. Wer z' hoch stige will, g'heit z'letzt abe. (Luzern.)
39. Wer zu hoch steigt, der fellt desto tiefer hinunder. – Henisch, 1063, 68.
It.: A cader và, chi troppo sale. – A volo tropp' alto grande caduta è vicina. – Cosa non è che non abbia caduta, è quella ch' è più alta, ancor più tosto.
40. Wiér hî schteht, fält uch dif. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 840.
41. Willst du hoch steigen, musst du dich tief beugen (neigen). – Sprichwörtergarten, 77.
*42. Der steigt als wie der Hahn in den Halmen. (Wien.)
In Böhmen: Er steigt wie der Hahn in Gerstheim (oder in Gersthalm).
*43. Er steigt höher als er Sprossen hat. (Eifel.)
Er macht mehr Aufwand als seine Verhältnisse erlauben.
*44. Er stieg so hoch, dass ihm die Erde wie ein Apfel erschien.
*45. Hei öss gestêge, vom Dösch undere Dösch. (Ostpreuss.)
Ist in eine dürftigere Lage gerathen.
*46. Jemand steigen lassen. (Oberösterreich.)
Aufwallungen verschiedener Art in jemand hervorrufen, ohne dass derselbe bemerkt, es sei beabsichtigt und er im Grunde der Genarrte.
*47. Nicht gestoge', nit gefloge'. – Tendlau, 985.
Was nach keiner Hinsicht und Seite richtig ist, als wenn man sagt: Das is e Geschwätz, nit gestoge', nit gefloge'. Die Redensart soll sich darauf gründen, dass einst ein Christ einem Juden deshalb Vorwürfe gemacht habe, dass er die Himmelfahrt Jesu leugne, da ja auch vom Elias erzählt werde, er sei gen Himmel geflogen. Der Jude habe geantwortet: »Nit gestoge, nit gefloge.« Weder das Eine noch das Andere sei richtig oder buchstäblich zu verstehen.
*48. Steig'n wiera Ha'. (Oberösterreich.) – Baumgarten, 93.
*49. Das is nit gestogen, nit geflogen.
Wenn eine Antwort, Rede, Entscheidung, Handlung u.s.w. nach keiner Seite befriedigt, etwa in dem Sinne: es ist weder gehauen, noch gestochen.
*50. Ea schdeigd wia da Håh au 'm Misdhaufa. (Niederösterreich.)
*51. Ea schdeigd wia de Grod' (Kröte) in 'n Hâlman. (Niederösterreich.)
Buchempfehlung
Nach einem schmalen Band, den die Droste 1838 mit mäßigem Erfolg herausgab, erscheint 1844 bei Cotta ihre zweite und weit bedeutendere Lyrikausgabe. Die Ausgabe enthält ihre Heidebilder mit dem berühmten »Knaben im Moor«, die Balladen, darunter »Die Vergeltung« und neben vielen anderen die Gedichte »Am Turme« und »Das Spiegelbild«. Von dem Honorar für diese Ausgabe erwarb die Autorin ein idyllisches Weinbergshaus in Meersburg am Bodensee, wo sie vier Jahre später verstarb.
220 Seiten, 11.80 Euro
Buchempfehlung
Romantik! Das ist auch – aber eben nicht nur – eine Epoche. Wenn wir heute etwas romantisch finden oder nennen, schwingt darin die Sehnsucht und die Leidenschaft der jungen Autoren, die seit dem Ausklang des 18. Jahrhundert ihre Gefühlswelt gegen die von der Aufklärung geforderte Vernunft verteidigt haben. So sind vor 200 Jahren wundervolle Erzählungen entstanden. Sie handeln von der Suche nach einer verlorengegangenen Welt des Wunderbaren, sind melancholisch oder mythisch oder märchenhaft, jedenfalls aber romantisch - damals wie heute. Nach den erfolgreichen beiden ersten Bänden hat Michael Holzinger sieben weitere Meistererzählungen der Romantik zu einen dritten Band zusammengefasst.
456 Seiten, 16.80 Euro