[550] Fidschiinseln (Viti, engl. Fiji Islands), große Inselgruppe Ozeaniens, zwischen 15°48'21°4' südl. Br. und 176°51'181°38' östl. L. (s. Kärtchen), besteht aus 255 Inseln und Inselchen, von denen aber nur 80 bewohnt sind, die übrigen kaum den Meeresspiegel überragen, und hat mit Einschluß von Rotumah (s.d.) 20,837 qkm Fläche. Davon kommen auf die Hauptinseln Viti Levu (s.d.) 11,600 qkm und Vanua Levu 6406 qkm, auf die Inseln zweiten Ranges: Taviuni (Puna) 553, Kadavu 535, Ovalau 125, Gau 149 qkm. Die letzte gehört zu der zentralen, südöstlichen Gruppe Viti-i-loma, mit der weiter östlich die Lau- Gruppe parallel zieht, welche die Lakeba- und Exploringinseln einschließt; östlich von Vanua Levu liegen die Ringgoldinseln, nordwestlich von Viti Levu die Yasawagruppe. Die ganze Gruppe ist von Korallenriffen umgeben, welche die Annäherung an sie sehr erschweren; auch sind die zahlreichen kleinen und niedrigen Inseln ausschließlich korallinischen Ursprungs. Die meisten übrigen Inseln sind mit Ausnahme von Viti Levu (vielleicht auch von Vanua Levu) nur aus vulkanischen Gesteinen und Tuffen aufgebaut und tragen bis 1200 m hohe Bergspitzen. Alte erloschene Krater sind am deutlichsten auf Taviuni erkennbar; heute[550] zeigen nur noch Erdstöße und zahlreiche heiße Quellen an der Savu Savu- und der Natevabai auf Vanua Levu, auf Viti Levu, Kadavu u. a. O. die fortdauernde Wirksamkeit unterirdischer Kräfte an. Von den zahlreichen kleinen Flüssen auf den beiden Hauptinseln sind nur der Rewa und die Sigatoka auf Viti Levu nennenswert. Beide können in ihrem Unterlauf auf eine kurze Strecke befahren werden, der erstere 60 km von der Mündung mit Schiffen von 15 Ton. Gehalt. Die Inseln liegen im Südostpassat, der von April bis November am kräftigsten weht; tropische Krankheiten sind daher unbekannt. Der Regenfall ist reichlich; Jahrestemperatur 26,2°, kältester Monat Juli 25, wärmster Monat Februar 27,3°. Von Dezember bis März treten zuweilen Wirbelstürme auf. Die Flora zeigt die größten Anklänge an das indische Festland. Bis zu ihren basaltischen Gipfeln sind die F. mit üppiger Tropenvegetation bekleidet, darunter eine Palme mit 25 m hohem Stamm, eine Dammara, ein Podocarpus und ein Dacrydium. Die wichtigsten Nahrungspflanzen sind außer der Kokospalme der Brotfruchtbaum, der Pisang, auf den Ackerfeldern Taro (Colocasia), Yams (Dioscorea alata), Pia (Tacca) und Bataten (Ipomoea Batatas). Die einzigen den F. eigentümlichen Säugetiere sind Fledermäuse und Nager; die Vogelwelt umfaßt etwa ein halbes Hundert Arten, von denen Papageien und Tauben am bemerkenswertesten sind. Von Reptilien finden sich außer den über Polynesien verbreiteten Skinken und Geckos auf den, z. eine Iguanidengattung und eine charakteristische Giftschlange. Die Bevölkerung geht seit einigen Jahren zurück; sie betrug (ohne Rotumah) 1901: 116,684, davon 2447 Weiße (Engländer, Deutsche, Amerikaner), 1504 Mischlinge, 91,019 Eingeborne, 17,105 Indier, 1950 Polynesier, 2192 Rotumahner u. a. Da die Eingebornen dauernder Arbeit abgeneigt sind, hat man sich nach Ersatz umsehen müssen und dafür in immer größern Zahlen Indier eingeführt, während man von den Polynesiern immer mehr absieht. Die Eingebornen, die 1859 noch 200,000 Köpfe stark gewesen sein soll en, nehmen anthropologisch und sprachlich eine Mittelstellung zwischen den Melanesiern und Polynesiern ein (s. Tafel »Australier und Ozeanische Völker I«, Fig. 10 u. 11). Im regen Verkehr mit Tonga eigneten sie sich viele polynesische Erfindungen und Satzungen an. Wenn sie sich aber durch zierlichen und dauerhaften Bau ihrer Häuser, in Anfertigung von großen Doppelkähnen (s. Tafel »Schiffsfahrzeuge der Naturvölker II«, Fig. 8), die bis 300 Krieger tragen konnten, von schön gefärbten Zeugen, Matten, irdenen Gefäßen (s. Tafel »Australisch-ozeanische Kultur I«, Fig. 1 u 18) u. a. sowie durch ihre mythologischen Dichtungen in gebundener Rede vor ihren Stammesgenossen sehr auszeichneten, so waren sie anderseits die blutgierigsten Kannibalen, Menschenfresser aus reiner Genußsucht.
Ihre Religion war zum großen Teil Ahnendienst, wobei die Priester eine einflußreiche Rolle spielten. Seit 1835 ist das Christentum durch englische wesleyanische Missionare, seit 1887 durch katholische eingeführt worden. Die Zahl der Katholiken beträgt (1901) 9200, die der Protestanten dagegen 91,447. Schulen sind an vielen Orten durch protestantische und katholische Missionare, in den letzten Jahren auch seitens der Regierung errichtet worden, eine höhere Schule besteht zu Navuloa, eine Handwerkerschule bei Suva. Es erscheinen sechs Zeitungen, drei in englischer, drei in der Sprache der Eingebornen. Hauptbeschäftigung ist Plantagenwirtschaft; man baut in erster Linie Zuckerrohr, dann Bananen, Orangen, Kokospalmen, Mais, Tabak u. a. Dagegen ist die frühere Baumwollkultur beträchtlich zurückgegangen. Der Viehbestand[551] betrug 1900: 2413 Pferde. 16,930 Rinder, 973 Schafe und 11,070 Ziegen; Mengen von Schweinen laufen wild im Wald umher. Der Mineralreichtum scheint nicht unbedeutend zu sein; bisher hat man vorzügliches Eisenerz, Gold, Kupfer und Graphit gefunden. Der Handel ist mit dem sinkenden Wohlstand der Inseln sehr bedeutend heruntergegangen, hat sich aber in letzter Zeit wieder gehoben. 1900 betrug die Einfuhr 349,890, die Ausfuhr 619,836 Pfd. Sterl. Die Einfuhr besteht vornehmlich in Schnittwaren, Brotstoffen, Schlachtvieh, Bauholz, Olen, Fleisch, Eisen und Eisenwaren, Kohlen, Seilen u. a., die Ausfuhr in Zucker (1900 für 393,897 Pfd. Sterl.), Kopra, Rum, Früchten (Bananen und Ananas), Kokosnüssen, Erdnüssen, Vanille, Trepang. In die Häfen von Suva und Levuka liefen ein 113 Schiffe von 96,909 Ton., darunter 92 englische von 85,288 T., aber nur 1 deutsches von 777 T. Die Regierung zahlt Subsidien an Dampfer, die zwischen den F. und Neuseeland und Victoria laufen. Banken bestehen in Suva und Levuka. Ein deutscher Konsul hat seinen Sitz in Levuka. Die Kolonie steht unter einem Gouverneur, dem ein Gesetzgebender Rat von 12 Mitgliedern zur Seite steht; die 18 Distrikte werden von 12 einheimischen Häuptlingen (Roko Tui) und 6 europäischen Beamten verwaltet. Die Einnahmen betrugen 1900: 111,569, die Ausgaben 100,022, die öffentliche Schuld 200,536 Pfd. Sterl. Sitz der Regierung ist seit 1880 Suva auf der Südküste von Viti Levu, mit gutem Hafen; vorher war es Levuka auf Ovalau.
Die Inselgruppe war zwar schon 1643 von Tasman gesehen worden, der sie »Prins Willhems Eilanden« nannte, 1773 von Cook teilweise wieder aufgefunden und 1789 und 1792 von Bligh durchsegelt, wurde aber erst 1827 durch Dumont d'Urville bekannter; 1840 wurde sie von Wilkes und 1857 von Denham kartographisch aufgenommen. Eine Anzahl von Norfolk entflohener Sträflinge gelangte 1804 hierher, und seit 1835 suchten wesleyanische Missionare vergebens das wilde Volk für milde Sitten und das Christentum zu gewinnen. Einen Erfolg hatten sie erst 1854, als der mächtigste Häuptling der Gruppe, Thakombau (185274), zum Christentum übertrat. Nachdem er sich im Verkehr mit den schon numerisch nicht unbedeutenden weißen Ansiedlern eine drückende Schuldenlast aufgebürdet hatte, bot er 1858 der britischen Regierung sein Land an. Das Anerbieten wurde abgelehnt und 1871 von Thakombau, der inzwischen mit Europäern als Ministern eine Art parlamentarischer Regierung eingeführt hatte, und den übrigen Häuptlingen der Gruppe mit gleichem Mißerfolg wiederholt, aber 1874 angenommen. England verpflichtete sich zur Zahlung eines Jahresgehalts an den König (gest. 1883) und zur Übernahme seiner Schulden (80,000 Pfd. Sterl.); die F. wurden eine Kronkolonie Englands. Die vor der britischen Annexion seitens der Häuptlinge erfolgten Landverkäufe erkannte die Kolonialregierung großenteils nicht an; doch wurde den deutschen Interessenten nach einer Prüfung ihrer Ansprüche durch eine aus deutschen und englischen Regierungsbevollmächtigten zusammengesetzte Kommission 1885 englischerseits die geringe Entschädigung von 10,620 Pfd. Sterl. gezahlt. Gouverneur von F. ist seit 1902 Henry Moore Jackson. Anfang März 1903 suchte ein großer Teil der eingebornen Bevölkerung von Suva auf Viti Levu das ihm drückend erscheinende Joch der wesleyanischen Herrschaft zu brechen, indem er zum katholischen Bekenntnis, das seit 1844 ebenfalls auf den F. Fuß gefaßt hatte, übertrat. Seit 1880 bildet die Insel Rotumah eine Dependenz der F. Vgl. außer dem Reise bericht von Charles Wilkes (s.d.): Williams und Calvert, Fiji and the Fijans (Lond. 1858); De Ricci, Fiji, our new province in the South Seas (das. 1875); Forbes, Two years in Fiji (das. 1875); Meinicke, Die Inseln des Stillen Ozeans, Bd. 2 (Leipz. 1876); Cumming, At home in Fiji (6. Aufl., Lond. 1901); Horne, A year in Fiji (das. 1881); Weule im 2. Bande von Helmolts »Weltgeschichte« (Leipz. 1902); Guppy, Observations of a naturalist in the Pacific, Bd. 1 (Lond. 1903).
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