Ziegler [2]

[612] Ziegler, 1) Bernhard, geb. 1496, Professor der Hebräischen Sprache in Leipzig, lebte in genauen Verhältnissen mit Luther u. Melanchthon, welcher Letztere sich seiner Hülfe bei der Interpretation der Bibel oft bediente; er starb 1566. 2) Philipp, aus Würzburg gebürtig, hatte nach Einigen Jurisprudenz, nach Andern Philosophie studirt; zog seit 1616 unter dem Namen eines Königs u. Löwen vom Stamm Juda, welcher Christi Reich aufrichten wollte, in Reichsstädten predigend umher, wurde aber mehrmals als Aufwiegler gefangen gesetzt u. bestraft. 1620 aus Frankfurt a. M. verwiesen, ging er nach Dänemark u. Schweden, auch da vertrieben, wendete er sich nach England, wo er verschwand; er schr.: Gründlicher Beweis, daß ein Tertium saeculum od. Testamentum Spiritus Sancti sei, 1622. 3) Kaspar, geb. 1621 in Leipzig, wurde 1655 Professor der Jurisprudenz daselbst u. starb 1690. Auch als Dichter zeichnete er sich aus, bes. durch die Einführung des Madrigals unter den Deutschen, u. das Leipziger (Collegium, Gellianum dankte ihm seinen Ursprung. Er schr.: De juribus majestatis, Wien 1681; Notae in H. Grotii lib. le jure belli et pacis, ebd. 1660, u.a.m. 4) Heinrich Anselm von Z., s. Ziegler u. Klipphausen 3). 5) Christian Jakob August, geb. 1735 in Quedlinburg; lebte als praktischer Arzt daselbst, wurde später Leibarzt der Äbtissin von Quedlinburg u. starb 1799 als Stadtphysicus u. Garnisonmedicus; er schr.: Beobachtungen aus der Arzneiwissenschaft, Chirurgie u. gerichtlichen Arzneikunde, nebst einer Untersuchung u. Beschreibung der Quedlinburger Gesundbrunnen, Lpz. 1787. 6) Friedrich Wilhelm, geb. 1760 in Braunschweig, ging früh nach Wien u. wurde Schauspieler am Burgtheater u. vom Kaiser Joseph II. nach den meisten großen Bühnen Deutschlands gesendet, um sich auszubilden. Er spielte Helden-, Tyrannen- u. Charakterrollen, erhob sich aber nie über die Mittelmäßigkeit. Er wirkte am Burgtheater über 40 Jahr, wurde endlich Theaterconsulent u. starb pensionirt 21. Sept. 1827 in Wien. Er schr.: Eulalie Meinau, Frankf. 1791 (eine Fortsetzung von Kotzebues Menschenhaß u. Reue); Weltton u. Herzensgüte, Lpz. 1793; Weiberlaunen u. Weiberschwäche, ebd. 1797; Die Freude, ebd. 1797; Jolantha, Königin von Jerusalem, ebd. 1798; Das Incognito, ebd. 1818; Die Macht der Liebe, ebd. 1808; Die vier Temperamente, Dresd. 1821; Der Brudermörder wider Willen, Augsb. 1822; Die Schöne u. die Häßliche, Brünn 1823, u.a.m. Sämmtliche dramatische Werke, Wien 1824, 18 Bde. Er schr. außerdem: Hamlets Charakter nach psychologischen u. physiologischen Grundsätzen, Wien 1803; Die dramatische Schauspielkunst, ebd. 1821; Der innere u. äußere Mensch in Beziehung auf die bildenden Künste, bes. auf die Schauspielkunst, ebd. 1825, 2 Thle. 7) Werner Karl Ludwig, geb. 1763 zu Scharnebeck im Lüneburgischen, wurde 1788 Repetent in der theologischen Facultät in Göttingen, 1790 Professor der Theologie in Rostock u. starb 1809. Er schr.: Die Übersetzung der Denksprüche Salomos, Lpz. 1791; Einleitung in den Brief an die Hebräer, Gött. 1791; Beitrag zur Geschichte des Glaubens an das Dasein Gottes, ebd. 1792; Versuch einer pragmatischen Geschichte der kirchlichen Verfassungsformen in den ersten sechs Jahrh. der Kirche, Lpz. 1798; Theologische Abhandlungen, Göttingen 1791–1804, 2 Bde. Z-s Selbstbiographie gab Link zu Rostock 1811 heraus.[612]

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 19. Altenburg 1865, S. 612-613.
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