1. Beent1 för der aue2 Börgermêster, dan der neuen es ömmer schlehter. (Aachen.) – Firmenich, I, 491, 1.
1) Betet.
2) Für den alten.
[514] 2. Een enkelt1 Mâl kan man mit'n Börgemêster êten (oder: gegen en Borgemêster têren2). (Ostfries.) – Frommann, IV, 287; Bueren, 460.
1) Einzeln.
2) Zehren.
3. Ein Bürgermeister ohne Witz, ein Schweinespiess ohne Spitz' und ein Ofen ohne Hitz', diese drei Dinge sind nicht viel nütz. – Körte, 784.
4. Einmal Borgemêster, immer Borgemêster, sä' den Borgemêster sîn Frû, as hei awesettet word. (Hildesheim.) – Hoefer, 338.
5. Einmal Bürgermeister, allezeit Bürgermeister. – Pistor., III, 30; Eiselein, 103; Eisenhart, 57; Sailer, 185; Simrock, 1411; Hertius, II, 8; Estor, I, 35; Hillebrand, 243.
Ein das Alter ehrendes Sprichwort. Nach Eisenhart will es sagen, dass diejenigen, welche altershalber ihr Amt niederlegen, doch den mit dem geführten Amte verbundenen Titel behalten.
Holl.: Eens burgemeester, altijd burgemeester. (Harrebomée, I, 104.)
6. Man kann wol ên Mal mit'n Bermester tähren. (Ostfries.) – Hauskalender, I; hochdeutsch bei Reinsberg III, 122.
Holl.: Men kan wel eens tegen den burgemeester teren, maar niet altoos. (Harrebomée, I, 104.)
7. Wenn der Bürgermeister schenkt Bier und Wein, Metzger und Bäcker im Rathe sein, so leidet Noth die ganze Gemein. – Körte, 785; Eiselein, 103.
Am Rathhause zu Gotha soll der Spruch folgende Fassung haben (oder gehabt haben): Wo der Bürgermeister schenkt den Wein, die Fleischer mit im Rathe sein und ein Rathsherr bäckt das Brot, da muss die Armuth (müssen die Bürger) leiden Noth. (Pistor., III, 31.)
Holl.: Daar de meijers tappen wijn, de burgemeesters koornkoopers zijn en de scheppens bakken brood, daar is de gemeente in grooten nood. (Harrebomée, I, 94.)
8. Wo der Bürgermeister doctert, da ist nicht gut wohnen.
9. Wo der Bürgermeister schenckt Wein, die Fleischhawer im Rath seyn, vnd der Beck weigt das Brod, da leyd die Gemein gross Angst vnd Noth. – Lehmann, II, 883, 314; Schles. Provinzialblätter, 1862, S, 567.
Dän.: Hvor borgmester tapper øl og viin, og raadmanden slagter quæg og sviin, men bageren udveier brød, der lider den gemeene nod. (Prov. dan., 83.)
10. Wo der Bürgermeister selbst ein Beck ist, da bäckt man das Brot zu klein. – Pistor., III, 31; Simrock, 1412.
In englischen Sprichwörtern tritt der Bürgermeister nicht als Bäcker und Weinschenk, sondern mit andern Functionen auf, z.B. als Austernesser, der die bereits verdorbenen so weit von der Nase abhält, dass er sie mit der Degenspitze öffnet.
Engl.: The mayor of Northampton opens oysters with his daggers. (Bohn II, 216.)
*11. Da soll doch den heidelberger Bürgermeister ein odenwälder Fuchs beissen!
Diese Redensart ist aus dem südwestlichen Deutschland mit nach Nordamerika gewandert, wo sie zur Bezeichnung von Entrüstung, Staunen u.s.w. angewandt wird, vgl. z.B. Baltimore Wecker, Nr. vom 9. Nov. 1852. Auch ausserhalb Deutschlands treten die Bürgermeister im Sprichwort auf.
Engl.: The mayor of Altringham, and the mayor of Over, the one is a thatcher, the other a dauber. – The mayor of Altringham lies in bed while his breeches are mending. (Bohn II, 199.)
*12. Do het den Börgermeister en Bocks (Hose) van. (Meurs.) – Firmenich, I, 407, 391.
*13. Ein selbsgewachssner burgermeyster. – Franck, I, 50b.
Der sich selbst aufgeworfen oder erwählt hat.
*14. Hei makt't as uns' Börgermeister, dei lett't ock in Gnaden gescheihn, wenn't regnet. (Mecklenburg.)
Vom Bürgermeister in Sinigaglia sagt man: Der Podestà von Sinigaglia befiehlt und thut es selbst. (Reinsberg VI, 34.)
*15. Jetzt bin ich Borjemaschter. (Jüd.- deutsch.) – Tendlau, 216.
Jetzt habe ich zu befehlen, bin ich Trumpf, Herr, habe ich die Gewalt.
*16. Van 't beste, war de Borgmester een Büxe van drogt. (Ostfries.) – Hauskalender, II.
zu5.
Holl.: Eemoal olderman, altijd olderman. (Harrebomée, II, 133.)
zu7.
Nach der Laien-Bibel von Gryse, Fr. 18 hat der Spruch folgende Fassung: »Wenn de Borgemeister schenket Wyn, vnd de Fleschhauwer mit im Rade syn, vnd de Becker wacht (wägt) dat Brodt, dar lyde de Gemene grote nodt.«
17. Möge er Bürgermeister von Metz werden, oder doch wenigstens König von Frankreich.
Ein Sprichwort in den stolzen Patricier-Familien von Metz in dessen Blütezeit bei der Geburt eines Sohnes.
*18. Den Bürgermeister ausgenommen.
Diese sprichwörtliche Redensart ist aus einem Gedicht: Die Ausnahme von Andr. Wilke entlehnt, der 1814 zu Grabow (Mecklenburg- Schwerin) starb, wo er Vorsteher einer Privatschule war. (Vgl. Büchmann, 10. Aufl., 85.)
*19. Es sind nicht alle Bürgermeister Grabow's. – Schottmüller, Ms.
So sagt man (etwa seit 1858) am Rhein, wenn man einen dortigen Bürgermeister tadelt. Man ehrt dadurch den Bürgermeister von Prenzlau, den vieljährigen Präsidenten des preussischen Abgeordnetenhauses seit jener Zeit.
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