Hanf

1. Aus eigenem Hanfe werden die besten Seile.

Die Russen: Jedem dünkt der eigene Hanf besser als des Nachbars Flachs. (Altmann V, 131.)


2. Aus grobem Hanf lässt sich keine Seide (lassen sich keine feinen Fäden) spinnen.Henisch, 1123, 44.


3. Auss grobem Hanff kan man nichts subtils Spinnen.Lehmann, 740, 24.


4. Auss hanff macht man kein Seiden.Lehmann, 819, 7.

Dän.: Af hampe-garn giør man ei gode silke-punge. (Prov. dan., 271.)


5. Besser den Hanf in den Händen, als am Halse.

Besser durch Arbeit sein Brot verdienen als durch Diebstahl und Betrug, und dann den Strick um den Hals bekommen.

Böhm.: Lépe trhati konopĕ rukama, než krkem. (Čelakovsky, 132.)


6. Der Hanf gehört in die frische Furche.


7. Der Hanf schämt sich nicht, auf einem Misthaufen zu wachsen.

Holl.: Hennep schaamt zieh niet, op een' mesthope te groeijen. (Harrebomée, I, 305.)


8. Eigener Hanf ist besser als des Nachbars Flachs.


9. Es ist e böse Hanf, wenn e d' Vögel nümme wend. (Luzern.)

Es ist schlechter Hanf (Hanfsamen), wenn die Vögel ihn nicht mehr fressen wollen.


10. Es wird nicht aus jedem Hanf ein Strick gesponnen.

Die Russen: Es wächst nicht jeder Hanf zum Brauthemd aus. (Altmann V, 103.)


11. Man kan auss grobem Hanff kein subtilen Faden spinnen.Lehmann, 509, 4.


12. Man kann nicht aus allem Hanf gut Garn spinnen.

Dän.: Man kand ikke spinde godt garn af alle slags hør. (Prov. dan., 218.)


13. Man muss zum Hanf greifen, wenn der Flachs versponnen ist.


14. 'S kus't Homf, eh's Pfard in Gang kimmt. (Hirschberg.)

Anstrengungen, Schweiss, Opfer, ehe ein Geschäft u.s.w. eingerichtet ist.

15. Schlechter Hanf – schlechte Seile.

Die Russen: Böser Hanf, böse Linnen. (Altmann VI, 402.)


16. See Hanff Vrbani.Petri, II, 517.


17. Wer Hanf am Bocken hat, lässt sich in schlecht Gewebe nicht ein.


18. Wie der Hanff, so ist der Faden (der Strick, das Tau).Lehmann, 509, 2.

Die Russen dagegen: Nicht immer richtet sich die Güte des Gespinstes nach der Güte des Hanfs. (Altmann VI, 428.)

Dän.: Som hampen er, bliver traaden. (Prov. dan., 271.)


*19. Der Hanf fragt den Seiler nicht, was er aus ihm spinnt.


*20. Er hat Hanf aufgelegt.

Die Peitsche gebraucht.


*21. Er hat Hanf gefressen und scheisst Stricke.


*22. Er kann sich geschwind aus dem Hanfe finden.

Hanf für das, was daraus verfertigt – Netz; er weiss auch in verwickelten Lagen Rath.

Frz.: Avoir l'esprit vif et présent. (Kritzinger, 561b.)

*23. Er wird am Hanf in der Luft ertrinken.

Wird gehängt werden. » ... Oder an Hanff im Lufft ertrenken.« (Waldis, IV, 50.)


*24. Für den ist der Hanf gewachsen.Breslauer Zeitung, 1866, S. 2195.

Er kann darauf rechnen, gehängt zu werden.


*25. Man kann ihn nicht einmal in den Hanf stellen.

Auch als Vogelscheuche ist er nicht einmal zu gebrauchen.


[Zusätze und Ergänzungen]

26. Der Hanf hat eine gute Tugend, er kann unheilbare Krankheiten kuriren.Wirth, I, 215.


27. Ist der Hanf ein Riese, so wird die Kartoffel ein Zwerg.Wunderlich, 31.


28. Wenn der Hanf gesponnen, ist England verloren.

Ein aus einem englischen Volksreim unter Elisabeth und Jakob I. entstandenes Sprichwort. Hanf, englisch Hempe, enthält die Anfangsbuchstaben von Heinrich VIII., Eduard VI., Maria, Philipp, Elisabeth.


*29. Er kann sich nicht aus dem Hanfe finden.


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 2. Leipzig 1870.
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