1. Es lebe Hänschen im Keller! – Eiselein, 281; Braun, I, 1128.
Das Kind im Mutterleibe. Eiselein sagt zur Erklärung: Vor zeiten hatte man eine Art Becher, die »Hänschen im Keller« und »Gretchen in der Küche« benannt wurden. Diese Gefässe waren aus Silber und vergoldet, der Fuss lang und die Schale darauf einer Muschel ähnlich, hatte die Einrichtung, dass, wenn man Wein hineingoss, durch den Druck eine Oeffnung am Rande entstand, aus welcher ein Knäblein oder Mägdlein emporstieg. Der Scherz lag darin, dass man Frauen, die gern Kinder hatten, aus solchen Bechern zutrank. Jetzt noch will man mit dem Trinkspruch: »Es lebe Hänschen im Keller« oder: »Es lebe Gretchen in der Küche!« den Wunsch ausdrücken, dass eine Frau guter Hoffnung werde, oder, wenn sie es ist, sich einer glücklichen Entbindung erfreuen möge. Lauremberg (II, 764) sagt von den Reifröcken: »Ok konden se damit dat Hensken hübsch vertüssen (vertuschen) dat under diessem schuer (Schauer, Dach) im düstern keller lach.« Vgl. auch Birlinger, Augsburger Wörterbuch, 219b. Nach Stürenburg (78a) wird der schalkhafte, geheimnissvolle Toast für Schwangere und ihr Ungeborenes auch blos durch die Buchstaben H.I.K. ausgebracht.
Holl.: Hansje in den kelder en Maaitje in't schapraaitje. (Harrebomée, I, 284.)
2. Hänschen tanzt, wie Hans bläst (geigt, pfeift).
3. Hensschen lerne nicht zuuil, du must sonst vil thun. – Agricola II, 194; Guttenstein, 169; Körte, 2615; Simrock, 4340-41.
So sagte einst ein Mann in Thüringen: »wann der sahe, dass sich ein Knab fein schicket in seine Lernung und stund in Hoffnung, es wurde ein gelehrter, erfahrner und wohlgeschickter Mann aus ihm werden.«
4. Ist Hänschen im Keller, ich will's nicht erschrecken.
5. Was Hänschen gethan, klebt Hansen an.
Lat.: Difficile est, tacitos naturae abscondere mores, ponere difficile eat quae placuere diu. (Binder I, 326.)
[357] 6. Was Hänschen lernt, kann Hans.
Frz.: Ce qu'on apprend au berceau dure jusqu'au tombeau.
7. Was Hänschen1 nicht lernt, lernt Hans nimmermehr. – Erklärung, 2; Hollenberg, I, 77; Siebenkees, 49; Struve, II, 4; Steiger, 124; Bücking, 236; Sydow, I, 3; Müller, 24, 6; Neus, 6; Sprichwörterschatz, I, 3; Ramann, Unterr., IV, 1; Simrock, 4339; Körte, 2614; Braun, I, 1129; Lohrengel, I, 714; altmärkisch bei Schwerin, 99.
1) In Luther's Tischreden (196a): Hensel. – Katechetisch ist dies Sprichwort behandelt in Katechisationen über religiöse und moralische Wahrheiten (Leipzig 1804). Schon oft hat's Hans, freilich zu spät, bereut, dass Hänschen nichts gelernt hat. Der Name Hans spielt in den deutschen Sprichwörtern, wie hieraus zu ersehen, eine Rolle; aber er würde sie nicht spielen, wenn er nicht im deutschen Volksleben sie zuvor gespielt hätte. Da ist die Rede von einem Prahlhans, Saufhans, Hans ohne Sorgen, Hans in allen Gassen u.s.w. (S. ⇒ Hans 94.) Es fragt sich aber weiter: Woher kommt es, dass der Name Hans, oder Johannes, so gemein und beliebt geworden? Der Aberglaube hat geholfen. Strigenitius (in der Postille am Tage Johannes des Täufers.) sagt zur Erklärung: »Man hat vor zeiten gesagt, da, wo ein Johannes im Hause sei, schlage der Donner nicht ein, und da er gleich einschlage, thue er doch nicht Schaden. Daher hat ein jeder Hausvater einen Hans im Hause haben wollen, viele haben sogar zwei oder drei Söhne dieses Namens gehabt, einen Kleinhans, Mittelhans und Grosshans.« Der Aberglaube mag vielleicht aus der Veränderung der Namen Johannes und Jakob in Boanerges, Donnerkinder, entstanden sein.
Böhm.: Čo Jurko nĕpochopí, tému sa Juro nĕnauči. (Čelakovsky, 407.)
Frz.: Qui jeune n'apprend, vieux ne saura.
Holl.: Wat Hansje niet leert, leert Hans nimmer. (Harrebomée, I, 284.)
Lat.: Hansellus quiquid teneris non discit in annis, Hans nunquam discit, semper ineptus erit. (Binder II, 1282; Gartner, 188; Philippi, I, 174.) – Qui non est hodie, cras minus aptus erit. (Ovid.) (Philippi, II, 134.)
8. Was Hänschen nicht liess, lässt Hans nimmermehr. –
Böhm.: Nosí-li Jeniček žbánek, nepustí ho ani Janek. (Čelakovsky, 407.)
9. Was Hänschen sich gewöhnt, wird Hans nicht lassen.
Lat.: Difficile est assueta relinquere. (Altdorf, 22; Binder II, 772.) – Quod puer adsuescit, senio dimittere nescit. (Binder II, 2898; Neander, 303.)
10. Wat Hänsken versümet, höllt Hans nit mei in. (Waldeck.) – Curtze, 319, 65; hochdeutsch bei Eiselein, 281.
Was Hänschen versäumt, holt Hans nicht mehr ein.
Lat.: Hansellus teneris quicquid non discit in annis, Hans nunquam discet, semper ineptus erit.
*11. Hänschen voran sein. (Deutz.)
*12. Na Hänsgen un Greetjen gân. – Richey, 88.
Auf Liebeswegen gehen.
13. Hänschen ist ein Hans geworden.
*14. Zum Hänschen haben. – Germania, V, 320.
So viel wie zum Narren haben.
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