[105] Schottland, der nördl. Theil der größten brit. Insel, gegen W. vom atlant. Meere, gegen N. und O. von der Nordsee umflossen, gegen SW. und S. durch einen Landrücken mit England verbunden, wo der Fluß Tweed und eine zum Solwaybusen laufende Linie die Grenze bilden, hat einen Flächenraum von 1467 ! M. oder ungefähr 19 Mill. engl. Acker, von welchen über 5 Mill. urbar und über 13 Mill. Wüstungen sind, die jedoch meist zu Triften benutzt werden. Den übrigen Theil der Bodenfläche bedecken Flüsse und Seen. Die Grampianberge, nördl. von den Flüssen Clyde und Forth zum atlant. Meere und der Nordsee laufend, trennen als feste Naturgrenze das rauhe Hochland (s.d.) von dem meist aus Hügelland bestehenden Niederlande und sind auch seit den ältesten Zeiten geschichtlich merkwürdig als eine Scheidewand der Gesittung zwischen zwei durch Abstammung und Sprache verschiedenen Volkstheilen. Nach einer auch durch die natürliche Beschaffenheit des Bodens bedingten geographischen Eintheilung zerfällt S. in Süd-, Mittel- und Nordschottland; das erste von den Cheviotbergen an der Grenze Englands bis zu der Mündung des Forth, das zweite, von Seen durchschnitten, die sich in südwestl. Richtung vom Murraybusen bis Mull erstrecken, das dritte, das Hochland, bis zur nördl. Küste eine unregelmäßige Gebirgsmasse ohne bestimmten Zusammenhang, in nackten Felsen emporsteigend oder nur mit Haidekraut bedeckt, von breiten und fruchtbaren Thälern durchschnitten. Zu den höchsten Punkten der Gebirgsgruppe, die alle 4000 F. über dem Meere liegen, gehören Ben Nevis, Ben Mucdhu, Ben Avon, Cairn Gower, Ben Lair. Auch Mittelschottland, von dem breiten Grampiangürtel durchzogen, ist noch sehr gebirgig, Südschottland aber zeigt die reizendste Abwechselung von Ebenen, sanft ansteigenden Hügeln und fruchtbaren Thälern mit einzelnen Gebirgsgruppen von 1206–2000 F. über dem Meere. Die Küste hat überall Seearme und Buchten, die auf der Westküste gute Häfen bilden, während die Ostküste nur den Hafen Cromarty hat. Auf der Nordküste ist Schottland durch das stürmische Pentland-Haff von den orkadischen Inseln (Orkneys) getrennt. Unter den meist nach NO. oder S. laufenden Flüssen sind die bedeutendsten Tay, Forth, Clyde, Spey, Dee. Die zahlreichen Seen sind theils tief in das Binnenland laufende Seearme, theils Süßwasserseen, durch Größe und reizende Umgebungen ausgezeichnet, wie der Loch Lomond, Loch Leven, Loch Katrine. Das Klima ist abwechselnd, im Winter milder als unter gleichen Breitengraden auf dem Festlande, und Seewinde kühlen die Luft im Sommer. S. ist hinsichtlich seines Bodens ein armes Land, und nur durch die Betriebsamkeit seiner Bewohner hat es sich seit einem Jahrhundert gehoben. In frühern Zeiten scheinen selbst edle Metalle nicht selten gewesen zu sein, jetzt aber findet man Gold fast gar nicht mehr und auch auf Silber wird nirgend gebaut. Das Hochland hat keine bauwürdigen Erzgänge, reicher aber sind die Gebirge Mittelschottlands. In den Grafschaften Lanark und Dumfries findet man Blei mit Silber gemengt; Kupfer ist selten. Südschottland liefert gute Eisenerze. Reiche Steinkohlenlager erstrecken sich in großer Ausdehnung längs den Mündungen des Clyde und Forth bis nach Glasgow, doch sind ihre Erzeugnisse nicht so gut als die besten englischen. Unter den schot. Marmorarten sind einige auch zu Kunstarbeiten zu benutzen. Schön geaderter Granit wird in der Grafschaft Aberdeen gefunden. Salz findet sich nicht als Mineral und wird nur aus Seewasser gesotten. Wölfe, Auerochsen und Biber, ehemals häufig, hat die Cultur verdrängt, Hirsche, Rehe und andere Jagdthiere aber finden sich in Überfluß. S. hat einige eigenthümliche Pferdearten, besonders von kleiner Race (ponies), und in neuern Zeiten ist die Zucht derselben verbessert worden. In den Weidegegenden des südl. S.'s ist die Rindviehzucht bedeutend. Die Schafzucht ist in neuern Zeiten vorzüglich im Hochlande verbreitet worden, wo die Grundeigenthümer auf den früher unter ihre Lehnleute vertheilten Ländereien große Heerden halten, doch ist dadurch ein großer Theil der dürftigen Bewohner zur Auswanderung gezwungen worden. Die Fischerei, besonders der Heringsfang, ist bei der großen Ausdehnung der Küsten sehr bedeutend, und in neuern Zeiten ist dieselbe so sehr verbessert worden, daß die Holländer, die lange im Alleinbesitze des Heringsfanges waren, jetzt zum Theil verdrängt worden sind. Die fischreichen Binnenseen werden noch nicht genug benutzt, bedeutend aber ist der Lachsfang in Flüssen und Seen. Der Walfischfang an der Küste von Grönland und in der Davisstraße wird von S. aus eifrig betrieben. In dem größten Theile des Landes stehen dem Ackerbau bei der Naturbeschaffenheit des Bodens große Schwierigkeiten entgegen, seit 60 Jahren aber hat sich derselbe, wie überhaupt der ganze landwirthschaftliche Betrieb im südl. S., sehr gehoben. Außer Weizen wird besonders viel Hafer gebaut, der die Brotfrucht des Landmannes in dem größten Theile des Landes ist. Gerste wird meist zu Branntwein benutzt und aus einer geringern Art (bere genannt) im Hochlande das Whiskey gebrannt.
Die ältesten Bewohner S.'s waren wahrscheinlich ein Zweig des Keltenstammes. Als die Römer lange nach der Gründung ihrer Herrschaft im südl. Theile der großen Insel Britannien 80 n. Chr. unter ihrem Feldherrn Agricola auch in dem nördl. Theile jenseit des Solway vordrangen, fanden sie einen Volksstamm, den sie Caledonier nannten. Sie unterwarfen das Land ohne Schwierigkeit bis zu den Grampianbergen, hinter deren festes Bollwerk die Caledonier sich zurückzogen. Die Römer errichteten, um die häufigen Ausfälle der Eingeborenen aus ihren Gebirgsschluchten abzuwehren, befestigte Wälle, deren Spuren zum Theil noch sichtbar sind. Am Ende des 3. Jahrh. trat den Römern ein neuer Volksstamm entgegen, den sie Picten (picti, Bemalte, weil sie den Leib färbten) nannten, vielleicht ein [105] nordgermanischer Stamm, wie die ursprüngliche Verschiedenheit der Bewohner Niederschottlands und des Hochlandes in Sprache, Sitten und gesellschaftlichen Verhältnissen anzudeuten scheint. Im 3. Jahrh. kam ein Stamm der Galen, die Scoten, aus Irland nach S., der zuweilen mit den Picten gegen die Römer und später gegen die neuen Ansiedler in England, die Angelsachsen, kämpfte, bis die Verbündeten in Streit geriethen und endlich im 9. Jahrh. die Scoten die Übermacht errangen und ihr König Kenneth beide Völker in einem Reiche, unter dem Namen Schottland vereinigte. Irländische Mönche hatten bei der Verbindung, welche die Scoten mit der Nachbarinsel unterhielten, schon im 6. Jahrh. das Christenthum eingeführt und auf der hebridischen Insel Jona ein Kloster gegründet, aus welchem sich Bildung unter den rohen Stämmen der Urbewohner verbreitete. In Südschottland wurde durch Kriegsgefangene, die Malcolm III., der Sohn des von Macbeth ermordeten Scotenkönigs Duncan, aus England mitbrachte, und durch Normannen, die sich nach der Eroberung Englands durch Wilhelm jenseit des Solway ansiedelten, allmälig Gesittung eingeführt, während das Hochland, von den übrigen Landestheilen geschieden, in Barbarei blieb. Als 1289 der alte schot. Fürstenstamm ausstarb, machte Eduard I., König von England, die Lehnsansprüche geltend, welche die schot. Könige in Beziehung auf einige Grenzgebiete schon früher anerkannt hatten, und indem er sich in den Streit der Kronbewerber mischte, errang er, nach einem entscheidenden Siege, die Herrschaft. Vergebens versuchte Wallace an der Spitze der Schottländer die Unabhängigkeit des Landes zu retten; im J. 1306 aber gewann ein Abkömmling des alten Königsstammes, Robert Bruce, die Krone, deren Besitz er sich 1314 durch einen glänzenden Sieg über die Engländer sicherte. Als Robert's Mannsstamm 1371 erlosch, kam mit dem Sohne seiner Tochter das Haus Stuart auf den Thron. Während häufiger vormundschaftlicher Regierungen und bei den fast ununterbrochenen Kriegen mit England erlangte der Adel einen vorherrschenden Einfluß, unter welchem das Ansehen der Könige ebenso sehr als das Wohl des Volkes in einem gewerblosen Lande ohne einen gebildeten Mittelstand litt. Zwistigkeiten unter dem Adel störten unaufhörlich die Ruhe und Sicherheit des Landes. Die innere Zerrüttung stieg, während der Thronerbe Jakob I., den Heinrich IV. verrätherisch in seine Gewalt bekam, 19 Jahre lang als Gefangener in England war, wo er aber seine hohen Geistesgaben glücklich ausbildete. Als er 1424 den Thron bestieg, bot er Alles auf, den Frieden im Lande zu sichern und durch Ansiedelung fremder Handwerker die Gewerbsamkeit zu befördern, aber vergebens suchte er die Macht des Adels zu erschüttern, der eine Verschwörung stiftete, deren Opfer der König wurde. Sein nächster Nachfolger setzte den Kampf mit dem übermüthigen Adel ohne Erfolg fort. Jakob IV. legte durch seine Vermählung mit der Tochter Heinrich VII. den Grund zu der spätern Vereinigung Englands und Schottlands. Während seiner Regierung geschahen einige Fortschritte in dem gesellschaftlichen Zustande und in der Ausbildung der Verfassung des Landes durch Verbesserung der Rechtspflege und durch die gesetzliche Sicherung des Rechts der Städte, an den Steuerbewilligungen im Parlamente Theil zu nehmen. Die im 15. Jahrh. gestifteten Universitäten St.-Andrews, Glasgow und Aberdeen blieben nicht ohne wohlthätigen Einfluß auf die Bildung des Adels, aber die Erziehung der untern Volksclassen wurde fortdauernd vernachlässigt. Nachdem Jakob IV. 1513 in einer Schlacht gegen die Engländer gefallen war, gerieth S.'s Unabhängigkeit während der Minderjährigkeit seines Sohnes in neue Gefahr, und der König von England benutzte die Parteikämpfe in S., um den Plan einer Vereinigung beider Länder auszuführen. Jakob V. wurde durch die Vermählung mit Maria von Guise fest an Frankreich geknüpft, und das mächtige Haus Guise fand dadurch Gelegenheit, seinen Eifer gegen die Reformation auch in S. zu zeigen, wo die neue Lehre durch Schottländer, die in Deutschland ihre Bildung erhalten hatten, Eingang gewann. Vergebens arbeitete die Geistlichkeit dem Protestantismus entgegen, der bald auch unter dem Adel Freunde fand, welche durch die Hoffnung gelockt wurden, die geistlichen Güter an sich zu reißen. Ein Beschluß des Parlaments, der im J. 1542 dem Volke das Lesen der Bibel in der Landessprache erlaubte, entschied den Sieg der Reformation, an deren Spitze zu derselben Zeit der unerschrockene Johann Knox (s.d.) trat, der durch seine standhaften Bemühungen 1560 eine Kirchenverfassung gründete, welche auf die Gleichheit aller Diener der Kirche gebaut war und die oberste Leitung der kirchlichen Angelegenheiten einer höchsten Behörde unterwarf. Die Befestigung der Reformation wurde durch die Zerrüttungen befördert, in welche S. nach dem Tode Jakob V. während der Minderjährigkeit seiner Tochter Maria Stuart (s.d.) gerieth, da die Nachgiebigkeit ihrer Mutter gegen den franz. Einfluß dazu beitrug, die Sache der Reformation mit der Vertheidigung der von dem Hofe bedrohten bürgerlichen Freiheit zu verbinden. Maria Stuart, zuerst mit Franz II. von Frankreich vermählt, war kaum nach S. gekommen, um die Regierung des Landes zu führen, als theils ihre dem Volke verhaßte Ergebenheit gegen die katholische Kirche und ihre Unbesonnenheit, theils ihre laut erklärten Ansprüche auf die engl. Krone und die Parteiungen des von der Königin Elisabeth ermunterten schot. Adels sie in Verwickelungen brachten, die mit ihrem Sturze und ihrer Gefangenschaft in England endigten. Die Herrschaft der Reformation wurde völlig gesichert, als die Großen sich der Staatsgewalt und der Vormundschaft über ihren minderjährigen Sohn Jakob VI. bemächtigt hatten, der nach Elisabeth's Tode (1603) als nächster Erbe den engl. Thron bestieg. Während in S. der Übermuth des Adels noch immer die Ruhe störte und Gesetzlosigkeit herrschte, erregte Jakob neue Zwietracht, als er versuchte, die gesetzlich begründete Verfassung der presbyterianischen Kirche umzuwandeln, und trotz dem lebhaften Widerstande der schot. Geistlichkeit gelang es ihm, 1610 eine bischöfliche Kirchengewalt nach dem Vorbilde der englischen einzuführen. Sein Sohn, Karl I., setzte die Ausführung dieses Plans fort, und während er den Adel reizte, dem er die in der ersten Zeit der Reformation erlangten Zehnten nahm, um die neuen Bischofssitze auszustatten, erbitterte er die untern Volksclassen durch die völlige Einführung der bischöflichen Kirchengebräuche. Die Presbyterianer schlossen einen Bund, welcher den König zur Nachgiebigkeit nöthigte, und 1639 wurde das Kirchenwesen nach dem Umsturze der bischöflichen Gewalt auf eine freie Gemeindeverfassung gegründet, die sich während der Kämpfe zwischen Karl und seinem Volke befestigte. [106] Unter Cromwell's Herrschaft wurden die Schottländer so hart von engl. Besatzungen gedrückt, daß sie die Wiederherstellung Karl II. als ein glückliches Ereigniß begrüßten, aber kaum war er auf dem Throne befestigt, als er die bischöfliche Kirchenverfassung wieder einführte, und nachdem er zwei Empörungen unterdrückt hatte, wurde S. der härtesten Willkürherrschaft unterworfen. Als Jakob II., der während seiner kurzen Regierung die Absicht, auch in S. das Papstthum wiederherzustellen, nicht ausführen konnte, den Thron verloren hatte, kam mit seinem Nachfolger Wilhelm III. eine glücklichere Zeit. Die aufgehobene freie Kirchenverfassung wurde wiederhergestellt und das Volk sah seine bürgerlichen Rechte und den gesetzlichen Einfluß des Parlaments gesichert. Nach langen Unterhandlungen erfolgte 1707 die Vereinigung S.'s mit England unter einem gemeinsamen Parlament, wiewol S. seine eignen Gesetze und zum Theil auch eine abgesonderte Verwaltung behielt. Dieses Ereigniß, dessen wohlthätige Folgen erst eine spätere Zeit. würdigen lernte, war allen Volksclassen verhaßt, welche bei dem Gedanken, die Selbständigkeit des alten Reiches vernichtet zu sehen, selbst die nächsten Wirkungen der Vereinigung beider Länder verkannten, welche durch die Unterdrückung der Übermacht des Adels die Fesseln des Volkes lösen sollte. Die Anhänger des vertriebenen Hauses Stuart benutzten diese Stimmung und reizten den Sohn Jakob II. 1715 zu einem Versuche, sein Stammland wieder zu erobern, der besonders auch durch die Anhänglichkeit der dem neuen Königsstamme aus dem Hause Braunschweig abgeneigten Hochländer begünstigt wurde. Das schlecht geleitete Unternehmen mislang, aber die Hoffnungen der Freunde des Hauses Stuart erloschen nicht, und mit gleichem Eifer erhoben sich 30 Jahre später die Hochländer, als 1745 Karl Eduard Stuart, Jakob II. Enkel, aus Frankreich herüberkam, und an der Spitze eines schnell gebildeten Heeres in England vordrang. Die Niederlage bei Culloden (1746) machte diesem Aufstande ein Ende. Die nächste Folge des Sieges war die Aufhebung der alten Stammverfassung im Hochlande, welche so lange ein Haupthinderniß des Fortschrittes der Gesittung gewesen war. Die wohlthätigen Folgen der Union hatten Südschottland schonlange mit diesem Ereignisse versöhnt, dessen Hauptvortheil war, daß auch den Schottländern der Handel mit den brit. Colonien geöffnet war. Seit der Mitte des 18. Jahrh. haben die Thätigkeit, der Erfindungsgeist und die Bildung des Volkes der Gewerbsamkeit einen hohen Aufschwung gegeben und S. zu einem der blühendsten Theile des brit. Reiches gemacht.
S. wird in politischer Beziehung in 33 Grafschaften getheilt. (S. Großbritannien.) Die Volksmenge hat sich seit der Mitte des 18. Jahrh. beinahe verdoppelt und beträgt wenigstens 2,400,000. Die Stammverschiedenheit der Hochländer und der Niederländer ist noch immer in Sitten, Charakter und Sprache sichtbar, ungeachtet die immer weiter nach dem Norden hinausgerückte Cultur viele frühere Eigenheiten verwischt hat. Der Schottländer ist besonnen, entschlossen und betriebsam, munterer als der Engländer, seinem Vaterlande ergebener und, selbst in den außereurop. Ländern angesiedelt, bleibt er der heimischen Sitte treu. Die Sprache der Hochländer, das Galische oder Ersische, ist der irländ. verwandt, und in abgeschiedenern Gebirgsgegenden und auf den hebridischen Inseln noch fast ausschließend Volkssprache. Die niederschot. Sprache scheint sich ursprünglich durch nordgermanische Einwanderer gebildet zu haben, hat aber viele Beimischungen aus dem Angelsächsischen, dem neuern Englischen und dem Französischen erhalten und in neuern Zeiten aufgehört, Schriftsprache zu sein. – So hoch die Landwirthschaft im südl. S. gestiegen ist, so sind doch die Manufacturen die Hauptquelle des Volksreichthums. Leinwand war die ursprüngliche Stapelwaare der schot. Betriebsamkeit, ist aber theils durch die Mitbewerbung Irlands, theils durch den vermehrten Gebrauch baumwollener Gewebe verdrängt worden. Im westl. S. ist fast nur die Baumwollenmanufactur herrschend, deren Hauptsitze Glasgow und Paisley sind. Der Binnenhandel Und der Küstenhandel sind sehr bedeutend, und seit der Mitte des 18. Jahrh. nahm der auswärtige Handel mit dem Aufschwunge der Manufacturen immer mehr zu. Der Clyde ist der Sammelplatz der meisten Schiffe, die den wichtigen Handel mit Amerika und Westindien treiben, an welchem vorzüglich Glasgow durch seinen Hafen Greenock Theil nimmt. Seit der Beschränkung der Handelsvorrechte der ostind. Compagnien im J. 1834 gehen schot. Schiffe nach Indien und China und im J. 1839 lief das erste gerade von Manilla kommende Schiff in Greenock ein. Den Verkehr befördern drei öffentliche Banken, von welchen die 1695 errichtete schot. Bank viele Zweigbanken in verschiedenen Städten hat. Fast in allen Städten gibt es Privatbanken, gesellschaftliche Unternehmungen von Kaufleuten, welche sowol Wechsel discontiren als Darlehen geben und bedeutende Geldgeschäfte machen. Man zählt gegen 300 Banken, die Noten ausgeben. Straßen und Kanäle sind seit der Vermehrung der Betriebsamkeit sehr verbessert worden. Unter den Kanälen ist der 1803 begonnene, 50 F. breite und gegen 5 M lange caledonische Kanal der prächtigste, hat sich aber in seiner Wirkung auf die Industrie minder nützlich erwiesen. S. gehört zu den Ländern, wo für die Volkserziehung am besten gesorgt ist, da schon seit 1696 durch die eifrigen Bemühungen der presbyterianischen Kirche in jedem Kirchspiele eine Schule gegründet und für jeden Schullehrer eine Besoldung festgesetzt wurde, unter welcher keine Anstellung stattfinden sollte. Zu den drei ältern Hochschulen kam 1581 noch Edinburg, die bedeutendste. Die schot. Universitäten, besonders die letztgenannte, zeichnen sich vor den engl. dadurch aus, daß sie nichts von mönchischer Zucht, veralteten Formen und unduldsamer Abgeschlossenheit haben und in ihrem Lehrplan auf einer höhern wissenschaftlichen Stufe stehen. Seit der Vereinigung mit England, besonders aber in neuern Zeiten, hat die politische Verfassung S.'s viele Verbesserungen erhalten. Nach dem neuen Wahlgesetze von 1832, der Reformbill, schicken die 33 Grafschaften 30 Abgeordnete in das Unterhaus des Reichsparlaments, sodaß 21 Grafschaften jede einen, sechs aber, je zwei und zwei gemeinschaftlich, drei wählen. Das Stimmrecht haftet an dem wirklichen Besitzer eines Gutes, das jährlich 10 Pf. Sterl. Ertrag gibt. Von 66 Städten werden 23 Mitglieder für das Unterhaus gewählt. S. hat seine eignen obersten Gerichtshöfe, von welchen aber die Berufung in allen bürgerlichen Rechtssachen an die höchste richterliche Behörde des Reichs, das Oberhaus, geht. Die Staatseinkünfte werden [107] nicht mehr wie früher von einer einheimischen Behörde, sondern von der höchsten Finanzbehörde in London verwaltet, und betragen jährlich gegen 4,770,000 Pf. St. Nach der im 16. Jahrh. eingeführten Kirchenverfassung leitet jeder Prediger in seinem Kirchspiele die geistlichen Angelegenheiten und ihm stehen weltliche Älteste zur Seite. Sämmtliche Prediger eines Bezirks und in einigen Fällen die Ältesten jedes Kirchspiels bilden die Presbyterien, deren es 78 gibt. Über dieser steht die Synode, die aus den Geistlichen und Ältesten verschiedener Presbyterien besteht und sich jährlich zweimal versammelt. Die höchste kirchliche Behörde ist die allgemeine Versammlung, die jährlich einmal in Edinburg zusammenkommt und aus 200 Geistlichen, 156 Ältesten und 5 Predigern oder Ältesten der Universitätsstädte besteht. Die Einkünfte der Geistlichen, früher sehr dürftig, müssen nach einem neuern Gesetze wenigstens 150 Pf. St. betragen. Außer der presbyterianischen Landeskirche gibt es mehre von derselben abweichende protestantische Glaubensparteien. Unter den höhern Ständen findet man viele Anhänger der englischen bischöflichen Kirche. Die Katholiken, die in Edinburg in neuern Zeiten zahlreich geworden sind und in andern Gegenden zerstreut leben, sind meist eingewanderte Irländer.
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