[289] Heuerntemaschinen (hierzu Tafel »Heuerntemaschinen I. u. II«), Geräte und Maschinen zur Heuernte. Von England und Amerika bei uns eingeführt. werden sie jetzt in überwiegendem Maß in Deutschland hergestellt und zwar mit dem Bestreben, diese Hilfsmittel allen, nicht nur, wie früher, den großen landwirtschaftlichen Betrieben, dienstbar zu machen. Kleinere Landwirte wollen sich nur eine Mähmaschine anschaffen, und man baut deshalb immer mehr kombinierte Gras- und Getreidemähmaschinen, bei denen man den zweiten Arbeiter, den Ableger, der jetzt üblichen Konstruktion mit dem anzuschraubenden zweiten Sitz zu ersparen sucht, indem man eine von den Fahrrädern anzutreibende Ablegvorrichtung anbringt, die das gemähte Getreide hinter die Zugtierspur, also seitlich, ablegt. Krätzig in Löwenberg i. Schl. benutzt das Fahrgestell eines Grasmähers nach Abnehmen des Messerwerkes zum Anbringen der Heuwender- und Heurechenteile.
Um das gemähte Gras zu trocknen, werden in regenreichen Gegenden, bes. im Algäu, Heinze (Reiter) verwendet, Gestelle mit seitwärts stehenden, leicht abnehmbaren oder zusammenlegbaren Armen, auf die das Heu in größerer Menge derart ausgepackt wird, daß es nicht mit dem Boden in Berührung kommt und der Regen leicht ablaufen kann. Diese müssen behufs der Aufbewahrung im Winter einen möglichst kleinen Raum einnehmen, und wegen der erforderlichen sehr großen Zahl müssen sie äußerst billig und womöglich vom Landmann selbst bei eigner Beschaffung der Holzteile fertig zu stellen sein (Stiehle in Seltmans). Vorrichtungen zum Trocknen des Heues unter Verwendung von künstlicher Wärme (Heutrockenapparate) haben sich noch keine größere Verbreitung verschafft. Das Heu soll bei ihnen durch Einblasen eines warmen Luftstroms oder durch Ansaugen von Luft aus dem Innern des Heues getrocknet werden. Am häufigsten werden Heuwender benutzt, die das Heu durch Wenden und Werfen der Sonne und der trocknen Luft aussetzen. Die Maschine wird, meist durch ein Zugtier, schräg über den von der Mähmaschine gelegten Schwaden gefahren, wobei Zinken dem Heu die entsprechende Bewegung erteilen. Die Arbeitsbreite muß größer sein als die Spurweite, um auch das durch die Fahrräder festgedrückte Heu zu erfassen. Ein Kutschersitz ist wegen der größern Leistungsfähigkeit[289] zweckmäßig, obwohl wegen der kurzen Gebrauchszeit nicht notwendig, ein Schutzschirm zur Verhinderung von Unglücksfällen des Arbeiters und des Verstreuens des Heues wünschenswert. Um zur Schonung trocknern Henes eine langsame, zum schnelleren Trocknen feuchtern Heues eine schnellere Bewegung der Zinken verwenden zu können, sind oft Wechselräder für den Antrieb vorgesehen, was auch zur Berücksichtigung der Gangart des Zugtieres, Pferd oder Ochse, von Vorteil ist. Man spart durch einen Heuwender 1015 Arbeiter und leistet bei einer Arbeitsbreite von 1,5 m der Maschine 6 Hektar an einem Dage. Bei Trommelheuwendern rotieren die Zinken, bei Gabelheuwendern schwingen sie nach Art der Handarbeit hin und her. Bei den erstern kann oft zum Zweck der verschiedenen Bewegung des Heues, des Streuens und Wendens, die Zinkenwelle in entgegen gesetzter Richtung angetrieben werden, indem die Zin ken entweder das feuchte Heu von unten nach vorn und über die Welle nach hinten werfen, oder bei trocknerm Heu von unten sofort nach hinten legen. Die Zinken sind dann nach vorn gekrümmt.
Andre Maschinen wenden das Heu nur nach der zweiten Art, wobei die Zinken nach hinten gekrümmt sind. Um die Zeit, während der das Heu von den Zinken mitgenommen wird, je nach dessen Trockenzustand regeln zu können, macht man zuweilen die Neigung der Zin ken veränderlich. Bei einer Art der Wender wird den Zinken z. B. durch Kurvenführung beim Abwerfen des Heues noch eine voreilende Bewegung erteilt, um das Schleudern nach hinten zu erhöhen. Die Zinken sind entweder auf über die ganze Arbeitsbreite reichenden Stäben angeordnet, oder man teilt zur Verringerung der Stöße beim Auftreffen der Zinken die Trommel in der Breite in zwei und mehr Teile und versetzt die einzelnen Teile. Die Zinken sind aus Federstahl von rundem Querschnitt hergestellt. Fig. 1 auf Tafel l zeigt als Beispiel einen Trommelheuwender Heuschreck mit geteilter Trommel, Kutschersitz und Schutzschirm von der Erzgebirgischen Maschinenfabrik in Schlettau. Die Trommelwelle wird, wie üblich, von der Fahrradachse angetrieben. Hier sind die vierzinkigen Gabeln paarweise an je einem hohlen Doppelarm angeordnet, die auf der Welle befestigt sind, und in denen je eine Feder liegt, die das Nachgeben der Zinken beim Auftreffen auf ein Hindernis gestattet. Bei gleichzeitigem Auf treffen mehrerer Gabeln weicht außerdem der ganze Nahmen federnd nach oben aus, so daß ein Bruch ausgeschlossen ist. Durch einen Stellhebel kann die Entfernung der Trommel vom Erdboden geändert werden. Als ein Beispiel der andern Gattung ist in Fig. 2 der Gabelheuwender Stern der Chr. Weryschen Maschinenfabriken in Zweibrücken dargestellt. Die einzelnen Gabeln sitzen in Lagern auf einer gekröpften Welle k, die von der Fahrradachse angetrieben wird, während die obern Stielenden von Lenkern l geführt werden. Die Federn f halten die Zinken in gestreckter Lage, lassen sie aber beim Auftreffen auf ein Hindernis ausweichen. Durch den Handhebel h und einen Fußtritt kann die Welle k gehoben und gesenkt, durch den Fußtritt a die Kuppelung für den Antrieb ein- und ausgerückt werden. Zum Wenden des in Schwaden liegenden Heues benutzt man Schwadwender, bei denen etwa senkrecht zur Fahrrichtung sich drehende Zinkenräder oder in schräger Richtung schwingende Zinken auf einem Schwaden entlang arbeiten und das Heu zerstreuen und lose ausbreiten. Ist das Heu trocken, so wird es zum leichtern Aufladen oder zur Herstellung von Feimen gesammelt. Wenn für den letztern Zweck größere Mengen Heu auf einmal gesammelt werden sollen, benutzt man Heuschleifen, hölzerne Geräte, die aus einem gebogenen oder drei scharnierartig miteinander verbundenen Balken mit langen Zinken bestehen und auf Gleitschuhen ruhen. Es werden auch große Handrechen mit Entleerungsvorrichtungen, die auch fahrbar gemacht sind, verwendet. Am häufigsten werden aber die für Zugtiere bestimmten Heurechen (Pferderechen, Pferdeharken, Schleppharken, Hungerharken) benutzt. Diese Geräte bestehen aus einem Fahrgestell, an dem zum Zweck eines möglichst großen Fassungsraumes stark gebogene Zinken oder Zähne heb- und senkbar befestigt sind. Diese Zinken sind bei den englischen Rechen drehbar an einem gemeinschaftlichen Balken oder Stab befestigt und liegen infolge ihres Gewichts auf dem Boden auf, wobei ihre Festigkeit so bemessen ist, daß sie etwaige Hindernisse überwinden können, ohne zu brechen; ihr Querschnitt ist infolgedessen ein verhältnismäßig hoher. Bei andern Rechen werden derartige Zinken durch je eine kleine Schraubenfeder nach unten gedrückt (Hollingworth-Rechen). Die amerikanischen Rechen haben dagegen leicht federnde Zinken von rundem Querschnitt, die sich beim Auftreffen zurückbiegen und dann wieder in ihre ursprüngliche Lage zurückfedern. Bei englischen und französischen Rechen werden auch noch besondere Federn eingeschaltet, die entweder den Rechenkorb auf den Boden drücken, um das unbeabsichtigte Heben zu verhindern oder das Ausheben und Niederlassen elastisch zu machen und zu erleichtern. Das Entleeren des Rechenkorbes soll möglichst leicht und schnell erfolgen. Das hierfür nötige Heben und das Senken bewirkt entweder der Arbeiter, indem er hinter dem Rechen läuft (Textfigur) oder vom Sitz aus durch eine Hebelverbindung (Fig. 3), in letzterm Fall auch noch durch einen Fußhebel, oder der Arbeiter leitet die Bewegung auch nur durch einen Hebel ein, worauf das Zugtier direkt oder meist, besonders bei den amerikanischen Rechen, die Fahrräder das Heben besorgen; in letzterm Falle geschieht dies, wenn der Arbeiter eine Klinke in ein am Fahrrad sitzendes Sperrad einfallen läßt (Tigerrechen, Fig. 4 auf Tafel II) oder eine Reibungskuppelung einrückt, wonach sich die Klinke oder Bremse in der höchsten Stellung des Rechens selbsttätig ausrückt und der Rechenkorb durch sein Gewicht herabfällt. Zum Transport kann der Rechenkorb in der ausgehobenen Stellung durch eine Klinke gefangen werden, zum Arbeiten wird diese dann einfach ausgerückt. Der Stoß des niederfallen den Rechenkorbes wird zuweilen durch einen Puffer aufgefangen (C. F. Richter in Brandenburg). Die Entfernung der Zinken vom Boden kann bei einzelnen Konstruktionen verändert werden, um die verschiedene Größe der Zugtiere oder das verschiedene Eindringen bei weichem Boden ausgleichen zu können. Die Tagesleistung[290] stellt sich bei einer Arbeitsbreite von 2,5 m auf etwa 5 Hektar. Die Textfigur zeigt einen für kleine Wirtschaften bestimmten Rechen mit Federzinken ohne Kutschersitz (Tigerkatze) von A Ventzki in Graudenz. Der dahinter gehende Arbeiter hebt mittels eines langen Hebels den Rechenkorb, wobei sich die Zinken und die Abstreicher nach entgegengesetzten Richtungen bewegen, so daß das Entleeren sehr schnell vor sich geht. Da der Zughaken unten an dem Zinkenbalken sitzt, wird ein zufälliges Ausheben ohne weiteres verhindert. Der Preis stellt sich bei 2,4 m Arbeitsbreite auf 48 Mark, d. h. ein Drittel oder ein Viertel der andern Konstruktionen. Fig. 3 auf Tafel I stellt den Rechen Greif mit Federzinken in ausgehobener Stellung und Kutschersitz von Groß u. Komp. in Leipzig-Eutritzsch dar. Das Entleeren erfolgt unter gleichzeitiger Beihilfe des Führergewichts nur mittels Handhebels. Fig. 4 auf Tafel II zeigt einen Heurechen mit [förmigen Zinken und Klinkenaushebung von Ransomes, Sims u. Jefferies in Ipswich, England. Die Klinken können vom Sitz aus durch Fußhebel und von hinten durch Handhebel eingelegt werden; außerdem kann das Heben vom Sitz aus durch einen Handhebel erfolgen. Die Sperräder an den Radnaben sind verdeckt, um das Herumwickeln von Heu zu verhindern. Diese Heurechen legen die Schwaden senkrecht zur Fahrrichtung, und der Arbeiter muß darauf achten, daß er zur rechten Zeit das Entleeren veranlaßt, um die Schwaden in fortlaufender gerader Linie zu legen. Die in Amerika vorgeschlagenen Rechen, welche die Schwaden in der Fahrrichtung selbsttätig legen und mit Rechen, die, ähnlich wie die Ablegrechen der Getreidemähmaschinen, erst über den Boden sich hinbewegen und dann sich heben, sind bis jetzt nicht in Aufnahme gekommen. Mit den Heurechen wird das lose Heu in Schwaden (Reihen) zusammengeharkt, um das Aufladen auf den Wagen zu erleichtern.
Es gibt auch besondere Maschinen, die das Zusammenharken und Aufladen auf den Wagen selbst besorgen, und zwar in 1520 Minuten 1000 kg Heu mit 3 Mann Bedienung. Diese Heulademaschinen bestehen meist aus einem zweiräderigen Karren, der unmittelbar an den Heuerntewagen angehängt wird. Auf der Radachse befindet sich eine Trommel, welche d [e untere Walze eines schrägen, in der Höhe verstellbaren, mit Zinken besetzten Elevators bildet. Die Zinken erfassen beim Fahren über das Feld das Heu und lassen es oben auf den Wagen fallen (Stoddard u. Komp. in Dayton, Keystone, D. Wachtel in Breslau; Fig. 5). Oft ist der Karren als Heurechen ausgebildet, zwischen dessen Zinken die Zinken des Elevators hindurchstreichen. Andre verwenden hin und her harkende Rechen, die das Heu über eine schräge Plattform auf den Wagen schaffen. Ferner gibt es sogen. Heusammler, die während des Fahrens einen Heuschober auf der Wagenplattform bilden, der bei gewünschter Größe einfach während des Fahrens auf die Wiese abgesetzt wird. Die Konstruktion der Maschinen lehnt sich im wesentlichen der der Heulademaschinen an, wobei der Elevator das Heu nur auf die Plattform fallen läßt und eine besondere Vorrichtung zum stoßfreien Absetzen des fertigen Schobers hinzukommt.
Noch viel zuwenig Beachtung wird den Hilfsvorrichtungen zum Abladen der Erntewagen und zum Staken in Feimen (Schobern) und in den Scheunen geschenkt. Bis jetzt sind die in Deutschland gezeigten derartigen Vorrichtungen amerikanischen Ursprungs, jedoch baut jetzt auch Karl Böhmer in Alzey solche Heuaufzüge. Fig. 6 zeigt einen solchen für Scheunen. Das Heu wird in größerer Menge durch Heuharpunen oder durch zangenartige Heugreifer g, die an einer losen Rolle hängen, erfaßt und mittels Seiles, das über die Rollen einer Laufkatze l und über Führungsrollen durch die Scheune nach außen geführt ist, durch ein angespanntes Pferd in die Höhe gezogen, worauf es durch Bewegen der Katze auf einer unter dem Dachfirst angebrachten Laufschiene in die Scheune getragen und an geeigneter Stelle durch Ziehen an dem Seil 8 und dadurch bewirktes Öffnen des Heugreifers abgeworfen wird. Der leere Heugreifer wird dann durch das Gegengewicht G wieder mit der Katze über den Wagen geschafft. Statt des direkten Pferdezuges kann der Auszug durch Göpel oder eine andre Betriebsmaschine mittels eines Vorgeleges in Tätigkeit gesetzt werden. Die Einrichtung kann auch so getroffen werden, daß die ganze Wagenladung auf einmal transportiert wird, wobei auf den leeren Wagen Schlingen gelegt werden, das sind durch Stangen auseinander gehaltene Seile, auf die das Heu geladen wird, und die nach dem Heben auf ähnliche Weise gelöst werden. Für sich bestehende, vierräderige Strohelevatoren mit wagerecht und senkrecht verstellbarer Förderrinne werden ebenfalls zum Feimenbau verwendet. Will man Heu nicht trocknen lassen, so preßt man es unter Luftabschluß in Gruben, meist in Feimen durch übergelegte Ketten und Gewichte zusammen, wobei durch Milchsäuregärung ein haltbares und bekömmliches Preßfutter oder Ensilagefutter entsteht. Seitdem Heu in große Entfernungen, besonders auf Eisenbahnwagen, verschickt wird, bringt man es durch Zusammenpressen zu leicht bewegbaren Ballen auf kleinen Raum. Hierzu verwendet man besondere Heupressen (s. d.).
Buchempfehlung
Der Schluß vom Allgemeinen auf das Besondere, vom Prinzipiellen zum Indiviudellen ist der Kern der naturphilosophischen Lehrschrift über die Grundlagen unserer Begrifflichkeit von Raum, Zeit, Bewegung und Ursache. »Nennen doch die Kinder zunächst alle Männer Vater und alle Frauen Mutter und lernen erst später zu unterscheiden.«
158 Seiten, 8.80 Euro
Buchempfehlung
Romantik! Das ist auch – aber eben nicht nur – eine Epoche. Wenn wir heute etwas romantisch finden oder nennen, schwingt darin die Sehnsucht und die Leidenschaft der jungen Autoren, die seit dem Ausklang des 18. Jahrhundert ihre Gefühlswelt gegen die von der Aufklärung geforderte Vernunft verteidigt haben. So sind vor 200 Jahren wundervolle Erzählungen entstanden. Sie handeln von der Suche nach einer verlorengegangenen Welt des Wunderbaren, sind melancholisch oder mythisch oder märchenhaft, jedenfalls aber romantisch - damals wie heute. Michael Holzinger hat für diese preiswerte Leseausgabe elf der schönsten romantischen Erzählungen ausgewählt.
442 Seiten, 16.80 Euro