Bach

1. Alle kleinen Bäche laufen in die grossen. Körte, 357.

Holl.: De kleine beken loopen in de groote. (Harrebomée, I, 37.)


2. Aus einem kleinen Bach wird ein grosser Fluss.

Holl.: De beek is eene rivier geworden. – Wat eerst eene beek was, wordt eindelijk eene rivier. (Harrebomée, I, 37.)


3. Bäche, die am meisten brausen, trocknen am ersten aus.

Ein Feind, der im ersten Anlauf sehr grimmig ist, gleicht einem Regenbache, der über das Gebirge hereinbraust und alles mit sich fortführt, was er ereilt; aber nur Geduld, über eine kleine Weile wirst du mit trockenem Fusse darübergehen.


[213] 4. Die Bäche sind oft schlimmer als der Strom.


5. Ein kleiner Bach ist mehr werth, als eine grosse Wasserkunst.

Stille Tugenden sind weit schätzbarer all glänzende Thaten, die aller Augen und Bewunderung auf sich ziehen, sowie die kostbarste Wasserkunst nicht des kleinsten Baches, der eine Wiese bewässert, werth ist.


6. Einer hilfft dem andern vbern bach.Henisch, 165 (169 ist Druckfehler).


7. Ennert dem Bach wohnen auch Leute.Tobler.

Ennert = jenseit. Die ennertbergischen Landvogteien nannte man ehedem die sieben Landvogteien der schweizerischen Nation, welche jenseit des St.-Gotthard in Italien liegen. Die Schweizer schreiben jetzt noch häufig ennetbürgisch für ultramontan.


8. Enters Bachs gibts ah Leud. (Baiern.)

Es gibt überall brave und verständige Menschen.


9. Im Bache des Leichtsinns ertrinkt der beste Schwimmer.


10. In einem kleinen Bache spiegelt sich der Himmel auch.


11. In kleinen Bächen fängt man gute Fische.

Holl.: Men vangt wel in eene kleine beek een' groten visch. (Harrebomée, I, 37.)


12. Jenseit der bach find man auch Leut.Henisch, 165.


13. Jenseit des Baches wohnen auch Leute. Tendlau, 805; Simrock, 677; Körte, 356; Sailer, 287.


14. Kleine Bäche machen das meiste Geräusch.


15. Kleine Bäche machen grosse Flüsse.Hollenberg, I, 90.

Frz.: Les petits ruisseaux font les grandes rivières.


16. Kleine Bäche trocknet die Sonne zuerst (bald) aus.


17. Man muss aus keinem Bache trinken, wenn man aus der Quelle schöpfen kann.


18. Mancher flieht einen Bach und fällt in den Rhein. Simrock, 678.


19. Viel Bäche machen einen Fluss.Eiselein, 50; Körte, 358.


20. Wenn der Bach gefallen ein paar Ellen, so erzählen es meilenweit seine Wellen.


21. Wenn ein Bach das Feuer nicht löschen kann, so kann's ein Kübel auch nicht.


22. Wer an einem kleinen Bache wohnt, sehnt sich nach keinem Strome.


23. Wer durch den Bach muss, darf das Kleid aufheben.


24. Wer in einem faulen bach erseufft, der ist ebensowol ersoffen, als der in der grossen See erseufft.Henisch, 165.


25. Wer wird einen Bach fordern, wenn die Quelle abgegraben ist.


26. Wie die Bach, so ist die Brücken.Winckler, VII, 48.

Nur etwas grösser, damit man auch beim Anschwellen der Flüsse sie noch gebrauchen kann.


*27. Einen Bach fliehen und in den Rhein fallen.

Lat.: Incidit in Scyllam, qui vult vitare Charybdim.


*28. Er ist noch nicht über den Bach.

Die Saehe ist noch nicht zu Ende, wer weiss, was für einen Ausgang sie nimmt.


[214]

zu7.

Man sagt auch: Ender dem Bach; vom End an jenem Ende.


zu19.

Engl.: Many littles make a mickle.

Frz.: Les petits ruisseaux font les grandes rivières.

It.: Molti pochi fanno un assai.

Lat.: Adde parvum parvo, magnus acervus erit. (Marin, 21.) – Ampnem parvorum facit vnda frequens fluviorum. (Reuterdahl, 37.)

Schwed.: Många bäcker små göra en stor å. (Marin, 21; Reuterdahl, 37.)


zu23.

Die Russen: Annika, schürze das Kleid, wenn du durch die Furth watest. (Altmann V, 107.)


29. Aus kleinen Bächen kann man trinken, ohne Furcht, darin zu ertrinken.

Holl.: Aen kleynebee kjens kan man drinken, en daer en is geen noot von sinken. (Cats, 232.)


30. Bäche, die kein Wasser haben, machen keinen Strom.


31. Besser aus dem Bache als aus der Lache.


32. Brausender Bach lässt bald nach.


33. Der Bach, der durch meine Wiese geht, sagte der Bauer, ist mir lieber als die Oder bei Brassel.

Die Russen: Unsere Kljosma gilt vor einer Wolga. (Altmann V, 128.)


34. Eh' ein kleiner Bach ins Meer kommt, ist er längst verschlungen.


35. Ein Bach ist leicht zu durchwaten, wenn auch der Steg fehlt.


36. Ein Bach ist leichter aufzuhalten als ein Strom.

Dän.: Det er bedre at stemme becken en etaen. (Prov. dan., 530.)

Lat.: Ampne potest riuus potius fieri domitinus. (Reuterdahl, 38.)

Schwed.: Bætra aer stæmma bœk en aa. (Reuterdahl, 38.)


37. Ein Bach ist leichter zu leiten als ein Fluss.

Dän.: Det er bedre at stemme bekken end anen. (Prov. dan., I.)

38. Ein kleiner Bach macht mehr Geräusch als ein grosser Strom.


[884] 39. Ein reissender Bach, wie mehr er verhalten wird, wie grimmiger er ausbricht.Arpagaus, 339.


40. Im kleinen Bach ersauffen auch Leut.Petri, II, 455.


41. Man braucht den Bach nicht in den Fluss zu leiten.Simrock, 2575.


42. Uebern Bache verstehn sie auch die Sache.


43. Viel kleine Bäche machen einen grossen Strom.

Dän.: Mange baekke smaae, giöre en stor Aœ. (Bohn I, 386.)


44. Wenn der Bach danieder, kommt er nicht zurücke wieder.Pers. Rosenthal, 226.


45. Wer vber den Bach ist, der biete dem andern den Stecken.Petri, II, 771.


46. Wun de Bâch schtark rouscht gid et Rên. Schuster, 91.


*47. Den Bach misten. (umdüngen).

Unnütze Arbeit.


*48. Der Bach rauscht noch.

Die Sache ist noch nicht zu Ende.


*49. Die Bâche brennt. (Schlesien.)

Holl.: Daar is brand in den regenbak. (Harrebomée, I, 87.)


*50. Er ist den Bach hinab. (Rottenburg.)

D.i. verloren.


*51. Es geht mit ihm die Bach hinunter. (Eifel.)

Seine Vermögensverhältnisse gestalten sich ungünstiger.


*52. Etwas den Bach hinunter schicken. (Schweiz.)

Ein Ansinnen ablehnen.


*53. In diesem Bach wird er keinen Fisch fangen.

»Sie sprach: jo thut vergebens fischen, jo facht kein Fisch in diesem Bach.« (Hans Sachs, IV, LIX, 2.)


*54. M' het's dür a Bach abg'schickt. (Bern.)

Frz.: Prendre le chemin de la rivière.

Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 5. Leipzig 1880, Sp. 884-885.
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