1. Biss ein fauler die feder schneid und das Papier bricht, hat ein rüstiger schon einen brief gefertigt. – Petri, II, 46.
2. Biss sich ein fauler besinnet, wie er die Arbeit angreiffe, hat es ein Schleuniger schon gethan. – Henisch, 1021; Petri, II, 46.
3. Da Fauli trogg si z'tod, da Flaissigi ged genod. (Steiermark.) – Firmenich, II, 766, 45.
Der Fleissige geht so oft, als es nöthig ist.
4. De Fûle schläpt sick daut, de Flîdige läpt sick daut, un so komet se bêde to Daue. (Lippe.)
5. Dei Fûlen drägen sick dôd, un dei Flîtigen lopen sick dôd. (Mecklenburg.) – Günther, II, 199, 36; für Holstein: Schütze, I, 341.
6. Dem Faulen drehen sich die Zeiger stets zu langsam. – Scheidemünze, I, 2531.
7. Dem Faulen fällt das Faule zu. – Körte, 1305.
8. Dem Faulen gefelt kein Block, den er kloben (zerschneiden) soll. – Petri, II, 245; Simrock, 2290; Gaal, 423; Körte, 1303.
Frz.: Le paresseux voudrait bien manger les amandes, mais il craint jusqu'à la peine de casser les noyaux.
9. Dem Faulen ist am wohlsten, wenn er schläft.
10. Dem Faulen ist der Weg voll Dornen. – Lehmann, 194, 3.
Lat.: Difficultatis patrocinia praeteximus segnitiae. (Quintilianus.) (Philippi, I, 119.)
11. Dem Faulen ist nichts so labend, als wenn die Glocke schlägt zum Feierabend.
12. Dem Faulen ist niemals wohler, als wenn er lehnt.
13. Dem faulen wechst das sein vnder der stauden. – Franck, II, 60a u. 132a; Henisch, 1021; Eyering, I, 369; Petri, II, 73; Simrock, 2297; Eiselein, 161; Körte, 1302.
D.i. im Gehölz, wo kein Ackerfeld ist; vielleicht ist damit auch auf die Schösslinge der Haselstauden angespielt.
Poln.: Raczemu guz na brzuchu rosnie, a leniwemu na grzbiecie. (Wurzbach I, 242.)
14. Dem Fûlen geföllt kein Holt, wat hei klein maken sall. (Mecklenburg.)
15. Der Faul ist allzeit arm. – Henisch, 1021.
16. Der faul spricht: es wil nit nacht werden. – Franck, II, 160a; Simrock, 2300; Sailer, 165.
Ung.: A rest béres gyakrau nézi a napot.
17. Der faul sucht einn herren, der jm die wochen sieben Feyertag gebe. – Franck, II, 118b; Petri, II, 87; Henisch, 1021; Lehmann, 194, 8; Simrock, 2299; Sailer, 164.
18. Der Faule fällt über jeden Strohhalm. – Scheidemünze, I, 2950.
19. Der faule geht zur Arbeit wie ein Dieb zum Galgen. – Lehmann, 37, 8.
20. Der Faule hat keine Färbung. – Simrock, 2301a; Eiselein, 161.
Lat.: Ignavi vertitur color. (Eiselein, 161.)
21. Der Faule hat Lust zum Arbeiten, wie der Hund zum Hechellecken.
[941] 22. Der Faule kann lange an einem Seile drehen. (Altgr.)
Bezieht sich auf die Fabel, nach welcher einer in der Unterwelt an einem Seile drehte, aber darum nie damit zu Ende kam, weil ein Esel stets so viel abfrass, als er fertig machte.
23. Der Faule schneidet gern die Breter, wo sie am dünnsten sind.
24. Der faule spricht: Es ist ein Löwe draussen, ich möcht erwürget werden auff der gassen. – Agricola II, 245.
25. Der Faule spricht, es ist nicht Tag; der Arm, ich das nicht haben mag; der Geitzig, ich muss hungers sterben; der Bettler, ich kan nichts erwerben, vnd liegen doch, so viel jhr ist. – Petri, II, 87.
26. Der Faule stirbt über seinen Wünschen. – Gaal, 424.
27. Der Faule trägt, der Fleissige läuft sich zu Tode. – Simrock, 2289; Gaal, 428.
Der Faule trägt lieber recht viel mit einem male, um nur nicht mit der Rührigkeit des Fleissigen zweimal zu gehen. Der Fleissige nimmt wenig, aber geht oft.
28. Der Faule verbirgt seine Hand im Topfe. – Sprichwort, 19, 24; Schulze, 80; Zehner, 115.
29. Der Faule wendet sich im Bette, wie die Thür in der Angel. – Sprichwort, 26, 14; Schulze, 94; Zehner, 182; Brandt, Nsch., 254, 32; Kloster, I, 734.
30. Der Faule will sich nicht legen, weil er sich vorm Aufstehen fürchtet. (Wend. Lausitz.)
31. Der Faule wird nicht mit Honig gefüttert.
32. Des Faulen Acker ist immer voll Nesseln (Disteln).
It.: Il campo della pigrizia è pieno d'ortiche.
33. Die Faulen han alle tag Feyertag. – Eyering, I, 672.
Lat.: Desidi semper feriae. (Philippi, I, 116.)
34. Die Faulen kehren sich lange im Bette und wenden dem Teufel den Braten. – Eiselein, 161; Simrock, 2301.
35. Die Faulen machen den längsten Weg.
36. Eh' de Fûle tweimâl geit, drögt he, dat 'ne dat Lîf wei doit. (Hannover.) – Schambach, 195.
37. Ehe de Fûle tweimâl geit, nümt he leiwer wat he drâgen kann. (Hannover.) – Schambach, 195.
38. Ein Fauler ist ein Gesel ohne G. – Sutor, 580.
39. Ein fauler ist jederzeit arm. – Lehmann, II, 174, 8.
40. Ein Fauler will lieber drey Tag Hunger leyden, als ein Tag arbeithen. – Sutor, 575.
Lat.: Contigit et ignavis e venata praeda.
41. Einem faulen wehret die zeit lang. – Henisch, 1021.
42. Eines faulen erbarmet sich Gott nicht. – Henisch, 1021.
43. Es gefelt den faulen kein galg, daran sie sich hencken, kein block, den sie erscheyten sollen. – Franck, II, 118b.
44. Es vberkommen die faulen auch ein Beut. – Henisch, 1021.
45. Faule haben allzeit Feiertage. – Simrock, 2286.
It.: In casa de poltroni è festa ogni dì. (Gaal, 426; Pazzaglia, 129, 1.)
Lat.: Ignavis (desidi) semper feriae. (Gaal, 426.)
Ung.: Mindenkor ünnepe vagyon a rest embernek. (Gaal, 426.)
46. Faule haben lange tag. – Henisch, 1020.
47. Faule han gern vil Feyertag. – Henisch, 1020.
48. Faulen fällt faules zu. – Henisch, 1022; Petri, II, 309.
Holl.: Den vulen valt dat vule. (Tunn., 6, 10.)
Lat.: Accidit ex merito rerum pars pessima pravo. (Fallersleben, 170.)
49. Faulen sind die Werkglieder im ersten Bade verbrannt.
50. Faulen soll keiner sein Gut befehlen. – Henisch, 1022; Petri, II, 309.
51. Hat as bether mä Luien tu werkin äs mä Dommen. (Nordfries.) – Firmenich, III, 4, 35.
Es ist besser mit Faulen zu arbeiten, als mit Dummen.
52. Isst der Faule Salz, hat der Fleissige Schmalz. – Sprichwörtergarten, 328; Scheidemünze, I, 4487.
53. Lob die faulen, so werden sie endelich. – Henisch, 1022; Gruter, I, 55.
[942] 54. Man muss dem Faulen den Schimmel abwischen. – Lehmann, 194, 2.
55. Mit dem Faulen treibe (in Compagnie) nicht Handel, ebenso wenig als mit dem Besitzer des Esels. – Burckhardt, 736.
Der Träge wird für dich nichts thun, der Besitzer des Esels wird für den Gewinn, den du zur Hälfte bekommen solltest, Futter für seinen Esel häufen.
56. Mit Faulen ist leichter arbeiten, als mit Dummen.
57. Mit Faulen ist wenig zu gewinnen.
Holl.: Bij den vuilen leert men stinken. (Harrebomée, II, 424.)
58. Wenn der Faule aufwachen soll, muss der Hahn laut krähen. – Scheidemünze, I, 4495.
59. Wenn man den Faulen schickt her, so ist doch der Platz nicht leer.
60. Wer einen Faulen befördert, der hebt einen Stein aussm Koth, davon er die Hand muss wäschen. – Lehmann, 194, 7.
61. Zween faulen reichen fern. – Henisch, 1022.
62. De Fula liht sich nich nerra, den em is bang, dät a werra upschtoen sal. – Engelien, 217.
63. De Fulen hebben de scherpste Kniewe. – Engelien, 221.
64. Dem Faulen ist jeder Tag ein Festtag. – Schlechta, 186.
65. Den Faulen helfen die Götter nicht.
66. Der Faule brummt und schilt, wenn man an dem Polster zupft, auf dem er schnarcht.
67. Der Faule muss listig sein.
68. Der Faule trägt sich auf einmal zu todt.
[1250] 69. Des Faulen Hände sind zart. – Bertram, 44.
70. Die Faulen finden nur alle sieben Jahre einmal ihren Vortheil. – Horn, Spinnstube für 1856, S. 186.
71. Die Faulen steigen gern, damit sie auf der Stiege sitzen bleiben können.
72. Ein Fauler lässt sich nicht gern anspannen. – Wirth, I, 129.
73. Ein Faulen sol man nicht um rath fragen von grosser Arbeit. – Petri, II, 179.
74. Für den Faulen ist jeder Tag Kirmes.
Bei den Türken: Beiram oder Festtag. (Ausland, 1872, S. 1205.)
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