1. All Dage is kîn Karkmess. (Oldenburg.) – Firmenich, I, 232, 28.
2. Auf solche Kirmes gehört ein solcher Tanz. – Parömiakon, 2971.
3. De Kirms is innse an die Menscher (seins) au. (Agnetendorf im Kreise Hirschberg.)
Die Kirmes ist unser und die Mädchen (sind's) auch. So sagen die Bauernburschen in der Kirmeswoche, um damit ihr Recht, sich auszutummeln, anzudeuten.
4. Die Kirmes ist einmal oben und einmal unten im Dorfe.
5. Die Kirms wär' eine Plage, dauerte sie alle Tage.
6. Es ist nicht alle Tage (immer) Kirmes. – Simrock, 5690.
Fastnacht. Namentlich dauert, wie man in Mailand sagt, die Kirmes der Schlechten nur kurze Zeit. (Reinsberg II, 46.) In Meurs: Et is niet alle Dag Kermes. (Firmenich, 402, 146; für Aachen: Firmenich, I, 492, 65; für Köln: Firmenich, I, 472, 55.)
Holl.: Het is alle dagen geene kermis, al dansen de poppen. (Harrebomée, I, 395a.)
Lat.: Non semper laetus ridet Apollo. (Gaal, 954.) – Non semper oleum.
Ung.: Nem mindég nevet a' vak ló. – Nem mindenkor pap-sajt. (Gaal, 954.)
7. Es ist nicht überall Kirmes, wo die Essen rauchen.
8. Hammer Kirmess gode Weck, dann frage mer nex nah Rän un Dreck. (Bedburg.)
9. Heut' wîl îch menn Loiten Kirms machen, sagte der Bettelvogt, Weib, hole für einen Sechser Tischbier.
Poln.: Kiedy kiermasz, daj babo maślanki. (Lompa, 16.)
10. Kirmes ist nur einmal im Jahr.
Um zu Genuss und Lust zu ermuntern.
11. Man spricht so lange von der Kirmes, bis sie kommt. (S. ⇒ Beiern 1 und ⇒ Pasch.) – Simrock, 5694; Reinsberg II, 89.
Holl.: Men heeft zoo lang kermis geroepen, totdat het eindelijk kermis is. (Harrebomée, I, 395b.)
12. Mer söll nît vor d'r Kirm jux'n. (Franken.) – Frommann, VI, 318, 226.
13. 'Ne schlechte Kermess, wo nichts kort géiht. (Sauerland.)
14. So lange die Kirmess währet, hant die Spielleut' Lohn und der Wirth Gäste.
15. 'T en is nie assan Kerremisse, woar 't Vantje uîtstikt. (Franz. Flandern.) – Firmenich, III, 698, 28.
Es ist nicht immer Kirmes, wo ein Fähnlein aussteckt.
16. Wat up jieder Keamiss utsteit, dat is gewisse fäl (feil). (Westf.)
17. Wei noa allen Kearmissen geit un kein Geld im Buile weit, dei is slîem derane. (Büren.)
18. Wei no allen Kermessen geiht un kein Geld im Beutel weiss, der sieht ein gross Herzeleid. (Sauerland.)
19. Wenn ma zur Kirms giht, da muss ma frassen, doss der klennste Dorm wird, wie der grisste Stiefelschoft. (Schles.)
20. Wer kann auf allen Kirmessen zugleich sein!
Poln.: Trudno jednemu na wszystkich kiermaszach być. (Lompa, 32.)
*21. Ar hot'n uf di Kirm g'loden. (Franken.) – Frommann, VI, 318, 227.
*22. Die Kirmess is uise. (Nordböhmen.)
Sprichwort der Dorfburschen, wenn sie sich von Städtern oder andern Fremden beengt fühlen.
Unter einer grossen Auswahl sonderbarer thüringischer Feldaberglauben ist der folgende wol der sonderbarste. Wenn die Raupen den Kohl anfressen, so geht der Grundbesitzer an dem Tage, wo in der Nachbarschaft Kirchweih ist, auf seinen Krautacker, klatscht mit der Peitsche und ruft: »Dort ist Kirmes.« Da sollen alle Raupen oben erscheinen. (Gutzkow, Unterhaltungen am häuslichen Herd, 1857, S. 359.)
*24. Einen zur Kirmes laden. – Geiler.
Zu einer nichts weniger als ehrenvollen Function auffordern. (S. ⇒ Hobel 5.) Mundartlich bei Frommann, VI, 318, 227.
Lat.: Venite, fruamur bonis.
*25. Er kommt von einer kalten Kirmes.
Holl.: Hij zal van eene koude kermis komen. (Harrebomée, I, 395b.)
*26. Et es Kiärmiss in der Helle. (Iserlohn.) – Woeste, 86, 118.
Wenn es bei Sonnenschein regnet.
Frz.: Le diable bat sa femme.
*27. Fort von der Kirmes, die Bauern sind trunken.
Holl.: Vrienden, maakt u van de kermis, die boeren zijn dronken. (Harrebomée, I, 395b.)
*28. Ich will ihm Kirmes machen. (Schles.)
Ihn tüchtig durchprügeln, weil es selten eine Kirmes gibt, die ohne Prügeleien abläuft.
*29. Ja, wenn alle Tage Kirmes wäre! (Schles.)
*30. Komm mir zur Kirmes!
Abwehrend z.B. als Antwort auf eine Bitte, einen Vorschlag.
Lat.: Venite, fruamur bonis. (Binder II, 2490; Eiselein, 378.)
31. Au an der Kirbe wurds Nacht. – Michel, 255.
Jedes Vergnügen hat seine Grenze.
32. Heut isch Kerwe, morge isch Kerwe bis de Mittwoch Abend. (Rheinpfalz.)
33. In der Kirmess essen die Bauern Kuchen für Brot und Wurst für Kraut.
Holl.: Als 't kermis is eten de Boeren waffels voor brood, en worst voor toe-spijs. (Cats, 199.)
*34. Der ist nicht blos auf Einer Kirmes gewesen. – Zinkgref, IV, 194.
Ist erfahren, durchtrieben.
*35. Er wird mir schon zur Kirmes kommen.
Holl.: Hij zal wel ten offer komen. (Harrebomée, II, 132b.)
Buchempfehlung
Albert Brachvogel zeichnet in seinem Trauerspiel den Weg des schönen Sohnes des Flussgottes nach, der von beiden Geschlechtern umworben und begehrt wird, doch in seiner Selbstliebe allein seinem Spiegelbild verfällt.
68 Seiten, 8.80 Euro
Buchempfehlung
Romantik! Das ist auch – aber eben nicht nur – eine Epoche. Wenn wir heute etwas romantisch finden oder nennen, schwingt darin die Sehnsucht und die Leidenschaft der jungen Autoren, die seit dem Ausklang des 18. Jahrhundert ihre Gefühlswelt gegen die von der Aufklärung geforderte Vernunft verteidigt haben. So sind vor 200 Jahren wundervolle Erzählungen entstanden. Sie handeln von der Suche nach einer verlorengegangenen Welt des Wunderbaren, sind melancholisch oder mythisch oder märchenhaft, jedenfalls aber romantisch - damals wie heute. Nach den erfolgreichen beiden ersten Bänden hat Michael Holzinger sieben weitere Meistererzählungen der Romantik zu einen dritten Band zusammengefasst.
456 Seiten, 16.80 Euro