1. Die viel wünschen, sein gerne reich, das glaubt gewisslich alle gleich.
Lat.: Crede, que optantes sunt diuitias cumulantes. (Loci comm., 148.)
2. Die viel wünschen, werden gern reich. – Franck, II, 169b; Lehmann, II, 72, 72; 852, 347.
Bei Tunnicius (312): De vele wunschen, weren gêrne ryk. (Maxima poscentes gazis plerumque refulgent.) Die Araber sagen: Wünsche nichts, so wirst du reich; fürchte nichts, so wirst du stark. (Cahier, 2449.)
3. Es wünsch' mir Einer, was er will, so gibt mir Gott zweimal soviel. – Hertz, 12.
4. Ich wünsche ebenfalls, sagte das Mädchen zur Lehrerin, und diese hatte Glück zum Neujahr und mehr Fleiss und Ordnung gewünscht.
5. Jeder wünscht sich verheirathet und alt zu werden; und wenn er's ist, möcht' er's nicht sein.
Dän.: Enhver ynsker sig girt og gammel, siden ville de ei være saa. (Prov. dan., 568.)
6. Man kann viel wünschen an einem Sommertag.
Holl.: Wenschen om eene tonne gouds vult de beurs al zoo weinig en doet de schouw niet meer rooken, dan wenschen om een' duit. (Harrebomée, II, 337b.)
7. Öck wönsch, min Bûk wör e Schien, ok noch twei Afside (Abseiten) darbi. (Prov. Preussen.)
Ich wünschte mein Bauch wäre eine Scheune mit zwei Seitenflügeln.
8. Öck wönscht', dat alle Mäkes Kinder krege, on öck wär de Vater davon, denn gew et Padegöld af. (Alt-Pillau.)
9. Öck wull wönsche, dat alle Mäkes Kinder krege, on öck dat Padegöld. (Dönhoffstädt.) – Frischbier, II, 2968.
10. Sider das wünschen nicht hat geholffen, hat faulkeit nichts geschadt. – Henisch, 1022, 57; Petri, II, 522.
11. Sollt' ich ihm wünschen was, so wär's ein Pfund Pulver in den Arsch, dass er würde flink und karsch (munter). (Westpr.)
[454] 12. Vom Wünschen ward noch niemand reich. – Eiselein, 651; Simrock, 11917; Körte, 7025; Blass, 19.
Mhd.: Von wünschen wirt man selten rîch. (Colm.) (Zingerle, 181.)
Frz.: En souhaitant nul n'enrichit.
Holl.: Alle menschen geraken niet, waar zij wenschen. (Harrebomée, II, 78b.)
13. Vün wünschen werd män nit reich. – Blass, 19.
14. Wanske un ian Hun, an knap un jü öther, an do lukke, un watförian muar heest. (Nordfr.) – Lappenkorb; Firmenich, III, 4, 40.
Wünschen in eine Hand und kakken in die andere, und dann sehen, in welcher du mehr hast.
Schwed.: Önska den ene och skijt i den andre nävfen, så får du see, hvilken för blijr full. (Törning, 122.)
15. Wär' es genug zu wünschen, um zu erhalten, so würde jeder Fakir (Bettler) ein Pfaffe werden. (Türk.)
16. Was man nicht wünscht, hat wenig Werth.
Frz.: Chose vaut bien peu, qui ne vaut le demander. (Cahier, 493.)
17. Was man wünscht, das glaubt man gern. – Simrock, 11923; Eiselein, 651.
18. Was man wünscht, davon träumt man gern.
Die Aegypter haben das Sprichwort: »Als man den Hahn fragte, was er im Traum gesehen habe, antwortete er: Ich sah Leute Getreide sieben.« (Burckhardt, 513.)
It.: Quel che l'huomo desidera facilmente si crede. (Pazzaglia, 82, 4.)
Lat.: Canis panes somnians. (Binder I, 163; II, 419; Erasm., 965; Manutius, 992; Philippi, I, 71; Seybold, 65.)
19. Was man wünscht, hat man nicht; und wenn man's hat, wünscht man's nicht.
20. Was man wünscht, wenn man einen Stern schiessen sieht, das bekommt man.
»Nur Menschen von besonderer Thatkraft«, sagt die Wupperzeitung (Hückeswagen 1863, Nr. 113), die eine Erklärung versucht, »werden dahin gelangen können, Wünsche, welche ihnen sehr am Herzen liegen, sich während der flüchtigen Erscheinung zu vergegenwärtigen. Leute aber von solcher geistigen Zähigkeit werden, was sie also heiss wünschen und begehren, sich auch zu erringen wissen, dass die ausgesprochenen Wünsche bald in Erfüllung gehen.«
21. Was me wünscht, hofft me. (Ulm.)
22. Wenn du wünschest in die eine Hand und scheissest in die andere, so sollst du sehen, welche zuerst voll wird.
23. Wenn ich wünschte, was ich sollte; so bekäm' ich, was ich wollte.
Lat.: Vota diis etiam video contraria fatis, fata meis etiam video contraria votis. (Sutor, 83.)
24. Wenn Wünschen hülfe, so sängen die Nonnen statt Miserere: Eia popeia. – Klosterspiegel, 22, 13.
25. Wenn wünschen hülff, so weren viel gelehrt vnd reich. – Henisch, 1459, 37; Petri, II, 677; Simrock, 11918; Körte, 7024.
26. Wer mässig wünscht, der wird erhört. – Langbein's Pastor Schmolke.
27. Wer nichts wünscht, verliert nichts.
It.: Chi niente brama, niente mai perde. ( Biber.)
28. Wer sich aufs Wünschen legt, kriegt nie Federn unter sich.
29. Wer sich nicht mehr wünscht, hat genug.
Ung.: Sok van annak, a' ki többet nem kiván. (Gaal, 1308.)
30. Wer viel wünscht, dem fehlt viel. – Simrock, 11919a.
Engl.: Few desires, happy life.
It.: Assai manca a chi assai desidera. (Pazzaglia, 82, 1.)
31. Wer viel wünscht, der wäre gern reich. – Simrock, 11919; Körte, 7027.
Holl.: Die vele wonschen, weren gheern rijc. (Tunn., 919.)
Lat.: Credo quod optantes sunt divicias adamantes. (Fallersleben, 227.)
32. Wer wenig wünscht und hat keinen Neid, der kommt auch mit einem Gulden weit.
33. Wer wünscht vnnd bet't, dass sein wille g'schehe, der bekompt davon nur ach vnnd wehe. – Lehmann, 898, 32.
34. Wer zu viel wünscht, geniesst wenig.
Lat.: Nescit habere scitum stabilem nimis omne cupitum. (Reuterdahl, 572.)
Schwed.: Aldhre faar gyri nogh. (Reuterdahl, 572.)
[455] 35. Wie du wünschest Kindelein, also nimm ein Frauelein.
36. Wie willt et nich wünschen, harre jenne Mann ok seggt; aber de leiwe Gott mag doch gewen, dat et sau kummt. (Wolfenbüttel.)
37. Winsche un Winsche das sind Dinste. (Waldeck.) – Curtze, 366, 639.
38. Wünschen fördert keine Arbeit. – Simrock, 11916; Körte, 7026.
39. Wünschen in die eine Hand und Blasen in die andere ist gleich viel. – B. Auerbach, Auf der Höhe, III, 289.
40. Wünschen ist die Auszehrung der Narren.
41. Wünschen ist leicht, aber es wird wenig dadurch erreicht.
Schwed.: Godh ware ynskan ware ey fulskan. (Reuterdahl, 901.)
42. Wünschen und Denken kann man hoch und niedrig lenken.
43. Wünschen und Gedenken ist ein Gefieder, du kannst es lenken hoch und nieder.
44. Wünschen und Wollen sind keine guten Haushälter. – Gaal, 1770.
Engl.: Wishers and woulders are never good householders. (Bohn II, 143.)
45. Wünschen vnd fartzen (fluchen) geht viel in ein Sack. – Latendorf II, 32; Henisch, 1160, 53.
Holl.: Wenschens en vijstens gaat er veel in een' zak. (Harrebomée, II, 490b.)
46. Wünschen vnnd weren mag man wol, wer wil aber alles wenden. – Franck, I, 53b; Körte, 7023.
47. Wünschens und Farzens halber darf man nicht aus dem Bette steigen. – Henisch, 1009, 16.
Lat.: Ad optandum et pedendum lecto suo non est opue egredi. (Henisch, 1009, 17.) – Lectum bombisans surgendo nec fugit optans. (Fallersleben, 561.)
Holl.: Om wonschen noch om vijsten en derf niemant van den bedde gaen.
48. Wüntschen vnd bitten alle tagk, dess bringt man viel in einem sack.
Lat.: Fert, ut plebs fatur, saccus, quod quisque precatur. (Loci comm., 148.)
*49. Das wünsche ich meinem (ärgsten) Feinde nicht.
So etwas Schlimmes. Ein entgegengesetztes jüdisch-deutsches Sprichwort lautet: A sa Makke meine S'onem. (Warschau.) D.i. eine solche Wunde wie diese oder jene ist, wünsche ich meinen Feinden.
*50. Er wünscht sich sieben Meilen hinter Danzig. – Gotthelf, Käserei, 405.
*51. Er wünschte, ihre Seufzer hätten Schellen, wie die Schweizerkühe, damit er wüsste, wo sie hingingen.
Von einem eifersüchtigen Ehemann.
*52. Es bleibt (dabei, hier) nichts zu wünschen übrig.
Frz.: En ceste chose ny a quil dire.
Lat.: Exinde desiderandum nihil. (Bovill, III, 56.)
*53. Ich wünsch' dir den Frieden von Sempach.
Ein böser Wunsch. Man versteht darunter den durch die Reichsstädte vermittelten Frieden von 1387-88, während dessen niemand sicher war, da die österreichischen Soldaten die Eidgenossen angriffen, wo sie konnten. – In Bezug auf unpassende Glückwünsche haben die Aegypter das Sprichwort: »Sie sagte: Priester, möge dich Gott zu einem Laienbruder machen! Das wäre ja ein Schritt rückwärts, antwortete er.« (Burckhardt, 608.)
*54. Ich wünsch' dir einen bösen Nachbar und einen Floh ins Ohr.
Wem die Spartaner übel wollten, dem wünschten sie Baulust, Hahnreischaft, Putz- und Pferdesucht. (Witzfunken, VII, 124.)
*55. Ich wünsch' dir Gutes und Liebes meh, denn Tropfen hab der Bodensee. – Birlinger, 1183.
*56. Ich wünschte, du wärest, wo der Pfeffer wächst.
Wenn der Holländer ausdrücken will, dass er nicht gern mit jemand zu thun haben möchte, so sagt er: Ik wenschte, dat gij op de heide van Hoboken lagt. (Harrebomée, I, 279.) In der Zeit entstanden, als die Schiffe vor Antwerpen wegen des Umfangs seines Handels in doppelten Reihen bis auf die Heide von Hoboken zu lagen und lange auf ihre Ladung oder Löschung warten mussten. Denselben Sinn hat die folgende Redensart: Ik wou, dat je op de Mookerheide zat, die [456] ihren Ursprung in der Niederlage haben soll, welche 1574 die beiden Grafen Ludwig und Heinrich von Nassau auf der genannten, in Limburg an der Grenze von Geldern befindlichen Heide erlitten. (S. ⇒ Teufel 1146-50.)
*57. Man kann ihm nichts Besseres wünschen, als das ewige Leben. – Mayer, II, 154.
*58. Sie wünscht ihm alles Gute, wie der Jude der Speckschwarte.
*59. Wönsche wöll öck nich, man Gott gêw! (Wehlau.) – Frischbier, II, 2969.
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