Sammt

1. Früh Sammt, spat ein Filzhut.Petri, II, 319; Henisch, 1265, 3; Sailer, 80.


2. Sammt am Kragen, Hunger (Kleien) im Magen.Simrock, 5887; Körte, 3514; Braun, I, 1970; für Waldeck: Curtze, 328, 163.

Frz.: Habit de velours, ventre de son. – Plus de velours que de pain Gentilhomme de Beauce qui se tient au lit pendant qu'on raccommode ses chausses. (Masson, 295.)

It.: Ricco vestito e povero vitto. (Biber.)

Poln.: Co po tytule kiedy proźno w szkatule. – Huczno buczno, w pięty zimno. – Na głowie koło, na dąpie goło. (Masson, 295.)


3. Sammt auf dem Leibe und Kleien im Magen. Lohrengel, I, 577.

Frz.: Ventre de son, robe de velours. (Lendroy, 1453.)


4. Sammt und Seide auf dem Leibe löschen 's Feuer auf dem Herde (in der Küche) aus. Simrock, 8696; Körte, 5175; Sailer, 157; Oldenb. Volksbote, X, 351; für Waldeck: Curtze, 361, 564.

Im Plattdeutschen: Samt un sid an 'n lif, löscht dat für in de kök ut. (Marahrens, 97.)

Engl.: Silks and satins, scarlets and velvets put out the kitchen fire. (Bohn II, 486.)

Frz.: Le luxe mène à la besace.

Holl.: Fluweel en zijde is zeldzaam kruid, het bluscht het vuur der keuken uit. (Harrebomée, I, 193b.)

It.: Donna specchiante poco filante.

Schwed.: Der hustrum siden och sammet bär, der elden i spiseln snart slocknad är. (Marin, 10.)


5. Sammt upp'n Lîw un Kaff (Spreu) in'n Maog'n. (Altmark.) – Danneil, 207 u. 277.

Grossthuerei und Nothleiden dahinter.

Schwed.: I sijden och sammet, och ha intet palten på lijfwet. (Grubb, 460.)


6. Sanft (Sammt) es dat ok Sîde, hadde im Winkel (Kaufladen) 'n Kärl saght, dä siner Frau en Par Huasen (Strümpfe) koupen wol. (Hagen.) – Frommann, III, 258, 94.


7. Wer seinen Sammt früe zerreist, der muss darnach einen leinenen Kittel tragen.Petri, II, 754.


*8. Dat is Sammet sin Upslag. (Holst.) – Schütze, IV, 12.

Wenn jemand nur fürs Auge etwas Feines trägt, das darunter grob oder schlecht.


*9. Den Sammt dem Zwillich vorziehen.

In Bezug auf ungerechtfertigte Bevorzugung vornehmer Leute geringern Personen gegenüber. »Wenn man bei den Tribunalen und Gerichten wird mitten durchgehen und sich nicht wird lenken auf die rechte Seite noch auf die linke, einem nicht aufhelfen, weil er reich, dem andern nicht abhelfen, weil er arm ist, den Bürger sowol anhören, als den Burggrafen, den Sammt nicht vorziehen dem Zwillich u.s.w.« (Abraham a Sancta Clara, Judas der Erzschelm, II.)


*10. Den Sammt nach der längsten Elle messen.

»Sie waren wol ehe dabei gewesen, dass man den Sammt an den längsten Ellen hätte ausgemessen.« (H.v. Schweinichen, I, 249.)


[1859] *11 Sammt und Seide.

Gehört zu den sprichwörtlichen Redensarten anreimender (alliterirender Art), an denen unsere Sprache sehr reich ist. Sie aus den Quellen sorgfältig ausgezogen und in Herrig's Archiv (vgl. Quellenverzeichniss) in sprachlicher Ordnung zusammengestellt zu haben, ist ein Verdienst von C. Schulz auf diesem Felde. Ich füge die vorausgehenden Formeln dieser Art, soweit sie dem S angehören, hier bei: âne sache und âne schulde, sack und salz, salde und sieg (salde und sige, saelde und sigenunft), saelde und sinn, saft und süeze, saenfte und stille, saite und suit, ein sag und ein sanc, spruch und sag, sagen und salmen, (= psalmen), mit salmen und sagene, sagen und singer, singer und sagen, mit singen und saitenspiel. (Herrig, Archiv, L, 85.)

Mhd.: Sammith unde syden; mit samitt und mit siden, syden und sammet; sammet und godensmide (Goldgeschmeide).


[Zusätze und Ergänzungen]

12. Unter Sammt und Seiden steckt oftmals grosses Leiden.


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 3. Leipzig 1873.
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