Zeug

[566] 1. Am schönen weissen zeug sihet man bald ein Flecken.Lehmann, 411, 7; Winckler, III, 17.


2. Das schlechte Zeug bleibt bei seinem Besitzer, bis ein Narr kommt und es kauft.Burckhardt, 732.


3. Dat es ok so Tügelken1, hadde de Düwel saght, doa hadde 'ne Kâr Füarske (Frösche) oppelad (aufgeladen). (Lüdenscheid, Grafschaft Mark.) – Frommann, III, 257, 61.

1) Verkleinerungsform von Tüg = Zeug.


4. Dat is mi sôn Tüg, segt de Düwel, as he Poggen (Frösche) op de Kôr lôd', wenn 'k ên herop bört (hinaufgehoben) hew, springt de anner wedder h'run. (Hamburg.) – Hoefer, 1029; Schlingmann, 374; Globus, VIII.


5. Dat is mî sôn Tüg, segt de Düwel, da suorterde he Hucken un Fuörske. (Woeste.)


6. Der Zeug ist der billigste, der vor den Büchsen der Apotheken schützt.


7. Dumm Tüg, dumm Tüg, säd Hein Boje.Piening, 96.


8. Ein reiner Zeug dient nicht zu futtern vnter groben Zeug.Lehmann, 326, 2.


9. Ein schönes Zeug will auch einen saubern Meister haben.Lehmann, 509, 11.


10. Ein Zeug mit Edelgestein besetzt, verbessert keinen Gaul.Chaos, 964.


11. Et is grade Tuig, es Fraului Tuig, seg de Duiwel, däu láede en Wagen vull Förske op. (Sauerland.)


12. Guter Zeug braucht einen guten Meister.

Lat.: Probae materiae probus etiam est adhibendus artifex. (Seybold, 457.)


13. Guter Zeug, guter Meister.

Holl.: Goed tuig, goed meester. (Harrebomée, II, 347a.)


14. Guter Zeug ist halbes Werk.

Holl.: Goed gereedschap is half werk. (Harrebomée, II, 230b.)


15. Nach dem Zeuge richtet sich die Walke.

Nach der Schulter die Bürde. Guter Zeus hält eine tüchtige Walke aus, schlechter wird da durch zerstört.


16. Neuen Zeug auf ein altes Kleid flicken, ist verloren.


17. Mit schlechtem Zeug ist nicht gut werken.

Holl.: Met kwaad tuig is het' kwaad werken. (Harrebomée, II, 347a.)


18. 'S besst Züg vom Garn, das selbsch me spinnt. (Schweiz.)


19. Schlechtes (Werk-) Zeug macht schlechte Arbeit.


20. Wenig Zeug, viel Stickerei.Einfälle, 420.


21. Wenn man einem was am Zeuge flicken will, so ist bald eine Ursache gefunden.

Lat.: Ad calamitatem quilibet rumor valet. (Seybold, 6; Philippi, I, 7; Binder I, 12; II, 50.)


22. Wer mage dem reysigen zeuge widerstehn.

»Es war ein reicher herr, der hat eine grosse sach vor dem Bapst zu schaffen, vnnd nicht gantz eytel recht. Damit das die sach für sich ginge, da kam er zu dem Bapst, wannet sie also in dem geren vnd sprach: Wer mage dem reysigen zeuge widerstehn, denn er horte den harnisch klingen, das waren Ducaten.« (Pauli, Schimpff, LVIIIb.)


23. Wer morschen Zeug näht, muss leise zuziehen.


24. Wer sein Zeug nicht acht't, den wird ein ander nicht bracht.

Frz.: On vous en donnera de petits couteaux pour les perdre. (Lendroy, 531.)


25. Wer wenig Zeug hat, kan nit lange (muss kurze) Kleider tragen.Chaos, 961; Winckler, XI, 43.


26. Wess der Zeug; dess das Werk.Graf, 110, 251.

Wenn im allgemeinen auch im deutsch-rechtlichen Sinne das persönliche Verdienst der Arbeit für die Eigenthumsfrage massgebend war; so tritt doch in einzelnen Statuten die römische Anschauung hervor, nach welcher dem die Sache gehört, der den Stoff dazu gegeben hat. Dies gilt von dem, dem alten kölner Recht entlehnten Worte: »Desselben des der getzeug ist, deme selben ist das werk.« (Lehmann, V, 72.)


27. Zeug macht meister.Luther's Ms., S. 7.


28. Zeug, was viele mäkeln, wird zum Ladenhüter.

[567] 29. Zum guten Zeug gehört ein guter Meister. Lehmann, 326, 3; Eiselein, 658; Simrock, 12098.

Lat.: Proba est materies, si probum adhibeas fabrum. (Plautus.) (Eiselein, 658.)


*30. Aufgewärmt Zeug.


*31. Dat Tüg sitt em so drall upp 'n Life, als wenn 't derup neiht is.Eichwald, 1949.


*32. Einem etwas am Zeuge flicken (wollen).Eiselein, 658; Frischbier, 4169.


*33. Er hat's Zeug nicht dazu.

Es fehlt ihm das Arbeitszeug, es mangeln ihm die Hülfsmittel, es gebricht ihm die Fähigkeit.


*34. Er ist von dem rechten Zeuge gemacht.

Frz.: Il est du bois de quoi on les fait. (Kritzinger, 76a.)


*35. Er redet Zeug, die Esel im Stalle lachen darüber.

Die Armenier: Sprich nicht so toll, der Esel schreit ja im Stall. (Ausland, 1871, 404b.)


*36. Es ist abgedroschen Zeug.


*37. Es ist alles ain zeugs.

Hauer, Lij2 für das lateinische: Omnia idem pulvis.


*38. Häst du wat (etwas) im Tüge? (Lippe.)

Hast du Vorrath an Essen und Trinken?


*39. Sie haben das Zeug dazu.


*40. Sie hat ihr Zeug in einer Schachtel, aber die Butter in einer Theertonne.

So sagt man in Angeln, um eine Hausfrau zu bezeichnen, die sich mehr um ihren Putz, als um ihre Wirthschaft bekümmert.


*41. Sie seynd gleiches zeugs.Lehmann, 328, 42.


*42. Thun, was Zeug hält. (Breslau.)

Z.B. aus allen Kräften arbeiten, fahren, laufen, auch wol fluchen.


*43. Ungewaschenes Zeug reden.Frischbier, II, 2998.


*44. Was Zeug! Zeug braucht man zu Hosen. Klix, 124.


*45. Wat et Tüg hol'n will.Eichwald, 1950.


*46. Wir haben des Zeuges genug.

Soviel als: Ich will meine Hände auch nicht in den Schos legen, du hast ebenso einen weichen Bauch, als ich.

Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 5. Leipzig 1880, Sp. 566-568.
Lizenz:
Faksimiles:
566 | 567 | 568
Kategorien:

Buchempfehlung

Stifter, Adalbert

Der Condor / Das Haidedorf

Der Condor / Das Haidedorf

Die ersten beiden literarischen Veröffentlichungen Stifters sind noch voll romantischen Nachklanges. Im »Condor« will die Wienerin Cornelia zwei englischen Wissenschaftlern beweisen wozu Frauen fähig sind, indem sie sie auf einer Fahrt mit dem Ballon »Condor« begleitet - bedauerlicherweise wird sie dabei ohnmächtig. Über das »Haidedorf« schreibt Stifter in einem Brief an seinen Bruder: »Es war meine Mutter und mein Vater, die mir bei der Dichtung dieses Werkes vorschwebten, und alle Liebe, welche nur so treuherzig auf dem Lande, und unter armen Menschen zu finden ist..., alle diese Liebe liegt in der kleinen Erzählung.«

48 Seiten, 3.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Romantische Geschichten. Elf Erzählungen

Romantische Geschichten. Elf Erzählungen

Romantik! Das ist auch – aber eben nicht nur – eine Epoche. Wenn wir heute etwas romantisch finden oder nennen, schwingt darin die Sehnsucht und die Leidenschaft der jungen Autoren, die seit dem Ausklang des 18. Jahrhundert ihre Gefühlswelt gegen die von der Aufklärung geforderte Vernunft verteidigt haben. So sind vor 200 Jahren wundervolle Erzählungen entstanden. Sie handeln von der Suche nach einer verlorengegangenen Welt des Wunderbaren, sind melancholisch oder mythisch oder märchenhaft, jedenfalls aber romantisch - damals wie heute. Michael Holzinger hat für diese preiswerte Leseausgabe elf der schönsten romantischen Erzählungen ausgewählt.

442 Seiten, 16.80 Euro

Ansehen bei Amazon