[270] Niederländische Kunst. 1) Die Baukunst lernt man erst aus dem im 13. Jahrh. aus Frankreich eingeführten got. Stil schätzen, da aus der roman. Epoche nur spärliche Reste erhalten geblieben sind. Die Gotik schuf einerseits Kirchenbauten, die sich bes. durch die Pracht des weit und geräumig gestalteten Innern auszeichnen und außergewöhnlich vielschiffige Anlagen (bis zu 7 Schiffen, z.B. bei der Kathedrale zu Antwerpen) zeigen, andererseits hervorragende Baudenkmale zu städtischen Zwecken, wie die sog. Hallen (zu Ypern [Tafel: Gotik II, 5], zu Brügge etc.). Und die Rathäuser zu Brüssel, Löwen, Oudenaarde [Taf. II, 6], Leiden etc. Im 16. Jahrh. faßte die Renaissance auch in den Niederlanden Boden (Rathaus zu Antwerpen); bes. befleißigten sich die Architekten der Anwendung einer anmutigen, feinen Frührenaissance, die bei dem landesüblichen Backsteinbau sehr beliebt war. Es folgte im 17. Jahrh. die Barockbaukunst (Jesuitenkirchen zu Brüssel und Antwerpen [Tafel: Barock und Rokoko I, 3]), im 18. Jahrh. machten sich franz. Einflüsse geltend, und im 19. Jahrh. wie auch jetzt sind die verschiedenen Bauweisen nebeneinander zur Anwendung gekommen. Hervorragende Architekten der Neuzeit: Beyaert, Cuypers, Poelaert, Roelandt, Suys u.a.
2) Bildhauerkunst. Steinskulpturen aus der roman. und frühgot. Stilperiode sind in Holland kaum mehr, in Belgien selten anzutreffen; dagegen bestand seit dem 12. Jahrh. in Dinant eine Schule von Metallarbeitern (Dinandiers), deren Meister Lambert Patras war, und gegen Ende des 14. Jahrh. in Dijon eine Steinmetzenwerkstätte mit Claux Sluter an der Spitze. Im 16. Jahrh. machten sich einen Namen Pieter de Beckere, Jongelincx, im 17. Jahrh. die Brüder Duquesnoy, Artus Quellinus, H. de Keyser u.a.; ihre Tätigkeit bezog sich in erster Linie auf größere Grabmonumente, Altäre, Kanzeln etc. Nach der Periode des im 18. Jahrh. bes. in Belgien gepflegten Barockstils, wendete sich die Bildhauerkunst des 19. Jahrh. (Geefs, Fraikin, Jehotte u.a.) wieder einer klassischern Stilrichtung zu. Gegen Ende des 19. Jahrh. erregten Meunier [Tafel: Genrekunst II, 15], Lambeaux u.a. durch ihre stark realistischen Bildwerke Aufsehen.
3) In der Malerei leisteten die Niederländer Vorzügliches und Eigenartiges. Schon zu Anfang des 13. Jahrh. waren die Tafelmaler von Maastricht berühmt, und gegen Ende des 14. bildeten die »Schilderer« zahlreiche Gilden. Unter den Brüdern Hubert und Jan van Eyck [Tafel: Madonna, 2], den Vervollkommnern der seitherigen Ölmaltechnik, erblühte im 15. Jahrh. die flandr. Schule, zu der H. van der Goes, R. van der Weyden, Memling u.a. gehören; im 16. Jahrh. glänzten Frans Floris, L. van Leiden, Mabuse, Massys u.a. Im 17. Jahrh. gelangte die Historienmalerei einerseits durch Rubens [Tafeln: Christus, 4, und Madonna, 9] und seine Schüler A. van Dyck und Jak. Jordaens, andererseits durch Rembrand [Tafel: Historienmalerei I, 2] zu hoher Vollendung, und gleichzeitig auch die Genremalerei durch Brouwer, die beiden Brueghel, Ostade, Steen, Teniers [Tafel: Genrekunst I, 1], Wouwerman und die Maler der sog. Konversationsstücke, wie Dou, P. de Hooch, den Delftschen van der Meer, Metsu, Mieris, Netscher, Terborch u.a. insbes. aber auch die Porträtmalerei durch die großen Meister Rubens, van Dyck, Rembrandt [Tafel: Porträtmalerei I, 7-9] und G. Coques, Hals, B. van der Helst, Mierevelt u.a. Ebenso hervorragend ist die wirkungsvolle Behandlung auf dem Gebiete der Landschafts- und Tiermalerei im 17. Jahrh. durch Hobbema, A. van der Neer, Ruisdael, van de Velde und Hondecoeter, Potter, Snyders, Weenix u.a. Auf diese Blütezeit auf allen [270] Zweigen der Malerei erfolgte im 18. Jahrh. eine Periode meist schwacher Nachahmung, bis im 19. Jahrh. die belg. Meister Bièfve, Gallait, N. de Keyser, Leys, Wappers u.a. der Malerei, bes. der Historienmalerei einen neuen Aufschwung gaben. Gegen Ende des 19. Jahrh. hat sich auch die niederländ. Malerei nicht der von Frankreich ausgegangenen impressionistischen Auffassungs- und Malweise entziehen können. – Vgl. Galland, »Geschichte der hölland. Baukunst und Bildnerei« (1890); Hymans »Belg. Kunst des 19. Jahrh.« (1906); Michiels, »Histoire de la peinture flamande« (2. Aufl., 9 Bde., 1865-74); Crowe und Cavalcaselle, »Geschichte der altniederländ. Malerei« (deutsch 1875); Bode, »Studien zur Geschichte der hölland. Malerei« (1883); Philippi, »Die Blüte der Malerei in Belgien und Holland« (2 Bde., 1900-1); A. von Wurzbach, »Niederländ. Künstlerlexikon« (1904 fg.).
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