Fette und Öle liefernde Pflanzen und Tiere

[490] Fette und Öle liefernde Pflanzen und Tiere (hierzu die Tafel »Fett und Öl liefernde Pflanzen«). Fette sind im Pflanzenreich ganz allgemein verbreitet und namentlich in Früchten und Samen in größerer Menge aufgespeichert, so daß die vegetabilischen Fette, die festen sowohl als die Öle, fast ausschließlich aus jenen gewonnen werden. Zum Zweck der Ölgewinnung werden bei uns namentlich Kruziferen (Raps, Rübsen etc.) gebaut. Von viel geringerer Bedeutung sind Rettich (Raphanus), Senf (Sinapis) und Leindotter (Camelina). Aus der Familie der Linazeen baut man in größerer Menge den Lein (Linum), von den Urtikazeen den Hanf (Cannabis) und von den Papaverazeen den Mohn (Papaver). Die Familie der Kompositen liefert an Ölpflanzen nur die Sonnenblume (Helianthus), die für Chile wichtigere Madi (Madia) und die afrikanischen Polymenia abyssinica, Guizotia oleïfera sowie den Safflorsamen (Carthamus). Als wichtigere Öl liefernde Pflanzen kommen dann ferner noch in Betracht der Walnußbaum (Juglans) aus der Familie der Juglandazeen, die Buche (Fagus) und der Haselstrauch (Corylus) aus der Familie der Fagazeen, der Mandelbaum (Amygdalus) und der Pfirsichbaum (Persica) aus der Familie der Rosazeen, allenfalls noch der Mais (Zea) aus der Familie der Gramineen und der Weinstock (Vitis) aus der Familie der Vitazeen. Die Familie der Oleazeen liefert den für Südeuropa so wichtigen Ölbaum (Olea), die Familie der Bignoniazeen den Sesam (Sesamum) und die Familie der Leguminosen die Erdnuß (Arachis). Aus der Familie der Moringazeen ist Moringa pterygosperma, die das Behenöl liefert, zu nennen, ferner von den Myrtazeen die Bertholletia, von den Burserazeen Irvingia Barteri, von den Terebinthazeen Rhus succedanea (japanisches Wachs), von den Dipterokarpazeen die Gattungen Vateria und Hopea, von den Euphorbiazeen Ricinus, Aleurites triloba, Croton Tiglium und Stillingia sebifera, die den chinesischen Talg liefert, von den Malvazeen die Baumwolle (Gossypium), von den Sapindazeen die Gattung Sapindus, von den Ternströmiazeen mehrere Carapa-Arten, von den Laurazeen der Lorbeer, von den Myristikazeen der Muskatbaum (Myristica), von den Sapotazeen die Illipe-Arten, von den Sterkuliazeen der Kakao (Theobroma), Sterculia foetida, von den Myrikazeen der Wachsgagel (Myrica) etc. Sehr reich an Fett liefernden Pflanzen ist die Familie der Palmen, von denen die Kokospalme (Cocos), die Ölpalme (Elaeis), die Wachspalme (Copernicia) und die Andespalme (Ceroxylon) hauptsächlich zu nennen sind. Sehr zahlreiche andre Pflanzen enthalten Fette in großer Menge, und es ist vorauszusehen, daß noch viele derselben für die Industrie Bedeutung gewinnen werden. Beschreibung und Abbildung der wichtigsten Pflanzen s. auf beifolgender Tafel. – Im Tierreich liefern die Rinder verschiedene Fettarten: Butter, Talg, Knochenmarkfett und Klauenfett, die Schafe namentlich Talg, Klauenfett und Wollfett, die Schweine Schmalz; von geringerer Bedeutung sind Pferd und Ziege sowie einige Vögel. Hühnereier geben Eieröl, und auch aus Schildkröteneiern wird Öl gewonnen. Für die Technik kommen außerdem namentlich die Trane in Betracht: Walfischtran vom Grönlandswal, Delphintran vom Grindwal und Döglingtran vom Zwergwal, außerdem Pottfischtran und Robbentran von Ohrenrobben, Seehunden, Walrossen. Von den Fischtranen ist der Stockfisch- oder Dorschtran aus der Leber dieser Fische (Lebertran) am wichtigsten, außerdem ist im Handel der Tran von Heringen, Rochen, Haifischen, Thunfisch und Meerpricke. Ein eigenartiges tierisches Fett ist das Walrat (Cetaceum) vom Pottfisch. Vgl. die Literatur beim Artikel »Fette«.

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Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 6. Leipzig 1906, S. 490.
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