|
Wolfgang Amadeus Mozart wurde am 27. Januar 1756 in Salzburg geboren. Sein Vater Leopold Mozart, aus einer tüchtigen Handwerkerfamilie der freien Reichsstadt Augsburg stammend, war im Bewußtsein einer nicht geringen geistigen Begabung seinem Drange nach einer höhern Lebensstellung gefolgt und auf die damals berühmte Universität Salzburg gezogen, um Jurisprudenz zu studiren. Da es ihm aber nicht gelang, in diesem Fache bald genug eine Anstellung zu erhalten, so sah er sich bei der Geringfügigkeit seiner pecuniären Mittel dazu gezwungen, als Kammerdiener in den Dienst des Domherrn Grafen Thurn zu treten. Später jedoch verhalf ihm seine Anlage und tüchtige Ausbildung in der Musik, mit der er nach der Gewohnheit so vieler Studirenden jener Zeit schon stets einen Theil seines Unterhaltes gewonnen hatte, zu einer besseren Stellung; er wurde im Jahre 1743 vom Erzbischof Sigismund in die Salzburgische Capelle aufgenommen. Und da seine Tüchtigkeit und sein Ruf als Violinspieler sich mehrten, ernannte ihn derselbe Fürst zunächst zum Hofcomponisten und Anführer des Orchesters und im Jahre 1762 sogar zum Vicecapellmeister der Hofmusik.
Bereits im Jahre 1747 hatte Leopold Mozart Anna Maria Pertlin, eine Pflegetochter des Stiftes St. Gilgen bei Salzburg, geheirathet. Aus dieser Ehe gingen 7 Kinder hervor, von denen jedoch nur das vierte, Maria Anna, genannt Nannerl, geb. 1751, und das letzte, Wolfgang Amadeus Johannes Chrysostomus, am Leben blieben. Die Tochter zeigte frühe ein hervorragendes Talent zur Musik, und als der Vater den Unterricht mit ihr begann, regte sich auch in dem dreijährigen Brüderchen die angeborene lebhafte Neigung zu dieser Kunst und er zeigte sogleich Gaben, die alles Gewöhnliche[3] weit überstiegen und geradezu ans Wunderbare gränzten. Im vierten Jahre spielte er schon allerhand kleine Stücke auf dem Klavier; eine Menuet zu lernen brauchte er eine halbe Stunde, für ein größeres Stückchen eine Stunde, und im fünften Jahre componirte er bereits selbst hübsche kleine Sätzchen, von denen mehrere aufbewahrt sind.1
Diese staunenswerthen Leistungen beider Kinder, zu denen bei Wolfgang bald auch fertiges Violin- und Orgelspiel hinzukam, bewogen den Vater mit ihnen zu reisen. Im Januar 1762, als der Knabe eben sechs Jahre alt ward, ging es zunächst nach München, dann im Herbst nach Wien, und überall auf der Reise erregten die Kinder das größte Aufsehen und wurden reich beschenkt. So beschloß denn bald darauf der Vater mit der gesammten Familie eine größere Reise anzutreten. Diese dauerte über drei Jahre und dehnte sich von den kleinern Residenzen des westlichen Deutschland nach Paris und London aus, und dann über Holland, Frankreich und die Schweiz zurück. Dabei ging der sorgfältige Unterricht, den der Vater seinem Sohne unermüdet gewährte, mit der trefflichsten Erziehung Hand in Hand, und der Knabe war bald überall ebenso wegen seines liebenswürdigen Charakters und seiner einfachen Natürlichkeit und Offenheit geliebt als er wegen seiner seltenen Gaben und seiner Leistungen angestaunt wurde.
Nachdem nun noch fast ein Jahr lang Unterricht und Uebung auf Instrumenten wie im Componiren in der Heimath unausgesetzt betrieben worden waren, reiste der Vater wiederum mit der gesammten Familie nach Wien, und zwar diesmal in der Absicht, daß sich Wolfgang fortan durch Composition einer Oper den Weg nach dem damaligen Eldorado der Musik, nach Italien, bahne. Es gelang in der That die Scrittura einer Opera buffa – sie hieß La finta semplice – zu erlangen; allein als dieselbe fertig war, wußten die Kabalen der neidischen Sänger, obwohl der Kaiser selbst dem Knaben[4] die Composition aufgetragen hatte, ihre Aufführung völlig zu verhindern. Dagegen kam eine deutsche Operette »Bastien und Bastienne«, die der zwölfjährige Wolfgang damals ebenfalls schrieb, in dem Gartenhaus der Familie Mesmer in der Vorstadt Landstraße wenigstens zu einer Privatdarstellung; und der Vater hatte obendrein die kleine Genugthuung, den Sohn, dem der Kaiser die Composition einer solennen Messe zur Einweihung der neuen Waisenhauskirche aufgetragen hatte, dieselbe in Gegenwart der kaiserlichen Familie am 7. December 1768 selbst mit dem Tactstocke dirigiren zu sehen.
Sogleich nach der Rückkehr in die Heimath ward der junge Virtuose zum erzbischöflichen Concertmeister ernannt. Er brachte nun fast das ganze Jahr 1769 wieder dort zu und war hauptsächlich mit der Composition von Messen beschäftigt. Wir sehen ihn damals eifrig bemüht die lateinische Sprache besser zu erlernen, in der er übrigens bereits zwei Jahre vorher eine Comödie »Apollo et Hyacinthos« componirt hatte. Auf dieses Studium nun bezieht sich auch das erste Briefchen, das von seiner Hand vorhanden ist.
1 | Die Großfürstin Helene Paulowna hat vor einigen Wochen dem Mozarteum das Notenheft geschenkt, aus welchem Wolfgang zuerst gelernt und in welches er seine ersten Compositionen eingeschrieben hat. |
Ausgewählte Ausgaben von
Mozarts Briefe
|
Buchempfehlung
Am Heiligen Abend des Jahres 820 führt eine Verschwörung am Hofe zu Konstantinopel zur Ermordung Kaiser Leos des Armeniers. Gryphius schildert in seinem dramatischen Erstling wie Michael Balbus, einst Vertrauter Leos, sich auf den Kaiserthron erhebt.
98 Seiten, 5.80 Euro
Buchempfehlung
Romantik! Das ist auch – aber eben nicht nur – eine Epoche. Wenn wir heute etwas romantisch finden oder nennen, schwingt darin die Sehnsucht und die Leidenschaft der jungen Autoren, die seit dem Ausklang des 18. Jahrhundert ihre Gefühlswelt gegen die von der Aufklärung geforderte Vernunft verteidigt haben. So sind vor 200 Jahren wundervolle Erzählungen entstanden. Sie handeln von der Suche nach einer verlorengegangenen Welt des Wunderbaren, sind melancholisch oder mythisch oder märchenhaft, jedenfalls aber romantisch - damals wie heute. Nach den erfolgreichen beiden ersten Bänden hat Michael Holzinger sieben weitere Meistererzählungen der Romantik zu einen dritten Band zusammengefasst.
456 Seiten, 16.80 Euro