[471] York, Herzog von Y. ist ein Titel, welchen die Könige von England gewöhnlich an Glieder ihres Hauses, u. zwar an den zweiten Sohn verleihen. Das Wappen derselben war eine weiße Rose, das der Herzöge von Lancaster hingegen eine rothe, weshalb der Krieg, welchen beide Häuser 30 Jahre (14551486) mit einander führten, der Krieg der Weißen u. Rothen Rose genannt wird. Der erste Herzog von Y. war 1) Edmund, vierter Sohn Eduards III. u. der Philippe von Hennegau, geb. 1341, hieß Anfangs Graf von Cambridge; er hatte drei ältere Brüder u. einen jüngeren; Eduard, genannt der Schwarze Prinz, der älteste, starb 1376, bevor er noch den Thron bestieg; der zweite war Lionel von Clarence, dessen einzige Tochter, Philippa, an Roger Mortimer vermählt war; der dritte war Johann von Gaunt, welcher die jüngere Tochter des Herzogs Heinrich von Lancaster (dieser hatte keine männliche Nachkommenschaft u. seine Rechte vererbten an dessen Töchter) geheirathet hatte u. davon den Titel Herzog von Lancaster erhielt; der jüngste Bruder Edmunds war Thomas von Woodstock, später Herzog von Gloucester. Nach dem Tode Eduards III. 1377 folgte ihm Richard II., Sohn des Schwarzen Prinzen, unter Vormundschaft seiner drei noch lebenden Oheime Johann, Edmund u. Thomas (Lionel war gestorben), von denen Edmund Regent wurde. Unter dessen Vormundschaft wurde England durch Unruhen zerrüttet, u. als Richard II. nach Johanns von Gaunt Tode 1399 dessen Sohne, Heinrich Bolingbroke, Herzog von Herefort, unter nichtigem Vorwand die Erbschaft versagte, nahm dieser ihn mit Edmunds von Y. Hülfe gefangen u. brachte ihn nach London, wo Richard II., vom Parlament des Thrones förmlich entsetzt, 1400 im Tower Hungers starb, aber Heinrich Bolingbroke, Herzog von Herefort u. Lancaster, als Heinrich IV. auf den Thron erhoben wurde. So war denn das Haus-Lancaster factisch auf dem Thron. Damit standen aber die Rechte Roger Mortimers in Widerspruch. Dieser hatte nämlich Philippa, die Erbtochter Lionels, Herzogs von Clarence, des älteren Oheims Heinrichs, geheirathet u. somit hatte seine Gemahlin u. er, so wie seine Tochter Anna, welche an Edmunds zweiten Sohn, Richard von Clarence, Herzog von Y., vermählt war, die nächsten Rechte auf den Thron, u. deshalb standen sich die Häuser Lancaster u. Y. als Kronprätendenten feindlich gegenüber. Anfangs ging alles ruhig. Edmund, Herzog von Y., starb 1402 u. hinterließ zwei Söhne: Eduard, den älteren, welcher 1415 erschlagen wurde, u. Richard von Coniesborough, Graf von Clarence (denselben, welcher mit Anna Mortimer Ansprüche auf den Thron erheirathet hatte); dieser erregte eine Empörung gegen Heinrich V., Sohn Heinrichs IV., wurde gefangen u. 1415 enthauptet; dennoch erbte sein, nach seinem Tode 1416 geborner Sohn 2) Richard seines Vaters u. Oheims Besitzungen u. wurde zweiter Herzog von Y. Erst seit 1449 u. noch mehr seit 1455, wo es zum offenen Kampf kam, offenbarte sich sein Streben nach dem Throne u. entzündete so den Krieg der Weißen u. Rothen Rose. Zweimal war sein Gegner, König Heinrich VI., in seinen Händen, zweimal wurde er wieder befreit, bis endlich Richard im December 1460 in der Schlacht bei Wakefield gegen die Königin Mutter, Margaretha, getödtet wurde. Sein Haupt wurde nebst dem seines jüngsten Sohnes, des Grafen von Rutland, über dem Stadtthore der Stadt York aufgesteckt. Allein noch lebte sein ältester Sohn, 3) Eduard, Graf von March, welcher den Herzogstitel erbte u. nachher als Eduard IV. König wurde. Er ließ seinen Bruder Georg, Herzog von Clarence, Grafen von Warwick, wegen unvorsichtiger Äußerungen 1478 in einem Stückfaß Malvasier ersäufen. Georgs Sohn 4) Eduard, Herzog von Y., Graf von Warwick, wurde in den Tower gesetzt u. 1499 durch Heinrich VII. hingerichtet. Außer ihm waren nach seines Vaters Tode nur noch zwei Sprößlinge aus dem Hause Y. übrig: Eduard, Sohn Eduards IV., folgte seinem Vater 1483 als Eduard V., wurde aber nebst seinem Bruder Richard, geb. 1474, im Tower durch seinen Oheim (den Folgenden) im Bette erstickt. Der Thronräuber Richard III. bestieg nun den Thron, fiel aber 1485 in der Schlacht von Bosworth gegen Heinrich von Richmond od. Lancaster; dieser bestieg als Heinrich VII. den Thron von England u. stillte, indem er Elisabeth, Eduards IV. Tochter u. Eduards V. ältere Schwester, geb. 1467, heirathete, die Unruhen, welche England dreißig Jahre hindurch verwüstet hatten, s. England S. 726 f. Von nun an wurde der Titel: Herzog von Y., immer dem zweiten Sohne des Königs ertheilt. So führte ihn 5) Heinrich, zweiter Sohn Heinrichs VII., welcher nach dem Ableben seines ältern Bruders Arthur Prinz von Wales wurde u. als Heinrich VII. den Thron bestieg. Erst nach 100 Jahren erhielt die Titel wieder: 6) Karl, zweiter Sohn Jakobs I., nachmals König Karl I. 7) Jakob, zweiter Sohn Karls I., nachmals König Jakob II. 8) Heinrich Benedict, Herzog von Y., der Cardinal von Y. genannt, zweiter Sohn des Prätendenten Jakob III. u. Enkel Jakobs II., gewöhnlich Ritter St. Georg genannt, geb. 1725, widmete sich in der Verbannung dem geistlichen Stande u. wurde 1747 Cardinal. Nach dem Tode seines Bruders, des Prinzen Eduard (1788), war Heinrich von Y. der einzige männliche Sprosse des Hauses Stuart u. nahm den Titel eines Königs von England an. Nach der Besetzung des Kirchenstaats durch die Franzosen ließ er sich in Venedig nieder u. lebte von einer, 1799 ihm vom König Georg III. von Großbritannien ausgesetzten jährlichen Pension von 4000 Pfd. Sterl. Er starb 15. Juli 1807 in Frascati; seine hinterlassenen Papiere ließ die englische Regierung als Stuart papers, Lond. 1847, veröffentlichen. Rechtmäßig von dem regierenden König Georg I. verliehen führte den Titel als Herzog von Y. neben jenem: 9) Ernst August, Bruder des Königs, Fürstbischof von Osnabrück, seit 1716; er st. 1728. 10) Eduard August, Bruder des Königs Georg III., erhielt 1760 diesen Titel u. st. 1767. 11) Friedrich,[471] Herzog von Y. u. Albany, der zweite Sohn des Königs Georg III., geb. 16. August 1763 u. schon 1764 zum Bischof von Osnabrück bestimmt. Er begab sich nach Berlin, um unter Friedrichs II. Augen seine militärische Bildung zu beenden; wurde 1784 zum Herzog von Y. u. Albany ernannt u. kehrte 1787 nach England zurück, wo er sich an den Verhandlungen im Oberhause betheiligte. 1789 bestand er ein Duell mit dem Obersten Lennox. 1791 ging er wieder nach Preußen, wo er sich mit einer Tochter des Königs Friedrich Wilhelm II. vermählte. In dem Kriege gegen Frankreich übergab ihm sein Vater 1793 den Befehl über das 1. Garderegiment u. ernannte ihn zum Chef der britischen Armee in den Niederlanden, welche mit dem österreichischen Heere unter dem Prinzen von Koburg zusammenstieß. Nach der Eroberung von Valenciennes wurde der Herzog zur Belagerung von Dünkirchen abgeschickt, aber am 8. September 1793 von Houchard bei Hondschoote geschlagen, zog er sich nach Tournay u. später nach Antwerpen zurück, von wo er sich 1794 hinter die Maas, später hinter den Rhein, die Weser u. die Elbe zurückzog, u. dann sein Heer nach England einschiffte. Trotz dieser Unfälle ernannte ihn der König 1795 zum Feldmarschall u. Oberbefehlshaber der britischen Armee u. übertrug ihm 1799 die Leitung der Expedition nach Holland, welche nach den Niederlagen bei Bergen u. Alkmaar mit der Capitulation von Alkmaar 18. October 1799 kläglich endete (s. Französischer Revolutionskrieg S. 651). Nach seiner Rückkehr nach England verlor er 1802 sein Bisthum Osnabrück, welches säcularisirt wurde. Durch sein Verhältniß zu Mistreß Clarke (s.d. 7) kam er in unangenehme Conflicte. Nachdem diese nämlich von ihm verlassen worden war, machte sie dem Oberst Wardle Mittheilungen über die großen Veruntreuungen in der Kriegsverwaltung. Wardle denuncirte den Herzog deshalb im Januar 1809 vor dem Unterhause, u. dieses ließ durch eine Commission die Sache untersuchen. Obgleich nun das Haus das Nichtschuldig über den Herzog aussprach, so sah sich derselbe doch veranlaßt im März 1809 seine Stelle als Oberbefehlshaber niederzulegen. 1811 erhielt er vom Prinz Regenten von Neuem den Oberbefehl über die britische Landarmee u. machte nun mehre zweckmäßige Einrichtungen in der Armee; an den parlamentarischen Verhandlungen des Oberhauses nahm er nur dann Antheil, wenn über die Emancipation der Katholiken debattirt wurde, u. zeigte sich stets, bes. in der Sitzung von 1826, als ein Gegner derselben. Er st. 5. Januar 1827. Er war seit 1791 mit Friederike, Halbschwester des Königs Friedrich Wilhelm III. von Preußen (geb. 1767), vermählt, welche aber 1820 nach einer kinderlosen Ehe starb. Ihm ist in London bei St. Jamespark ein Denkmal nach Art der Vendomesäule gesetzt worden, auf dessen Spitze sein Standbild in Erz steht. 12) Alfred, zweiter Sohn der Königin Victoria, geb. 6. Aug. 1844 (s. Großbritannien S. 712), präsumtiver Herzog von Sachsen-Koburg-Gotha.