Amtleute

1. Amtleute geben dem Herrn ein Ei und nehmen den Unterthanen zwei.


2. Amtleute haben die Schlüssel zu der Bauern Gelde.


3. Amtleute hüten wie der Fuchs die Gänschen, und richten wie der Wolf über die Schafe.


4. Amtleute kommen eher in Gefahr als ein Schiffmann.

Der Unterthanen Beschwerden sind gegen sie, können ihnen indessen da, wo man die vortreffliche Erfindung der Competenzconflicte zur Anwendung gebracht hat, wenig schaden.


5. Amtleute machen ein Loch auf und stopfen das andere zu.


6. Amtleute müssen klug sein.

Als der Landgraf Wilhelm zu Hessen einen Edelmann fragte, wann er anfangen wolle, witzig zu werden, so antwortete er: »Gebt mir ein Amt, so werd' ich auch klug sein; in meinem jetzigen Stande brauche ich's nicht.«


7. Amtleute müssen manche Pille verschlucken.


8. Amtleute nehmen die Leilaken (Inletten) von einem Bette und decken sie aufs andere.


9. Amtleute nehmen von den Füssen und (schmücken) decken damit den Kopf.


10. Amtleute nehmen von einem Altar und schmücken damit den andern.


11. Amtleute schneiden das beste Stück vom Tuch; Gott geb', dass dem Herrn zu einem Rock übrig bleibt.


12. Amtleute sollen die Bauern hegen, aber nit fegen; sich ihrer erbarmen, aber sie nit verarmen; in Noth erfreuen, aber nit mit Strafe bedräuen; ihre Arbeit ehren, aber nit beschweren.Lehmann.


[73] 13. Amtleute und Pfleger, Förster und Häger, Schaffner und Jäger, Schösser und Procurator, Verwalter und Curator haben nicht grossen Lohn, werden gleichwol reich davon.

Wie mag das wol zugehen?


14. Amtleute und Schösser bauen schöne Schlösser.


15. Mit Amtleuten und Vögten ist gut umzugehen, wenn man dem Arsch nimmt, dass man den Kopf deckt.Fischart, Prakt.


16. Neue Amtleute und neue Karren, wenn man sie zuerst braucht, sie knarren.


17. Schlechte Amtleute (Beamte) und Wanzen muss man mit scharfen Mitteln curanzen.


18. Was die Amtleute gefressen, das wird dem Herrn zugemessen.


[Zusätze und Ergänzungen]

zu13.

Eine andere Lesart lautet: Amptleut und Pfleger, Förster und Heger, Kastner und Schösser, bawen Häusser und Schlösser, haben kleinen lohn, werden reich davon. Nun zeug mir an, wie das sein kann. Ihr griff, die weiss nicht iederman; sie schreiben ein X vor ein U, so kommen sie mit der Rechnung zu. (Monatsblätter, V, 160, 27.)


zu14.

»Amtleute und Schösser (Zoll- und Steuerheber) bauen grosse Häuser und Schlösser, und kriegen doch wenig Sold, sind nicht treu noch hold; die Rechnung kann nicht fehlen, die Diebe müssen stehlen.« (Vgl. Preussischer Hausfreund, Berlin 1810, Nr. 1284, S. 370.)


19. Junge Amtleute, alte Bettelleute.


20. Newe Amptleut vnd hohe leinene Wand, hat selten ein langen bestand.Henisch, 330, 67; Petri, II, 493.


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 1. Leipzig 1867.
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