1. Auf der Kirchweih isst man gern den Gauch in Pfeffer. – Fischart.
2. Auff der Kirchweyh mach ich mich breit. – H. Sachs, II, VI, 2.
3. Auff solcher kirchweih gibt man solchen (oder: keinn andern) ablass. – Franck, I, 81b; II, 471a; Petri, II, 26; Sailer, 232; Eiselein, 378; Simrock, 5693; Körte, 3410.
»Auff solcher Kirchweih, solchem Gottshauss theilt man kein andern Ablass auss.« (Waldis, IV, 13.) »Es gebed yn gewonlich söliche Kirchweyh in sölichen Ablass.« (Stumpf, II, 349a.)
Holl.: Op zulke kermissen geeft men geene andere aflaten. (Harrebomée, I, 395b.)
Lat.: Aliter haec sacra non constant. (Auson.) (Binder I, 1573; II, 127; Seybold, 534; Philippi, II, 161.) – Dedicatio cum bulla res unius pretii. – Perniciem litis secure non sepelitis.
4. Darnach Kirchweyh, darnach Ablass. – Gruter, III, 12; Lehmann, II, 74, 3.
5. Die Kirchweih will ihre Gäste, der Markt seine Kaufleute haben.
6. Es ist keine Kirchweih noch Jahrmarkt, der Teufel rüstet seine Kirchweih auch daneben auf und richtet den Schragen und Kram zu Markt. – Eiselein, 378.
7. Es ist nicht alle Tage Kirchweyhe im Dorff. (S. ⇒ Fangtag, Fischtag, ⇒ Fleischtag, ⇒ Jahrmarkt 7, ⇒ Kirmes 6 und ⇒ Sonntag.) – Gruter, III, 34; Mayer, II, 154; Schaltjahr, I, 247.
Dän.: Det er ei hver dag bagedag.
Frz.: Il n'est pas tous les jours fête.
Holl.: Het is alle dagen geen vastenavend (geen Maiavend, sins Martensavend). – Het is altijd geen joogdag.
[1350] It.: Ogni di non è festa. – Ogni giorno non si fanno nozze.
Lat.: Non semper Bachanalia. (Schreger, 15.) – Non semper Saturnalia sunt. (Binder II, 2224; Faselius, 174; Wiegand, 305.)
Norw.: D'ar inkje hvar dag kvitsandag.
Schwed.: Alla dagar åre inte sötebrädsdagar. – Det åre icke alla dagar bakedagar.
8. Es ist nur einmal Kirchweih des Jahres. – Ramann, II, Pred., II, 416.
Es ist je das Sprichwort war, es fehlet nicht, dass in eim Jahr etwa in eim Dorff Kirchweih ist. (Ayrer, II, 1191, 4.)
Engl.: Christmas comes but once a year.
9. Es wird so lange von der Kirchweih gesprochen, bis sie endlich kommt.
Es ist so lange von einer Sache die Rede, bis sie sich wirklich ereignet.
Frz.: On parle tant de la Saint-Martin, qu'à la fin on y arrive.
10. Kirchweihe sind dess Teuffels Fest. – Franck, Zeytbuch, CCXXXIa.
11. Man spricht von der Kirchweih, bis sie kommt. – Lehmann, II, 156, 151; Eiselein, 378; Birlinger, 309.
Mer schwätzt's ganz Johr von der Kirwe, endlich ist se. (Nefflen, 463.) Wer kommen soll, kommt, wenn man nur die Zeit erwartet.
12. Wer auf jede Kirchweih geht, erlangt faulen Ablass.
13. Wo eine Kirchweih ist, da will auch ein Jahrmarkt sein.
*14. Die Kirchweih abgiessen.
*15. Die Kirchweih ist schon gewesen, du kommst zu spät.
Lat.: Hedera post anthisteria. (Seybold, 212.)
*16. Du kannst mir auf die Kirbe (Kirchweih) kommen. (S. ⇒ Ellenbogen 6.) (Rottenburg.)
*17. Einem eine Kirchweih kaufen.
»So gebt ir in (den Feinden) einen fürbass (vorsprung) alsdann will ich zu rechter mass kumen und in mit meim Haufen erst der rechten Kirchweih kaufen.« (Teuerdank, 93, 18.)
*18. Einem zu frü auf die kerwin kumen. – Schade, I, 57, 91; Grimm, V, 832 fg.
*19. Einen zur Kirchweih einladen. – Tendlau, 221; Eiselein, 378.
*20. Er chünnt ab der Chilbi (Kirchweih) ung'schlag'n. (Solothurn.) – Schild, 95, 423.
*21. Er ist auch auf der Kirchweih.
» ... Dass ein jeder gesehen und, wie man zu sagen pflegt, auch bey der Kirchweyhe seyn wolte.« (Gottfried, 795a.)
*22. Es ist eine Kirchweihe ohne Rauch. – Sailer, 297; Schottel, 1125b.
*23. Es ist eine Kirchweih, wo man keinen Rauch gesehen. – Eiselein, 378.
Von einer ungastlichen Aufnahme, schlechten Bewirthung.
Lat.: Sacrum sine fumo. (Eiselein, 378.)
*24. Es ist jm gut der Kirchweihe kauffen. – Mathesius, Postilla, II, CCLXIIb.
»Wie wir Teutschen reden.«
*25. Ich wollt' ihm auf die Kirchweih kommen. – Fischart in Kloster, VIII, 434.
Eine Drohung, der geschichtliche Vorgänge zu Grunde liegen. Es war eine alte Kriegslist, den Feinden bei einem solchen Feste über den Hals zu kommen. In einem Spruche von dem Kriegszuge des Landgrafen Philipp und Kurfürsten Johann Friedrich gegen Herzog Heinrich von Braunschweig im Jahre 1542 heisst es von den beiden Verbündeten, die den Herzog überraschten, dass er nicht Stand halten konnte: »Sind den frommen man zu frü auf die kerbei kommen.« Ebenso 1502 in dem Streite der Nürnberger und Ansbacher um den Kirchweihschutz von Affalterbach. Als die Nürnberger sollen auf die Kirchweihe ziehen, fielen die Markgräfler hinaus, lagerten sich im nürnberger Wald, in Hoffnung, den Nürnbergern, so sie auf die Kirchweih zogen oder davon, auf die Kirchweih zu kommen. (Vgl. Franck, Chronika, 1536, 1, 254a.) Auch von dem Kriegszuge des Landgrafen Philipp von Hessen nach Würtemberg 1534 heisst es: »Hessen thet sich nicht saumen, zu schimpf gar wol gerüst, wolt auf der Kürbe kramen.«(Soltau, II, 155.)
*26. Komm mir auf die Kirwe. (S. ⇒ Ellenbogen 6.)
*27. Man weiss noch nicht, was aus der Kirchweih werden wird.
»Nun wil ich warlich sehen gern, was noch auss der Kirchwey wil wern.« (H. Sachs, XXXII, 2.)
[1351] *28. Nach der kirchweihe kommen. – Franck, I, 50a.
Der Späte.
*29. Nun ist die Kirchweih aus. – H. Sachs (1588), III, 1, 147b.
Klage einer Buhlerin, die ihrem Liebhaber die Taschen geleert hat.
*30. Vor der Kirwa schon Juchhe schreia. – Sartorius, 169.
Frühzeitig wegen eines Ereignisses triumphiren, das später nicht eintrifft.
*31. Wenn man ihm einmal eine Kirchweih kauft, er denkt immer daran.
Von einem, der Beleidigungen nicht leicht vergisst.
32. Kirchweih ist des Teufels Hochzeit. – Nigrinus, Inquisition, 185.
Buchempfehlung
»Ein ganz vergebliches Mühen würd' es sein, wenn du, o lieber Leser, es unternehmen solltest, zu den Bildern, die einer längst vergangenen Zeit entnommen, die Originale in der neuesten nächsten Umgebung ausspähen zu wollen. Alle Harmlosigkeit, auf die vorzüglich gerechnet, würde über diesem Mühen zugrunde gehen müssen.« E. T. A. Hoffmann im Oktober 1818
88 Seiten, 5.80 Euro
Buchempfehlung
1799 schreibt Novalis seinen Heinrich von Ofterdingen und schafft mit der blauen Blume, nach der der Jüngling sich sehnt, das Symbol einer der wirkungsmächtigsten Epochen unseres Kulturkreises. Ricarda Huch wird dazu viel später bemerken: »Die blaue Blume ist aber das, was jeder sucht, ohne es selbst zu wissen, nenne man es nun Gott, Ewigkeit oder Liebe.« Diese und fünf weitere große Erzählungen der Frühromantik hat Michael Holzinger für diese Leseausgabe ausgewählt.
396 Seiten, 19.80 Euro