Last

1. Alle Lasten gehen in den Gütern.Graf, 122, 310.

Die wesentlichste Eigenschaft der Reallasten ist, dass sie nicht auf der Person, sondern auf dem Gute haften.

Altfries.: Alle berthe gaed in da gueden. (Hettema, LXXIX, 3, 260.)


2. Auch kleine Last drückt, wenn man sie lange trägt.

Dän.: Liden byrde er langveys tung. (Prov. dan., 98.)

Engl.: Light burdens far heavy. (Bohn II, 110.)

Frz.: Au long aller petit fardeau pèse. (Bohn I, 6; Cahier, 960.) – Petit chose de loin pèse. (Bohn II, 110.)

Schwed.: Lijten byrda är lång wägh tung. – Lijten byrda giör längden tung. (Törning, 104; Rhodin, 87.)


[1796] 3. Dem einen ist's 'ne schwere Last, dem andern blos ein Spiel zur Rast. (Wend. Lausitz.)


4. Der die grösste Last trägt, bekommt oft den wenigsten Lohn.

Frz.: En grand fardeau n'est pas l'acquêt. (Bohn I, 17.)


5. Die Last drückt zuletzt am meisten.

Die Russen: Die Last liegt am Ende des Karrens. (Altmann VI, 396.)


6. Die schwere Last zu tragen haben, machen keine grossen Sprünge.

Frz.: La charge dompte la beste. (Leroux, I, 93.)


7. Die schwerste Last ist Sündenlast.


8. Die schwerste Last wiegt am meisten.

Lat.: Scitis quod gravius praeponderat undique pondus. (Sutor, 184.)


9. Eigene Last ist stets von Blei, des Nachbarn nur von Flaum.

Holl.: Onze lasten schijnen van lood, en eens anders van pluimen. (Harrebomée, II, 11.)


10. Eigene Last wird nicht zu schwer. (S. Korb 2.) – Masson, 224.

Dän.: Hver skal baere sin byrde. (Prov. dan., 98.)

Frz.: Nul ne fait si bien besogne que celui à qui elle est. (Masson, 224.)


11. Eine Last, die man gern trägt, fühlt man auf den Schultern nicht.

»Ein burd, die man mit willen tregt, niemand sie zu beschweren pflegt.«

It.: Carica volontaria non carica. (Bohn I, 77.)

Lat.: Hoc portat leuiter quod portat quisque libenter. (Loci comm., 106.)


12. Eine Last, die man gewohnt ist, drückt nicht so wie eine neue.

Lat.: Nota res mala, optima. (Tappius, 219; Philippi, II, 47; Erasm., 96.)


13. Eine Last, wohl gefasst, ist halb getragen.

Lat.: Leve fit, quod bene fertur onus. (Ovid.) (Binder I, 868; II, 1653.)


14. Eine Last, wohl gefasst, ist nur halbe Last. Müller, 2, 5.


15. Einer sol des andern last tragen.Gal. 6; Eyering, II, 152.

Dän.: Den eene bære den andens byrde. (Prov. dan., 98.)


16. Einer sol dess andern last1 vnd bürd wissen vnd tragen, nicht negen vnd nagen.Henisch, 490, 47.

1) D.h. Aberwitz, Bürde, Gebaren, Weise.

Lat.: Amici vitia noveris, non oderis. (Henisch, 490, 49.)


17. Eines andern Last kennt man nicht.

Holl.: Niemant kent eens anders last. (Harrebomée, II, 11.)


18. Es ist eine böse Last, unter der man Gottes Stimme nicht hört.


19. Es weiss keiner dess andern Last.Petri, II, 303.


20. Fremde Last ist allzeit schwer.


21. Gemeine Last wird leicht getragen.

Holl.: Gemeene last wordt ligt gedragen. (Harrebomée, II, 10.)


22. Gleiche Last bricht keinem den Rücken.

Dän.: Paa liige byrde drager ingen sig traet. (Prov. dan., 98.)


23. Grosse Last drückt, zu grosse erdrückt.

Span.: No mata la carga sino la sobrecarga. (Bohn I, 236.)


24. Grosse last legt man auff Esel, nit auff Menschen.Lehmann, 189, 8.

»Antwort als einer gefragt ward, warumb hohe Empter vnd digniteten nicht denen würden geben, die an hohen Verstand, Weisheit vnd Erfahrung viel andern für zu ziehen.«


25. Ist der Last gross vnnd schwer, so schlegt er nider desto ehr.Lehmann, 308, 47.


26. Ist die Last zu schwer, erliegen auch starke Beine.

Böhm.: Kdo veliké břemeno nese, tudíž pod ním na zemi klese. (Čelakovsky, 179.)


27. Jê mär Last dat man uphucket, ie mär maut man drâgen.Schambach, I, 216.

Man muss nicht blos Verpflichtungen übernehmen, man muss sich auch vorher prüfen, ob man der Last gewachsen ist.


28. Je schwerer die Last, je leichter wirft man sie ab.


29. Je schwerer die Last, je mehr drückt sie.

»Die last, so am schwehrsten ist, am meisten wiegt, das ist gewiss.«

Lat.: Scitis, quod gravius praeponderat undique pondus. (Loci comm., 171; Sutor, 184.)


[1797] 30. Jedem ist seine Last schwer.

Frz.: A chacun son fardeau pèse. (Bohn I, 1.)


31. Jeder hat seine Last zu tragen.Reche, I, 10.

Schwed.: Hwar och en måste draga sina byrda. (Törning, 76.)

32. Jeder muss seine Last tragen.

Holl.: Ieder moet zijnen last dragen. (Harrebomée, II, 11.)


33. Kleine Last drückt auf die Länge auch. Reinsberg II, 136.


34. Kleine Lasten muss man mit den Reichen tragen und die Kirschen mit den Armen essen.


35. Nach der Last kommt die Rast.Parömiakon, 2491.


36. Nimb dich keines lasts noch bürden an, die dein krafft nicht tragen kan.Henisch, 560, 66.

»Wer sich mit sachen thut beladen, die jhm zu schwer seind zu ertragen, der wirdt offtmals ein missfang thon zum schaden leyden auch den hon.« (Loci comm.)

Lat.: Qui binos una lepores sectabitur hora, vno quandoque, quandoque carebit utroque. (Loci comm., 36.) – Quod ferre vires non queunt, ne onus subi. (Henisch, 560, 68.)


37. Schwere Last drückt am meisten schwachen Rücken.

Dän.: Det er ondt at bære tung byrde paa svag ryg. (Prov. dan., 98.)


38. Vor die Last, dann die Rast.


39. Was eine Last im Haus, das wirf hinaus.

Holl.: Die ons tot last is, moet het huis uit. (Harrebomée, II, 10.)


40. Wem die Last leicht ist, der trägt nicht schwer.

It.: Assai ben porta, a chi non pesa. (Pazzaglia, 298, 1.)


41. Wer andern zu viel Last auflegt, muss sie zuletzt selber tragen.Altmann VI, 403.


42. Wer die Last tregt, der fühlt, was sie wegt. Petri, II, 692.


43. Wer eine kleine Last trägt, dem wird man bald eine grosse auflegen.

Frz.: Qui porte un fardeau, en portera bientôt cent. (Prov. dan., 52.)


44. Wer eine Last sich selber aufgelegt, ist klug, wenn er sie willig trägt.

Lat.: Sero recusat ferre, qui subiit, jugum. (Philippi, II, 179.)


45. Wer hat die Last, dem gehört die Quast.

Ehre und Vortheil.

Holl.: Die de lasten heeft, moet ook het voordeel hebben. (Harrebomée, II, 10.)

46. Wer vorher seine Last erwägt, sie desto sicherer trägt.Simrock, 6198; Körte, 3700; Braun, I, 2167.

Lat.: Qui sua metitur pondera, ferre potest. (Seybold, 502.)


47. Wie die Last, so der Hebel.


48. Zu schwere Last erdrückt den Esel.

Frz.: La seure somme abat l'asne. (Leroux, I, 90.)


49. Die ganze Last auf sich nehmen.

Jemand die Sorgen abnehmen, sodass er ruhig sein kann.


*50. Die Last zur Bürde legen.Altmann VI, 516.


*51. Eine kleine Last abschütteln und eine grössere aufladen.

Dän.: Daaren skyer en last og falder i en anden. (Prov. dan., 100.)


*52. Einem eine Last aufbürden.

Frz.: Mettre un fardeau sur les épaules de quelqu'un. (Kritzinger, 281a.)


*53. Er hat eine gute Last an seinem Halse hängen.

Eine böse Frau, viele Kinder u.s.w.


*54. Er hat sich eine grosse Last aufgewälzt.

Holl.: Hij neemt een' zwaren last op zijnen hals. (Harrebomée, II, 11.)


*55. Er hot sein' Lascht wie Schimmel's (auch: Kimmel's) Hund. (Frankfurt a.M.) – Tendlau, 631.

Wer mit viel Ungemach zu kämpfen hat.


*56. Unter der Last erliegen.

Frz.: Plier sous la charge. (Kritzinger, 124b.)


*57. Wer soll die Last tragen, wenn jeder sie abwirft.

Span.: Yo duro y vos duro, quien llevará lo mas duro. (Bohn I, 262.)


[Zusätze und Ergänzungen]

58. Die schwersten Lasten legt man auf Esel und nicht auf Menschen, sagte Klaus, als man ihn fragte, warum man hohe Aemter oft denen gebe, welche Weisheit besitzen. Harssdörffer, 1869.


59. Eine Last, die nicht gehalten wird, fällt nieder.


60. Jeder hält seine Last für die schwerste.

Holl.: Ieder meent, dat zijn pak het zwaarste is. (Harrebomée, II, 168a.)


61. Man soll sich keine Last auflegen, die man nicht tragen kann.

Holl.: Niemand moet een pak opnemen, dat hij niet wel kan dragen. (Harrebomée, II, 168a.)


62. Zu schwere Lasten versenken das Schiff, Reichthum, Sorgen und Lüste das Herz.

Lat.: Usum non adjuvant immensae opes, sed opprimunt ut navem ingentia onera. (Sailer, Sprüche, 150, 11.)


*63. Es ist mir eine Last vom Herzen.

Holl.: Dat is een pak van mijn hart. (Harrebomée, II, 167b.)


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 2. Leipzig 1870.
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